Fürstliche Erbeinungen und Erbverbrüderungen im europäischen Vergleich (1300-1650)

Fürstliche Erbeinungen und Erbverbrüderungen im europäischen Vergleich (1300-1650)

Veranstalter
Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß; Dr. Mario Müller; Dr. Uwe Tresp
Veranstaltungsort
Konferenzraum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Domstr. 11, 17489 Greifswald
Ort
Greifswald
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.03.2012 - 16.03.2012
Von
Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß

Seit dem 13. Jahrhundert schlossen die deutschen Reichsfürsten zur Bewahrung des Friedens ERBEINUNGEN, komplexe Verträge, die zu wirkungsvollen Alternativen zur häufig wirkungslosen Landfriedensgebung des Kaisers ausreiften. In den Erbeinungen, die überwiegend von benachbarten Fürsten ins Werk gesetzt wurden, fanden u.a. Vereinbarungen zur Verfolgung von Straftätern, Sicherung der Handelswege und militärischen Hilfeleistungen Eingang. Aufgrund der grenzüberschreitenden Wirkung und der generationenübergreifenden Laufzeit (Erbeinungen wurden ohne zeitliche Befristung an die nachfolgenden Generationen «vererbt») nehmen sie in der Verfassungs- und Rechtsgeschichte einen hervorragenden Platz ein.

Erbeinungen konnten Bestandteil von ERBVERBRÜDERUNGEN sein. Mit diesen Erbverträgen wurden ganze Fürstentümer bzw. Herrschaftsgebiete nach dem Aussterben einer Dynastie an eine andere vererbt. Damit gingen mehrerer fürstlicher Häuser oder Linien eine einzigartige Bindung ein, die im Fall der Realisierung ein enormes politisches Machtpotenzial in sich bergen konnte. Die Vereinigung der Königreiche Ungarn und Böhmen sowie des Herzogtums Österreich unter habsburgischer Hoheit ist das prominenteste Ergebnis einer Erbverbrüderung. Erbeinungen und Erbverbrüderungen zählten vom 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zu den wichtigsten Grundlagen der auswärtigen Politik und des inneren Territorialisierungsprozesses der deutschen Landesherrschaften.

Die internationale Tagung soll Vertreter aus verschiedenen Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft zusammenführen, um erstmals fürstliche Erbeinungen und Erbverbrüderungen einer vergleichenden Analyse zu unterziehen. Während sich ein Teil der Teilnehmer den geistlichen und weltlichen Fürsten des Heiligen Römischen Reichs annehmen wird, widmet sich der andere Teil vergleichbaren Verträgen in den europäischen Nachbarreichen. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen und praktischen Umsetzungen von Erbeinungen und Erbverbrüderungen als maßgebliche Ergänzungen bzw. Alternativen zur königlichen Gewalt in der europäischen und deutschen Verfassungsgeschichte herauszustellen.

Programm

Donnerstag, 15. März 2012

09.00-09.20 Uhr Begrüßung
Universitätsleitung
Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß (Greifswald)
Dr. Mario Müller (Chemnitz)

Sektion I: Die reichsfürstlichen Dynastien
Moderation: Prof. Dr. Reinhard Stauber (Klagenfurt)

09.20-10.10 Uhr
„ein weyte hilf?“ - Spannungsfelder hohenzollernscher Territorialpolitik vor dem Hintergrund generationsübergreifender, interterritorialer Abkommen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert
Erhard Hirsch, M.A. (Greifswald)

10.10-11.00 Uhr
Von Pavia nach München. Wittelsbachische Erbeinungen im 14. und 15. Jahrhundert im Spannungsfeld von Teilherzogtum und Primogenitur
PD Dr. Jörg Schwarz (München)

11.00-11.20 Uhr Kaffeepause

11.20-12.10 Uhr
Das Haus Cilli
Ass. Prof. Mag. Dr. Christian Domenig (Klagenfurt)

12.10-13.00 Uhr
Die Politik der geistlichen Kurfürsten im Spätmittelalter im Spiegel ihrer Einungen
Prof. Dr. Claudia Garnier (Vechta)

13.00-14.30 Uhr Mittagspause

Sektion II: Die Kaiserhäuser – Luxemburg und Habsburg
Moderation: Prof. Dr. Winfried Eberhard (Leipzig)

14.30-15.20 Uhr
Karl IV., das Haus Luxemburg und die Erbeinungen der Böhmischen Krone im späten Mittelalter
Dr. Uwe Tresp (Potsdam)

15.20-16.10 Uhr
Die luxemburgisch-habsburgische Erbverbrüderung – ein interdynastisches Rechtswerk: Typologie, Funktion, Reichweite
Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann (Potsdam)

15.20-15.40 Uhr Kaffeepause

16.00-17.00 Uhr Stadtführung Greifswald

Öffentlicher Abendvortrag in der Aula der Universität
Moderation: Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß (Greifswald)

19.00-20.00 Uhr
Zur Bedeutung der Erbeinungen und Erbverbrüderungen für die europäische Verfassungsgeschichte
PD Dr. Steffen Schlinker (Würzburg)

Im Anschluss Empfang im Konferenzaal der Universität

Freitag, 16. März 2012

Sektion III: Die Nachbarn des Heiligen Römischen Reiches
Moderation: Prof. Dr. Werner Paravicini (Kiel)

09.00-09.50 Uhr
Successio. Strategien der Thronfolge in der Zeit des Hundertjährigen Krieges
Prof. Dr. Martin Kintzinger (Münster)

09.50-10.40 Uhr
Northern and Central Italy: some Renaissance Courts, XIV-XVIth century
Prof. Dr. Giorgio Chittolini (Milano)

10.40-11.00 Uhr Kaffeepause

11.00-11.50 Uhr
Dynastische Erbeinungen in Ungarn im ausgehenden Mittelalter
Prof. Dr. Dániel Bagi (Pécs)

11.50-12.40 Uhr
Von der Herstellung und Sicherung des Landfriedens: Die Friedens- und Bündnisverträge des Deutschen Ordens in Preußen mit seinen Nachbarmächten im 15. Jahrhundert
PD Dr. Klaus Neitmann (Potsdam)

12.40-14.30 Uhr Mittagspause

Moderation: Dr. Uwe Tresp (Potsdam)

14.30-15.20 Uhr
Beobachtungen zu generationsübergreifenden Verträgen und Regelungen im skandinavischen Bereich bis 1500
Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)

Sektion IV: Ausblick
Moderation: Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann (Potsdam)

15.20-16.10 Uhr
Der rechts- und verfassungsmäßige Wandel der Erbeinungen und Erbverbrüderungen im 17. und 18. Jahrhundert
Prof. Dr. Heiner Lück (Halle)

16.10-16.30 Uhr Kaffeepause

16.30-16.55 Uhr
Zusammenfassung
Dr. Mario Müller (Chemnitz)

Abschlussdiskussion

Kontakt

Karl-Heinz Spieß

Historisches Institut, Soldmannstr. 15, 17487 Greifswald
03834/863303
03834/863305

mittelalter@uni-greifswald.de

http://www.phil.uni-greifswald.de/bereich2/histin/ls/ma.html
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