Hürter, Johannes; Zarusky, Jürgen (Hrsg.): Epos Zeitgeschichte. Romane des 20. Jahrhunderts in zeithistorischer Sicht. 10 Essays für den 100. Band. München 2010 : Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-59235-1 197 S. € 17,80

van Laak, Dirk (Hrsg.): Literatur, die Geschichte schrieb. . Göttingen 2010 : Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 978-3-525-30015-2 285 S., 10 Abb. € 24,95

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Erhard Schütz, Institut für deutsche Literatur, Humboldt-Universität zu Berlin

Zwei Beobachtungen eines Historikers vorab: 1. „Deutsche Literatur ist in den vergangenen Jahrzehnten und […] zuletzt immer mehr vor allem als Beitrag zur nationalen Erinnerungskultur gelesen und möglicherweise auch konzipiert worden.“1 2. „Die Schriftsteller erzählen Geschichten von einer Komplexität und inneren Spannung, die der Historiker mit seinen expliziten, analytischen und insofern immer höchst reduktionistischen Erklärungsansprüchen nicht erreichen kann.“2

Wolfgang Hardtwig, von dem beide Zitate stammen, hat bemerkt, dass in der einschlägigen Romanprosa nicht selten Historiker auftreten. Das kann man um die trivialere Beobachtung ergänzen, dass seit geraumer Zeit Literatur und ihre Autoren Eingang in historiographische Darstellungen finden. Zwei Sammelbände machen nun die Probe darauf, wie eng das Verhältnis von Literatur und Historiographie sich denn von geschichtswissenschaftlicher Seite tatsächlich gestaltet. Der eine Band kommt als Lockerungsübung aus jubilatorischem Anlass daher, der andere ist aus einer kollegialen Integrationsunternehmung hervorgegangen. Die Herausgeber und Redakteure der die „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte“ begleitenden „Schriftenreihe“ feiern den 100. Band: „Zum Jubiläum haben wir uns etwas erlaubt.“ So schreiben Johannes Hürter und Jürgen Zarusky im Vorwort von „Epos Zeitgeschichte“ und formulieren das Ziel, die um ihre erzählerischen Lizenzen beneideten Schriftsteller auf den Prüfstand zu nehmen sowie „nach dem historischen Kern fiktionaler Erzählungen“ zu befragen (S. 7). Dirk van Laak wiederum hat offenbar seine Berufung auf den Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Anlass genommen, die Historikerkollegen (und eine Kollegin) sowie Literaturwissenschaftler verschiedener Philologien zu einer gemeinsamen Exploration der historischen Wirkung von Literatur zusammenzubringen. Während dies den Rahmen enger zieht, hatten die Autoren von „Epos Zeitgeschichte“ eine größere Freiheit zur Auswahl nach Neigung.

Entsprechend plural ist die Zusammenstellung, die von 1914 (Heinrich Manns „Der Untertan“) bis zur jüngsten Gegenwart reicht (Daniel Silvas „Gabriel-Allon“-Thriller). Unterm Strich fallen die Prüfberichte meist wohlwollend aus. Die Reichweite und Differenziertheit der Ergebnisse hängt dabei nicht zuletzt vom Verständnis für die jeweiligen literarischen Spezifika ab, die freilich von Roman zu Roman unterschiedlich komplex sind. So weit, auch die jeweilige literarische Form auf ihre zeitgeschichtliche Bedingtheit zu analysieren, geht außer Andreas Wirsching niemand. Wirsching prüft Manns „Der Untertan“ auf seine Kronzeugenschaft für den deutschen „Sonderweg“ und damit zunächst auch die Urteilskraft einiger renommierter Historiker-Kollegen, die sich in der Vergangenheit mit dem Roman bereits befasst hatten. Das wird zu einem erhellenden Unternehmen selbst für Literaturwissenschaftler, die sich längst ein interpretatorisches Moratorium für den Roman wünschten, denn Wirsching zeigt nicht nur, wie und wo Mann dem Wilhelminismus scharfe Kontur gab, sondern schließlich auch, wie Mann selbst in der Eigentümlichkeit seines satirischen Verfahrens „jener spezifisch deutschen Ligatur von Skurrilität und Gewalt“ (S. 24) von damals verhaftet blieb.

Helmut Altrichter hat es da mit Jewgeni Samjatins utopischem Roman „Wir“ (1920) etwas leichter, weil er die Dystopie von vornherein nicht auf unmittelbare Faktizitäten lesen musste. So kommt er, nicht ganz überraschend, zum Ergebnis, dass Samjatin „vieles von der späteren Entwicklung des Landes vorweg[nahm], indem er beschrieb, wozu es führen würde, wenn die Bolschewiki ihre Ansprüche und Absichten realisierten“ (S. 34). Horst Möller setzt sich mit Hans Falladas „Bauern, Bonzen, Bomben“ (1931) auseinander und zeigt zum einen, wie die Politik als Mitspieler hinzutritt; zum anderen dient ihm das Lob für Falladas „erschreckend tiefe“ Menschenkenntnis (S. 49) und seine präzise Darstellung von „anthropologisch zu fassenden Charaktereigenschaften“ (S. 52) für einen Seitenhieb auf die „verkrüppelte Argumentation mancher modischer Geschichtstheoretiker“ (S. 51). Johannes Hürter entwickelt in einer emphatischen Darstellung die Bedeutung von Ivo Andrićs „Die Brücke über die Drina“ (1945) im Kontext der Geschichte Jugoslawiens, von der – auch politischen – Rolle des Autors bis hin zum Roman als „Brücke“ (S. 59) zwischen den Menschen in den heutigen Nachfolgestaaten. Ähnlich informativ und von Empathie getragen ist Hans Wollers Aufsatz zu Giorgio Bassanis „Die Gärten der Finzi-Contini“ (1962).

Hermann Graml hat nicht vor einem ebenso umfänglichen wie umstrittenen Roman zurückgescheut: Ernst von Salomons „Der Fragebogen“ (1951). Schritt für Schritt legt er die antiamerikanischen und antidemokratischen Perfiditäten dieses verflixt unterhaltsamen Buches dar, um dann in einer verblüffenden Volte festzustellen, es habe unfreiwillig zur Entnazifizierung beigetragen, weil es zum Lobe eines damals schon obsoleten Nationalismus den Nationalsozialismus faktisch lächerlich gemacht habe. Manfred Kittel liest Siegfried Lenz’ „Heimatmuseum“ (1978) im Kontext der Debatten um Flucht und Vertreibung, aber auch der zahlreichen literarischen Werke dazu – und kann dabei einem früheren, ideologisch bestimmten Urteil aus der Literaturwissenschaft entsprechenden Bescheid geben.

Zwei Beiträge stechen von diesen für das Spezifische von Literatur insgesamt recht offenen Darstellungen ab. Udo Wengst betrachtet Wolfgang Koeppens „Das Treibhaus“ (1953), wie schon sein Titel unmissverständlich sagt, als „Zerrbild der jungen Bonner Demokratie“. Dabei identifiziert er umstandslos Autor und Hauptfigur. Wahrscheinlich ist das aber weniger ein Laienfehler denn ein Vorwand, die ganze Richtung der damaligen Literaten noch einmal abzufertigen, die sich auf die Vorstellung von der Adenauer-Restauration versteift hatten und unsere „Staats- und Gesellschaftsform stets mit nörgelnder Kritik begleitet haben“ (S. 100). (Immerhin wäre es durchaus spannend, wenn Literaturwissenschaftler sich nun genötigt sähen, dem ob der Diskrepanz damaliger Literatur zum heutigen historiographischen Konsens furorischen Historiker die ästhetische Legitimität eines solchen Schreibens – zumindest für damals – en détail auseinanderzusetzen…) Jürgen Zarusky will offenbar alles richtig machen, indem er Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ (1995) – konform mit literaturkritischen Lesarten der ‚zweiten Welle’ – eine Delegitimierung der Opfer durch „Vernebelung“ vorwirft, die besonders schlimm, nämlich „sophisticated“ sei (S. 151f.). Er benennt durchaus Schlinks ästhetisches Problem, eine „geradezu spröde Sprache“ (S. 136). Aber diese ist nun einmal die Sprache des Erzählers, der ohnehin in allem, was er sagt – und mehr noch: nicht sagt –, Partei ist: seine eigene. Von Schlink als Autor mehr Präzision und Empathie zu verlangen (vgl. S. 152) und ihm vorzuhalten, die sadomasochistischen Phantasien des Erzählers könnten „wohl kaum als Äquivalent für die Darstellung der Alltagserfahrung eines Shoah-Opfers durchgehen“ (S. 145), das mag möglicherweise rechtschaffen sein wollen, ist aber allzu ahnungslos hinsichtlich dessen, was Literatur von Historiographie trennt.

