Deutsche Verlagsarchive des 18. Jahrhunderts

Von
Andreas Önnerfors

In Zusammenhang mit einem von der Forschungsstiftung der schwedischen Reichsbank (RJ) geförderten Forschungsprojekt über den schwedischen Japanreisenden Carl Peter Thunberg (1743-1828) und der Entstehungsgeschichte der deutschen Übersetzung seines Reiseberichts suche ich dringend nach Informationen zum Verlagsarchiv Haude und Spener (Berlin) und/oder zum Nachlass des Publizisten/Verlegers Johann Carl Philipp Spener (1749-1827).

Thunbergs Reise (durchgeführt 1770-1779) bahnte den Weg für die spätere Karriere des schwedischen Botanikers. 1784 wurde er Inhaber der naturalhistorischen Professur an der Universität Uppsala. Aber erst vier Jahre später, 1788, erschien der erste Band seiner Reiseschilderung auf Schwedisch, Band II 1789. Band III und IV waren Japan gewidmet und daher von der Leserschaft heiß erwartet. Bis 1796 wurden Übersetzungen ins Deutsche, Englische und Französische angefertigt.

Die im Verlag Hauder und Spener herausgegebene Gesamtübersetzung (1792-1794) wurde 1991 von Eberhard Friese als Faksimile herausgegeben und eingeleitet (Thunberg, Reise, Hg. Friese, Heidelberg: Manutius, 1991).

Carl Jung publizierte im Jahr 2002 (Stuttgart: Steiner) seine Dissertation Kaross und Kimono: "Hottentotten" und Japaner im Spiegel des Reiseberichts von Carl Peter Thunberg (1743-1828) und hat sich auch in weiteren Artikeln mit dieser Thematik beschäftigt.

Auch wenn Friese und Jung teilweise Aspekte der deutschen Übersetzung Thunbergs berühren, finden sich zu den Verlegern Thunbergs nur spärliche Informationen. Doch interessiere ich mich in meinem Projekt vor allen Dingen für die Kulturgeschichte des Übersetzens im 18. Jahrhundert (siehe auch die Publikation des Fragestellers: “Translating Discourses of Enlightenment – Trans-cultural Language Skills and Cross-references between Swedish and German Educated Journals in the 18th century”, in: Cultural transfer through translation: the circulation of Enlightened thought in Europe by means of translation, Hg. Stefanie Stockhorst, Amsterdam/New York: Rodopi 2010, S. 209-229).

Es ist daher ein ausgesprochener Glücksfall, dass in der Thunberg-Sammlung der Universitätsbibliothek Uppsala eine umfangreiche Korrespondenz zwischen Autor, Übersetzer (Groskurd, Stralsund) und Verleger (Spener, Berlin) erhalten ist. Diese Korrespondenz ist bereits gesichtet und ausgewertet worden und bietet einen einmaligen Einblick in die Bedingungen des transnational organisierten Verlagswesens.

Jedoch fehlt, um ein Gesamtbild zu recherchieren, die andere Seite der Korrespondenz zwischen Autor, Übersetzer und Verleger, Thunbergs Briefe an Groskurd und Spener, Groskurds Briefe an Spener, Speners an Groskurd. Im Stadtarchiv Stralsund gibt es leider keine Bestände zu Groskurd, die im Zusammenhang von Interesse sind. Ob und wo sich eventuell Bestände des Verlags Haude und Spener oder ein eventueller Nachlass Speners befindet, entzieht sich leider meiner Kenntnis, da mir in Schweden dazu keine Findmittel zur Verfügung stehen.

Es gibt auch Indizien für eine Korrespondenz Thunbergs mit dem Verleger Voß oder auch mit Vater und Sohn Forster, da Voß 1792 eine Zusammenfassung der ersten beiden Teile der Reiseschilderung publizierte.

Jegliche Hinweise zu einer Fortsetzung der Recherche in deutschen Archiven sind willkommen!

Mit kollegialen Grüssen,

Dr. Andreas Önnerfors

Universitätsbibliothek Lund
andreas.onnerfors@kultur.lu.se
http://leidenuniv.academia.edu/AndreasÖnnerfors

Zitation
Deutsche Verlagsarchive des 18. Jahrhunderts, In: H-Soz-Kult, 14.07.2011, <www.hsozkult.de/query/id/anfragen-1574>.
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