Wie Jesus zum „Arier“ wurde – Die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus und der Umgang mit dem Judentum in Kirche, Theologie und Religionsunterricht heute

Wie Jesus zum „Arier“ wurde – Die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus und der Umgang mit dem Judentum in Kirche, Theologie und Religionsunterricht heute

Veranstalter
Deutscher Koordinierungsrat (DKR)
Veranstaltungsort
Online-Studientagung
PLZ
61231
Ort
Bad Nauheim
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.06.2021 - 16.06.2021
Von
Ilona Klemens, Deutscher Koordinierungsrat (DKR)

Die Online-Studientagung untersucht an 4 Abenden, wie das sogenannte Eisenacher „Entjudungsinstitut“ ein „artgerechtes Christentum“ für Deutsche schaffen wollte und dafür Jesus als „Arier“ konstruierte und christliche Theologie und Kirchenpraxis „entjudete“. Abschließend wird über den Umgang mit dem Judentum in der gegenwärtigen Evangelischen und Katholischen Theologie, in Religionsunterricht und Ausbildungspraxis gesprochen.

Wie Jesus zum „Arier“ wurde – Die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus und der Umgang mit dem Judentum in Kirche, Theologie und Religionsunterricht heute

Anlässlich des Themenjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ fokussiert die Online-Studientagung des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) darauf, dass das christlich-jüdische Verhältnis über viele Jahrhunderte eine Geschichte von christlichem Hass, Verfolgung und Ermordung war.

Für das Christentum ist der Dialog mit dem Judentum sowie dessen Einbeziehung in die eigene Lehre und Verkündigung notwendig, da es sich mit der Verleugnung der jüdischen Wurzeln seines Fundaments berauben würde. Genau dies ist aber von 1939 bis 1945 in dem von zahlreichen evangelischen Landeskirchen finanzierten „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ in Eisenach geschehen. Die über 200 Mitarbeiter waren zutiefst von Hitler und dem Nationalsozialismus überzeugt und verfolgten das Ziel, ein „artgerechtes Christentum“ für Deutsche zu schaffen. Indem sie Jesus als „Arier“ konstruierten sowie Bibel, Gesangbuch und Katechismus umschrieben und neu ordneten, wurde christliche Theologie und Kirchenpraxis „entjudet“.

Sowohl die lange Verdammungsgeschichte des Judentums durch die Kirchen als auch die Aktivitäten des Instituts waren keineswegs rein innerchristliche bzw. innerkirchliche Angelegenheiten. Kirche und Theologie trugen mit ihrer Verächtlichmachung von Jüdinnen und Juden entscheidend dazu bei, dass diese von der nichtjüdischen Umwelt auch im Alltag eingeübt und weitergegeben
wurde – bis heute. Die Zahl antisemitischer Übergriffe nimmt seit Jahren zu und im Rückgriff auf alte judenfeindliche Bilder und Erzählungen entstehen immer neue Verschwörungsmythen. Die Referent*innen der Studientagung zeigen, in welchen Kontexten und mit welchen Mitteln und Konsequenzen die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus betrieben wurde.

Abschließend soll über den Umgang mit dem Judentum in der gegenwärtigen Evangelischen und Katholischen Theologie, in Religionsunterricht und Ausbildungspraxis in Deutschland gesprochen und darüber diskutiert werden, vor welchen Herausforderungen die Kirchen diesbezüglich in der Zukunft stehen.

Programm

8. Juni 2021, 18.30 Uhr
„Die Entjudung des religiösen Lebens als Aufgabe deutscher Theologie und Kirche“ – Das Eisenacher „Entjudungsinstitut“ 1939 bis 1945
Referentin: Prof. Dr. Susannah Heschel, Dartmouth College, New Hampshire (USA)

9. Juni 2021, 18.30 Uhr
„So kann Jesus nicht Jude gewesen sein“ – Walter Grundmanns Antisemitismus vor und nach der Schoa
Referent: Dr. Torsten Lattki, Deutscher Koordinierungsrat, Bad Nauheim

15. Juni 2021, 18.30 Uhr
Glänzende Karrieren – Die Institutsmitarbeiter im Nationalsozialismus und nach 1945
Referent: Dr. Dirk Schuster, Universität Wien/Donau-Universität Krems

16. Juni 2021, 18.30 Uhr
Aufgearbeitet und alles gut? – Zum Umgang mit der jüdischen Religion, Jüdinnen und Juden in Kirche, Theologie und Religionsunterricht heute
Gespräch mit Jürgen Plötze, Predigerseminar Loccum; Dr. Margaretha Hackermeier, Katholisches Büro Bayern und Prof. Dr. Bernd Schröder, Theologische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen

Kontakt

Dr. Torsten Lattki
Studienleiter für interreligiösen Dialog und gegen Antisemitismus
Tel. 06032-9111-19
Mail: lattki@deutscher-koordinierungsrat.de

https://www.deutscher-koordinierungsrat.de/dkr-home-Studientagung-Juni-2021
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Epoche(n)
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung