Cover
Titel
Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften


Herausgeber
Döring, Jörg; Thielmann, Tristan
Anzahl Seiten
350 S.
Preis
€ 29,80
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Micha Braun, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" an der Research Academy Leipzig, Universität Leipzig

Die Moderne war geprägt vom Paradigma der Zeit, die Postmoderne hingegen vom Raum. Die durch Michel Foucault formulierte These von der (Wieder-)Entdeckung des Spatialen in den kulturellen und wissenschaftlichen Diskursen der jüngsten Vergangenheit bildet – allein schon aufgrund der Häufigkeit ihrer Zitation – den roten Faden des vorliegenden Sammelbandes. 1 Neuartig ist dabei nach Ansicht der Herausgeber die Kombination der Beiträge: Im ersten Teil wird ein breiter Überblick über Positionen zu einem und Gründe für einen spatial turn in den deutschsprachigen Kultur- und Sozialwissenschaften gegeben. Konzepte aus der Soziologie und der Medienwissenschaft gesellen sich hierbei zu kultur- und geschichtswissenschaftlichen Beiträgen. Den zweiten Teil des Bandes bilden Aufsätze von Human- und Sozialgeographen, die hier in größtmöglicher Konzentration auf die Neuentdeckung ihres vordringlichen Arbeitsgebietes durch die anderen Geistes- und Sozialwissenschaften antworten.

Die Einleitung der Herausgeber Jörg Döring und Tristan Thielmann versucht sich dementsprechend im Spagat zwischen beiden Perspektivlinien. Auf einen kurzen Aufriss der (Begriffs-)Geschichte des spatial turn als wissenschaftlicher Strategie und Agenda folgt die Forderung nach einem ‚common ground’, der den „vielen einzelwissenschaftlichen Begründungen für einen spatial turn“ Standsicherheit verleihen könnte. Natürlich setzt ein solcher Versuch sich immer der Gefahr aus, „es könnte sich herausstellen, dass es den einen spatial turn nicht gibt, sondern viele verschiedene“ (S. 11). Gerade von der Konfrontation von kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen mit der Humangeographie erwarten sich die Autoren also interessante Effekte – entweder die Auflösung paradigmatischer Annahmen der Geographie, und damit konsequenterweise der Geographie selbst, oder aber die Entlarvung des nichtgeographischen Hantierens mit dem Raum als heillos reduktiver und primitiv-semantischer Reterritorialisierung von Sprache und sozial-kultureller Praxis. Beide Vermutungen – das kann hier bereits gesagt werden – finden beim Lesen des Bandes keine Bestätigung. Für erfreuliche Reibungsfunken aber sorgen die größtenteils produktiven und sich um einen gemeinsamen Referenz- und Begriffsrahmen bemühenden Aufsätze, die in und aus ihren jeweiligen Disziplinen heraus ihr jeweiliges (nicht immer aber neues) Interesse am Raum als Beschreibungs-, Wahrnehmungs- und Handlungskategorie legitimieren.

Der Münchner Romanist Jörg Dünne macht sich in seinem Beitrag zur Karte als Raummedium Gedanken über die historische Tiefe des derzeitigen Interesses am Raum. Eigentlich wenig überraschend kommt er zu der Aussage, dass dieses durchaus nicht als neu angesehen werden kann, sondern sich „als späte Reaktion auf eine durchaus anders gelagerte Wendung zum Raum darstellt, die sich bereits zu Beginn der Frühen Neuzeit vollzogen hat“ (S. 49). Seine nachfolgenden Untersuchungen zur Kartierung als doppelter Operationalisierung des Raumes – einerseits als vermessbarer, territorialisierter Raum der Macht, andererseits als symbolischer Raum des Wissens – bauen jedoch auf dieser Erkenntnis auf. Nachdem im Zuge der europäischen Entdeckungsreisen im 16. und 17. Jahrhundert der Welt-Raum sich einem unmittelbaren Erfahrungs-Raum immer mehr entzieht, wird die kulturelle Praxis des Kartierens als eine mögliche Antwort auf die sich daraus ergebenden Veränderungen im Raumverständnis zur dominanten Strategie. Dünnes Anliegen ist es, diese Entwicklung als durchaus nicht selbstverständlich, sondern vielmehr als eine der medialen Praxis zu kennzeichnen, die ein neuzeitliches Raumverständnis erst konstituiert und festigt. Denn nicht der Vorgang des Kartierens ist es, der in der Frühen Neuzeit ‚erfunden’ oder ausgeprägt wird, sondern die Tatsache, dass ein erstmals territorial gedachter Raum in ein abstraktes Medium übertragen und damit ein durchgängiger indexikalischer Bezug zwischen Karte und Territorium hergestellt wird (S. 56f). Damit aber, mithin auch der Einführung gemeinsamer Regeln zur Repräsentation von Raum im Medium Karte, kann ein modernes, systemisches Raumverständnis überhaupt erst in Gänze ausgeprägt werden und zur Wirkung kommen.

