Kulturgeschichte / Bildanalyse

Von
Wenke Nitz, Fachbereich Geschichte und Soziologie, Universität Konstanz

Besprochene Sektionen:

"Beruhen Geschichtsbilder auf Bildern?"
"Staatskult und Nationenbildung. Die Visualisierung politischer Herrschaft in den napoleonischen Satellitenstaaten Deutschlands und Italiens"
"Die historische Bildwissenschaft in Deutschland 1880-1930 und ihr Neubeginn nach 1945"
"(Geschichts)Bilder als Argument. Image, Imagebildung und Imagetradierung von Herrschenden in der Geschichte"
"Visuelle Konstruktion von Märtyrern in der Zwischen- und Nachkriegszeit"

Das Logo des diesjährigen Historikertages scheint symptomatisch für einen veränderten Umgang mit Bildquellen: Nicht ein besonders aussagekräftiges Gemälde, eine wohlbekannte Fotografie oder ähnliche Werke der bildenden Künste sind ausgewählt worden den Kongress zu versinnbildlichen, sondern vielmehr eine Art Archivsystem, der Lagerraum einer Galerie, eines Museums. Der Betrachter schaut seitlich auf die Bilder, ihre vorderseitigen Schätze sind nicht erkennbar. Nicht das Staunen und Bewundern des einen Meisterwerkes, das eigentliche Sujet sind von Bedeutung, der Blick wird stattdessen auf die Rahmungen im wörtlichen – wie übertragenen – Sinn gelenkt. Dabei wurde der Begriff „GeschichtsBilder“ auf dem Historikertag bewusst in seiner gesamten Breite verstanden: Der Blick sollte geöffnet werden für materielle Bilder wie auch deren mentale Entsprechungen. Dementsprechend weit gefasst war das Themenspektrum der einzelnen Sektionen des Historikertages angelegt. Da ich mich in meiner Dissertation mit der fotografischen Visualisierung von Politik beschäftige und somit die Probleme im Umgang mit Bildquellen aus „erster Hand“ kenne, trieb mich eine große Neugier auf die Tagung. Ich erhoffte mir Denkanstöße, Austausch, Inspiration.

Mein Erstaunen nach dem aufmerksamen Durchblättern des Programms war groß: Zu den verschiedenen Methoden der Analyse von Bildquellen war keine explizite Sektion vorgesehen. Gerade vor dem Hintergrund der vielfach beklagten Methodenarmut der Geschichtswissenschaften mutete mir dieser Umstand befremdlich an.

Im Folgenden werde ich auf die von mir besuchten Sektionen eingehen, wobei ich nicht zu jedem Beitrag Stellung beziehe. Vielmehr habe ich die unter meinem speziellen Fokus – die methodischen Schwierigkeiten im Umgang mit und in der Analyse von Bildquellen – eindrücklichsten (positiv wie negativ) Vorträge herausgepickt. Mich trieb einerseits ein allgemeines Interesse an Reflexionen über die Visualisierung von Herrschaft, andererseits aber auch die Neugier auf konkrete Bildanalysen um. Aus diesem Grund bilden die ausgesuchten Sektionen eine Mischung aus eher abstrakten, allgemeinen Überlegungen zum Thema „Geschichte und Bilder“ und konkreten Fallbeispielen.

Die Sektion „Beruhen Geschichtsbilder auf Bildern?“ umfasste sieben in ihrer thematischen und epochenspezifischen Konzeption sehr unterschiedliche Vorträge. Betont wurde themenübergreifend, dass die Geschichtswissenschaften seit dem iconic/pictorial turn zunehmend auch auf Bildquellen zurückgriffen und durch diese Erweiterung eine Bereicherung erführen. Entscheidend im Umgang mit Bildern aber sei, deren eigene mediale Struktur zu erkennen und sie nicht schlicht wie Textquellen zu behandeln (Lucas Burkart, Basel). Die Verschränkung von Vorstellungen und Bildlichkeit, also die enge Verbindung von innerer und äußerer Bildproduktion, spiele eine herausragende Rolle (Achatz von Müller, Basel). Die eigentliche Bedeutungszuschreibung, so wurde nach der Diskussion zum Vortrag von Lucas Burkart betont, geschehe durch den Betrachter. Darauf, dass dies jedoch keine einspurige Bewegung sei, verwies der Vortrag von Norbert Schnitzler (Chemnitz), der als Beispiel für die visuelle Überzeugungskraft von Bildern einen mittelalterlichen Holzschnitt präsentierte. Die visuelle Evidenz desselben hatte in diesem Fall eine so eingängige Bildhaftigkeit, dass sie justizielle Verfahren und Vorstellungen beeinflusste.

