Die deutsche Jugendbewegung. Historisierung und Selbsthistorisierung nach 1945

Die deutsche Jugendbewegung. Historisierung und Selbsthistorisierung nach 1945

Veranstalter
Archiv der deutschen Jugendbewegung; Prof. Dr. Eckart Conze (Marburg); Dr. Susanne Rappe-Weber (Witzenhausen)
Veranstaltungsort
Burg Ludwigstein
Ort
Witzenhausen
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.10.2017 - 29.10.2017
Deadline
20.10.2017
Von
Archiv der deutschen Jugendbewegung

Betrachtungen zur Geschichte der deutschen Jugendbewegung gibt es fast so lange wie die Jugendbewegung selbst. Doch seit 1933 und erst recht nach 1945 ist die Geschichte der Jugendbewegung, so wie sie sich seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelt hatte, verstärkt Gegenstand von Geschichtsschreibung gewesen, auch jenseits der wissenschaftlichen Erforschung und Darstellung, rückblickender Auseinandersetzung und, nicht zuletzt, autobiographischer Reflexion gewesen. Perspektive und Fluchtpunkt zahlreicher Äußerungen und Publikationen war dabei immer wieder die Frage nach dem Verhältnis von Jugendbewegung und Nationalsozialismus.
Dabei ist in den vergangenen Jahren in Wissenschaft und (interessierter) Öffentlichkeit nicht nur die Frage nach den „dunklen Seiten der Jugendbewegung“ vor 1933 gestellt und kontrovers diskutiert worden, sondern auch die Frage nach der Historisierung und Selbsthistorisierung der Jugendbewegung nach 1945. Beide Fragekomplexe hängen eng miteinander zusammen. Die Archivtagung wendet sich dieser Problematik zu. Sie interessiert sich für Geschichtsbilder und Geschichtsdeutungen bezogen auf die Geschichte der Jugendbewegung, ihrer Bünde sowie einzelner Protagonisten vor 1933, aber auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie behandelt die wissenschaftliche Historiographie der Jugendbewegungsgeschichte, fragt aber auch nach Bildern, Deutungen und Bewertungen des Nationalsozialismus in der bündisch-jugendbewegten Szene nach 1945 und bei ehemaligen Angehörigen der Jugendbewegung.
Verknüpft werden sollen nicht zuletzt biographische Ansätze und Beiträge mit einem Blick auf die Einordnung und Bewertung der Jugendbewegung in breiteren Zusammenhängen und Narrativen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts in der deutschen und internationalen Geschichtsschreibung. Aber auch individuelles, gruppenbezogenes und öffentliches Gedenken und Erinnern sollen vor diesem Hintergrund betrachtet werden.

Programm

Freitag, 27. Oktober 2017

19.00 h
Begrüßung
Susanne Rappe-Weber (Witzenhausen) / Eckart Conze (Marburg)

19:15 h
Eröffnungsvortrag
Eckart Conze (Marburg)
Die deutsche Jugendbewegung. Historisierung und Selbsthistorisierung nach 1945

20.00 h
Ausstellungseröffnung
Susanne Rappe-Weber (Witzenhausen)
Jugend-Bewegung-Burg – Ausstellungsperspektiven auf eine spezifische Jugendgeschichte

Ab 20.30 h
Vernissage im Archiv

Samstag, 28.Oktober 2017

Kontinuität und Diskontinuität

9.00-10.30 h
Torsten Mergen (Saarbrücken): Selbstinszenierung und lyrische Geschichtsdeutung. Karl Christian Müller und die 'Trucht' in der Nachkriegszeit
Kristian Mennen (Berlin): Die Kontinuität von „Europa“ und „europäischer Jugend“ in der Jugendbewegung

11.00–11.45 h
Ulrike Pilarczyk (Braunschweig), Knut Bergbauer (Köln): Andere Blicke zurück. Jüdische Jugendbewegung zwischen historischer Darstellung und Selbstwahrnehmung

Belastung und (Selbst-) Historisierung

13.15-15.15 h
Christoph Nonn (Düsseldorf): Selbsthistorisierung und Distanzierung. Theodor Schieders konservative Kritik an der Jugendbewegung nach 1945
Malte Lorenzen (Bielefeld): Otto Bernhardis vergangenheitspolitische Interventionen auf Burg Ludwigstein
Wolfgang Schieder (Göttingen): Stillschweigende Lernprozesse. Werner Conze nach 1945

15.45-17.15 h
Günter Behrmann (Potsdam): Bekennen – erklären – deuten – beschweigen. Jugendbewegte Generationen und ihr Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit
Jürgen Reulecke (Essen): Wie gelingt "ein richtiges Erkennen des Problems der Schuld"? Selbsthistorisierungen im Freideutschen Kreis in den späten 1940er Jahren

Aus der akademischen Werkstatt I

17.15-18.15 h
Franziska Meier (Heidelberg): Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Lied – Die Entwicklung des Geschichtsbildes in der bündischen Musik nach 1945
Stefanie Wilke (Kassel): Der Ludwigstein und Enno Narten - eine Geschichte romantisierter Ereignisse

Aus der akademischen Werkstatt II

19.15-20.15 h
Max Zeterberg (Berlin): Gedenken ohne Aufarbeitung und Abgrenzung ohne Auseinandersetzung. Die (fehlende) Vergangenheitsbewältigung der evangelischen Pfadfinder in Berlin nach 1945
Michael Kubacki (Marburg): Im Widerspruch mit sich selbst. Geschichtsbild und Selbsthistorisierung im Freundeskreis der Artamanen (1965-2001)

Sonntag, 29. Oktober 2017

Biographische Annäherungen

09.00-10.30 h
Reinhard Mehring (Heidelberg): Von der Charakterologie der Jugendbewegung zur „rein menschlichen“ Bildung. Der vergessene Bildungshistoriker Kurt Grube (1903–1936)
Benedikt Brunner (Duisburg): Links und jugendbewegt: Walter Dirks und Helmut Gollwitzer und ihre vergangenheitspolitischen „Programme“

11.00-11.45 h
Ewald Grothe (Gummersbach): „Das mißliche Geschäft der Selbstbespiegelung“. Ernst Rudolf Huber (1903-1990) und die deutsche Jugendbewegung

Erinnerungsdiskurse

11.45-12.30 h
Karl Braun (Marburg): "... die Chance nutzen, die uns das Datum gibt". Das Meißnertreffen 1963 zwischen Rückbindung, Stillstand und Aufbruch

12.30 h
Abschluss

Kontakt

Archiv der deutschen Jugendbewegung
Dr. Susanne Rappe-Weber
Burg Ludwigstein
37214 Witzenhausen
Tel. 05542 - 50 17 20
Fax 05542 - 50 17 23
E-Mail archiv@burgludwigstein.de

http://www.archiv-jugendbewegung.de/veranstaltungen/archivtagung/
Redaktion
Veröffentlicht am
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Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung