Beispiel f. eine digitale Edition hist. Quellen

Beispiel f. eine digitale Edition hist. Quellen

Projektträger
Uni Köln ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.03.1997 -
Von
Sahle, Patrick

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich moechte Sie heute auf ein kleines experimentelles Projekt zur Entwicklung digitaler Editionen hinwiesen:

http://www.uni-koeln.de./~ahz26/edition/index.htm

Es ist hervorgegangen aus einem groesser und langfristiger angelegten Projekt, bei dem eine karolingische Sammelhandschrift (798/805) zur Komputistik (HS83II der Koelner Dom- und Dioezesanbibliothek) auf CD-ROM ediert werden sollte.

Im Mittelpunkt der Edition sollen dabei nicht die einzelnen Texte des Kodex' als jeweils eigenstaendiges geistiges Kulturgut stehen, sondern der Kodex selbst. Dieser besteht als in sich geschlossene Quelle eben nicht nur aus den enthaltenen "Texten", sondern aus ihrer spezifischen Zusammenstellung, aus der Individualitaet der Textfassungen und vor allem auch aus der individuellen materiellen und optischen (Schrift, Illustration, Layout) Form. Auf unsere Grundueberlegungen zum Thema "digitale Edition" moechte ich hier nicht weiter eingehen. Die beiden zentralen Ueberlegungen, die fuer die Gestaltung auch dieser Fassung der Edition massgeblich sind, betreffen einerseits die Mehrstufigkeit von Editionen und andererseits unseren Versuch, eine gleichzeitige Betrachtung verschiedener Editionsebenen zu ermoeglichen. Die traditionellen Editionsschichten "rekonstruierter Urtext", Varianten- und Anmerkungsapparat und ggf. Uebersetzung bilden nach dem oben angedeuteten Grundkonzept nur noch einen Teil jener Informationsebenen, die sich um den Kodex als zentraler Quelle anlagern, um ihn insgesamt zu erschliessen. Diese Ebenen koennen ihrer Reihenfolge nach folgende sein: Optische Wiedergabe der Quelle (in unterschiedlichen Formaten), Transkription der individuellen Textzeugen (ggf. nach unterschiedlichen Transkriptionsrichtlinien), kritische Edition der "Texte" (mit Varianten- und Anmerkungsapparat), Uebersetzungen und schliesslich weitere Sekundaerinformationen (zum Kodex, den Autoren, den Texten, den Illustrationen etc.).

Da die vorhandene Software in Form von CD-ROM-Autorensystemen unseren Vorstellungen in keiner Weise genuegen, eigene Sofwareprogrammierung aber im Rahmen dieses Projektes auch nicht moeglich ist, soll hier nun der Versuch unternommen werden, Moeglichkeiten und Grenzen einer Umsetzung der Edition auf der Basis von HTML und Netscape auszutesten sowie einen kleinen Beitrag zur Diskussion um die Entwicklung technischer, didaktischer und aesthetischer (Layout-)Standards im Bereich geisteswissenschaftlicher digitaler Publikationen zu liefern. (Da es hier eher um Fragen der Technik und der Organisation von Inhalten geht, entschuldige man bitte auch die Duerftigkeit der Inhalte, die gewissermassen nur Platzhalter sind)

Jenseits der oben erwaehnten konzeptionellen Grundannahmen ruecken vier nicht minder grundsaetzliche Fragen in den Vordergrund, die auch an dieses Experiment zu stellen sind:

Ist die Software geeignet, die genannten Vorstellungen zu realisieren?
Die Vorteile von HTML liegen in ihrer leichten Benutzbarkeit, ihrer Plattformunabhaengigkeit und ihrer Flexibilitaet. Mit Netscape steht ein Programm zur Verfuegung, dass - wie HTML - nicht nur starke Weiterentwicklungen erwarten laesst, sondern zusaetzlich die Vorteile aufweist, weit verbreitet und sehr leicht zu bedienen zu sein. Ausserdem bietet eine Edition auf der Basis von HTML/Netscape die Moeglichkeit, als (CD-ROM)-off-line-System mit on-line-Komponenten des Internet verbunden werden zu koennen und leicht durch weitere interne Komponenten erweitert zu werden (Verbindung mit Datenbankfunktionen ueber cgi-scripte, hypertextuelle Indices, etc). Relativ einfach gestaltet sich auch die Weiterverarbeitung der Inhalte: Bilder sind leicht herauszuziehen, ASCII-Files oder andere Formate problemlos aus HTML zu generieren. Suchfunktionen ueber einzelne Seiten sind in Netscape bereits enthalten, ueber groessere Bereiche lassen sich leicht Indices erstellen. HTML ist zwar selbst keine Programmiersprache - mit JAVA-Script steht aber eine zur Verfuegung, mit der sich spezielle Anforderungen programmieren liessen. Im vorliegenden Fall waere z.B. zu ueberlegen, ob man nicht die Menues im linken Teil des Bildschirms grundsaetzlich durch einfache Leisten mit Pull-Down-Menues ersetzen koennte, um Platz auf dem Bildschirm zu sparen, ohne an Uebersichtlichkeit zu verlieren.

