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Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 74 Nr. 3, 2012, S. 70-71.Titel: | Umbruch und Beständigkeit. Kontinuitäten in der Helvetischen Revolution von 1798 |
Herausgeber: | Schläppi, Daniel |
Ort: | Basel |
Verlag: | Schwabe Verlag |
Jahr: | 2009 |
ISBN: | 978-3-7965-2586-5 |
Umfang/Preis: | 106 S. |
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Emil Erne
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Die ersten Schweizerischen Geschichtstage, welche die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte im Jahre 2007 an der Universität Bern durchführte, widmeten sich dem Thema «Zeiten des Umbruchs» (siehe 2007.geschichtstage.ch
Wie der Herausgeber selber einräumt, kann man sich tatsächlich fragen, ob es nach dem 200-Jahr-Jubiläum von 1998 noch eine weitere Publikation zur Helvetik braucht. In den ausführlichen Anmerkungen zu den einzelnen Beiträgen wird der aktuelle Wissensstand nachgewiesen. Dabei zeigt sich, dass diese kurze Epoche der Schweizer Geschichte in der Geschichtsschreibung seit jeher kontrovers beurteilt und die abschliessende Gesamtschau noch nicht geleistet worden ist. Neue Ansätze und die Tatsache, dass sich die Helvetik für Reflexionen zu Konstanz und Wandel im Geschichtsprozess geradezu aufdrängt, begründen die Existenzberechtigung dieser Publikation. Nicht zuletzt kommt hinzu, dass Schläppi vier ausgewiesene Forschende für sein Projekt gewinnen konnte.
Danièle Tosato-Rigo erörtert, wie die Revolution in der Waadt nicht von unten, sondern von traditionellen Eliten durchgesetzt wurde, die ihre Rechte und Positionen zu sichern suchten. Andreas Würgler stellt dank Erkenntnissen aus einem laufenden Forschungsprojekt zu Bittschriften an die helvetische Regierung vielfache Ähnlichkeiten zum Petitionswesen des Ancien Régime fest. Für Andreas Fankhauser ist der Verwaltungsapparat der Helvetischen Republik nicht weniger hierarchisch strukturiert als der vorrevolutionäre und steht auf den verschiedenen Verwaltungsebenen personell und institutionell vielfach mehr für Kontinuität als für Umbruch. Schliesslich definiert André Holenstein den helvetischen Einheitsstaat als «reformabsolutistische Republik», in welcher reformfreundliche Kreise des 18. Jahrhunderts in der Tradition des aufgeklärten Absolutismus die Alte Eidgenossenschaft zu erneuern strebten.
Gesamthaft erscheint die Helvetik, die in der traditionellen Geschichtswissenschaft als Zeit des Umbruchs, das heisst je nach Sichtweise des Untergangs respektive des Neuanfangs, gesehen wurde, in den gut recherchierten und klar aufgebauten Aufsätzen stark geprägt von Kontinuitäten und Elementen des Beharrens in Zeiten des Wandels. Damit ist die handliche Schrift ein nützlicher Beitrag zur differenzierteren Bewertung dieser faszinierenden Phase der Schweizer Geschichte.