1 / 425 Rezensionenvorwärts >

Neueste Geschichte

H. Lindt-Loosli: Von der «Hülfsarbeiterin» zur Pfarrerin

 

Externe Angebote zu diesem Beitrag

Informationen zu diesem Beitrag

Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 128f. <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/infoclio/id=14125>
Autor(en):
Titel:Von der «Hülfsarbeiterin» zur Pfarrerin. Die bernischen Theologinnen auf dem steinigen Weg zur beruflichen Gleichberechtigung
Reihe:(Schriftenreihe des Synodalrates, H. 18)
Ort:Bern
Verlag:Haupt Verlag
Jahr:
ISBN:978-3258061917
Umfang/Preis:184 S.; € 14,90

Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Bähler
E-Mail: <->

Die Geschichte der Berufsbildung der bernischen Frauen ist um einen Puzzleteil ergänzt worden. Die Theologin und langjährige bernische Synodalrätin Hanni Lindt-Loosli hat die Entwicklung der Berner Theologinnen von der Pfarrhelferin zur Pfarrerin, die in allen Belangen ihren männlichen Kollegen gleichgestellt ist, für den Zeitraum von 1917 bis 1965 detailliert aufgearbeitet. Dabei stützt sie sich auf Aktenbestände verschiedener Archive, so zum Beispiel der Gosteli-Stiftung, auf Artikel verschiedener Zeitungen und Zeitschriften sowie auf einige andere Quellen. Eine weitere wichtige Grundlage ihrer Untersuchung ist ein Fragebogen, welchen sie den noch lebenden theologischen Pionierinnen vorgelegt hat. Damit versucht sie, Herkunft, Motivation, Studienverlauf und Berufslaufbahn dieser Frauen zu erfassen. Zudem hat die Autorin viele von ihnen selber gekannt, ja, sie ist selbst Teil dieser Geschichte.

Im ersten Teil ihres Buches stellt Hanni Lindt-Loosli chronologisch die einzelnen Schritte bis zur beruflichen Gleichberechtigung dar. Die Theologinnen mussten Widerstände in drei Bereichen überwinden: Erstens verhinderte das kantonale Kirchengesetz von 1874 die Wahl einer Frau ins Pfarramt, was nur durch eine Volksabstimmung zu ändern war, zweitens gab es theologische Bedenken gegen Frauen als Pfarrerinnen und drittens waren es ausschliesslich Männer, die in den entscheidenden Behörden sassen. Erst Mitte der 1960er-Jahre nahm das (männliche) Berner Stimmvolk die Revision des Kirchengesetzes an, was die uneingeschränkte Wählbarkeit der evangelischreformierten Pfarrerin ermöglichte.

Im zweiten Teil nimmt die Autorin verschiedene Themen auf: Sie geht auf die theologischen Diskussionen ein und zeichnet in einem zeitlichen Längsschnitt die Argumente für und wider das weibliche Pfarramt nach. Ausserdem beschreibt sie, welches Verhältnis die bernischen Theologinnen zur Frauenrechtsbewegung pflegten. Auch die Auswertung des Fragebogens ist in diesen Teil eingebunden.

Der dritte Teil hat die Biografien der zwischen 1917 und 1965 an der Universität immatrikulierten bernischen Theologinnen zum Thema. Er ist leider etwas unattraktiv geraten, da die zu einem grossen Teil ungewöhnlichen und interessanten Lebensläufe lediglich stichwortartig und damit schlecht lesbar dargestellt sind.

Das vorliegende Buch gibt einen umfassenden, teilweise auch spannenden Überblick über die Geschichte der Berner Theologinnen. Allerdings setzt die Autorin recht viel Vorwissen voraus. Für eine Nicht-Theologin und Nicht-Kirchengängerin, der die verschiedenen «Initiationsriten» der Kirche nicht vertraut sind, ist es recht schwierig zu erfassen, welche Bedeutung die Vornahme verschiedener symbolischer Handlungen, respektive deren Verweigerung, für die Laufbahn und das Selbstverständnis der Theologinnen hatte. Für Historikerinnen und Historiker, die sich mit der Geschichte der Berufsbildung für Frauen befassen, ist dieses Buch jedoch ein Muss!

Zitierweise Anna Bähler: Rezension zu: Lindt-Loosli, Hanni: Von der «Hülfsarbeiterin» zur Pfarrerin. Die bernischen Theologinnen auf dem steinigen Weg zur beruflichen Gleichberechtigung, Bern, Haupt, 2000 (Schriftenreihe des Synodalrates, H. 18), 184 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 128f. <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/infoclio/id=14125>
 
1 / 425 Rezensionenvorwärts >