Veranstaltungsreihe "Jugend in der DDR" des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel

Veranstaltungsreihe "Jugend in der DDR" des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel

Veranstalter
Stadtmuseum Brandenburg an der Havel
Veranstaltungsort
Stadtmuseum/Museum im Frey Haus, Ritterstraße 96, 14770 Brandenburg an der Havel
Ort
Brandenburg an der Havel
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.01.2011 - 14.04.2011
Von
Marius Krohn

Veranstaltungsreihe im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel als Begleitprogramm zur Sonderausstellung

Jugend in der DDR
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Noch bis zum 17. April 2011 zeigt das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel die Sonderausstellung „Jugend in der DDR“. Schülerinnen und Schüler hiesiger Schulen haben diese Ausstellung inhaltlich erarbeitet und ihre Forschungsergebnisse für die Präsentation gestaltet. Ziel war es, den heute lebenden jungen Menschen einen Einblick in die Lebens- und Erfahrungswelt ihrer Eltern und Großeltern zu ermöglichen. Keiner der Jugendlichen ist vor 1989 geboren, sie stammen zum Teil aus der „alten“ Bundesrepublik, zum Teil aus den „neuen“ Bundesländern, zum Teil handelt es sich um sogenannte Spätaussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Sie alle mussten sich also ohne eigene Erfahrungen aber mit unterschiedlichen biographischen Hintergründen dem Thema Jugend in DDR nähern. Neben Forschungen im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, im Archiv der nunmehrigen „Jahn-Behörde“ und im Stadtarchiv der Stadt Brandenburg an der Havel befragten die Schülerinnen und Schüler auch Zeitzeugen aus der Stadt. Die Themenbreite der Ausstellung reicht von der Jugendpolitik der SED, über das Bildungssystem hin zu Opposition und Widerstand. Während die Schülerinnen und Schüler für die Ausstellung recherchierten, formierte sich in Teilen der zu betrachtenden Generation ein nicht unerheblicher Widerstand gegen die Umsetzung der Ausstellung. Es zeigte sich, dass man noch lange nicht davon sprechen konnte, dass die Geschichte der DDR aufgearbeitet sei. Die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Gesprächs wurde mehr als deutlich. Um dieses Gespräch zu fördern und die von den Schülerinnen und Schülern erarbeiteten Themen weiter zu vertiefen, hat das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel gemeinsam mit den Kooperationspartnern Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Konrad-Adenauer-Stiftung und Brandenburgischer Juristischer Gesellschaft eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Folgende Themen standen bisher auf der Tagesordnung: Opposition in der DDR, Freizeit ohne Staat – Jugendliche Subkulturen, Jugendkriminalität in der DDR und Anders sein – Ausländer und ethnische Minderheiten in der DDR

Das Programm bis zum Abschluss der Ausstellung am 17. April 2011
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Am Freitag, 4. März 2011, 18.00 – 20.00 Uhr
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rückt die Nationale Volksarmee der DDR in den Mittelpunkt des Interesses. Zu dieser Podiumsdiskussion haben wir den Historiker Christian Th. Müller eingeladen, der dem Auditorium einen Überblick über Wesen und Struktur der DDR-Armee geben wird. Der Wissenschaftler hat unter anderem das Buch „Tausend Tage bei der ‚Asche’“ publiziert, in dem er sich mit dem dreijährigen Dienst der Unteroffiziere auf Zeit auseinandersetzt. Außerdem eingeladen sind Brandenburger Zeitzeugen verschiedener Dienststellung und Dienstgrade, Hans-Jürgen Arndt vertritt die Gruppe der Grundwehrdienstleistenden, außerdem wird ein Bausoldat, ein Vertreter der Gruppe der Unteroffiziere auf Zeit (3 Jahre) und ein Berufsoffizier an der Veranstaltung teilnehmen.
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Am Freitag, 11. März 2011, 18.00 – 20.00 Uhr,
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gehen wir in der Podiumsdiskussion „Weibliche Lebensläufe in Ost und West“ der Frage nach, wie es sich mit der von der SED behaupteten Gleichstellung von Mann und Frau in der DDR verhalten hat und ob man einen Unterschied zur Bundesrepublik erkennen kann. Vier Frauen, die heute in Brandenburg an der Havel leben und Arbeiten werden darüber sprechen, wie ihre Lebenswege verlaufen sind. Für einen Einführungsvortrag konnten wir Marina Grasse gewinnen. Sie war 1990 die erste und letzte Gleichstellungsbeauftragte der DDR. Sie wird über ihr ein von ihr initiiertes Projekt sprechen in dem sie viele verschiedene Frauen aus dem Berliner Bezirk Prenzlauer Berg über mehrere Jahre zu ihrer Lebenssituation befragte.
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Am Mittwoch, 6. April 2011, 18.00 – 20.00 Uhr
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wird der Berliner Historiker Dr. Stefan Wolle einen Vortrag darüber halten, wie er das Thema „Jugend in der DDR“ betrachtet.
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Am Donnerstag, 14. April 2011, 18.00 – 20.00 Uhr
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wird das Veranstaltungsprogramm mit der Podiumsdiskussion „Wie umgehen mit der DDR-Geschichte“ beschlossen. Wir haben dazu einige hochrangige Vertreter der DDR-Forschung bzw. der Aufarbeitung der DDR-Geschichte eingeladen. So wird zum Beispiel die Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Anna Kaminsky auf dem Podium Platz nehmen. Außerdem Prof. Dr. Ines Geipel, die sich in zahlreichen Publikationen mit der DDR befasst hat und Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk dessen letztes Buch „Endspiel“ die letzte Phase der DDR vor der Demokratischen Revolution beleuchtet hat. Er ist außerdem Projektleiter bei der Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.
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Innerhalb des Begleitprogramms ist außerdem die
Filmreihe „Genehm – oder nicht genehmigt“
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angesiedelt. Der Filmwissenschaftler Alexander Ahrens wird verschiedene DDR-Jugendfilme vorstellen, die anschließend in voller Länge gezeigt werden.
Folgende Filme zeigt das Stadtmuseum bis zum 17. April 2011:

