„Exilpresse digital“ und „Jüdische Periodika aus NS-Deutschland“

Von
Sylvia Asmus

Von Sylvia Asmus

Die beiden Projekte „Exilpresse digital“ und „Jüdische Periodika aus NS-Deutschland“, als DFG-Projekte in den Jahren 1997 bis 2006 erstellt, stießen auf reges Interesse. Zeitungen und Zeitschriften des deutschsprachigen Exils, das gilt auch für die jüdischen Periodika in NS-Deutschland, sind nur in seltenen Fällen vollständig überliefert. Sie befinden sich häufig in sehr schlechtem Erhaltungszustand und die einzelnen Exemplare liegen oft weit verstreut in unterschiedlichen Einrichtungen. Die Deutsche Nationalbibliothek hat diese Zeitschriften daher aus guten Gründen digitalisiert, weil es sich um wichtiges und schwer zugängliches Quellenmaterial handelt. Mit ihrem Deutschen Exilarchiv 1933-1945 und der Sammlung Exil-Literatur 1933-1945 sowie der Anne-Frank-Shoah-Bibliothek hat die Deutsche Nationalbibliothek eine enge Bindung an die Themen Exil, Emigration und Shoah.

Aus rechtlichen Gründen können die beiden Angebote „Exilpresse digital“ und „Jüdische Periodika aus NS-Deutschland“ aber – entgegen der ursprünglichen Einschätzung der DNB - nicht online bereitgestellt werden. Seinerzeit wurde versucht, auf institutioneller Ebene Rechteklärungen herbeizuführen. Für eine erhebliche Anzahl der digitalisierten Werke sind jedoch die Rechteinhaber nicht bekannt. Diese wurden damals aufgefordert, sich zu melden, wenn sie sich in ihren Rechten beeinträchtigt sehen. In der Folgezeit kamen erst Fragestellungen auf, die mit dem technologischen Fortschritt des Internets, Informations- und Wissensgesellschaft und wachsender Vernetzung und Globalisierung zusammenhängen, wie z. B. unbekannte Nutzungsarten, Opt-out / Opt-in-Verfahren und verwaiste Werke. Gerade in der letzten Zeit ist zum Themenkreis der verwaisten und vergriffenen Werke in Deutschland und auf europäischer Ebene eine intensive Diskussion in Gang gekommen; das Thema ist Bestandteil der auf europäischer Ebene geplanten Richtlinie zur Nutzung von verwaisten Werken sowie national der Pläne für den 3. Korb UrhRG. Aktuelle Anfragen von Interessenvertretern wie Autoren, Verbänden, politischen Stakeholdern etc. verstärken diese Diskussion. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Nationalbibliothek entschieden, diese Werke nicht mehr im Internet zugänglich zu machen. Dies bedauern wir selbst außerordentlich!

Die DFG ist natürlich daran interessiert, die Materialien, deren Digitalisierung sie gefördert hat, open access zu stellen. Zur Wahrung der geltenden Rechte wird aber den Projektnehmern Gelegenheit eingeräumt, eine Rechteklärung vorzunehmen. Es wird geprüft, ob eine Rechteklärung überhaupt noch herbeigeführt werden kann.

Sollte es in der Zukunft Änderungen im Urheberrecht geben, die die Verbreitung von urheberrechtlich geschützten aber verwaisten und/oder lange vergriffenen Werken rechtlich sicher ermöglichen, so wird die Deutsche Nationalbibliothek selbstverständlich diese Regelungen und auf ihnen basierende Verfahren nutzen, damit diese Werke umfassend zugänglich gemacht werden können.

Die Digitalisate der beiden Projekte „Exilpresse digital“ und „Jüdische Periodika“ werden bis dahin weiterhin in den Räumen der Deutschen Nationalbibliothek zur Verfügung gestellt.

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