Nationes, Gentes und die Musik im Mittelalter

Nationes, Gentes und die Musik im Mittelalter

Veranstalter
Frank Hentschel; Gunnar Wiegand; Marie Winkelmüller
Veranstaltungsort
Justus-Liebig-Universität Gießen, Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstr. 34
Ort
Gießen
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.09.2011 - 11.09.2001
Website
Von
Gunnar Wiegand

Auf dem Kongress sollen die Fragen nach der Funktion der Gemeinschaftsbegriffe Franci / Galli, Alemanni / Germani / Teutonici und Itali / Langobardi / Lombardi sowie ihrem Zusammenhang mit regionalen Strukturen sowie gemeinschaftsbezogenen Identitäten (gens, natio, populus) in einer interdisziplinären Diskussion insbesondere zwischen Musik- und Geschichtswissenschaft erörtert werden. Während die Musikwissenschaft bei ihrer Deutung der entsprechenden Textstellen im Musikschrifttum vom geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand bezüglich der politischen, realgeschichtlichen und gesellschaftshistorischen Dimensionen der Gemeinschaftsbegriffe profitieren kann, werden die Historiker umgekehrt mit einem Quellenkorpus bekannt gemacht, das ihnen weitestgehend fern liegt, obwohl einige Autoren der Musiktheorie (Notker Balbulus, Frutolf von Michelsberg und Hermannus Contractus) insbesondere auch bedeutende Historiografen waren.

Zum anderen sollen die Analysen der musiktheoretischen Quellen von musikhistorisch-philologischen Beiträgen über die realgeschichtliche Verbreitung von Musikarten / Werkgattungen sowie von musikalisch-technischen Sachverhalten flankiert werden. Denn es ist keineswegs ausgemacht, dass die „imagined communities“ der Musiktheoretiker (um auf Benedict Andersons Schlagwort zurückzugreifen) mit den musikhistorischen Realitäten übereinstimmen, z. B. weil politische Wunschbilder oder verzerrte Fremdwahrnehmung die Aussagen der Musiktheoretiker steuerten.

Die Tagung steht im Zusammenhang mit dem von der DFG geförderten Forschungsprojekt „Gemeinschaftsbegriffe im Lateinischen Musikschrifttum des Mittelalters“ am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Programm

Tagungsprogramm

Donnerstag, 8. September 2011

Funktionen von Gemeinschaftsbegriffen

15:00-15:30 Uhr Begrüßung

15:30-16:30 Uhr Hans-Werner Goetz (Hamburg)
Funktion und Anwendung von Volks-, Reichs- und Nationsbegriffen in der nordalpinen Geschichtsschreibung des 9. bis 11. Jahrhunderts

16:30-17:30 Uhr Alheydis Plassmann (Bonn)
Intentionale Benennungen von frühmittelalterlichen Gentes

Pause

18:00-19:00 Uhr Jürgen Strothmann (Paderborn)
Wer ist das Reich? Überlegungen zur Funktionsweise des karolingischen Ordnungsgefüges

Freitag, 9. September 2011

Franci / Galli

09:00-10:00 Uhr Matthieu Smyth (Straßburg)
From Arles to Toledo: The Gallican Ecclesiastical Chant

10:00-11:00 Uhr Marie Winkelmüller (Gießen)
Die “mos ... veteranorum cantorum" des Aurelianus Reomensis und die Diskussion um die Liturgie im ’Gallien’ des 9. Jahrhunderts

Pause

11:30-12:30 Rosamond McKitterick (Cambridge)
Identitäten und Gemeinschaften im fränkischen Raum, 8.-9. Jh.

12:30-13:30 Andreas Haug (Würzburg)
Noch einmal: Roms Gesang und die Gemeinschaften im Norden

Mittagspause

Teutonici / Alemanni / Germani

15:00-16:00 Uhr Uta Goerlitz (Konstanz)
Perspektivierung – Differenzierung. Grundlagen der Verwendung der Wortfamilie diut(i)sch in der frühen mittelhochdeutschen Literatur

16:00-17:00 Uhr Frank Hentschel (Gießen)
Johannes Boen und die zweifelhaften Gesangskünste der ‘Alemanni’

Pause

17:30-18:30 Uhr Klaus-Jürgen Sachs (Erlangen)
Zwischen Gentes und musiktheoretischen Lehren: Zur Stellung des Anonymus codicis Pragensis

SAMSTAG, 10. September

Itali / Lombardi / Langobardi

09:00-10:00 Uhr Giancarlo Andenna (Mailand)
Il concetto di Longobardo e di Lombardo in Italia tra X e XII secolo. La complessità di una situazione territoriale

Pause

10:30-11:30 Uhr Jörg W. Busch (Frankfurt / M)
Wir und die Anderen. ‘Lonbardi’ und ‘Langobardi’ bei lombardischen Geschichtsschreibern des 11. bis 13. Jahrhunderts

11:30-12:30 Uhr Gunnar Wiegand (Gießen)
“Illi enim spissiori, nos rariori cantu delectamur". Die ‘Longobardi’ im Kontext von Aribos De Musica

Mittagspause

14:00-15:00 Uhr Joseph Dyer (Boston)
St. Peter and His Neighbors: Reflections on Urban Roman and Italian Chant and Liturgy

15:00-16:00 Uhr Angelo Rusconi (Lecco)
‘Cantus ambrosianus’ between theoretical and liturgical sources

Pause

Iberische Halbinsel

16:30-17:30 Uhr Barbara Haggh (Maryland)
How Spanish is the repertory of the Manuscript Madrid, Biblioteca Nacional 20486

17:30-18:30 Uhr Margaret Bent (Oxford)
Jacobus de Ispania?

SONNTAG, 11. September

Region und Differenz

09:00-10:00 Uhr Susan Rankin (Cambridge)
Identity, Diversity, Development: Regional Musical Notations

10:00-11:00 Uhr Oliver Huck (Hamburg)
“Inter Italicos et Gallicos est magna differentia in modo proportionandi notas semibreves“. Der Modus cantandi im Musikschrifttum und in der musikalischen Praxis

Pause

11:30-12:30 Uhr Wolfgang Hirschmann (Halle)
Musikalische Klimazonen. Über ein Gentes-Theorem im Liber artis musice (Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Ashburnham 1050, fol. 89-95')

Abschlussdiskussion / Mittagessen

Kontakt

Gunnar Wiegand

J.-L.-Universität Gießen
Institut für Musikwissenschaft
Karl-Gloeckner-Str. 21D
35394 Gießen

gunnar.w.wiegand@musik.uni-giessen.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch
Sprache der Ankündigung