Einen Überblick über die verschiedenen Raumsemantiken und ihre Entwicklung in der Geschichtswissenschaft geben die Beiträge von Eric Piltz (Dresden) und Matthias Middell (Leipzig). Piltz benennt als die gegenwärtig meistverbreiteten Anwendungen die definitionsresistente Raummetaphorik, die Beschreibungskategorien von skalierbaren Analyseebenen wie Staat, Stadt, Viertel und individuellem Umgebungsraum sowie die relativ neue Perspektivisierung von Raum als Universalmedium sozialer und kultureller Aneignung. In Abgrenzung dazu fragt Piltz am Beispiel des Werkes Fernand Braudels nach dem Raumverständnis der nouvelle histoire und dessen Implikationen. Neben der Feststellung, dass verschiedene Konzepte von Raum für die gegenwärtige Geschichtsschreibung kein Novum darstellen, ergibt sich für ihn vor allem eine Möglichkeit zur Selbstreflexion, die – dies als ein erstes Fazit des Bandes – nicht nur für die Historischen Wissenschaften Bedeutung hat: „Spatial turn, das heißt […] Geschichte in ihren räumlichen Bedingungen zu denken und den Veränderungen der Raumwahrnehmung selbst auf die Spur zu kommen. Und dabei zu bedenken, dass die damit einhergehende Veränderung des Raumbegriffs wiederum auf die Formen der Geschichtsschreibung selbst wirkt“ (S. 94). Die durch Middell abgefasste Geschichte des spatial turn in der Geschichtswissenschaft offenbart sich dementsprechend als eine der Brüche und Inkonsistenzen. Besondere Beachtung finden bei ihm die Herausforderungen, vor welche sein Fach sich durch politisch und ökonomisch räumliche Krisen – z.B. die Umstrukturierung Europas nach 1989 oder die diversen Globalisierungswellen seit 1770 – gestellt sieht. Sein Vorschlag für eine Globalgeschichtsschreibung sieht daher eine intensive Fokussierung auf räumliche Prozesse der De- und Reterritorialisierung in Krisenphasen, mithin also der „Erschütterung, Ablösung bzw. Etablierung von Territorialitätsregimes“ 2 (S. 117), vor.

Auch die Beiträge der Soziologen Markus Schroer (Darmstadt) und Rudolf Stichweh (Luzern) befassen sich mit der innerfachlichen Debatte um den Raum als Beschreibungskategorie, der in den Abgrenzungskämpfen der Sozialwissenschaften (v.a. gegenüber der Geographie) lange Zeit unterzugehen drohte. Schroer gibt zunächst einen Überblick über die verschiedenen Strömungen innerhalb der Soziologie, die verschiedentlich den Raum verabschiedet oder wiederentdeckt haben, um schlussendlich dazu zu kommen, Grundbegriffe und Basisannahmen seines Faches zum Raum (wie auch sein Verhältnis zur Zeit) angesichts der Phänomensammlung Globalisierung neu zu gewichten. Hingegen geht es Stichweh eher um eine Implementierung bzw. Herausarbeitung von räumlichen Konzepten in die oder aus der systemische(n) Theorie der Weltgesellschaft. Raum wird hier als rein kognitives Konstrukt aufgefasst, „auf das die Kommunikation zurückgreift und aus dem sie Folgerungen für die Organisation von Weltgesellschaft ableiten kann“ (S. 153).

