Potsdamer Studien zur Frauen und Geschlechterforschung 6 (2002), 1

Titel der Ausgabe 
Potsdamer Studien zur Frauen und Geschlechterforschung 6 (2002), 1
Weiterer Titel 
Transformationen: Wissen - Mensch - Geschlecht

Erschienen
Erscheint 
jährlich
Anzahl Seiten
176 S.
Preis
€ 6,50

 

Kontakt

Institution
Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung
Land
Deutschland
c/o
Universität Potsdam Professur für Frauenforschung Postfach 900327 14439 Potsdam Telefon: 0331-97733-90
Von
Esders, Karin

Die aktuelle Ausgabe der Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung versammelt elf Aufsätze, die im Rahmen des Lehr- und Forschungsprojektes Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht entstanden sind. Angeregt wurde dieses Projekt durch die vielerorts artikulierte Sorge um die Zukunft des Menschen. Gentechnologisch generalüberholt und chirurgisch re-designed, ökonomisch und sozial flexibilisiert, informationsgesättigt und medial vollverbunden scheint der Mensch bisherige Grenzziehungen zu überschreiten und sich auf ein bedrohliches Terrain vollkommener Gestaltbarkeit und beispielloser Verfügbarkeit zu begeben. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob wir in der Tat von Veränderungen in der Verfasstheit »des« Menschen sprechen können, die eine radikale Transformation der Bedingungen »seines« und »ihres« Seins anzeigen.
Zentraler Bezugspunkt aller Texte ist die Untersuchung der geschlechtlichen und vergeschlechtlichenden Konstruktionen in den aktuellen Diskursen dieser Umbrüche. Geschlecht wird als wissens- und wirklichkeitskonstituierender Modus verstanden, der in jedwede Transformationsprozesse eingeschrieben ist. Inwieweit werden hierbei Grenzziehungen und Hierarchien aufgebrochen und stabilisiert? Wie wird in den Natur- und Technikwissenschaften die Kategorie Geschlecht eingesetzt oder zum Verstummen gebracht? Angesichts neuer Tendenzen des biologischen Determinismus zielt das Projekt auf kritische Interventionen in die Naturwissenschaften und eröffnet somit neue Felder feministischer Forschung, die darauf zielt, die akademische und politische Wirkmacht der Kategorie Geschlecht zu steigern. So werden an der Schnittstelle von Wissenschafts- und Medienforschung, Sozial- und Kulturwissenschaften, Informatik und Geschlechterstudien möglichst vielfältige Blickachsen entwickelt und dabei disziplinäre Grenzen und fachspezifische Gegenstandskonstitutionen neu verhandelt. Denn die drei wegweisenden Transformationen – die wirtschaftlichen, medientechnologischen und gentechnischen Transformationen – können nicht länger isoliert betrachtet werden. Sie verstärken und beschleunigen sich gegenseitig und führen regressive als auch konstruktive wissenschafts- und gesellschaftspolitische Strukturen mit sich. Der transdisziplinäre Ansatz dieses Heftes will eine kaleidoskopische Perspektive eröffnen, die nicht Universalität und Widerspruchsfreiheit zelebriert, sondern die jeweiligen theoretischen, politischen und disziplinären Standpunkte zu neuen Bildern zusammenfügt, um so alte Bilder dekonstruieren zu können.

Inhaltsverzeichnis

Aus dem Inhalt:
Karin Esders, Dorothea Dornhof: Editorial
Gerburg Treusch-Dieter: Der Paradigmenwechsel zwischen Geschlecht und Gehirn im Übergang von der Fort- zur Transpflanzung
Bettina Bock von Wülfingen: Homogene Zeugung – Beschreibung eines Paradigmenwechsels in der Repromedizin
Sabine Heel und Claudia Wendel: Die Transformation des Subjekts im neurowissenschaftlichen Diskurs
Susanne Lettow: Der »Mensch«, seine »Natur« und die Geschlechterverhältnisse. Philosophisch-anthropologische Erzählungen der Biotechnologie
Ulrike Bergermann: Die Kunst der Verwandtschaft und die Küche der Repräsentation. Zur Geschichte wissenschaftlicher Modelltiere
Dorothea Dornhof: Jenseits von Natur und Kultur? Wissenskulturen im historischen Wandel
Ute Frietsch und Stefanie Wenner: Matrix. Entstehung und Beginn des Lebens
Sarah Sexton: Ethics or Economic? Public Health or Private Wealth?
Heike Kahlert: Die soziologische Erzählung der »Zweiten Moderne«. Skizzen zu einem aktuellen Versuch, das »Neue« zu denken
Ulrike Klöppel: »Störfall« Hermaphroditismus und Trans-Formationen der Kategorie »Geschlecht«. Überlegungen zur Analyse der medizinischen Diskussionen über Hermaphroditismus um 1900
Tanja Paulitz: Vernetzte Differenzen. Heterogenität als Bedingung und Basis virtueller Bündnisse von Frauen im Kontext globaler Transformationen

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