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Geschichte allgemein

H. Osterer u.a.: Adrian Frutiger – Schriften

 

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Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 2, 2011, S. 52-53.
Autor(en):;
Titel:Adrian Frutiger – Schriften. Das Gesamtwerk
Ort:Basel
Verlag:Birkhäuser Verlag
Jahr:
ISBN:3-7643-8576-6
Umfang/Preis:460 S.

Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Arne Scheuermann, Universitaet Wuppertal
E-Mail: <arnescheuermannweb.de>

Ob die Schrifttype Univers im FedEx-Logo, die Frutiger auf der Schweizer Autobahn-Beschilderung oder die maschinenlesbare OCR-B unter dem Barcode eines Preisschilds: Die Schriften des 1928 in Unterseen bei Interlaken geborenen Typografen Adrian Frutiger sind seit vielen Jahrzehnten auf der ganzen Welt allgegenwärtig. Der heute in Bern wohnende und immer noch aktive Schriftgestalter kann zu Recht als «lebende Legende» in der Welt des Grafik-Designs bezeichnet werden. Und so ist es auch nur angemessen, dass die 2009 erschienene Monografie in Form, Umfang und Ausstattung als ein echter Prachtband daherkommt. Auf über 400 grossformatigen Seiten präsentieren die Herausgeber einen ebenso lesbaren wie bildstarken Überblick über Frutigers Werk.

Das Buch stellt seine Schriftentwürfe im Wesentlichen chronologisch und in seinen eigenen Worten vor. Jede Schrift wird anhand von Entwürfen und technischen Umsetzungen vorgestellt und mit Abbildungen von Anwendungsbeispielen sowie durch die Gegenüberstellung mit vergleichbaren anderen Schriften bereichert, sodass der unterschiedliche Charakter der Schriften Frutigers unmittelbar einsichtig wird. Dabei wird der Konzeption, Entstehung und Nutzung der oben genannten weltweit eingesetzten Schriftklassiker ebenso Platz eingeräumt wie anderen ambitionierten Projekten Frutigers – etwa der Type Herculanum, die sich Handschriften aus der Zeit vor Erfindung des Buchdrucks zum Ausgangspunkt nimmt und typografisch weiterentwickelt. In diese editorische Dramaturgie verwoben sind einzelne Einschübe zu Stichworten der Schriftherstellung. So wird die Monografie auch für den interessierten Laien zu einem informativen Lesebuch zur Typografie, ihrer Geschichte und ihren technischen Kontexten. Das Leben und Wirken Adrian Frutigers kann zudem durch dieses editorische Prinzip in einen weiteren Zusammenhang der Schriftgeschichte einerseits und der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts andererseits in Beziehung gesetzt werden.

Selten konnte man im deutschsprachigen Buchmarkt eine so verständliche Einführung in die Typografie finden – und kaum erlaubte ein Buch bisher einen derart vertieften Blick hinter die Kulissen der Schriftgestaltung wie diese Monografie. Es ist sicherlich kein Zufall, dass beides ausgerechnet am Lebenswerk eines – wenn nicht des – Vertreters der weltweit bekannten Schweizer Typografie möglich wird.

Zitierweise Arne Scheuermann: Rezension zu: Osterer, Heidrun / Stamm, Philipp: Adrian Frutiger – Schriften. Das Gesamtwerk. Basel, Boston, Berlin, Birkhäuser, 2008. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 2, 2011, S. 52-53. <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/infoclio/id=18797>
 
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