Der kommunikative Aspekt des Raumbegriffs spielt naturgemäß auch in der medienwissenschaftlichen Perspektive eine hervorgehobene Rolle. Der Bochumer Literatur- und Medienwissenschaftler Niels Werber stellt fest, dass dominante Medienumbrüche wie die Erfindung des Buchdrucks, die systematische Einführung der Hochseeschifffahrt oder die elektronische Revolution der Weltgeschichte nicht nur einen globalen Raum erschließen, sondern diesem Raum zugleich auch eine soziale Ordnung einprägen, ihn gleichsam als Objekt restloser „Raumnahme“ durch ebendiese Sozialordnung geo-codieren (S. 166). Irritiert von den unterschiedlichen kulturellen Ausdeutungen dieses Geocodes der Medien, die zu völlig verschiedenen Wahrnehmungen und Bewertungen des Raums wie seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft führen, fragt er nach den Selbstbeschreibungsformeln der jeweiligen Gesellschaft. Diese generieren nämlich ihre semantische Plausibilität durch besondere Referenz auf solche Medien der Raumnahme. In einer abschließenden Konzentration auf die Formel von der ‚Netzwerkgesellschaft’ kommt Werber zu dem Schluss, dass Dominanz gewinnende Beschreibungsformeln wiederum auf die Geo-Codierung der Medien Einfluss nehmen; diese also „ganz unterschiedliche Formen der Räumlichkeit der Gesellschaft [plausibilisieren]“ (S. 181) können. Noch einen Schritt weiter in der kommunikativen Bestimmung von Raum geht der Frankfurter Medienanthropologe Manfred Faßler. Er kennzeichnet die spätmittelalterliche Neubestimmung des Raums als spatium (im Gegensatz zum topos) als eine protomoderne Strategie, „Ordnung lokal, räumlich und institutionell anwesend und sichtbar zu machen“ (S. 186), diesen also ausschließlich als Verwaltungs- (oder ‚Speicher-’)raum zu entwerfen. Raum als sozial erzeugtes Ordnungsmodul entfaltete dabei eine gewaltige Prägekraft für die Wahrnehmung und Anwendung von Machtrelationen – als kulturelle Codierung von Grenzen zur Unterbindung von „Ich-Metamorphosen“. Unter den Bedingungen beschleunigter „Mediamorphosis“ aber, den Folgeerscheinungen globaler Arbeitsteilung und elektronisch erzeugter Medien- und Informationswelten, wandelt sich Raumwahrnehmung zum ständig verhandelbaren Phänomen der Kommunikation. Faßlers Bestimmung von Raum als „mehr oder minder komplexe Geste der Anwesenheit“ (S. 190) ermöglicht ihm, diesen – neben seiner unbestreitbaren Eigenschaft als Agent der Souveränität – auch als virtuellen Entwurf einer Gemeinschaft (community) zu konzeptualisieren, die sich seiner aktiv als ‚Schlüsselmöglichkeit’ zur Kommunikation bedient. Zusammenhangsräume (Gesellschaft, Staat, Nation, Kultur) werden seiner Auffassung nach zunehmend von Zustandsräumen (Communities, Netzwerken, Cybersocieties) durchdrungen. Der statisch und geometrisch gedachte Ordnungsraum der Moderne wird also ergänzt (und gekreuzt) von vorläufigen, änderungssensiblen und immer neu generierten Community-Räumen, die es als solche erst noch zu erforschen gilt. In einem den ersten Teil abrundenden Beitrag begibt sich schließlich der Potsdamer Medienwissenschaftler Stephan Günzel auf die Suche nach Unterscheidungskriterien, die das neue oder nur verlängerte Reden über Raum in den Kultur- und Sozialwissenschaften besser einordnen helfen könnten. Seine eher knapp geratene Differenzierung des spatial turn in tatsächlich entgegen gesetzte, wenn auch aufeinander bezogene, Bewegungen und Forschungsdesigns eröffnet den Blick auf methodisch wie inhaltlich differente Stoßrichtungen und ihre jeweilige Kritik. Kurze Ausblicke auf die topographische Suche nach Machtrepräsentationen in kulturellen Praktiken oder topologische Strukturanalysen von Machtgefügen offenbaren verschiedene Sichtweisen auf soziale Phänomene, denen auch unterschiedliche Raumbegriffe zugrunde liegen. Sichtbar wird jedoch, dass die oft schon wieder totgesagte räumliche Wende in den Humanities noch immer durch innovative Fragestellungen weiter belebt werden kann.