Bilder prägen also Normen und Werte, sie wirken durch ihre visuelle Evidenz und Einprägsamkeit auf den Betrachter zurück und sind deswegen nicht bloß passive Illustratoren. Darauf wies auch der Vortrag von Lucas Burkart über "Auratik der Geschichte" noch einmal deutlich hin, da die Reichskrone nicht bloß etwas momentan Abwesendes repräsentierte, sondern durch ihre Präsenz eine besondere Macht vermittelte. Vor dem Hintergrund der visuellen Evidenz einerseits und der Uneindeutigkeit von Bildern andererseits, so wurde in diesem Vortrag betont, muss eine Kontextualisierung mit anderen Bildern für die Dechiffrierung geschehen. Der szenische Wert eines Gemäldes wurde im Vortrag zu Rembrandts „Anatomie des Dr. Tulp“ von Claus Volkenandt (Basel) offenbar, der mir das Vergnügen des Miterlebens kunsthistorischen Sehens bescherte.

Die Sektion verblieb jedoch nicht beim stehenden Bild, sondern vollzog auch Stippvisiten bei den bewegten Bildern. So machte Achatz von Müller in seinem Vortrag „Geschichtspolitik – Geschichtsbild – Bildgeschichte. Fabriziert das Fernsehen Geschichtsbilder?“ im Hinblick auf historische Dokumentarfilme deutlich, dass aus seiner Sicht ein Dreischritt im Umgang mit Bildern vollzogen werden müsse: nach der Präsentation des Materials solle die Analyse folgen, die schließlich durch die Präsentation gekrönt werde. Als Beispiel für diese Vorgehensweise zeigte er einen Ausschnitt aus seinem gemeinsam mit Eric Hobsbawm gedrehten Dokumentarfilm „Social Bandits“, der zur Veranschaulichung auf Spielfilmausschnitte zurückgriff. Von Müller verwies auf die Differenz zwischen „erlebter Geschichte im Fernsehen“ und dem Leseerlebnis: der Blick fülle die Leere des Erwartungsraumes; der Betrachter konstruiere während dieses Vorgangs auf der Folie kollektiver Erwartungen das jeweilige Geschichtsbild.

Die Sektion „Staatskult und Nationenbildung. Die Visualisierung politischer Herrschaft in den napoleonischen Satellitenstaaten Deutschlands und Italiens“ lockte mich u.a. auch dadurch, dass hier ein konkreter musealer Kontext für den Umgang mit Bildern bestand. Die Referenten arbeiten im Umfeld der für 2008 in Kassel geplanten Ausstellung „König Lustik?!“.

Die in der Sektion stark gemachte These lautete: Politik und „style Empire“ seien nicht voneinander trennbar. Dies wurde an verschiedenen Beispielen durchexerziert. Thorsten Schmidt (Kassel) setzte sich beispielsweise mit der Formstrenge dieses imperialen Stils als Programmbild der konstitutionellen Monarchie in Westphalen auseinander. Der Export der französischen Staatsidee und die Verbreitung dieses Stils waren eng miteinander verbunden und strebten eine Durchdringung des Staates an – durchaus mit Erfolg, wie die gezeigten Beispiele der Verbreitung des formstrengen Zierrats eindrücklich belegten. Die Verbindung von „Werbung“ mit einem bestimmten (künstlerischen) Stil erscheint hier als ebenso wichtig wie die Anpreisung einer neuen Staatsidee.

