Franz Peter König

: Im Galopp durchs Kaiserreich. Das bewegte Leben des Franz Peter König (1594–1647). Baden 2006 : hier + jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, ISBN 978-3-03919-030-0 296 S.

: Franz Peter König, ein Schweizer im Dreissigjährigen Krieg: Quellen. . Fribourg 2006 : Société d’histoire du canton de Fribourg, ISBN 9782970054801 627 S.

Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Rudolf Bolzern

Der Ertrag der intensiven Beschäftigung mit dem Freiburger Söldnerführer und Patrizier Franz Peter König, Sohn des Notars Jean Rey, hat sich in dreifacher Form manifestiert: in einer vor einem Jahr im Museum für Kunst und Geschichte von Freiburg gezeigten Ausstellung, einer Monographie und einem Quellenband. Von den beiden Publikationen soll hier die Rede sein. V. Villiger, J. Steinauer und D. Bitterli haben das ereignisreiche Leben Königs (1594–1647) nachgezeichnet, jeder von ihnen war für die Beschreibung eines längeren Lebensabschnitts verantwortlich, der Reihe nach V. Villiger für die militärischen Lehr- und Wanderjahre des Protagonisten, D. Bitterli für die Jahre des erfolgreich betriebenen Kriegshandwerks im Dienst des Kaisers und J. Steinauer die restlichen, vorwiegend in Freiburg verbrachten patrizischen Jahre, die 1645 von der Wahl Königs zum Schultheiss gekrönt wurden, zwei Jahre vor seinem Tod. Diese Abfolge von drei klar in der Autorschaft definierten Teilen beeinträchtigt in keiner Weise die allgemein verständliche, für ein grösseres interessiertes Publikum bestimmte, fesselnde Darstellung der Vita Königs. So gross dessen Aktionsradius als Söldnerführer war, bis nach Mariz in Mähren reichend, so beträchlich war in späteren Jahren auch sein neuadeliges Selbstbewusstsein, das ihn auf diplomatisch-politischen Missionen zu Audienzen bei Kardinal Mazarin in Paris und beim Statthalter des Königs von Spanien in Brüssel antrieb.

Nachdem die schillernde Gestalt von Jörg Jenatsch (1596–1639) aufgrund der Forschungsarbeiten von Alexander Pfister und die nicht minder imponierende Persönlichkeit von Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (1597–1661) im Gefolge der Veröffentlichungen neueren Datums von Anselm Zurfluh geschichtswissenschaftlich gründlich ausgeleuchtet worden sind, tritt mit der besprochenen Monographie nun ein weiterer zeitgenössischer, bedeutender Militärunternehmer aus der Schweiz ins Rampenlicht. Es liegt nahe, Vergleiche anzustellen, insbesondere zwischen König und Jenatsch, die im ausgehenden 16. Jahrhundert geboren wurden und vor allem im Dreissigjährigen Krieg ihre Tätigkeit als Söldnerführer ausübten. Beiden, obwohl nichtadeliger Herkunft, glückte eine aussergewöhnliche militärische Laufbahn, welche im Jahrzehnt zwischen 1620 und 1630, wie von Fritz Redlich festgestellt, vom sprunghaften Wachstum der Armeen entscheidend begünstigt wurde. Beide waren Militärunternehmer, die nach einem besseren Status in der feudalen Gesellschaftsordnung strebten, wenn sie sich auch in gegensätzlichen Lagern bewegten, König im österreichisch-habsburgischen und Jenatsch bis zu seiner Konversion 1635 im französisch-venezianischen. Nirgends ist eine Begegnung zwischen ihnen aktenmässig belegt.

Von Konflikten geprägt ist das Verhältnis Königs zum Urner Oberstleutnant Zwyer, der als Rivale des Freiburgers in Erscheinung tritt und diesen ab 1634 an Einfluss am kaiserlichen Hof in Wien überflügelt. Aus der Präsentation der Verwicklungen Königs ins Zeitgeschehen des Dreissigjährigen Kriegs geht klar hervor, wie stark sein Agieren vom eingeengten Spielraum der Aussenpolitik Freiburgs gehemmt wurde: fest verankert im eidgenössisch-katholischen Block, unterhielt es rege Beziehungen mit den österreichischen und spanischen Habsburgern, war aber traditionell und aufgrund beträchtlicher wirtschaftlicher Interessen (Solddienst) ebenfalls mit dem erstarkenden, expansiven Frankreich eng verbunden. Die anschaulich formulierte und attraktiv gestaltete Studie der Historikergruppe um Verena Villiger speist sich reichlich aus einem breit gesammelten Quellenkorpus, in den Anmerkungen wird auf eine Vielzahl von Briefen und Protokollen verwiesen. Hier fügt es sich glücklich, dass im Kontext der König gewidmeten Zusammenarbeit zwischen dem Museum für Kunst und Geschichte und der Société d’histoire du canton de Fribourg unter der Leitung von Daniel Bitterli ein reichhaltiger Quellenband erarbeitet worden ist, der über 700 Dokumente enthält. Diese werden in Form einleitender Regesten und meistens unter Wiedergabe des vollständig transkribierten Textes präsentiert. Aufgefunden wurden die Quellentexte in den Archiven von Freiburg, Lindau, Luzern, Wien, Prag, Mailand und weiteren Orten. Hervorzuheben ist die sprachliche Diversität der Dokumente, mit Deutsch als dominierender Korrespondenzsprache. Der auch unter dem Namen François-Pierre Rey oder Petrus Rex aktenkundig gewordene Franz Peter König war neben seiner französischen Muttersprache zusätzlich des Deutschen und des Italienischen mächtig, verfügte über gute Kenntnisse des Lateins und wohl auch des Spanischen, schliesslich über rudimentäre Kenntnisse slawischer Sprachen. Die grösste Quellendichte ist für die Jahre zu konstatieren, in denen König als Gouverneur von Lindau (1631–34) fungierte, den für ihn herausforderndsten und gefährlichsten Lebensjahren.

Wer immer sich mit den erwähnten oder weiteren Facetten dieses Mannes und der Zeit, in der er sich bewegte, vertraut machen will, wird mit grossem Gewinn nach diesem Band mit seinem umfangreichen Quellenmaterial, erschlossen durch Orts- und Personenregister, greifen.

Zitierweise:
Rudolf Bolzern: Rezension zu: Verena Villiger, Jean Steinauer, Daniel Bitterli: Im Galopp durchs Kaiserreich. Das bewegte Leben des Franz Peter König 1594–1647. Baden, hier + jetzt Verlag, 2006.
Edition française: Les chevauchées du colonel Koenig. Un aventurier dans l’Europe en guerre 1594–1647. Fribourg, éditions faim de siècle, 2006.
Daniel Bitterli, Manuel Bigler, François Guex: Franz Peter König, ein Schweizer im Dreissigjährigen Krieg: Quellen. Fribourg, Société d’histoire du canton de Fribourg, Nouvelle série Vol. 1, 2006.
Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 57 Nr. 4, 2007, S. 477-478.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 57 Nr. 4, 2007, S. 477-478.

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