Material über Straßenschlachten in der Weimarer Republik

Von
Diethart Kerbs

Material über Straßenschlachten in der Weimarer Republik 1929-33 sucht Bearbeiter(in)

In einer Wohnung in Berlin-Charlottenburg steht eine Kiste von 36 x 26 x 20 cm. Sie enthält die Notizen, Excerpte, Fotokopien und Aufzeichnungen des Privatgelehrten Leon Schirmann über die Straßenschlachten in den letzten sechs Jahren der Weimarer Republik. Kernstück der Materialsammlung ist das "Weimarer Totenbuch", eine um Vollständigkeit und Genauigkeit bemühte Auflistung der Opfer der Straßenkämpfe. Leon Schirmann (1919-2003) konnte diese Arbeit am Ende seines Lebens nicht mehr vollenden und übergab das Material deshalb einem Berliner Wissenschaftler, den er bei seinen Forschungen kennen gelernt hatte. Nun warten diese Aufzeichnungen auf jemanden, der diese Arbeit auswerten und zuende führen könnte.

Leon Schirmann, Sohn jüdischer Eltern aus der Ukraine, aufgewachsen im Berlin der 1920er-Jahre, dann weiter emigriert nach Frankreich, dort Student, Soldat und Mitglied der Résistance, später Gymnasiallehrer, widmete sich nach seiner Pensionierung als Hobby-Historiker der deutschen Geschichte. Er legte zwei bemerkenswerte Bücher über "Brennpunkt-Ereignisse" am Ende der Weimarer Republik vor: "Blutmai Berlin 1929. Dichtungen und Wahrheit" (Dietz-Verlag, Ost-Berlin 1991, noch erhältlich) und "Der Altonaer Blutsonntag, 17. Juli 1932. Dichtungen und Wahrheit" (Ergebnisse-Verlag Hamburg 1994). Mit beiden Büchern wurden die bisherigen Darstellungen über diese Schlüsselereignisse korrigiert, was von der akademischen Geschichtswissenschaft bisher leider nur sehr zögerlich zur Kenntnis genommen wurde. Über Leon Schirmann informiert ein Nachruf in der "Internationalen wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" (IWK), 39. Jg. (2003), Heft 4, S. 531-534.

Da er nicht hoffen konnte, in Frankreich einen Bearbeiter für das Material zu finden, hat Leon Schirmann mir ein Jahr vor seinem Tode seine deutschsprachigen Unterlagen übergeben. Ich bin selbst nicht in der Lage, diese Arbeit weiterzuführen, und suche deshalb eine jüngere Historikerin oder einen jüngeren Historiker, die sich dieser Aufgabe widmen möchten. Das Material steht zur Verfügung, die Aufgabe wird hiermit ausgeschrieben. Ich könnte mir vorstellen, dass sich daraus eine Dissertation machen ließe. Französisch-Kenntnisse sind nicht erforderlich, nur geduldiges Lesen der größtenteils handschriftlichen Aufzeichnungen. Wer sich dafür interessiert, möge sich bei mir melden.

Prof. Dr. Diethart Kerbs
Schillerstr. 10
10625 Berlin
Tel.: 030/3127474
E-Mail: diethart.kerbs@freenet.de

Zitation
Material über Straßenschlachten in der Weimarer Republik, In: H-Soz-Kult, 07.02.2005, <www.hsozkult.de/query/id/anfragen-598>.
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