Gründung eines Netzwerks jüngerer Katastrophenforscherinnen und Katastrophenforscher

Gründung eines Netzwerks jüngerer Katastrophenforscherinnen und Katastrophenforscher

Projektträger
Katastrophenforschungsstelle Kiel ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Kiel/Passau
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.12.2005 -
Von
Martin Voss

Aufruf zur Gründung eines Netzwerks jüngerer Katastrophenforscherinnen und Katastrophenforscher

Die Ökologiebewegung der 80er Jahre mobilisierte breite Teile der Bevölkerung, die ihren Protest insbes. gegen den Umgang mit natürlichen Ressourcen auf die Straße trugen. Getragen von dieser Bewegung intensivierte sich die Umweltforschung. Über 20 Jahre später findet sich kaum mehr ein Forschungsprogramm, in dem nicht „Nachhaltigkeit“ erforscht oder gefordert wird. Unabhängig von der Frage, ob dies uneingeschränkt als Erfolg bewertet werden kann, steht hinter dieser Formel doch ein breiter Wandel des Umweltbewusstseins.

Obwohl die breite Bewegung der 80er Jahre verklungen ist, haben die drängenden Probleme, die damals den Anlass gaben, keinesfalls an Dringlichkeit eingebüßt. Ganz im Gegenteil, vielmehr erscheint die damalige Fokussierung auf die negative Wirkung menschlichen Han­delns auf eine als den Menschen unmittelbar und zeitnah umgebend gedachte „Natur“, heute gleichsam naiv. Infolge der seit einigen Jahren massenmedial kommunizierten These vom Klimawandel wurden immer mehr komplexe und vermeintlich „natürliche“ Phänomene als durch den Menschen beeinflusst oder verursacht wahrgenommen. Brachte noch in den 90er Jahren der Topos von der „Risikogesellschaft“ die einsetzenden Zweifel an die Beherrsch­bar­keit der menschlichen Um­welt zum Ausdruck, ist es heute im Angesicht der Erfahrung der funda­men­talen Fragilität der Entwicklung menschlicher Gesell­schaften trotz und sogar wegen ihrer welt­umge­staltenden Technik die demgegenüber radi­kalisierte Formel vom Nichtwissen, dem „grundsätzlich-einer-grundsätzlich-unbestimmten-Gefahr-ausgesetzt-sein“.

Mit der Vernetzung jüngerer Katastrophenforscherinnen und Katastrophenforscher soll eine Plattform zur engagierten Diskussion der komplexen Probleme und Fragen rund um das Thema der Katastrophe entstehen, wie es sie im deutschsprachigen Raum bislang nicht gibt. Das Netzwerk ist trans- und interdisziplinär angelegt (siehe unten); allerdings wird ein besonderes Gewicht auf die verstärkte Integration der sozialwissenschaftlichen Perspektive in den Katastrophendiskurs gelegt.

Bei Interesse an den Netzwerkaktivitäten bitte eine Mail (ohne Betreff und ohne Text) senden an die Adresse katnet-subscribe@yahoogroups.de oder für Rückfragen jeglicher Art eine Textnachricht an mail@martinvoss.de oder mariowilhelm@gmx.net. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Netzwerkes unter http://www.katastrophennetz.de.

Auf großes Interesse und aktive Mitarbeit freuen sich die Erstunterzeichner:

Martin Voss (Hamburg/Kiel), Mario Wilhelm (Passau), Christian Kuhlicke (Leipzig), Henning Kruse (Berlin), Eda Struck (Passau), Alexander Jaeger (Stuttgart) Mara Dehmer (Passau), Cordula Dittmer (Marburg), Philipp Baumgartner (Passau), Sylvia Kruse (Berlin), Ulf Tranow (Düsseldorf), Irina Vogelsang (Passau), Matthias Kötter (Kiel), Melanie Reddig (Düsseldorf), Detlev Lorenzen (Karlsruhe), Lena Bloemertz (Bayreuth) , Stephan Lorenz (Jena), Marcel Giess (Passau), Jascha Derr (Bayreuth)

Profil des Netzwerkes

· an wen wendet sich das Netzwerk?

- Sozial-, Wirtschafts- und NaturwissenschaftlerInnen, aber auch an PraktikerInnen, Institutionen usw., (also interdisziplinär ausgerichtet, bspw. Soziologie, Kulturwissenschaften, Politologie, Ethnologie, Umweltwissenschaften, Geographie, Seismologie, Hydrologie Meteorologie, Klimatologie, Geowissenschaften, Finanzwissenschaften usw.)

- grundsätzlich international ausgerichtet (besonderes Interesse besteht an der Vernetzung des deutschsprachigen Raumes in Ergänzung zu und ggf. Kooperation mit bestehenden englischsprachigen Netzwerken)

· welche Ziele verbinden wir damit?

- Förderung der Vernetzung bzw. des Austauschs untereinander und/oder mit externen Einrichtungen und Institutionen
- Förderung der Interdisziplinarität
Diskussionsforum für semantische und methodische Probleme
- Aufbereitung des Forschungsbedarfs von Seiten der Wissenschaft und der Praxis
- Dialog über Begriffe (Sammlung / Struktur / Definitionen), Methoden und Verfahren
- Interne Kommunikation und Information
- Findung einer gemeinsamen Terminologie, sprich: Was verstehen wir aus unterschiedlichen Blickwinkeln unter einer Katastrophe? Was sollte man darunter verstehen, was nicht? Wie grenzt man andere Begriffe ab (bspw. Risiken)?
- Kontaktstelle für Auftragsstudien

ggf.:

- Durchführung eigener "praktischer" oder wissenschaftlicher Projekte
- Veranstaltungen, inner- und interdisziplinäre Forschungsprojekte, Publikationen, andere Netzwerke, WWW-Links, etc.
- "Öffentlichkeitsarbeit" (Presse, Newsletter, andere Institutionen und Organisationen kontaktieren usw.)
- Analyse von Risiken und Katastrophengefahren in ihrer räumlichen und zeitlichen Variabilität
- Praktikum- und Jobbörse
- `Living Documents` (Paper an dem man sich orientiert und an dem ständig weitergebastelt wird) und Diskussion von ´baseline studies´ (also laufender Forschungsprojekte der Listenmitglieder)

Sprache: Zunächst deutsch, später englisch und deutsch

"Kick-off" Veranstaltung:

Im Mai findet in Passau eine Veranstaltung statt (Tagung der Sektion Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie zum Thema "Gesellschaftliche Effekte von Katastrophen und gesellschaftlichen Zusammenbrüchen"). Diese Veranstaltung könnte ggf. für einen Initiationsworkshop genutzt werden.

Redaktion
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Land Veranstaltung
Projektsprache(n)
Deutsch
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