Jugoslawienkriege und Geschichtskultur

Jugoslawienkriege und Geschichtskultur

Veranstalter
Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik | Zentrum für Demokratie Aarau Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz Küttigerstrasse 21 CH-5000 Aarau
Veranstaltungsort
Zentrum für Demokratie Aarau, Küttigerstrasse 21, CH-5000 Aarau
Ort
Aarau
Land
Switzerland
Vom - Bis
27.01.2018 -
Deadline
30.09.2017
Von
Julia Thyroff

Jugoslawienkriege und Geschichtskultur. Vergangenes Unrecht, Umgangsweisen und Herausforderungen. Internationale Tagung im Rahmen der Tagungsreihe «Erinnerung - Verantwortung - Zukunft»

Die Tagungsreihe: Hintergrund und Anliegen

Die Tagungsreihe «Erinnerung – Verantwortung – Zukunft» steht in zeitlichem und inhaltlichem Zusammenhang mit dem jährlich am 27. Januar stattfindenden «Tag des Gedenkens an den Holocaust und der Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Mit dem Entschluss zur Durchführung dieses Gedenktags integriert sich die Schweiz in ein internationales Netzwerk von Staaten, die am 27. Januar den «International Holocaust Remembrance Day» begehen.

Die Auseinandersetzung mit vergangenem Unrecht gehört zu den Grundpfeilern einer Demokratie. Sie soll neben der Bearbeitung vergangener auch der Prävention künftiger Verbrechen dienen und das Bewusstsein für Werte und die Bedeutung einer auf Menschenrechten basierenden, selbstreflexiven Gesellschaft stärken. Geschichtsvermittlung und Politische Bildung sind zentrale Orte einer solchen Auseinandersetzung.

In diesem Zusammenhang wurde im Jahr 2011 an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) die Tagungsreihe «Erinnerung – Verantwortung – Zukunft» ins Leben gerufen. Pädagogische Hochschulen können für Chancen und Schwierigkeiten des Umgangs mit vergangenem Unrecht sensibilisieren und die entsprechenden wissenschaftlichen Grundlagen und didaktischen Instrumentarien bereitstellen.

Die Veranstaltungsreihe folgt zu diesem Zweck einem alternierenden Prinzip, wobei sich jeweils zwei aufeinanderfolgende Tagungen demselben Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zuwenden. Ausgangspunkt ist jeweils ein als vergangenes Unrecht diskutierter Ereigniskomplex. Im ersten von zwei Jahren stehen Ereigniskomplex, Folgen sowie der geschichtskulturelle Umgang mit diesem im Vordergrund. In dieser ersten Veranstaltung werden somit wissenschaftliche Grundlagen auf theoretischer und empirischer Ebene erarbeitet, wobei Ereigniskomplex und Umgang damit multiperspektivisch betrachtet werden und die demokratische Gesellschaftsordnung als Ort für solche kontroversen Auseinandersetzungen gilt. Im Folgejahr wird das Thema didaktisch gewendet. Dort zielt das Tagungsformat auf die reflektierte Präsentation von Materialien, Unterrichtseinheiten und von Praxis- bzw. Erfahrungsberichten.

Thema der Tagung

Während in den bereits stattgefundenen Zyklen die Themen «Shoa», «Roma, Sinti und Jenische in Schule und Öffentlichkeit» und «Zwangsmassnahmen an Minderjährigen» behandelt wurden, wird der nächste zweiteilige Zyklus sich den Kriegen in Ex-Jugoslawien in den 1990er Jahren und dem Umgang mit diesen in aktuellen Geschichtskulturen, insbesondere in der Schweiz, zuwenden.

Im Gegensatz zur geschichtskulturellen Auseinandersetzung in Bezug auf den Holocaust, der aufgrund seiner zeitlichen Distanz inzwischen nahezu vollständig zu einem Gegenstand des kulturellen Gedächtnisses (Assmann 2007) geworden ist, besteht hinsichtlich der Jugoslawienkriege ein starkes Nebeneinander kommunikativer und kultureller Gedächtnisanteile. Ein Teil der schweizerischen Bevölkerung verbindet eigene biographische Erinnerungen mit den Ereignissen, viele heutige Schülerinnen und Schüler haben unmittelbare familiäre Bezüge zur betroffenen Region und Thematik, wohingegen anderen Bevölkerungsteilen die Ereignisse ausschliesslich medial bzw. geschichtskulturell vermittelt im Bewusstsein sind. An diese pluralen Bedingungen knüpfen sich spezifische Herausforderungen für eine schulische wie auch gesellschaftliche Auseinandersetzung.