Arnulf Siebeneicker (Kassel) wiederum verdeutlichte den Zusammenhang zwischen Staatsidee und Parlamentsbau. Das Legitimationskonzept musste nicht nur konstruiert, sondern auch (visuell) verbreitet werden. So ist die Kasseler Rotunde ein Beispiel für einen Regierungssitz, der als bauliche Versinnbildlichung der neuen Staatsidee auch erkennbar ist. Die Sitzordnung im Rund verdeutlicht visuell die Auflösung der Ständevertretung.

Armin Owzar (Münster) legte in seinem Vortrag „Der Kampf der Bilder“ den Fall der politischen Inszenierung Napoleons dar, der sich auf ein Patchwork verschiedenster traditioneller, aber eben auch innovativer Darstellungsstrategien stützte. Interessant war hierbei v.a., dass die Gegner Napoleons in ihren harschen Karikaturen eben diese verschiedenen Rollen wieder aufgriffen und konterkarierten, um Napoleon der Lächerlichkeit preiszugeben. Leider ist es nicht möglich, die Reichweite und Zirkulation dieser Darstellungen, der Inszenierung und ihrer Gegeninszenierung, zu beurteilen. Hierfür fehlen die entsprechenden empirischen Daten.

Die Sektion „Die historische Bildwissenschaft in Deutschland 1880-1930 und ihr Neubeginn nach 1945“ beschäftigte sich mit den ersten Versuchen in Deutschland seit den 1920er Jahren Bilder als Quellen zu verwenden. Deutlich wurde, dass diese Anfänge zumeist von Kulturhistorikern, so genannten „Grenzgängern“ (Jens Jäger, Köln) der Geschichtswissenschaften verwendet wurden, die trotz ihrer innovativen Herangehensweise mit einem sehr eingeschränkten Bildbegriff arbeiteten.

Jens Jäger konstatierte vier Symptome für diese weitgehende Vernachlässigung von visuellen Quellen: Erstens war die historische Wissenschaft traditionell textgebunden, ihr fehlte das Instrumentarium zur Analyse von Bildern. Zweitens dominierte inhaltlich die Politikgeschichte; allenfalls die Kulturgeschichte griff zu Analysezwecken auf die Ikonografie zurück. Drittens wurden Bilder bestenfalls als supplementäre Quelle verstanden, sie illustrierten einen bereits durch Texte belegten Sachverhalt. Schließlich wurden, viertens, auf Historikertagen zwar gern Kunsthistoriker zu Vorträgen eingeladen – allerdings diente dies weniger der Fachdebatte, sondern vorrangig der abendlichen Unterhaltung. Die angestrebten Projekte der Internationalen Ikonographischen Kommission waren vor diesem wissenschaftshistorischen Hintergrund v.a. Sammlungen und Verzeichnisse von Bildern.

Auch die folgenden Vorträge von Lucas Burkart (Basel) und Martin Knauer (Hamburg) gaben am Beispiel von Schramm und der Warburg-Schule Einblick in die Schwierigkeiten im Umgang mit Bildern. Gerhard Paul (Flensburg) schließlich zeichnete einen Überblick über die Entwicklungen der historischen Bildforschung der letzten 20 Jahre und plädierte für eine Methodenvielfalt im Umgang mit visuellen Quellen – der Forschungsgegenstand bestimme die verwendete Methode.

Die Sektion „(Geschichts)Bilder als Argument. Image, Imagebildung und Imagetradierung von Herrschenden in der Geschichte“ wiederum lockte mich aufgrund ihrer epochen- und nationenübergreifenden Breite. Die vier Vorträge behandelten England, die USA, Schweden und die Sowjetunion. Gerade die Verbindung von Image und Herrschaftslegitimation spielt auch in meinem eigenen Forschungsprojekt eine herausragende Rolle. Die Einführung in die Sektion klang vielversprechend: Es wurde ausgeführt, dass zur Herrschaftslegitimation der Aufbau eines speziellen Images nötig sei; „Image“ wurde definiert als ein Vorstellungsbild, in dem eine emotionale Erwartungshaltung inbegriffen sei. Hierbei spielen kognitive, visuelle und emotionale Komponenten ineinander, die wiederum durch Kommunikation vermittelt und deswegen nicht statisch, sondern dynamischem Wandel unterworfen sind. Gerade das denkbare Spannungsfeld zwischen Herrschaftsentwurf und -realität erscheint in diesem Zusammenhang interessant, weswegen die Sektion besonderes Augenmerk auf Umbruchszeiten legte.

