Interdiskursive Konstruiertheit der Literatur

Interdiskursive Konstruiertheit der Literatur

Veranstalter
Slowakische Akademie der Wissenschaften (Institut für Weltliteratur)
Ausrichter
Institut für Weltliteratur
Veranstaltungsort
Bratislava
Gefördert durch
VEGA 2/0111/20: "The Interdiscursive Construction of Reality in Literature"
PLZ
84104
Ort
Bratislava
Land
Slovakia
Vom - Bis
12.10.2020 - 30.06.2021
Deadline
31.01.2021
Von
Roman Mikulas, Institut für Weltliteratur, Slowakische Akademie der Wissenschaften

Der thematische Schwerpunkt fokussiert auf den Umgang mit Literatur als Interdiskurs aus literaturwissenschaftlicher Sicht. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf die Frage, wie die Literaturwissenschaft Literatur als ein Phänomen des Interdiskurses auffasst und wie sie dieses Phänomen der Kommunikation des Literatursystems mit anderen Systemen beschreiben kann.

Interdiskursive Konstruiertheit der Literatur

In der Literatur wird eine ganze Palette von Aspekten der Weltkonstruktion zur Darstellung gebracht, von denen wir mit Recht behaupten können, dass diese unser Weltwissen ausmachen. Traditionellerweise konzentriert sich die Forschung im Bereich der Wissenspoetik auf die Rekonstruktion der Prozesse der Hervorbringung und der Kommunikation von Wissen, also dessen, was wir als legitime, adäquate oder objektive Aussagen über unsere Welt auffassen. Es handelt sich um vergleichsweise stabile Konstruktionen, deren zentrale Funktion sich in der Sicherstellung der Kohärenz der Weltauffassung erschöpft.

In der Gegenwart sind es wissenschaftliche Disziplinen (Spezialdiskurse) wie Philosophie, Mathematik, Kybernetik, Physik, Biologie, Kognitionswissenshaften, Medizin usf., die solches Wissen bereitstellen. Der deutsche Soziologe Niklas Luhmann befasste sich mit den Systemen von Diskursen in ihrer Dynamik und er hat den modernen Gesellschaften eine Tendenz zur Ausdifferenzierung von Spezialdiskursen diagnostiziert, zu denen er auch Diskurse der Wissenschaften zählt. Luhmann drückte das Bedürfnis aus, Spezialdiskurse in ihrer wechselseitigen Interaktion zu beobachten und vor diesem Hintergrund Prozesse der Formierung der Gesellschaft zu verfolgen. In diesem Zusammenhang identifizierte er Diskurse, deren Aufgabe darin besteht, eben diese interdiskursive Kommunikation zu katalysieren. Zu ihnen zählen wir auch die Literatur und das Literatursystem fassen wir dementsprechend als Interdiskurs auf.

Im Kontext der Ideen von der interdiskursiven Konstruiertheit von Systemen wird mit überwältigender Mehrheit auf das Werk The Social Construction of Reality von Peter L. Berger und Thomas Luckmann aus dem Jahr 1966 Bezug genommen. Im Dunstkreis des Sozialkonstruktivismus nach Berger und Luckmann haben sich später Richtungen wie der Diskursive Konstruktivismus oder der Kommunikative Konstruktivismus herausgebildet, die das theoretische und methodologische Fundament der Forschung bereitstellen. Ein großer Teil der Forschung befasst sich mit Ideen und Inhalten des Wissens und mit ihrer Dispersion in der Struktur der Diskurse, weniger Aufmerksamkeit hingegen wird den Mitteln der Konstruktion der Weltkohärenz zuteil. Und eben diesem poietischen Aspekt soll nun mehr Berücksichtigung finden.

In Anbetracht des aktuellen Forschungsstands können wir die grundlegende Frage des Themenhefts es wie folgt formulieren: Wie kommuniziert Literatur in interdiskursiven Formationen Wissen wissenschaftlicher Provenienz, welche spezifischen Mittel kommen dabei zum Tragen und mit welchen Konsequenzen geschieht dies in Bezug auf das Kommunikationssystem Literatur in seinen einzelnen Handlungsbereichen (Produktion, Distribution/Vermittlung, Rezeption, Verarbeitung)? Beiträge des Themenschwerpunkts sollten darüber hinaus auch bestehende Formen der theoretisch-methodologischen Erfassung der Verquickung von Literatur und Spezialwissen offen diskutieren und ggf. alternative Formen der Beobachtung des konstruktiven Charakters der Literatur modellieren.

In so festgelegtem Bezugsrahmen sollen dahingehend folgende partielle Fragestellungen aufgegriffen werden:

Welche Funktion kommt der Literatur zu, die die Spur der interdiskursiven Kommunikation in der Vielfalt der Formen der notwendigen Kontingenz in sich trägt?
Wie ist es möglich, die entsprechenden interdiskursiven Transformationsstrategien und die damit einhergehenden Strukturen zu beschreiben, durch die wir uns definieren und mit denen wir uns weitestgehend identifizieren?

Was geschieht, wenn das Wissen die Grenzen der Spezialdiskurse verlässt, bzw. in welchem Verhältnis steht das Wissen der Spezialdiskurse zu ihrer literarischen Kommunikation?

Dabei geht es um die Beschreibung der Besonderheiten der Literarisierung des Wissens der Spezialdiskurse, was mit der jeweils anderen/neuen Perspektivierung der Wahrnehmung und des Denkens in Kontexten der Narration, der Symbolik, der Metaphorik usf. einhergeht. Es sollen entsprechend intensiver auch formal-ästhetische Aspekte ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden. Es sollen literarische Texte verschiedener Provenienzen und Epochen (bevorzugt 18. Jh. bis Gegenwart), verschiedener Gattungen und Genres und an verschiedene Kategorie der Leser adressierte Texte in Augenschein genommen werden.

Einreichfrist für Vorschläge in Form von Abstracts (Englisch, Deutsch, Slowakisch): 31. Januar 2021.
Bitte senden Sie Ihre Abstracts im Umfang von max. 1 Seite per E-Mail an folgende
Adressen: usvlwlit@savba.sk; roman.mikulas@savba.sk
Bis 28. Februar 2021 werden alle, die ein Abstract eingereicht haben, von uns über die Annahme des Vorschlags verständigt und mit weiteren Auskünften auf dem Laufenden gehalten.
Einreichfrist für Beiträge (Deutsch, Englisch, Slowakisch): 31. Juni 2021
Umfang des Beitrags: 27 000–36 000 Zeichen
Hinweise zur Manuskriptgestaltung finden Sie hier: http://www.wls.sav.sk/?page_id=21

Kontakt

Mgr. Roman Mikuláš, PhD. (Institut für Weltliteratur, Slowakische Akademie der Wissenschaften): roman.mikulas@savba.sk

http://www.wls.sav.sk/?page_id=744&lang=en
Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung