2 Promotionsstipendien „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung“ (Univ. Leipzig)

Zwei Promotionsstipendien „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung“

Institution
Universität Leipzig (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Arbeitstelle
Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Gefördert durch
Gerda Henkel Stiftung
PLZ
04109
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.04.2024 -
Bewerbungsschluss
15.01.2024
Von
Niklas Venema

Im Forschungsprojekt „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung: Demokratischer Diskurs als Ideal und Gefahr“, gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, sind ab 1. April 2024 zwei Promotionsstipendien für jeweils 36 Monate zu vergeben (Projektleitung Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema, Universität Leipzig). Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.600,- Euro monatlich, gegebenenfalls zuzüglich Familienzuschlag. Reise- und Sachmittel im Rahmen des Projekts werden gewährt.

Zwei Promotionsstipendien „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung“

Ausschreibung: Zwei Promotionsstipendien „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung“

Im Forschungsprojekt „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung: Demokratischer Diskurs als Ideal und Gefahr“, gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, sind ab 1. April 2024 zwei Promotionsstipendien für jeweils 36 Monate zu vergeben. Sie sind angesiedelt an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig unter Projektleitung von Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema. Die Höhe des Stipendiums beträgt 1.600,- Euro monatlich, gegebenenfalls zuzüglich Familienzuschlag. Reise- und Sachmittel im Rahmen des Projekts werden gewährt.

Aufgaben:
- Mitarbeit im Forschungsprojekt „Öffentlichkeit und Arbeiterbewegung: Demokratischer Diskurs als Ideal und Gefahr“ (Projektleitung Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema): Bearbeitung eines Teilprojekts („Teilprojekt 2 – Eigene Medien und Medienpolitik der USPD: Praktiken und Konzepte“ oder „Teilprojekt 3 – Gegnerschaft oder Vereinnahmung: Die Berichterstattung der bürgerlichen Presse über die Arbeiterbewegung“)
- Eigene wissenschaftliche Qualifikation (Promotion) zu Teilprojekt 2 oder Teilprojekt 3
- Mitarbeit an Publikationen, Vorträgen und Workshops des Forschungsprojekts
- Mitwirkung an Kolloquien des Forschungsprojekts
- Durchführung (internationaler) Archiv- und Konferenzreisen

Voraussetzungen:
- sehr guter Abschluss eines Masterstudiums in Kommunikations-, Medien- oder Geschichtswissenschaft beziehungsweise einer anderen Sozial- oder Geisteswissenschaft
- sehr gute deutsche und englische Sprachkenntnisse
- Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Forschungsprojekt

Erwünscht:
- Interesse an und Wissen über die Geschichte der Arbeiterbewegung
- Interesse an und Wissen über Theorien zu Öffentlichkeit und Medien
- Erfahrung in Archivrecherchen
- Kenntnisse qualitativer oder quantitativer sozialwissenschaftlicher Methoden
- Kenntnisse historischer Quellenarbeit

Zum Projekt:

Öffentlichkeit als Sphäre zur gesellschaftlichen Verständigung ist ein grundlegendes Element einer demokratischen Ordnung. Die europäische Arbeiterbewegung stand seit ihrer Genese im 19. Jahrhundert in einem Spannungsverhältnis zur Medienöffentlichkeit. Aus der Erfahrung staatlicher Repression gehörten Meinungs- und Pressefreiheit zu ihren wichtigsten Forderungen. Gleichzeitig sah sich die Bewegung aber auch durch die Öffentlichkeit in Gefahr und wähnte sich umgeben von einer übermächtigen liberalen und konservativen Presse. Ziel des Forschungsprojekts ist es, am Beispiel der deutschen Sozialdemokratie im internationalen Kontext das Verhältnis der Arbeiterbewegung zur Öffentlichkeit als Konfliktgeschichte um Demokratie zu rekonstruieren. Dazu verfolgt es die Fragestellungen, welche idealen Vorstellungen von Öffentlichkeit die Arbeiterbewegung entwickelte, welche Praktiken und medienpolitischen Konzepte sie verfolgte, und in welchem Verhältnis sie zu den Medien der bürgerlichen Öffentlichkeit stand. Dazu werden in drei Teilprojekten Publikationen und Archivalien von Akteuren der Medien- und Bildungsarbeit und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei sowie bürgerliche Zeitungen und Zeitschriften ausgewertet. Teilprojekt 2 und Teilprojekt 3 werden im Rahmen der ausgeschriebenen Promotionsprojekte bearbeitet.