„Das Aufsehen, das dies Buch machte! Selten wohl gab es solch einen Erfolg! […] Hier entscheiden Sujet und Rechtzeitigkeit des Erscheinens. […] Zwei Meinungen kämpften gegeneinander. […] Noch schlummerte der Zwist gleichsam. Als das Buch auftauchte, das unglaublich gut gemeint war, kam es zum Ausbruch der Feindseligkeiten.“3 Prägnanter und pointierter, als es Robert Walser 1928 im Feuilleton getan hat, kann man die Wirkung von Harriet Beecher-Stowes „Uncle Tom’s Cabin“ (1851/52) kaum fassen. Es nimmt denn auch im Wesentlichen vorweg, was Friedrich Lenger im zweiten hier vorzustellenden Sammelband zu Buch und Wirkung zu sagen hat. Wo Walser schon der Name der Autorin dieses „berühmten Propagandabuches“4 entfallen war, stellt Lenger fest, dass heute auch niemand mehr den Inhalt des Buches kenne. Geblieben ist der Name „Onkel Tom“, der nun freilich ebenso passend wie unpassend appliziert wird. Lenger zeichnet die weltweit gewaltige Rezeption nach und schildert die Auswirkungen auf das seinerzeitige amerikanische Parteiensystem und die Gesetzgebung. Auch wenn Abraham Lincoln wohl doch den größeren Anteil am Zustandekommen des Bürgerkriegs hatte als dieses Buch: Hier haben wir das Exemplum dessen vorliegen, was Dirk van Laak bei seinem Projekt vorgeschwebt haben mag.

„Die Grenzverläufe zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Geschichte, Literatur und Ästhetik verschwimmen momentan zusehends. […] Es mehren sich Diagnosen eines neuen Zeitalters des Historismus, der jeder Geschichte ihr Recht einräumt. Hauptsache, sie ist gut erzählt.“ (S. 22)5 Unter so wahrgenommenen Auspizien ist es nicht nur eine persönliche Grille oder ein schöner Einfall, nach der geschichtlichen Wirkungsmächtigkeit von Literatur (und Bühnenwerken) zu fragen – ebenso, wie man in Fortsetzung nach der Wirkung von Filmen, aber auch erzählenden Sachbüchern und schließlich von historiographischen Werken selbst weiterfragen müsste. Van Laak macht gleich eingangs deutlich, dass dies ein erster Versuch dazu ist. Bereits sein Vorwort nennt viele weitere, mindestens ebenso relevante Titel wie die hier versammelten Beispiele. Es gehe um Literatur, die „für politische, soziale, rechtliche oder kulturelle Veränderungen ursächlich war und dadurch den Gang der Geschichte beeinflusste“ (S. 10).

