Verschwörungsideologien in Film und Fernsehen - Erklärungsversuche und Chancen zur Intervention

Verschwörungsideologien in Film und Fernsehen - Erklärungsversuche und Chancen zur Intervention

Veranstalter
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
PLZ
03046
Ort
Cottbus
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.03.2021 -
Deadline
30.04.2021
Von
Denis Newiak

Was können wir aus den fiktionalen Welten von Fernsehserien und Spielfilmen für den Umgang mit und die Bekämpfung von Verschwörungsideologien lernen? Dieser Frage soll in einem Herausgeberband nachgegangen werden, der planmäßig im Februar 2022 bei Springer VS erscheinen wird. Für dieses Projekt suchen wir nach innovativen Perspektiven auf den Komplex des Verschwörerischen in Film und Fernsehen aus allen Disziplinen.

Verschwörungsideologien in Film und Fernsehen - Erklärungsversuche und Chancen zur Intervention

Corona als inszeniertes Unterdrückungsinstrument, geheimgehaltene Impftote oder kinderbluttrinkende Politiker: Spätestens seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie haben Verschwörungsideologien (conspiracy theories) Hochkonjunktur und bedrohen durch ihren Dogmatismus den sozialen Frieden und die demokratische Willensbildung. Verschwörungsmythen erzeugen systematisches Misstrauen gegenüber den legitimierten politischen Institutionen und können zu gesellschaftlicher Polarisierung, gefährlichem Populismus und extremistischer Eskalierung beitragen. Warum driftet eine zunehmende Zahl von Menschen in solche wahnhaften Parallelwelten ab – und wie ließe sich das verhindern?

Zu diesen drängenden Fragen haben Psychologie und Soziologie zwar empirisch fundierte Theorien entwickelt, die jedoch nur vereinzelt der wachsenden Komplexität und gesamtgesellschaftlichen Dimension des Problems gerecht werden und bisher kaum wirksame Interventionsmöglichkeiten ableiten lassen. In Kinofilmen und Fernsehserien hingegen waren Verschwörungsideologien schon immer Thema, setzen sie sich doch durch ihre filmischen Mittel seit jeher mit der Beziehung zwischen Realität und Illusion, Wahrheit und Fiktion, Wirklichkeit und Traum, Sinn und Wahnsinn auseinander. Serien und Filme dienen dabei nicht nur als Diskursraum gesellschaftlicher Selbstverständigung, sondern unterbreiten auch durch ihre komplexen Narrative, Figurenkonstellationen und Ästhetiken anschauliche und dadurch eingängige Erklärungsversuche für das Entstehen und die Verbreitung von Verschwörungsmythen. Zugleich unterbreiten Sie dabei zum Teil erstaunlich konkrete Vorschläge zur Handhabung und Bekämpfung solcher kollektiven Wahnvorstellungen.

Was können wir aus den fiktionalen Welten von Serien und Filmen für den Umgang mit diesem ganz realen Gegenwartsphänomen lernen? Dieser Frage soll in einem Herausgeberband nachgegangen werden, der planmäßig im Februar 2022 bei Springer VS unter dem Titel „Verschwörungsideologien in Film und Fernsehen: Erklärungsversuche und Chancen zur Intervention” erscheinen wird. Für dieses Projekt suchen wir nach innovativen Perspektiven auf den Komplex des Verschwörerischen in Film und Fernsehen. Neben film- und fernsehwissenschaftlichen Abhandlungen begrüßen wir explizit auch interdisziplinär angelegte Untersuchungen, die etwa mit medienpsychologischen, wissenssoziologischen oder wissenschaftstheoretischen Ansätzen arbeiten. Ziel dabei ist eine Beitragssammlung, die einerseits das erzählerische, inszenatorische und interkulturelle Facettenreichtum dieser Filme und Serien reflektiert, andererseits zugleich innerhalb der filmischen Inszenierungsformen nach Spuren gesellschaftlich relevanten Wissens über die Entstehungskontexte von und Interventionsmöglichkeiten gegen Verschwörungsideologien sucht. Dieses im Fiktionalen verschlüsselte Wissen soll möglichst so aufbereitet werden, dass sich daraus konkrete Handlungsoptionen ableiten lassen, die für die gesellschaftspolitische Handhabung des ganz realen Problems dieser surrealen Gedankenkonstrukte in Stellung gebracht werden könnten. Aufgrund der wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen durch Verschwörungsmythen sollen die Erkenntnisse so zügig wie möglich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Wir bitten entsprechend um Beitragsvorschläge in Form eines anonymisierten Abstracts mit max. 300 Wörtern bis zum 30. April 2021. Bitte senden Sie Ihr Konzept (ohne personenbezogene Angaben) als PDF per E-Mail an abstract@denis-newiak.de. Bitte geben Sie im E-Mail-Text (nicht in der beigefügten PDF) Ihre(n) Namen, Ihre vollständige(n) Dienstanschrift(en) sowie eine Rufnummer für Rückfragen an. Sollten Sie einen Beitragsvorschlag mit mehreren Autor_innen einreichen, geben Sie bitte an, wer im weiteren Verfahrensverlauf als korrespondierende_r Autor_in auftritt. Über die Annahme von Beitragsvorschlägen entscheiden die Herausgeber bis zum 15. Mai. Fertige Beiträge mit einem Umfang von höchstens 35.000 Zeichen (exkl. Literatur- und Abbildungsverzeichnis) werden bis zum 15. Juli 2021 erwartet. Beitragsentwürfe werden im Peer-Review-Verfahren bis zum 31. August begutachtet. Ggf. überarbeitete finale Beiträge erwarten wir dann bis zum 30. September 2021.

Mögliche Themen wären beispielsweise:
- eine Überblicksarbeit zu häufig wiederkehrenden Kernthemen in Verschwörungsfilmen und -serien
- typische kinematographische Ästhetiken und Inszenierungsformen von fiktionalen Verschwörungswelten im Kino („Spectre”, „The Girl in the Spider’s Web”)
- eine Figurentypologie von Verschwörungsgläubigen in Film und Fernsehserien
- Verschwörungspropaganda im Film des 3. Reichs („Jud Süss”)
- politische Feindbilder in und durch Verschwörungstheorien („Stranger Things”, „Wayward Pines”)
- Verschwörungstheorien als Ausdruck (paranoider) Wahnvorstellungen einer ‚therapierbaren’ Psychopathologie („Shutter Island”, „A Beautiful Mind”)
- ‚ansteckende’ Verschwörungen als Pandemien des Wahnsinns („In the Mouth of Madness”)
- filmische Verarbeitungen belegter historischer Verschwörungen (z.B. der Watergate-Affäre in „All the President’s Men”) in Abgrenzung zu wahnhaften Verschwörungsideologien
- Umgang von filmischen (Helden-)Figuren mit rationalen Verschwörungshypothesen („Invasion”, „Cloud Atlas”) als Opfer des ‚bösen Systems’ („Green Zone”, „Three Days of the Condor”)
- Diskurse des Postfaktischen in Jugend-Serien („The Society”, „13 Reasons Why”)
- zur möglichen Verbreitung von Verschwörungsmythen in der Bevölkerung durch Serien und Spielfilme (wie z.B. in „Illuminati” und „The Da Vinci Code - Sakrileg”)
- parodistischer Umgang mit Verschwörungsschizophrenen („12 Monkeys”)
- Ironisierung der Auseinandersetzung mit ‚übermächtigen Machenschaften’ („The Adjustment Bureau”, „The Game”, „The Truman Show”)
- Mörderische Wahnvorstellungen im Psychothriller und Horrorfilm („The Shining”)
- Verschwörung, Gruppenidentität und Dystopie („V for Vendetta”, „1984”, „The Island”)
- Verschwörungswelten als Allegorien für philosophische Konzepte und Probleme („The Matrix”)
- Verschwörungsfanatiker und -profiteure in Pandemie-Filmen („Contagion”)
- Repräsentation von sozialen Medien und Messaging-Diensten in Film und Fernsehen als Quellen und Multiplikatoren von Verschwörungsmythologien („Black Mirror”)
- Erklärungsnarrative im Dokumentarfilm („The Cleaners“, „The Social Dilemma“)
...

Sollten Sie Fragen haben, dann schreiben Sie bitte an mail@denis-newiak.de - Wir freuen uns schon auf Ihre Einreichungen!

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