Der am 27.1.2018 stattfindende erste Teil des Tagungszyklus verfolgt das Ziel, folgende thematische Schwerpunkte abzudecken:
a) Historische Analysen vergangenen Unrechts im Kontext der genannten Kriege (z. B. Massaker von Srebrenica), mit multiperspektivischer Berücksichtigung der Vielzahl an beteiligten und betroffenen Gruppen, Standpunkte und Interessenlagen,
b) Historische Analysen der Folgen und Nachgeschichte vergangenen Unrechts (z. B. Flucht-und Migrationsbewegungen und –erfahrungen), wiederum möglichst unter Realisierung einer multiperspektivischen und kontextsensiblen Betrachtung,
c) Analysen von historischen oder aktuellen geschichtskulturellen Umgangsweisen mit vergangenem Unrecht im Kontext der jugoslawischen Kriege, unter Berücksichtigung einer Bandbreite geschichtskultureller Manifestationen und unterschiedlicher kollektiver Erinnerungspraktiken, dabei vorzugsweise mit Fokussierung auf geschichtskulturelle Umgangsweisen in der Schweiz, aber nicht darauf beschränkt,
d) Analysen und Reflexionen über geschichtskulturell wirksame kollektive, ethnische, kulturelle oder auch räumliche Kategorien und Zuschreibungen (z. B. «die Serben», «der Balkan») bzw. «narrative Abbreviaturen» (Rüsen 2008) (z. B. «Srebrenica»), deren Ausprägungen, Funktionen, mögliche inhärente Verkürzungen und Herausforderungen,
e) Analysen und Reflexionen zu den aktuellen Bedingungen und Herausforderungen für demokratische und plurale Gesellschaften im Allgemeinen und Geschichts- und Politikunterricht im Besonderen im Umgang mit den historischen Ereignissen und deren geschichtskultureller Thematisierung, wiederum mit Bezug auf die Situation in der Schweiz oder darüber hinaus.

Anforderungen für Beiträge

Gewünscht sind Beiträge, die sich mindestens einem der oben skizzierten Themenfelder inhaltlich zuordnen lassen. Für die Präsentation stehen 25 Minuten exkl. Diskussionszeit zur Verfügung. Eingereichte Abstracts sollten max. 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen, exkl. bibliographische Angaben) umfassen und folgende Informationen enthalten:
- Titel des Beitrags
- Theoretischer Hintergrund/Ausgangslage
- Fragestellung/These
- Bei empirischen Arbeiten: Forschungsdesign/Methode
- (erste) Befunde
- Zuordnung zu mindestens einem der oben skizzierten Themenfelder der Tagung
- 3-6 Keywords
- Angaben zur institutionellen/fachlichen Verankerung der Autorin/des Autors
- Kontaktdaten

Einreichungsfrist:
Abstracts können bis zum 30. September 2017 eingereicht werden an Julia Thyroff (julia.thyroff@fhnw.ch).
Der Entscheid wird den Interessent/innen bis zum 31. Oktober 2017 mitgeteilt.

Tagungstermin:
27.01.2018

Tagungsband:
Im Anschluss an den zweiteiligen Tagungszyklus mit Veranstaltungen im Januar 2018 und 2019 ist ein Tagungsband geplant. Die Tagungsteilnehmenden werden angefragt, ob sie ihre Beiträge einreichen möchten.

Organisation und Kontakt:
Julia Thyroff, Philipp Marti

Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik | Zentrum für Demokratie Aarau
Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Küttigerstrasse 21
CH-5000 Aarau

www.fhnw.ch/pbgd | www.zdaarau.ch

Programm

Kontakt

Julia Thyroff
Zentrum politische Bildung und Geschichtsdidaktik | Zentrum für Demokratie Aarau
Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Küttigerstrasse 21
CH-5000 Aarau

julia.thyroff@fhnw.ch

http://www.fhnw.ch/pbgd | http://www.zdaarau.ch
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