Akteure, Praktiken und Instrumente. Geschichte der Prävention von Krankheiten und Unfällen seit der Weimarer Republik

Akteure, Praktiken und Instrumente. Geschichte der Prävention von Krankheiten und Unfällen seit der Weimarer Republik

Veranstalter
Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung
Veranstaltungsort
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.12.2013 - 17.12.2013
Deadline
08.09.2013
Von
Sylvelyn Hähner-Rombach

Forderungen nach mehr Prävention bleiben auf der gesundheitspolitischen Agenda, auch wenn sich die wichtigsten Akteure dieses Feldes – vor allem die Politik, daneben die Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und Unternehmen – weiterhin schwer tun, diese per Gesetz festzulegen (Präventionsgesetz). Neben gesetzlich vorgeschriebenen und legitimierten präventiven Maßnahmen im Gesundheitsschutz und Unfallgeschehen gibt es eine Vielzahl und Vielfalt an individuellen und ungesteuerten Praktiken der Prävention, die unabhängig von den „Großakteuren“ gefordert, begründet, geformt, ausgeführt, angepasst oder verändert werden. Neben administrativen und wissenschaftlichen sollen gerade auch diese individualisierten und gruppenspezifischen Praktiken im Fokus der Tagung stehen. Darüber hinaus sollen neben den jeweiligen Akteuren auch die angewandten und verworfenen Instrumente diskutiert werden.

1. Die Akteure können unterschieden werden in
a) Gruppen (beispielsweise durch Praktiken oder Zielgruppenbestimmung hergestellte Gruppenzugehörigkeit, das heißt Selbsthilfegruppen, Sportgruppen, Vereine b) Institutionen, wie Betriebsräte, Träger von Bildungseinrichtungen, Gesundheitsämter, Berufsgenossenschaften, gesetzliche und private Krankenkassen, Firmen bzw. Unternehmen, oder Volkshochschulen und c) Einzelpersonen (das „präventive Selbst“, Bildung des Selbstverständnisses durch spezifische Praktik oder: durch Praktiken konstituierte Subjekte) mit einem dezidiert individuellen und geschlechterspezifischen Zugang.
b) Laien (Patient/inn/en, Jugendliche, Betriebsangehörige, Bewohner/inn/en bestimmter Einrichtungen, wie Altersheim, betreutes Wohnen) und Fachleute („Experten“, Ärzte und Ärztinnen, Arbeitsmediziner/inn/en, Wissenschaftler/inn/en, Gesundheitswissenschaftler/inn/en, Sportlehrer/inn/en, Diätassistent/inn/en, Trainer/inn/en). Hier kann der Blick auf Übereinstimmungen, Differenzen, Parallelität, Konkurrenz, Konflikt, Übernahme, Exklusion, Transfer gerichtet werden. Die Akteure können darüber hinaus nach Geschlecht, Alter, sozialer Verortung, Bildung, ethnischer Herkunft etc. differenziert werden.

2. Adressaten und Ziele der Praktiken
Adressaten wurden je nach Untersuchungszeitraum und Praktik als Subjekte und/oder Objekte wahrgenommen. Daneben wurden spezielle Gruppen zusammengestellt (Beispiel: übergewichtige Kinder und Jugendliche), bestimmte Alterskohorten ausgewählt (Beispiel: Jugendliche und Komatrinken) oder auch geschlechtsspezifisch vorgegangen (Beispiel: Prostatakrebs oder Brustkrebs). Adressaten und Praktiken stehen ebenfalls in einem wechselseitigen Verhältnis, das zeitlichen Wandlungen unterlag.
Die Ziele der Praktiken standen in direktem Bezug zu den Akteuren und deren Aufgaben, Aufträgen und Bedürfnissen.

3. Praktiken
Den Praktiken kann man sich in vielerlei Hinsicht nähern:
a) Allgemeiner Zugang: Welche Praktiken kamen überhaupt in Betracht, Bedeutungen der Praktiken, Beziehung zwischen Praktiken und Verständnis der Präventionsmaßnahme.
b) Wandel der Praktiken: zeitlich, Akteure, Generierung neuer sowie Aufgabe althergebrachter Praktiken, Modetrends, Beeinflussung von Praktiken und Wissen(schaft), kommunikative und kulturelle Praktiken, Praktiken in Netzwerken, Beziehung zwischen Praktiken und dem jeweiligen Verständnis des Körpers und seinen Krankheiten.
b) Individuell, eigenständig angewandte Praktiken, wie Sport/Bewegung, Diät, gesunde Ernährung, diätetische Maßnahmen (Lebensstil), Abfassung von Petitionen.
c) Medizinische Maßnahmen: Untersuchungen (Körper, Blut, Stuhl), Impfung, Screening, Kur.
d) Hygienische Instrumente oder Maßnahmen, die beispielsweise im zeitlichen Verlauf oder akteursbezogen bzw. akteuersübergreifend analysiert werden können.

4. Instrumente und Übermittlung
Zu den bekanntesten Instrumenten zählen Aufklärung, Ratgeber, Anleitungen, Empfehlungen sowie Verbote und Zwangsmaßnahmen.
Zur Übermittlung dienten Bilder, Tafeln, Modelle, Filme, Ausstellungen, Theaterstücke, Flyer, Lieder, Gedichte. Gerade die Untersuchung der Rolle von Objekten in der Prävention gehört immer noch zu den vernachlässigten Feldern der Medizingeschichte, daher sollen diese ebenfalls Berücksichtigung finden.

Im Fokus der Tagung sollen also vor allem die Praktiken der Prävention, die Akteure, die diese seit der Weimarer Republik gefordert, generiert oder umgesetzt haben sowie Instrumente, die dabei zur Anwendung kamen, stehen. Der zeitliche Schwerpunkt lässt sich bis auf die jüngste Zeitgeschichte dehnen. Der Untersuchungsraum kann über (Ost- und West-)Deutschland hinausgehen. Wir bitten um eine sozialhistorische Perspektive, auch wenn Beiträge aus anderen Disziplinen sehr erwünscht sind.
Für jeden Beitrag stehen 45 Minuten zur Verfügung, 20 Minuten für den Vortrag und 25 Minuten für die Diskussion. Die Tagungssprache ist Deutsch, einzelne Vorträge können auch auf Englisch gehalten werden. Bahnreise- und Aufenthaltskosten werden übernommen.

Anmeldung
Die Abstracts mit rd. 400 Wörtern Länge sollen die Fragestellung, Methoden und Quellen besonders hervorheben und außerdem den Titel des Vortrags sowie Name und Anschrift des Verfassers bzw. der Verfasserin enthalten. Bitte schicken Sie sie bis spätestens 8. September 2013 per Post oder E-Mail an Sylvelyn Hähner, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Straußweg 17, 70184 Stuttgart bzw. sylvelyn.haehner@igm-bosch.de. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden bis zum 30. September 2013 benachrichtigt.

Programm

Kontakt

Sylvelyn Hähner-Rombach

Institut für Geschichte der Medizin, Straußweg 17, 70184 Stuttgart

0711 460 84 169
0711 460 84 181
sylvelyn.haehner@igm-bosch.de

http://www.igm-bosch.de
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Deutsch
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