Ch. Küchli: Wald und gesellschaftlicher Wandel

Titel
Wald und gesellschaftlicher Wandel. Erfahrungen aus den Schweizer Alpen und aus Bergregionen in Ländern des Südens


Autor(en)
Küchli, Christian; Stuber, Martin
Erschienen
Bern 2001: DEZA. Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Walter Thut

Die Geschichte des Waldes in der Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte. In den Zeiten des Liberalismus Mitte des 19. Jahrhunderts war er in Gefahr durch Übernutzung. Angeregt durch verantwortungsbewusste Fachleute wurde er vor 125 Jahren durch den Bund unter Schutz der Allgemeinheit gestellt und hat sich bis heute auf 160 Prozent des Umfangs von 1862 vergrössert. Es ist darum nahe liegend, das Beispiel Schweiz gründlicher zu analysieren und zu überlegen, ob die hier gemachten Erfahrungen des 19. und 20. Jahrhunderts nicht vielleicht in anderen Gebieten der Erde, wo der Wald heute ähnlichen Gefahren ausgesetzt ist wie bei uns Mitte des 19. Jahrhunderts, helfen könnten, Probleme um die Waldnutzung zu verstehen und zu lösen.

Beim genaueren Betrachten stellt man tatsächlich fest, dass sich Konfliktmuster, Ansprüche und Nutzungsmethoden im Bereich des Waldes in der ganzen Welt ähneln. Deshalb ist der Gedanke, aus der Geschichte zu lernen, vielleicht nicht so abwegig. Könnte die historische Situation im Norden (hier das Beispiel des Kantons Bern) mit Einschränkungen dazu dienen, die aktuelle, Menschen und Natur bedrohende Situation im Süden besser zu meistern? Die Autoren rollen die Geschichte des Berner Waldes facettenreich und mit viel Bildmaterial ergänzt auf und stellen sie in Bildpaaren den aktuellen Verhältnissen in der Dritten Welt gegenüber, wo heute noch die Hälfte des Waldes steht. Besonders das Himalaya-Gebiet dient dabei als Referenzraum für Vergleiche. Die politischen und administrativen Weichenstellungen sowie die technischen Massnahmen, die beispielsweise der Staat Bern im 18., 19. und 20. Jahrhundert an die Hand nahm, könnten vielleicht die Situation in Nepal und anderswo verbessern, obwohl natürlich klar ist, dass die Vergangenheit im Alpenraum nicht die Zukunft für andere Länder sein kann.

Die Forstgeschichte Berns und der Schweiz ist ein faszinierender Spiegel der Gesellschaft im Solar-, Kohle- und Erdölzeitalter mit dem scheinbaren Happy End für den Wald. Die zwischenzeitlich verloren gegangene Nachhaltigkeit, heute multifunktional verstanden, scheint im Moment gesichert. Dazu brauchte es aber Zeit, von der Bevölkerung akzeptierte gesetzliche Grundlagen, die Überwindung lokaler Widerstände, die Anerkennung der Forstpolizei als Berater und nicht als Gegner sowie Alternativen zum Holz als Brenn- und Baustoff. Schweizerinnen und Schweizer verfügen seit 50 Jahren über solche Materialien und verzichten darum gerne aus Gründen der Kosten und der Bequemlicheit auf Holz, auch wenn diese Alternativen ökologisch nicht sinnvoll sind. In diesem Punkt ist unsere Geschichte für den Süden sicher nicht nachahmenswert.

Die CD-ROM zeigt auch diese Aspekte und nicht nur die rühmlichen Seiten in
kurzen, vertiefenden Kapiteln zur Forstgeschichte des 18. Jahrhunderts bis heute. Sie umfasst 25 Kapitel zur Solarenergiegesellschaft bis 1850, 15 Kapitel zur Kohlegesellschaft 1850–1950, acht Kapitel zur Erdölgesellschaft nach 1950 und drei Kapitel zur Gesellschaft mit erneuerbaren Energien und verhilft so zu differenzierter Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Publikation ist im Auftrag der DEZA zuerst in englischer Sprache für eine UNO-Konferenz für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2000 entstanden. Zum 125-Jahr-Jubiläum des Eidgenössischen Forstpolizeigesetzes ist die CDROM auch in einer deutsch- und einer französischsprachigen Ausgabe erschienen, die gratis beim BUWAL bezogen werden kann.

Zitierweise:
Walter Thut: Rezension zu: Küchli, Christian; Stuber, Martin: Wald und gesellschaftlicher Wandel. Erfahrungen aus den Schweizer Alpen und aus Bergregionen in Ländern des Südens, Bern, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL, 2001, CD-ROM mit rund 600 Bildern, Text und Ton. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 4, Bern 2002, S. 212f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 4, Bern 2002, S. 212f.

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