Der zweite, gleich gewichtete Teil der Anthologie bietet nun der Humangeographie Platz und Möglichkeit, eine eigene Einschätzung zu formulieren. Der ubiquitäre politische Geograph Edward W. Soja (Los Angeles/London) ruft dabei als erster (und einziger) die Neu-Bewusstmachung des Raums in den Sozialwissenschaften geradezu als eine Revolution im Geschichts-, Gesellschafts- und Menschenbild der Postmoderne aus. Nach einem kurzen Resümee seiner Publikationen zum ‚Thirdspace’ tritt er für die nachhaltige Politisierung des Raumes durch die Konzeptualisierung und Nutzung räumlichen Kapitals (der Dichte und Vernetzung in den Städten) und räumlicher Gerechtigkeit ein. Sofort darauf aber erfolgt eine Relativierung des Gesamtphänomens spatial turn überhaupt durch Gerhard Hard, auch nach seiner Emeritierung wortstarker Verfechter fortdauernder Reformen in der modernen Geographie. An der Fachgeschichte setzt Hard denn auch an, wenn er mit der unklaren Semantik im kultur- und sozialwissenschaftlichen Raumdiskurs hart ins Gericht geht. Den ‚semantischen Schwindelgefühlen’, die ihn bei der Lektüre der Literatur zum spatial turn befallen, versucht er mit einem Exkurs in die Fach- und Begriffsgeschichte der Geographie beizukommen. Dabei stellt Hard – womöglich nicht in jedem Falle zu Recht, doch mit klarer und überzeugender Deutlichkeit – Parallelen zwischen altgeographischen Theoremen (Kultur-Raum, Landschaft) und einzelnen geisteswissenschaftlichen Perspektiven auf Raum als nicht-materielle, gleichsam metaphysisch aufgeladene Anordnung von Natur und Kultur fest. Auf der Suche nach Erklärungen für diese Wiedererfindungen von in der Geographie schon länger überwunden geglaubten Konzepten vermutet er einen schlichten rhetorischen Trick (ohne aber die Bedeutung eines spatial turn damit zu entkräften oder zu delegitimieren!): die Wiedereinführung des Raumes in den wissenschaftlichen Diskurs wird als Phänomen und Mittel der Evidenzproduktion in Phasen der ontologischen wie auch methodischen Verunsicherung markiert. Die hier durch Hard unterstellte Suche nach dem ‚Realen’ kann dabei durchaus als Anregung verstanden werden, sich der selbst verschafften Determinanten bewusst zu bleiben, nicht aber als Zurückweisung der nicht-geographischen Annäherungsversuche oder der Verteidigung der eigenen Fachgebiete – wie dies die Herausgeber des Bandes vermuten (S. 34f).