Leider musste ich jedoch während der Vorträge feststellen, dass der Begriff „Image“ auf die Einbeziehung historischer Ereignisse in den Kanon der tradierten Wissensbestände bezogen wurde und sich dabei vorrangig auf die schriftliche Überlieferung stützte, die ihren Niederschlag wiederum in den mentalen Bildern fand. Die Überlegungen zur Imagebildung fußten fast ausschließlich auf Textquellen, die visuelle Inszenierung spielte in den Vorträgen keine Rolle. Dementsprechend enttäuschend war die Verwendung von Bildern: Wenn sie überhaupt verwendet wurden, dann lediglich illustrativ, als supplementäre Quelle. So präsentierte Volker Depkat (Regensburg) in seinem Vortrag „Die Erfindung der republikanischen Präsidentschaft im Zeichen des Geschichtsbruchs“ zwar durchaus Bilder – diese dienten jedoch nicht als eigenständig zu analysierende Quelle, sondern lediglich der Veranschaulichung. Auch Jan Kusbers (Mainz) griff in seinem Vortrag „Gewandeltes Herrscherbild, veränderte Inhalte“ verstärkt auf Bildmaterial zurück, ohne dieses jedoch methodisch in die Argumentation einzubauen oder zumindest einen historischen Kontext zu liefern; bisweilen wurde das Publikum selbst über den entsprechenden Maler im Unklaren gelassen. Es blieb dem Zuhörer selbst vorbehalten, die Veränderungen der visuellen Herrschaftsinszenierung durch Anschauung mit der vorgebrachten These in Einklang zu bringen. Auch hier diente das Bildmaterial vorrangig der Illustration.

Zum Abschluss wählte ich die Sektion „Visuelle Konstruktion von Märtyrern in der Zwischen- und Nachkriegszeit“, auch in der Hoffnung, dass ein weniger breiter Untersuchungszeitraum der genaueren Analyse des Bildmaterials förderlich sein würde.

Christian Fuhrmeister (München) sprach in seinen einleitenden Worten kritisch davon, dass der Historikertag zwar in einigen Sektionen die angestrebte Aufweichung der Disziplingrenzen vollzogen habe; andere hätten jedoch, so Fuhrmeister, „Etikettenschwindel“ betrieben, da die eigenständige mediale Struktur der Bilder eben nicht ernst genommen worden sei. Ins Thema einleitend verwies er darauf, dass gerade die Konstruktion von Märtyrern auf Bilder angewiesen sei, die an religiöse Bilder ebenso anknüpften wie an Heldendarstellungen oder auch Bildern von Bismarck. Sein Vortrag „Die Konstruktion eines Märtyrers: Albert Leo Schlageter (1894-1923) und seine Bilder (1923-1945)“ verknüpfte in beeindruckender Weise kunsthistorische Bildanalyse und historische Kontextualisierung miteinander. Es wurde deutlich, dass aufgrund des Mangels an Bildern von Schlageter die Inszenierung verstärkt konstruiert werden musste. Eindrucksvoll belegte Fuhrmeister den Wandel der bildkünstlerischen Strategien anhand des Bildmaterials: Stand zunächst die Inszenierung als Soldat im Vordergrund, so wurde Schlageter später in wachsendem Maße für die Zwecke des Regimes in Szene gesetzt. Fuhrmeister betonte zudem, dass es sich bei diesem Mythos um ein „veritables Konjunkturphänomen“ handelte – nach 1935 ist er kaum noch aufzufinden.

Im folgenden Vortrag hingegen wurde das Filmmaterial fast vollständig unterschlagen: Kurt Schilde (Siegen) zeichnete v.a. die Unterschiede in den Erzählungen zum Tod des Hitlerjungen Herbert Norkus nach, konkret: wie die historischen Fakten im Buch und später auch im Film umgedeutet und uminterpretiert wurden. Was der Vortrag jedoch nicht leistete, war eine weitergehende Analyse, warum und zu welchem (Darstellungs-) Zweck die historischen Ereignisse derart für den Märtyrerkult verändert worden waren. Die Darstellung der „Verwandlung des Roman- und Filmhelden“ Quex verblieb damit auf der Ebene der historiografischen Deskription.