24. Februar 2011, 17.30 Uhr „Denk bloß nicht, ich heule“ (1965) in der DDR bis 1990 verboten
17. März 2011, 17.30. Uhr „Karla“ (1965) in der DDR bis 1990 verboten
24. März 2011, 17.30 Uhr „Für die Liebe noch zu mager“ (1973) genehmigt

Am 20. Januar 2011 wurde die Reihe mit „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957) eröffnet. Den Einführungsvortrag hielt Prof. Dr. Dieter Wiedemann, der Präsident der HFF „Konrad Wolf“.
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Obwohl sich das Veranstaltungsprogramm des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel in erster Linie an den interessierten Laien richtet, so ist es doch auch für den Wissenschaftler nicht ohne Reiz. Das offene Podiumsgespräch von Zeitzeugen und Wissenschaftlern bietet die Möglichkeit, Erinnerungen mit wissenschaftlichen Ergebnissen zu konfrontieren. Dies kann einen Beitrag dazu leisten, das Funktionieren der Diktatur in der Provinz zu beleuchten. Wir würden uns daher freuen, auch Fachkollegen unter den Zuhörerinnen und Zuhörern begrüßen zu können.

Programm

13. Januar 2011, 18.00-20.00 Uhr
Opposition in der DDR
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- Ulrike Poppe, Beauftragte des LAndes Brandenburg für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
- Cornelia Radeke-Engst, 1989 Evangelische Dompfarrerin im Dom zu Brandenburg
- Richard Rupprecht, 1989 katholischer Pfarrer in Brandenburg a.d.H.

moderiert von Anna-Julia Wodatschek, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

27. Januar 2011, 18.00-20.00 Uhr
Freizeit ohne Staat - Jugendliche Subkulturen in der DDR
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- Shanghai Drenger, Punk, in der DDR u.a. wegen Zusammenrottung zu fast drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt
- Kuno Pagel, langjähriger Sozialdiakon der Evangelischen Kirche in Brandenburg a.d.H., engagiert in der kirchlichen Jugendarbeit
- Christian Liebchen, 1989 in der Jugendgruppe des Neuen Forums

moderiert von Benjamin Jähn, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

10. Februar 2011, 18.00-20.00Uhr
Jugendkriminalität in der DDR
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- Dr. Volkmar Schöneburg, Justizminister des Landes Brandenburg
- Caroline Fricke, M.A., Historikerin
- Caroline du Vinage, Jugendrichterin am Amtsgericht Brandenburg a.d.H.
- Manfred Haertel, Pädagoge, 1970-1985 Lehrer am Jugendwerkhof Lehnin

moderiert von Moritz Harms, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

17. Februar 2011, 18.00-20.00 Uhr
Anders sein in der DDR - Ausländer und ethnische Minderheiten
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- Stefanie-Lahya Aukongo, Kind namibischer Bürgerkriegsflüchtlinge, in der DDR aufgewachsen
- Almuth Berger, erste und einzige Ausländerbeauftragte der DDR (1989/90), bis 2006 Ausländer- bzw. Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg
- Pham Quang Vinh, Vorsitzender des Vereins Vietnamesischer Bürger Brandenburg an der Havel

moderiert von Anna-Julia Wodatschek, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

3. März 2011, 18.00-20.00 Uhr
Dienen bei der "Asche" - Die Nationale Volksarmee
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- PD Dr. Christian Th. Müller, Historiker, Schwerpunkt u.a. Militär und Gesellschaft in der DDR
- Hans-Jürgen Arndt, Grundwehrdienstleistender in der NVA
- N.N., Bausoldat in der NVA
- N.N., Unteroffizier auf Zeit in der NVA
- N.N., Berufsoffizier in der NVA

moderiert von Jobst van Lessen, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

11. März 2011, 18.00-20.00 Uhr
Weibliche Lebensläufe in Ost und West
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- Marina Grasse (Einführung), erste und einzige Frauenbeauftragte der DDR (1989/90)
- Adelheid van Lessen (D), Direktorin des Amtsgerichtes Brandenburg an der HAvel
- Monika Nowotny (DDR), Friseurmeisterin im eigenen Geschäft
- Barbara Mangelsdorf, (D) Unternehmensberaterin
- N.N. (DDR)

moderiert von Antonia Wünschmann, Projektgruppe "Jugend in der DDR"

6. April 2011, 18.00-20.00 Uhr
Jugend in der DDR (Vortrag)
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- Dr. Stefan Wolle, Wiss. Leiter des DDR-Museums in Berlin, Projektleiter bei Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin

14. April 2011, 18.00-20.00 Uhr
Wie umgehen mit der DDR-Geschichte?
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- Dr. Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
- Prof. Dr. Ines Geipel, Publizistin (angefragt)
- Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, Historiker, Projektleiter bei der "Jahn-Behörde"
- N.N.

moderiert von Gisela Rüdiger, bis 2008 die Leiterin der Außenstelle der BStU im Land Brandenburg

Kontakt

Marius Krohn

Ritterstraße 96, 14770 Brandenburg an der Havel

03381 58 45 17

marius.krohn@stadt-brandenburg.de

http://www.stadt-brandenburg.de/kultur-bildung/museen-gedenken/stadtmuseum/