Nie wieder Krieg? Kriege, Krisen und Gedenkorte - 10. Landesgedenkstättentagung in Schleswig-Holstein

Nie wieder Krieg? Kriege, Krisen und Gedenkorte - 10. Landesgedenkstättentagung in Schleswig-Holstein

Veranstalter
Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten; Gustav-Heinemann-Bildungsstätte, Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein; Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein, Arbeitsbereich Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit der Evangelischen Akademie der Nordkirche, unterstützt durch den Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein
Veranstaltungsort
Gustav-Heinemann-Bildungsstätte, Schweizer Straße 58, 23714 Bad Malente-Gremsmühlen
Ort
Bad Malente-Gremsmühlen
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.06.2016 - 12.06.2016
Deadline
30.04.2016
Von
Schmid, Harald

Erinnern an historisches Unrecht und Engagement für friedlich-humane Verhältnisse in der Gegenwart sind für Gedenkstätten und Erinnerungsorte zur nationalsozialistischen Vergangenheit zwei Seiten einer Medaille. Das Thema „Krieg & Frieden“ ist hochaktuell. Wie soll historisch-politische Bildungsarbeit mit den aktuellen Entwicklungen in Sachen Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung umgehen?

Krieg und Gewalt sind seit einiger Zeit (wieder) in allen Nachrichten, bewegen Herzen und Köpfe vieler Menschen. Für manche wecken sie auch Erinnerungen an alte, überwunden geglaubte Zustände – gerade in Deutschland. Für die auf die NS-Zeit fokussierten Gedenkstätten und Erinnerungsorte ist diese Entwicklung eine Herausforderung, vielleicht gar eine Nagelprobe. Die Diskussionen über Ursachen von Krieg und Gewalt ebenso wie über den Umgang mit deren Folgen berühren eine Grundlage des Selbstverständnisses dieser Bildungsorte. Und doch sind sie durch ihre primär historische Fokussierung nicht automatisch dazu prädestiniert, sich aktiv einzumischen oder solche aktuellen Debatten in die eigene Bildungsarbeit fest zu integrieren.

Die 10. Landesgedenkstättentagung in Schleswig-Holstein greift die aktuellen Auseinandersetzungen über die Abwesenheit von Frieden und Gewaltlosigkeit auf, um der Frage nachzugehen, wie in den Gedenkstätten und Erinnerungsorten mit diesen beunruhigenden, mithin bedrohlichen Entwicklungen umgegangen wird. Dabei wollen wir Impulse für eine Öffnung hin zur Integration aktueller politischer Themen in die Gedenkstättenarbeit geben.

Mit Vorträgen über Pazifismus, Militär und Erinnerungskultur sowie Workshops zu den Themen „Krieg, Gewalt, Flucht, Vertreibung heute – ein Thema für Gedenkstätten!?“, „Gedenkstätten und die Bundeswehr“, „Gedenkstätten und die Lehren aus der Geschichte“, zur „transgenerationellen Weitergabe von Traumatisierungserfahrungen“ und zum Mahnmal, Denkort und Museum Flandernbunker in Kiel beleuchtet die Tagung wichtige Facetten der aktuellen Debatten. Ergänzt wird das Programm durch eine Exkursion nach Lübeck mit historischer Stadtführung, mit einer Lesung zu Hamburger NS-Exilantinnen, mit einem World-Café zur Lage der schleswig-holsteinischen Erinnerungsorte und einer abschließenden Diskussion über die Haltung der Gedenkstätten zu den aktuellen Krisen. Die Tagung bietet ein Forum für den Erfahrungsaustausch zwischen Gedenkstättenaktiven, AkteurInnen und Interessierten aus Wissenschaft, Politik, Verbänden, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!

Programm

Freitag, 10. Juni 2016
14.30 Öffentliche Mitgliederversammlung der LAG Gedenkstätten und Erinnerungsorte Schleswig-Holstein
18.00 Abendessen
19.00 „Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz“. Erinnerungskultur, Pazifismus und Militär heute. Kurzvorträge und Diskussion
Begrüßung und Tagungseinführung
Impulsvorträge
Oberst i.G. Reinhold Janke, Bundeswehr – Zentrum Innere Führung, und Luise Amtsberg, MdB (Bündnis90/Die Grünen)
Moderation: Uta Röpcke, Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein

Samstag, 11. Juni 2016
08.00 Frühstück
09.00 Workshops – Einführung
Moderation: Mirjam Gläser, Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, und Dr. Hauke Petersen, Gustav-Heinemann-Bildungsstätte

Workshop 1: Gedenkstätten und die Lehren aus der Geschichte
„Dass Auschwitz nicht noch einmal sei“, heißt es bei Adorno, sei „die allererste Forderung an Erziehung“. Ein wiederkehrendes Motiv in der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Massenverbrechen in deutschen Schulen und Gedenkstätten ist der Wunsch, „aus der Geschichte zu lernen“. Was aber heißt das im 21. Jahrhundert?
Leitung: Dr. Matthias Heyl, Gedenkstätte Ravensbrück

Workshop 2: Gedenkstätten und Bundeswehr
Gedenkstättenbesuche sind ein regelmäßiger Teil der politischen Bildung unserer Streitkräfte, und sie sollen zur Entwicklung eines menschenrechtsorientierten soldatischen Selbstverständnisses beitragen. Die Ausgangslagen und erinnerungskulturellen Perspektiven der militärischen Akteure unterscheiden sich jedoch grundlegend von den Konzeptionen der Gedenk- und Lernorte des NS-Unrechts. Wie wirkt sich die Entwicklung der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz auf dieses ohnehin spannungsgeladene Verhältnis aus?
Leitung: Dr. Sabine Mannitz, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

Workshop 3: „Danach war nichts mehr wie zuvor ...“ Die Erbschaft jener Zeit – zur transgenerationalen Weitergabe von Traumatisierungserfahrungen
Krieg, Verfolgung, Vertreibung und die damit verbundene Gewalt traumatisiert. Das hat Folgen auch für die nächsten Generationen. Traumatisierungserfahrungen wirken weiter: persönlich und kollektiv. Was bedeutet das für das gesellschaftliche Handeln, den politischen Diskurs, das Erinnern und Gedenken?
Leitung: Gabi Mehmel, Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V.

Workshop 4: Krieg, Gewalt, Flucht, Vertreibung heute – ein Thema für Gedenkstätten!?
Wir erleben seit einigen Jahren die Rückkehr des Krieges auch in die deutsche Politik. Die Folgen sind Flucht, Vertreibung, Verschleppung. Sind Gedenkstätten als Lernorte und als Orte der Erinnerungsarbeit in der Lage, die Diskussion zum Thema Krieg und Frieden positiv zu beeinflussen? Sollen sich Gedenkstätten in die aktuelle Flücht lingsdiskussion einbringen?
Leitung: Mona Golla, Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für MigrantInnen in Schleswig-Holstein e.V. Kiel; Benno Stahn, Kieler Friedensforum/Initiative „Blumen für Gudendorf“

Workshop 5: Der Kieler Flandernbunker, ein Kriegsobjekt als Ort des Diskurses um Krieg, Unrecht – und Frieden?
Der Kieler Flandernbunker war als militärische Kommando- und Funkzentrale ein Täterort, dem zugleich Aspekte wie Zwangsarbeit und Bombenopfer eingeschrieben sind. Da dort 1945 die Ostseeflucht mitorganisiert wurde, steht er heute im Fokus der Fragen um den Umgang mit Krieg, Verfolgung, Vertreibung und Flucht. Unterschiedlichste Veranstaltungen in diesem Kriegsrelikt belegen einen lebendigen Diskurs mit jungen wie alten Menschen, mit Vertreterinnen der Friedensbewegung wie mit Militärangehörigen aus aller Welt. Kann ein so genutzter Ort Modellfall der notwendigen Bildungsaspekte und Debatten sein?
Leitung: Dr. Jens Rönnau, Verein Mahnmal Kilian e.V./Flandernbunker Kiel

11.30 Reflexion der Workshops
Mirjam Gläser und Dr. Hauke Petersen
12.00 Mittagessen
13.30 Exkursion nach Lübeck – Abfahrt
14.30 Stadt, Krieg, Gedächtnis: Die Hansestadt Lübeck
Führung: Christian Rathmer, M.A., GeschichtsKontor am Klughafen,
Lübeck
17.00 Rückfahrt nach Malente
18.00 Abendessen
19.30 Drei NS-verfolgte Exilantinnen: Magdalene Schoch, Rosa Schapire und Elsbeth Weichmann. Biografische Brüche und Überlebensstrategien
Susanne Wittek und Katharina Schütz
Moderation: Mirjam Gläser und Dr. Hauke Petersen

Sonntag, 12. Juni 2016
08.00 Frühstück
09.00 World-Café zur Lage der Gedenkstätten zwischen den Meeren
10.30 Kaffeepause
11.00 Künstlerische Intervention
Theatergruppe Improgramm, Flensburg
11.30 Gedenkstätten und Krisen: Haltung, Verantwortung, politisches Handeln!? Abschlussdiskussion
Einführung und Moderation: Uta Körby, LAG Gedenkstätten und
Erinnerungsorte Schleswig-Holstein und Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten
12.15 Evaluation der Tagung
12.30 Mittagessen und Ende der Tagung
Programm

Bitte melden Sie sich bereits bei der Tagungsanmeldung für einen Workshop an.

Kontakt

Hauke Petersen

Gustav-Heinemann-Bildungsstätte, Schweizer Straße 58, 23714 Bad Malente

04523/88 09 70
04523/88 09 728
info@heinemann-bildungsstaette.de

http://www.gedenkstaetten-sh.de/tl_files/gedenkstaetten/daten/stiftung/Einladung%20Landesgedenkstaettentagung%202016.pdf
Redaktion
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