Teilprojekt 2 – Eigene Medien und Medienpolitik der USPD: Praktiken und Konzepte
Teilprojekt 2 analysiert die Praktiken eigener Medien und Konzepte alternativer Strukturen demokratischer Öffentlichkeiten, die Akteure der Arbeiterbewegung im Wechselverhältnis mit abstrakteren Wert- und Ordnungsvorstellungen entwickelten. Dazu wird das Beispiel der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in der Phase als Massenpartei zwischen 1917 und 1923 fokussiert und in den Kontext der europäischen Arbeiterbewegung eingeordnet. So wird die Rolle der USPD in der Medienarbeit internationaler Zusammenschlüsse analysiert und die Partei mit Organisationen in Ländern wie Großbritannien oder Österreich verglichen, in denen der Erste Weltkrieg nicht zu einer vollständigen Spaltung der Arbeiterbewegung führte. Linkssozialdemokratische Organisationen wie die USPD sind zentral für die Konfliktgeschichte der Arbeiterbewegung um Demokratie und Öffentlichkeit. Einerseits hielten sie auch nach Durchsetzung der bürgerlichen Demokratie an tradierten Idealen fest, andererseits lehnten sie autoritäre Tendenzen ab. Die Mehrheitssozialdemokratie in Deutschland verwarf im Zuge der Novemberrevolution 1918/19 radikale Ansätze auch im Bereich der Medienpolitik. Maßgebliche Vertreter/innen sozialistischer Politik, unter anderem in Bezug auf die Presse und Parteipublizistik, wurden Mitglieder der unabhängigen Sozialdemokratie. Das Teilprojekt analysiert zum einen die Parteipresse wie das Zentralorgan Freiheit oder die Leipziger Volkszeitung. Zum anderen werden medienpolitische Konzepte der USPD zur Veränderung von Strukturen der privatwirtschaftlichen Presse oder des Rundfunks in der Weimarer Republik rekonstruiert. Gestützt auf Auswertungen der Publikationen und Archivbestände der Partei erweitert das Teilprojekt die jüngere geschichtswissenschaftliche Forschung zur USPD als Akteurin in Auseinandersetzungen um Demokratie um die kommunikationshistorische Perspektive auf Öffentlichkeit.

Teilprojekt 3 – Gegnerschaft oder Vereinnahmung: Die Berichterstattung der bürgerlichen Presse über die Arbeiterbewegung
Teilprojekt 3 analysiert die Darstellung der Arbeiterbewegung in der bürgerlichen Presse zwischen Feindschaft und Vereinnahmung und schließt damit über die Wahrnehmung der Bewegung hinaus die Perspektive von außen ein. Damit trägt das Projekt maßgeblich zur Erklärung des Verhältnisses der Arbeiterbewegung zur Öffentlichkeit als demokratischem Ideal und als Erfahrung der Bedrohung bei. Das Vorhaben erweitert den Forschungsstand um eine umfassende und systematische Analyse der Berichterstattung der breit gefächerten liberalen und konservativen Presse in Deutschland, Großbritannien und Österreich. Die drei Länder sind für den Vergleich gut geeignet, da politische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg für sie gleichsam relevant waren und sie jeweils über ausdifferenzierte Mediensysteme verfügten, sie sich aber im Hinblick auf Einheit und Spaltung der Arbeiterorganisationen auch unterschieden. Zur differenzierten Analyse werden unterschiedliche Publikationstypen verschiedener politischer Tendenz einbezogen. So werden für Deutschland, Großbritannien und Österreich führende bürgerliche Tageszeitungen liberaler oder konservativer Ausrichtung (wie Kölnische Zeitung, Frankfurter Zeitung oder Berliner Tageblatt und Times, Standard oder Daily News sowie Neue Freie Presse, Österreichische Volkszeitung oder Neues Wiener Tagblatt), Titel der Generalanzeigerpresse oder penny press beziehungsweise Volksblätter (wie Berliner Lokal-Anzeiger, Daily Telegraph und Wiener Allgemeine Zeitung), Boulevardzeitungen (wie BZ am Mittag und Daily Mail, Daily Express oder Daily Mirror sowie Illustrierte Kronen-Zeitung) sowie populäre Wochenzeitschriften (wie Berliner Illustrierte Zeitung, Lloyd’s Weekly Newspaper und Österreichische Illustrierte Zeitung) analysiert. Die Berichterstattung wird darüber hinaus hinsichtlich der Veränderungen im Zeitverlauf und Unterschiede in der Darstellung einzelner Strömungen, Personen oder Organisationen der Arbeiterbewegung ausgewertet. Die Medien werden mit quantitativen wie qualitativen Inhaltsanalysen auf Text- und Bildebene untersucht.

Bewerbung:

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung für die Bearbeitung von Teilprojekt 2 oder 3 bis zum 15. Januar 2024 ausschließlich per E-Mail, zusammengefasst in einer einzigen pdf-Datei an den Projektleiter Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema (venema@uni-leipzig.de). Die Bewerbung soll die folgenden Unterlagen enthalten:
- Anschreiben (mit Angabe des gewünschten Teilprojekts)
- Lebenslauf (ggf. einschließlich Liste von Publikationen und Vorträgen)
- Kopie einer eigenen Veröffentlichung oder einer Haus- bzw. Abschlussarbeit
- Akademische Zeugnisse
- Ggf. Empfehlungsschreiben

Nachfragen richten Sie bitte an Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema (venema@uni-leipzig.de).

Kontakt

Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema
venema@uni-leipzig.de

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