A. Bähler: Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert

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Titel
Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Stadtentwicklung, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur


Autor(en)
Bähler, Anna; Barth, Roberth; Bühler, Susanna; Erne, Emil; Lüthi,Christian
Erschienen
Bern 2003: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
417 S.
Preis
€ 41,80
von
Lucienne Hubler

1798 beschränkte sich das Stadtgebiet Berns noch auf den Raum in der Aareschlaufe; die Heiliggeistkirche und das Burgerspital markierten die westliche Grenze. In den 1830er-Jahren wurden die Schanzen abgebrochen, die Gräben zugeschüttet und einige Gebäude errichtet. Aber erst der Bau des Bahnhofes 1857 gab den Anstoss zur Stadtentwicklung: In den 1860er-Jahren entstanden die Arbeiterquartiere Lorraine und Länggasse und Ende des 19. Jahrhunderts das elegante Kirchenfeldquartier sowie neue Hochbrücken. Die Expansion setzte sich bis weit ins 20. Jahrhundert fort, und die Berner Agglomeration reicht heute weit über die Gemeindegrenzen gegen Ostermundigen, Muri und Köniz hinaus. Fünf Autorinnen und Autoren präsentieren in einem schönen und umfangreichen Band diese Geschichte, die in den Karten von 1854 und 1998 auf den Vorsatzblättern komprimiert sichtbar wird.

Anna Bähler interessiert sich ausser für die Stadtentwicklung für den Wohnungsbau und die Sanierung von Elendsquartieren, die Versorgungsnetze (Wasser, Gas, Strom) und die Verkehrsplanung. Christian Lüthi gibt einen Überblick über die bernische Wirtschaft, das traditionelle Handwerk, Fabriken (bekannte Namen wie Wander und unbekannte wie Swan Unterwäsche) und Dienstleistungen. Emil Erne erinnert an die politischen Kämpfe und an die Veränderungen, die von der Abtrennung von Stadt und Kanton 1803 zu den Wahlen von 1993 führen. Damals gelangten vier Frauen in die Stadtregierung, in der sie die Mehrheit übernahmen. Robert Barth beschreibt die kulturelle Vielfalt und betont die Pionierrolle Berns im Sport. Anna Bähler und Christian Lüthi verfassten zusammen das wichtige Kapitel zur Gesellschaft. Susanna Bühler behandelt die Bundesstadt und deren internationale Rolle. Den Schluss machen Robert Barth und Christian Lüthi mit dem Kapitel «Regierungssitz, aber nicht Hauptstadt». Diese sieben Kapitel sind ergänzt durch sehr umfangreiche und wertvolle Anhänge: Bevölkerungszahlen, Daten zum politischen System, Wahlergebnisse, Mitglieder der Exekutive, Chronologie, Historiografie, Bibliografie (S. 371–400) sowie Register der Namen, Orte und Sachbegriffe.

Der Band ist auch ausführlich illustriert: Plakate, Postkarten, Druckgrafi ken und Fotografien lassen die Leser den Schweinemarkt auf dem Waisenhausplatz (abgehalten bis 1967) oder die Tanztage entdecken. Die Seiten 86 und 87 scheinen mir besonders anschaulich, wenn man sich für die Wirtschaft und den Lebensstil der letzten 50 Jahre interessiert: Zwei Karten zählen 1950 und 2000 die Lebensmittelgeschäfte im Nordquartier der Stadt auf. Sechs Filialen von Grossverteilern und einige Spezialgeschäfte haben im Quartier den Platz von Dutzenden Milchläden, Metzgereien, Bäckereien und weiteren Lebensmittelgeschäften übernommen. Es würde sich lohnen, diese Arbeit in anderen Orten zu wiederholen. Die Veränderungen springen wirklich ins Auge dank dieser verdienstvollen Arbeit. Aber auch andere Illustrationen sind sehr bereichernd, und die detaillierten Bildlegenden erlauben auch Nicht-Eingeweihten, die zentralen Punkte zu erkennen.

Das Werk steht unter dem Patronat verschiedener Kulturinstitutionen (Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, Stadtarchiv, Historischer Verein des Kantons Bern) und wurde finanziell von der Stadt sowie zahlreichen Firmen und Vereinen unterstützt. Der Band ist eine Ehre für diese Trägerschaft und es ist zu wünschen, dass auch andere Schweizer Städte dem Berner Beispiel folgen werden.

Diese Besprechung erschien zuerst auf Französisch in der «Revue historique vaudoise», 112 (2004), 223.

Zitierweise:
Lucienne Hubler: Rezension zu: Bähler, Anna et al.: Bern – die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Stadtentwicklung, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur, Bern, Stämpfli, 2003, 417 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 68, Nr. 3, Bern 2006, S. 167f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 68, Nr. 3, Bern 2006, S. 167f.

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