Im Detail zeigt sich dann, dass diese Ursächlichkeit selbst nicht ohne Ursachen ist – und wie höchst unterschiedlich und präzise ‚Wirkungen’ zwischen unmittelbaren Eruptionen und langfristigen Einstellungsänderungen zu bestimmen sind. Nimmt man die vorliegenden – von ihrem Gegenstand her zwar nicht immer so prägnanten wie bei „Onkel Toms Hütte“, aber durchweg sehr informativen und gut geschriebenen – Proben, dann kann man allermeist eine Katalysatorenfunktion in latenten sozialen und politischen Spannungsverhältnissen erkennen – so etwa bei „Max Havelaar“ (1860) von Multatuli in Hinsicht auf den holländischen Kolonialismus, wie Erwin Leibfried herausarbeitet. Das gilt, wie Peter Haslinger zeigt, ebenso für Thomas Bernhards Stück „Heldenplatz“ (1988), das durch seine kontroverse Aufnahme die österreichische Gesellschaft geradewegs zu einer Neudeutung ihrer jüngsten Geschichte zwang. Diese Werke entdeckten oder erfanden ihren Gegenstand nicht, sondern knüpften an vorhandene Problematiken an, die sie in griffige Thesen, drastische Plots und starke Figuren brachten. Zugleich handelt es sich durchweg um Werke, die mitnichten ihrer ästhetischen Komplexität oder Innovationskraft wegen kanonisiert wurden. Als Beispiel mag hier Theodor Herzl gelten. Gerade weil sein Roman „Altneuland“ (1902) mehr Programmschrift denn Roman war, so Sascha Feuchert, war er so erfolgreich – vor allem auch über die Kontroversen, die er kaum ausgelöst hätte, wenn er die seinerzeit elaborierte jüdische Literar- und Schreibkultur praktiziert hätte.

Oft sind es ausgesprochene Bestseller, auch solche, die in den schulischen Kanon eingestellt und so zu Longsellern wurden. Sehr oft ist ihre Wirkung ohne die enge Verbindung mit der Persönlichkeit ihres Urhebers kaum zu denken. Besonders deutlich arbeitet das Rainer Liedtke am exzentrischen Leben Lord Byrons heraus: „Durch seinen Tod hatte Byron mehr erreicht, als er vermutlich jemals als Lebender auf griechischen Schlachtfeldern hätte erreichen können.“ (S. 39f.) Es ist stets eine besondere Authentizität, auf die es ankommt – wie fingiert, wie illusorisch oder prätendiert sie auch immer sei. Anne C. Nagel zeigt, wie die Wirkung von „Die Waffen nieder!“ (1889) ohne Bertha von Suttners hartnäckige und geschickte Selbstplatzierung, die denn konsequent im Nobelpreis gipfelte, kaum die gleiche gewesen wäre. Oder es ist eine Authentizität, wie sie das Versprechen akribischer Recherche und reportierender Wahrhaftigkeit suggeriert. So im besonders drastischen Wirkungsfalle (der nicht selten mit „Onkel Toms Hütte“ verglichen wurde) von Upton Sinclairs „The Jungle“ (1905). Frank Bösch zeigt facettenreich, wie Sinclair erfolgreich an Konzepte eines investigativen Journalismus anschloss, die der Öffentlichkeit zunehmend geläufig waren – und wie sein Erfolg zu Gesetzesänderungen, neuen Institutionen und längerfristigem Mentalitätswandel führte.

Komplexer ist das Authentizitätsverhältnis von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ (1929), wie Günter Oesterles pointierte Studie vorführt. Der unvergleichliche weltweite Erfolg dürfte besonders auf der Authentizitätssuggestion eigenen Erlebens beruht haben – einem geschickten Amalgam aus Adoleszenzaspekten und Kriegsanekdoten, in dem man sich als Teil einer lost generation identifizieren konnte. In Deutschland nun wurde eben dieses Authentizitätsversprechen von der Rechten diskreditiert und erfolgreich ins antisemitische Stereotyp einer manipulativen, geschäftlichen ‚Mache’ überstellt, als gewissermaßen ‚authentisch’ jüdisch. Von Remarques Adoleszenzambivalenzen her kann man eine Verbindung zu zwei Texten ‚von rechts’ insofern ziehen, als der immense Erfolg des einen – „Der Wanderer zwischen beiden Welten“ (1916/17) von Walter Flex, vorgestellt von Jürgen Reulecke – sich nicht zuletzt der Melancholie juveniler Reinheitswünsche verdanken dürfte wie umgekehrt Artur Dinters widerliches Konstrukt „Die Sünde wider das Blut“ (1917/18), vorgestellt von Volker Roelcke, seinen unsauberen Sexualphantasien im ‚Kampf der Jugend’.

Einige Analysen zeigen überdies, dass historische Wirkung im Verlauf der Zeit vielschichtig bis konträr sein kann. So geht aus Hans-Jürgen Bömelburgs Darstellung zu Jaroslav Hašeks „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ (1921/23) hervor, auf welch wechselvollen Wegen die ‚schwejksche Haltung’ zu einem nationalen Selbstinterpretament wurde. An Hans Grimms „Volk ohne Raum“ (1926) kann Vadim Oswalt demonstrieren, wie der Titel für das Werben um afrikanische Kolonialisierung in eine programmatische Formel für die rassistische Expansionspolitik umcodiert wurde. Ähnlich funktionierte die sowjetische Einverleibung von Musa Dschälil, wie Mark Kirchner zeigt, in die sowjetische Heldenikonik und von dessen „Moabiter Heften“ (1944) ins offiziöse Kulturgut. Der tatarische Autor war in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten, hatte sich geweigert, sich auf Seiten der Nazis gegen die Sowjetunion rekrutieren zu lassen, und war deshalb hingerichtet worden. Die Ikonisierung geschah allerdings erst nach Stalins Tod, weil Kriegsgefangenschaft zuvor als unsowjetisch galt. In postsowjetischen Zeiten gab es schließlich eine brachiale Umdeutung zum nationaltatarischen Helden, der Dschälil nie hätte gewesen sein wollen. Winfried Speitkamp zeigt an Joseph Conrads „Heart of Darkness“ (1902), wie der Titel bald zum frei flottierenden Label für alles Mögliche werden konnte. Das setzte vor allem voraus, das Buch gar nicht erst zu lesen. Überhaupt – das ist vielleicht die bitterste Pointe dieser historischen Wirkungsuntersuchungen – scheint das probateste Mittel einer großen historischen Wirkung darin zu liegen, gerade nicht gelesen worden zu sein. Das gilt drastisch, wie Claus Leggewie zeigt, im Falle von Salman Rushdies „Satanic Verses“ (1988), wo die Mordaufrufe gegen den Autor und andere in der Nichtlektüre selbsterklärter Schriftgelehrter wurzelten.

Das hier vorgestellte Projekt verdiente eine Fortsetzung. Es ließe sich daraus ein interdisziplinäres Forschungsprogramm entwickeln, in dem geschichtsrelevante Wirkungen nicht nur von Literatur, sondern von medialen Produktionen überhaupt systematischer untersucht werden könnten. Das könnte schließlich auch verzögerte oder Nichtwirkungen beinhalten. Zu fragen wäre etwa, welche unmittelbarere Wirkung Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ vielleicht gehabt hätte, wäre es nicht erst 1933 erschienen oder wären damals nicht die Nazis derart an die Macht gelangt…

Anmerkungen:
1 Wolfgang Hardtwig, Zeitgeschichte in der Literatur 1945–2005. Eine Einleitung, in: Erhard Schütz / Wolfgang Hardtwig (Hrsg.), Keiner kommt davon. Zeitgeschichte in der Literatur nach 1945, Göttingen 2008, S. 7-25, hier S. 13.
2 Ders., Fiktive Zeitgeschichte? Literarische Erzählung, Geschichtswissenschaft und Erinnerungskultur in Deutschland, in: Konrad H. Jarausch / Martin Sabrow (Hrsg.), Verletztes Gedächtnis. Erinnerungskultur und Zeitgeschichte im Konflikt, Frankfurt am Main 2002, S. 99-123, hier S. 121; auch online unter <http://www.zeithistorische-forschungen.de/Portals/_zf/documents/pdf/2009-3/Hardtwig%20Fiktive%20Zeitgeschichte.pdf> (8.1.2011).
3 Robert Walser, Onkel Toms Hütte [Dezember 1928], in: ders., Das Gesamtwerk in 12 Bänden, Bd. X, Frankfurt am Main 1978, S. 299ff., hier S. 299.
4 Ebd., S. 300.
5 Siehe auch Dirk van Laak, Zeitgeschichte und populäre Geschichtsschreibung: Einführende Überlegungen, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 6 (2009), S. 332-346; zugleich online unter <http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-vanLaak-3-2009> (8.1.2011).

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