Der Vortrag von James van Dyke (Portland/Oregon) „Die Kommemoration von Toten der SA in der Kunst der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus“ beschäftigte sich mit dem Fakt, dass eben jene Toten keine herausragende Rolle in den Kunstdarstellungen spielten. Van Dyke machte zwei Faktoren für diese Tatsache aus: (1) die zunehmenden Spannungen zwischen der NSDAP und der SA; (2) den nationalsozialistischen Kampf gegen den um sich greifenden Handel mit Kitschobjekten. Er untermauerte seine Ausführungen durch die Analyse des seltenen Bildmaterials.

Den Abschluss bildete der Abendvortrag von Horst Bredekamp (Berlin) zum Thema „Bild – Akt – Geschichte“. Er verwies zu Beginn auf die Verbindung von klassischem Ikonoklasmus und der Medialisierung des Krieges, beispielsweise in Afghanistan. Durch die Entgrenzung des Krieges über den Sehsinn werde der Betrachter in die Kriegshandlung eingebunden. Die Historiker hätten oft Vorbehalte, die Form der Visualisierung einzubeziehen. Bredekamp betonte jedoch, dass gerade die formbezogene Eigenaktivität von Bildern Geschichte und Geschichtsbilder erst hervorbringe. Er belegte eindrücklich an einigen Beispielen die konstruktive historische Kraft von Bildern, beispielsweise an Bauplänen zum Umbau des Petersdoms in Rom. Damit hob er seine These hervor, dass Bilder Geschichte schaffen und konstruieren.

Für mich war der Historikertag in der Summe sehr informativ, da ich in viele verschiedene Bereiche historischer Forschung Einblick erhalten habe und diese durchaus Inspiration boten. Unter einem strengen methodischen Gesichtspunkt, wie er vielleicht manchem als zu streng erscheinen mag, würde ich mich jedoch Christian Fuhrmeisters Kritik anschließen wollen: Kann man bei einigen Vorträgen mit Fug und Recht von einem Zugehen der Geschichtswissenschaft auf andere Disziplinen sprechen, so beschränkte sich diese Öffnung der historischen Wissenschaften jedoch auf die Grenze zur Kunstgeschichte, da, meines Wissens nach, sozialwissenschaftliche Vorgehensweisen fehlten. Auch die Sozialwissenschaften beschäftigen sich in zunehmendem Maße mit Bildern und greifen hierzu auf spezielle Methoden zurück. Analysen unter Einsatz der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik oder des narratologischen Ansatzes fanden sich jedoch nicht. Die Anknüpfungspunkte werden also augenscheinlich vorrangig zwischen der Geschichte und der Kunstgeschichte gesucht – was zugegebenermaßen aufgrund der engen Verbindungen durchaus auch naheliegend ist.

In anderen Sektionen hingegen wurde zumindest methodisch „Etikettenschwindel“ betrieben, da das verwendete Bildmaterial lediglich der Illustration bereits aufgestellter Thesen diente und keine Kontextualisierung der Bilder vorgenommen wurde. Bisweilen wurde das Publikum selbst über den jeweiligen Maler in Unkenntnis gelassen und/oder über den Aufhängungsort des Bildes, seine Zirkulation und andere entscheidende Details nicht aufgeklärt. Diese Vorgehensweise steht jedoch der Forderung nach Einbeziehung von Bildern als eigenständige und aussagekräftige Quellen eklatant entgegen.

Das beschriebene Problem mag aber auch daher rühren, dass viele Sektionen zu viele Vorträge umfassten und die Zeit für den einzelnen Beitrag im Grunde zu kurz bemessen war. Eine ausgiebige Analyse des Bildmaterials war deswegen auch schwer möglich.

Wenke Nitz M.A. arbeitet als wissenschaftliche Angestellte im Teilprojekt B13 "Transformationen von politischen Bildprogrammen" im Rahmen des SFB "Norm und Symbol" an der Uni Konstanz. E-Mail: <wenke.nitz@uni-konstanz.de>