Aversive Positionen nehmen auch die weiteren Beiträger nicht ein, vielmehr versuchen Marc Redepennig, Roland Lippuner und Benno Werlen (alle Jena), den aufschäumenden Diskursblasen dieses ‚ontologischen Slums’ (G. Hard) eine auch für Geographen nutzbare Substanz zu entringen. Während Redepennig und Lippuner sich vor allem auf die Raumsemantik und ihre Funktion in der Systemtheorie beziehen, versucht Werlen die neueren Entwicklungen in der Geographie mit denen in den anderen Kultur- und Sozialwissenschaften abzugleichen. Die von ihm dabei festgestellte „Wende […] von der Raum- hin zur Praxiszentrierung, von der Raumanalyse zur wissenschaftlichen Erforschung der alltäglichen Praxis des Geographie-Machens“ (S. 365) trifft eben beileibe nicht nur auf die Geographie selbst zu. Gerade die Neubewertung des Raums als ein Agens sozialen und kulturellen Handelns von Akteuren (!) macht einen nicht unerheblichen Teil des spatial turn aus. Dementsprechend bemühen sich die beiden letzten Beiträge von Nigel Thrift (Warwick) und Mike Crang (Durham) auch um die Fächergrenzen sprengende Perspektiven auf die Konzeption und besonders die Erfahrung von Raum. Thrifts Konzept eines sense of space jenseits des romantischen Glaubens an den sicheren Ort oder metaphysischer Raumgebundenheit der Völker wird paradigmatisch in der Kunst realisier- und erfahrbar: Es ist ein ästhetischer Entwurf des miteinander Seins in ständiger Bewegung, kulturellem Austausch und organisatorischer Performanz. Solch ein anders zu gestaltendes Wahrnehmen des Raums fordert auch der Kulturgeograph Mike Crang. Im letzten Aufsatz des Bandes setzt er sich für eine Rehabilitierung der Zeit als Handlungs- und Wahrnehmungskategorie ein, die vom Raum weder zu trennen, noch ihm entgegen gesetzt ist. Seine Schlüsse über die Vielfältigkeit von Zeitbegriffen und Zeitwahrnehmungen sowie ihre Bindung an Handlung in Zeit-Räumen lassen nicht nur für Geographen erweiterte Forschungsfelder aufscheinen. Gerade die kulturell verschiedenen Ausprägungen von Zeit-Raum-Relationen und insbesondere ihre Formulierung und Spiegelung in literarischen und anderen künstlerischen Zeugnissen dienen sich als ergiebige Objekte vielfältiger handlungsbezogener Forschungsstrategien an und lassen eine gegenwärtig zu befürchtende Überbewertung des Raums gegenüber der Zeit als wenig ratsam erscheinen.

Damit schließt ein Sammelband, der durch die breitestmögliche Abdeckung bestehender Positionen und der gleichzeitigen Aufforderung zum fortgesetzten Dialog besticht. 3 Die kluge Auswahl konziser Aufsätze erzeugt gerade wegen ihrer oft deutlichen Fachgebundenheit und dem immer wieder spürbaren Unverständnis und den Unsicherheiten einzelner Autoren angesichts anderer disziplinärer Zugänge eine große potentielle Streubreite an Effekten zwischen den Texten. Die großteils diszipliniert strukturierten Beiträge geben nämlich nicht nur wichtige Einblicke in die jeweiligen Abgrenzungskämpfe der Einzelwissenschaften, sondern versuchen sich immer auch an vergleichenden Beobachtungen und Erkenntnissen. Das dabei wie selbstverständlich mitreflektierte Changieren der eigenen Perspektiven zwischen der „Raumfalle“ des Essentialismus und der begrifflichen Beliebigkeit metaphorischer Räume bezeugt die Reife des Diskurses, ohne dass damit sämtliche Zweifel aus der Welt geschafft wären. So bleibt dem Band nur zu wünschen, dass er nicht als Standardwerk in dem Sinne aufgefasst wird, hier würde der spatial turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften abschließend erfasst und damit erledigt. Vielmehr sollten die hier versammelten Konzepte in ihrer Unvollständigkeit und Offenheit als Handlungs- und Anwendungsaufforderungen verstanden werden, die der Ausführung und Vertiefung bedürfen.

Anmerkungen:
1 Der Band stellt das deutlich überarbeitete Ergebnis der interdisziplinären Tagung „Der Geocode der Medien. Eine Standortbestimmung des spatial turn“ dar, die im Oktober 2006 im Rahmen des Projekts ‚Kulturgeographie des Medienumbruchs analog/digital’ am SFB/Forschungskolleg Medienumbrüche der Universität Siegen stattfand.
2 Die Begrifflichkeit wird dabei dankbar aus der Sozialgeographie John A. Agnews und Neil Brenners übernommen; interdisziplinär ausgearbeitet wird sie derzeit in einem Leipziger Graduiertenkolleg zu „Bruchzonen der Globalisierung“.
3 Auch wenn dieser sich vordergründig als künstlich erzeugter gibt. So wird der in der Einleitung bemängelte allgemeine Zitierzirkel in dieser am deutlichsten ein- und auch danach in ermüdender Konsequenz fortgeführt. Allerdings geben die Beiträge dem Leser auch darüber hinaus genügend Möglichkeiten zur wechselseitigen Reflexion.

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