Denkmal-Werte-Dialog. Historisch-kritische Analyse und systematisch-praktische Konzeption denkmalpflegerischer Leitwerte

Von
Johannes Warda

Am Beginn ihrer Formierung im frühen 19. Jahrhundert konzentrierte sich die Denkmalpflege auf die Definition von Denkmalen überhaupt und auf die Frage, warum dem Staat hier eine fürsorgliche Rolle zukomme. In der Denkmaldebatte des anbrechenden 20. Jahrhunderts ging es schließlich darum, das Historische am Denkmalwert gesellschaftlich vermittelbar zu begründen und in Konservierungsstrategien zu überführen, die Substanz und historischen Zeugniswert erhielten.

Denkmalpflege vermittelt Vergangenes in die Zukunft, verknüpft Geistes- und Naturwissenschaften und übersetzt Theorie in die Praxis.

Das beginnende 21. Jahrhundert steht ganz im Zeichen einer neuen Lust an der Vergangenheit, die sich vor allem in den zahlreichen Wiederaufbauprojekten spiegelt. Während historische Highlights weitgehend aus dem Baukasten verfügbar sind, treten authentische, bedrohte, „reale“ Denkmale unterhalb der kulturellen Spitzenplätze in den Hintergrund. Es verschwindet, kurz gesagt, das Unspektakuläre am Historischen.

Denkmalpflege wirkt in der Verbindung von Geschichtsschreibung und Bauforschung, Wissenschaft und Handwerk an einer Schlüsselstelle im öffentlichen Diskurs über Geschichte und Erinnerungskultur.

Derweil ist die Gesellschaft einem Prozess tiefgreifender Veränderungen unterworfen. Demographischer Wandel, ökonomische Umbrüche und Migrationsbewegungen sind die Herausforderungen an Städte und Kulturlandschaften. Welchen Wert haben Denkmale innerhalb dieser dynamischen Prozesse?

Das Verbundprojekt lotet Möglichkeiten und Grenzen von Denkmalen als historische Quelle und Kristallisationspunkten eines gewachsenen gesellschaftlichen Selbstverständnisses aus. Es gilt, die Kunsttheorie- und Denkmaldiskurse des 19. und 20. Jahrhunderts neu zu lesen, die Relevanz der klassischen Denkmalwerte für die Gegenwart zu prüfen und in ein zukunftsfähiges Konzept zum Umgang mit Einzeldenkmalen, Ensembles, Städten und Denkmallandschaften zu integrieren. Auf dieser Basis soll der Versuch unternommen werden, die Hintergründe unterschiedlicher Wertepositionen zu beleuchten und eine synthetisierende, praktikable und gesellschaftlich wie wissenschaftlich akzeptable Strategie der Wertevermittlung für die Denkmalpflege zu erarbeiten und in den Teilbereichen des Projekts zu erproben.

Projektpartner und Teilprojekte:
Bauhaus-Universität Weimar
TU Dortmund
TU Dresden
Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle/S.

Sprecher: Hans-Rudolf Meier, Professur Denkmalpflege und Baugeschichte, Bauhaus-Universität Weimar

Gefördert im Rahmen der Förderinitiative „Übersetzungsfunktionen der Geisteswissenschaften“ des BMBF, Teilbereich Vergegenwärtigung/Kulturelles Gedächtnis