Die Welt und Gott – Gott und die Welt? Zum Verhältnis von Religiosität und Profanität im „christlichen Mittelalter“

Die Welt und Gott – Gott und die Welt? Zum Verhältnis von Religiosität und Profanität im „christlichen Mittelalter“

Veranstalter
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit; Zentrum Mittelalterforschungen; Österreichische Akademie der Wissenschaften; Krems an der Donau
Veranstaltungsort
Rathaussaal Stein, 3504 Stein an der Donau, Rathausplatz
Ort
Stein an der Donau
Land
Austria
Vom - Bis
10.10.2011 - 12.10.2011
Von
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Im Anschluss an das 14. Symposium des Mediävistenverbandes 2011 zum Thema „Gottes Werk und Adams Beitrag. Formen der Interaktion zwischen Mensch und Gott im Mittelalter“ lädt das Institut für Realienkunde zu einer interdisziplinären Tagung ein, die den Fokus auf das grundsätzliche Verhältnis von Profanem und Religiösem legt. Die Geschlossenheit des mittelalterlichen Weltbildes sowie die Reichweite religiöser Deutungs- und Handlungsmuster in die soziale Praxis hinein soll aus verschiedenen Blickwinkeln kulturwissenschaftlich thematisiert werden. Ziel ist es, die mittlerweile zum Axiom gewordene These vom „christlichen Mittelalter“ im Sinne der transzendentalen Durchdringung aller Lebensbereiche zu hinterfragen: Lassen sich in profanen Dingen, Zeichen und Handlungsmustern konkurrierende Denk- und Wertesysteme erkennen oder ist im Mittelalter auch „Profanität“ hermeneutisch nur innerhalb eines religiös gedachten Weltbildes interpretierbar? Ist das christliche Sinnmonopol ubiquitär oder lassen sich auch Denkmodelle, Lebensformen, Verhaltensmuster usw. feststellen, die sich der religiösen Deutung entziehen oder mit dieser konkurrieren oder von dieser gar nicht erreicht werden? Lassen sich ansatzhaft Säkularisierungsprozesse identifizieren?

WissenschafterInnen aus den Disziplinen Literaturwissenschaft, Geschichte, Kunstgeschichte, Philologie und Archäologie werden mittelalterliche Diskurse, Raumkonzepte, Zeitauffassungen und Aspekte materieller Kultur im Spannungsfeld von Profanem und Religiösem diskutieren.

Programm

Montag, 10.10.2011

09.30 Begrüßung: Elisabeth Vavra

09.45 Einführung in das Thema: Helmut Hundsbichler

Kaffeepause

Konzepte und Diskurse

10.30 Michael Neecke (Regensburg), Tů uf der celle venster, und lůg und lern! – Über die (Un)Sichtbarkeit des Profanen im „Herbst des Mittelalters“

11.10 Silke Winst (Potsdam), Christlicher Ritter und muslimischer Held: Konkurrierende Glaubens- und Handlungsmodelle im spätmittelalterlichen Prosaepos Loher und Maller

12.00 Mittagspause

14.30 Kathrin Gollwitzer-Oh (München), Narrative Repräsentationen des Sakralen. Die Ökonomie des Heils und der Religiosität im deutschen Rolandslied

15.10 Susanne Knaeble (Bayreuth), Narrative Funktionen des Religiösen im Herzog Ernst

Kaffeepause

16.20 Helmut Hundsbichler (Krems/Donau), Der Narr und die Laster als alltagsrelevante Symbole im späten Mittelalter

17.00 Lydia Wegener (Frankfurt/Main), Der Narr als Symbolfigur für die Säkularisierung christlicher Soziallehre im Lebensraum Stadt – Sebastian Brants Narrenschiff als Anleitung zu einem gelungenen Dasein

Gemeinsames Abendessen beim Heurigen

Dienstag, 11.10.2011

09.30 Kurt Smolak (Wien), Quidquid Venus imperat – Zur Auferstehung der Olympier im Hochmittelalter

10.10 Ralf Schlechtweg-Jahn (Berlin), Antike Götter im Eneasroman Heinrichs von Veldeke

10.50 Kaffeepause

Sakrale und profane Räume

11.10 Stefanie Kollmann (Berlin) , Körper und Raum. Das Konzept des homo interior und homo exterior in höfischen und geistlichen Texten des Mittelalters

11.50 Dominik Hey (München), Religiöser Raum – profaner Raum: Die Klause in Wolfram von Eschenbachs Parzival als Ort der Weltabsage und Religiosität

12.30 Mittagspause

14.00 Führung Göttweiger-Hofkapelle und Stadtführung (optional)

16.00 Christian Nikolaus Opitz (Wien), Profane Ordnung in sakralen Räumen: Zwei „Grenzfälle“ in der Wandmalerei des frühen 14. Jahrhunderts

16.40 Imre Gabor Majorossy (Budapest), Una bella Estrada / […] De la cambra entro als bainz. Liebe und Übergänge zwischen Räumen im Roman Flamenca

18.30 Festvortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Brennpunkt Mittelalter“
Hans-Werner Goetz (Hamburg), Das Weltbild des frühen und hohen Mittelalters zwischen biblischer Autorität und ‚profaner‘ Bildung

Mittwoch, 12.10.2011

Zeit und Metrik

09.30 Andreas Rüther (Bochum), Vorsorge. Zukunftshorizonte und Machthandeln vom 14. zum 16. Jahrhundert

10.10 Lenka Panuskova (Praha), Gott mit Zirkel und Waage und die Zeitauffassung im Mittelalter aufgrund zweier angelsächsischer Miniaturen

10.50 Kaffeepause

11.10 Werner Telesko (Wien), „Die Fäden der Geschichte“. Der „Teppich von Bayeux“ und die Emanzipation des Profanen von der Heilsgeschichte in der bildenden Kunst des Hochmittelalters

Mittagspause

Materielle Kultur und religiöse Norm

13.30 Hauke Kenzler (Bamberg), Das Eindringen des Profanen in die sakrale Kernkompetenz? Zum Bestattungswesen zwischen Mittelalter und Neuzeit

14.10 Maria Theisen (Wien), Von Gaffern, Arschbleckern und nackten Königen in der Heiligen Schrift. Reform und Revolution an den Seitenrändern der Bibeln des Königs Wenzel IV. und des Taboritenhauptmanns Filip von Padeřov

14.50 Christopher Retsch (München), Profane Tragezeichen – profanes Kunstschaffen?

15.30 Schlussdiskussion

Kontakt

Dir. Dr. Elisabeth Vavra

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
3500 Krems/Donau, Körnermarkt 13, Österreich
+43 2732-84793/22
+43 2732-84793/1

elisabeth.vavra@oeaw.ac.at

http://www.imareal.oeaw.ac.at/downloads/Anmeldung_Kongress_2011.pdf