Wie steht es um die sog. "kognitive Plausibilitaet"?
Zuweilen findet sich die These, dass das menschliche Denken und damit auch die menschliche Informationsaufnahme nicht grundsaetzlich "linear" organisiert ist, wie z.B. das traditionelle gedruckte Informationsmedium Buch, sondern eher einem Hypertextsystem aehnelt. Kommt die vorliegende Editionsform den (u.U. erst noch wieder freizulegenden) natuerlichen Informationsstrategien potentieller Benutzer entgegen? Stimmen die Auswahl der Inhalte, ihre Praesentation und innere Vernetzung mit den Erwartungen und Beduerfnissen der "Leser" ueberein?

Ist durch die Menuesteuerung und die innere Vernetzung ein einfacher Zugang der Benutzer zu den Inhalten der Ediion gewaehrleistet? Behaelt der Benutzer trotz der Fuelle unterschiedlicher Informationen und der Vielfalt der Zugaenge noch einen Ueberblick ueber die angebotenen Moeglichkeiten? Wo sind Verbesserungen in der Benutzerfuehrung, z.B. durch andere/mehr Buttons oder farbliche Strukturierung moeglich?

Unterstuetzen oder behindern Layout und aesthetische Gestaltung die Informationsvermittlung und Bentzerfuehrung?
HTML bietet zwar viele Freiheiten in der Gestaltung des Layouts, erschwert aber auch viele Dinge, wie z.B. den einfachen Blocksatz. Ist trotz des Verlustes gewohnter Layout-Elemente (die ein Preis fuer die Plattformunabhaengigkeit sind) noch eine zufriedenstellende Gestaltung moeglich, die eine moeglichst reibungsfreie Rezeption der Inhalte gewaehrleistet? Was waere zu verbessern?
Jede Form von Reaktion, besonders aber Kritik, Anmerkungen und Anregungen, kann der Entwicklung des Projektes nur foerderlich sein und ist deshalb ausdruecklich erbeten. Wenn dem nicht widersprochen wird, sollen die Reaktionen innerhalb der Internet-Demo-Version abgelegt werden um eine allgemeine Diskussion zu ermoeglichen.

Wegen der Menge und Groesse der Dateien ist eine reine on-line-Betrachtung der Edition nicht sinnvoll. Ich stelle deshalb eine gepackte Version zum "downloaden zur Verfuegung" (die natuerlich nicht immer auf dem neuesten Stand sein wird und auch nicht die Bilder der Seiten in der hoechsten Aufloesung enthaelt). Zur Zeit kaempfe ich dabei allerdings noch mit kleineren technischen Schwiergkeiten. Vorlaeufig kann ich nur einen "etwas verwinkelten" Weg zum downloaden anbieten, der darauf basiert, dass Netscape beim anwaehlen von exe-dateien sofort ein Download-Menue anbietet. Also:

Adresse anwaehlen:
http://www.uni-koeln.de/~ahz26/gepackt/arj/edit.exe
und bei "save as" als Name angeben: "edition.arj" (Wichtig!)
Das gleiche viermal wiederholen bei
edit1.exe (speichern als edition.a01),
edit2.exe (als edition.a02),
edit3.exe (als edition.a03) und
edit4.exe (als edition.a04) und schliesslich bei
arj.exe (als arj.exe)

nachdem die insgesamt sechs Dateien in einem Verzeichnis beisammen sind muss nur noch arj.exe ausgefuehrt werden, mit dem Befehl "arj x edition", bzw. mit "arj x edition.a01" etc. Die Frage, ob die Dateien angehaengt werden sollen bitte immer mit Y(es) beantworten. Falls irgendetwas nicht klappt, bitte ich um Rueckmeldung. Ich bemuehe mich ausserdem weiter um eine einfachere (und Plattformunabhaengige) Form des download.

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