Migration – Integration – Transformation. Katholische Identitäten der 1960er bis 1990er Jahre

Migration – Integration – Transformation. Katholische Identitäten der 1960er bis 1990er Jahre

Veranstalter
Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V. (IKKDOS), Tübingen, Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland, Historischer Verein Ermland
Veranstaltungsort
Tagungshaus Bonifatiuskloster Hünfeld (bei Fulda)
PLZ
36088
Ort
Hünfeld
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
18.09.2024 - 19.09.2024
Deadline
15.05.2024
Von
Robert Pech, Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V.

Diese Tagung will sich – nach zwei vorausgegangenen Tagungen zur Situation in der katholischen Kirche in den unmittelbaren Nachkriegsjahren bzw. zwischen 1950 und dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils – den Entwicklungen und Wegen der katholischen Kirche von Mitte der 1960er bis Mitte der 1990er Jahre widmen.

Migration – Integration – Transformation. Katholische Identitäten der 1960er bis 1990er Jahre

Ziele/Inhalt:

Wie stark waren die Auf- und Umbrüche der zweiten Hälfte der 1960er Jahre im gesellschaftlichen und kirchlichen Bereich „vor Ort“, also in den Kirchengemeinden, den kirchlichen Vereinen und Verbänden, den kirchlichen Einrichtungen und den Ordensgemeinschaften? Gab es ein Stadt-Land-Gefälle oder ein Nord-Süd- bzw. West-Ostgefälle? Welche „Nachwirkungen“ hatten die Veränderungen – wie auch die Verfestigungen – der Jahre 1945 bis 1965? Welche Rolle spielten Milieus für die vielschichtigen Transformationsprozesse? Und wie positionierten sich eigentlich die Bistumsleitungen und die Kirchengemeinden gegenüber den Spätaussiedlern und den sogenannten Gastarbeitern, wurden sie als Bereicherung der kirchlichen und gemeindlichen Realitäten wahrgenommen und integriert oder eher als „Fremdkörper“ an die Seite geschoben? In den tiefgreifenden Umstrukturierungen in der sich ab Mitte der 1960er Jahre noch einmal massiv verändernden Gesellschaft – Wirtschaft, Politik, Freizeit pp. – veränderte sich die Erwartungshaltung der Menschen an die Kirche – und veränderte sich die Struktur und vor allem – Stichwort Zweites Vatikanisches Konzil und Würzburger Synode – das Selbstverständnis der katholischen Kirche in Deutschland. Wie korrespondierten diese Veränderungsprozesse miteinander, wie „alt“ und wie „neu“ blieb bzw. wurde die Kirche eigentlich?
Änderungen in den kirchlichen Realitäten bzw. im Kirchenbild führten zu neuen „Leitbildern“ in der Selbstwahrnehmung der Gemeinden, in der Formulierung der Aufgaben der Gemeinden und nicht zuletzt auch im Kirchenbau. Der Bau neuer Kirchen bzw. die Umgestaltung bestehender Kirchen waren in den 1960/70er Jahren immer noch von erheblicher, ja in vielerlei Hinsicht zentraler Bedeutung. Was veränderte sich in diesen Jahren, wieso und wohin – und was sagt die „andere“ äußere und innere Gestaltung von Kirchen eigentlich über die Liturgie- und Glaubenspraxis der Menschen dieser Zeit aus?
Bei all den Aufbrüchen und Veränderungen dürfen Retardierungen nicht übersehen werden: War durch das Zerbrechen so vieler Sicherheiten bei den Vertriebenen der Reformeifer inzwischen erloschen? Wurden Veränderungen als Gefährdung wahrgenommen? Wuchs bei den Vertriebenen Widerstand gegen die Neuerungen? Hier sind sowohl die Ostdenkschrift der EKD wie auch die Debatte um den Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe 1965 paradigmatisch in den Blick zu nehmen: als Grundsatz- und Zielerklärungen der Kirchenleitungen für ein neues Miteinander von West und Ost in der Zeit des „Kalten Kriegs“. Weil auch die Umwälzungen in der Ostpolitik dazukamen und in öffentlich wahrnehmbaren Vertriebenenkreisen eine zunehmende Ideologisierung beförderten. Weil auch der Blick auf die NS-Zeit differenzierter und kritischer wurde? Die Rolle des Antikommunismus, des Weltanschauungskampfes in diesen Positionierungen muss im Rahmen der Tagung in diesem Kontext unbedingt aufgezeigt und analysiert werden – wie auch das Faktum einer teilweisen kontinuierlichen Offenheit zur Begegnung mit Christinnen und Christen im "Ostblock" mitanzusprechen ist.
Parallel zur vom Konzil erwünschten Öffnung zu den Anliegen der zeitgenössischen Menschen wuchs offensichtlich die Angst vor der angefochtenen Identität – nicht zuletzt auch in kirchlich organisierten Vertriebenengruppen.
Mit dem Themenkomplex der Tagung werden gleichermaßen kirchenhistorische bzw. historische wie architekturgeschichtliche, kunsthistorische und volkskundliche und nicht zuletzt auch aktuelle Fragestellungen aufgeworfen.

Was wollen wir?

Die interdisziplinäre Tagung bietet Raum für eine Vorstellung des aktuellen Wissensstands zum Tagungsthema wie auch für Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte; die Beteiligung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ist ausdrücklich erwünscht.
Zur Beteiligung eingeladen sind Lehrende von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Instituten, Archiven, Bibliotheken und Museen, Promovenden und Habilitanden, aber auch Mitglieder aus Vereinen und Verbänden mit einer inhaltlichen Orientierung am Tagungsthema.
Die Referate – deren Verstetigung in einem Tagungsband angedacht ist – sollten Kurzvorträge von jeweils maximal 20 Minuten sein, um Zeit für den Austausch von Referierenden und Zuhörenden zu haben.
Bezüglich der Blickrichtung bzw. Inhalte der Referate gibt es bewusst keine dezidierten Vorgaben – wichtig ist, dass die Referate quellen- und literaturmäßig fundiert sind; auch die Vorstellung einzelner, für eine bestimmte Frage besonders relevanter Quellen ist möglich.
Unter der Überschrift „Gemeindeleben“ sind sicherlich die Frage nach den gemeindlichen Organisationsformen und Leitungsgremien von Interesse – wie natürlich auch die Frage nach dem Miteinander von Bistumsleitungen und Pfarrern und Laien, also den Katholikinnen und Katholiken vor Ort. Relevant – und durch Blicke in verschiedene „kirchliche Landschaften“ sicherlich verschieden – sind zudem
die „Realisierungen“ von Kirche, Stichwort Gemeinde- und Kategorialseelsorge, Stichwort Caritas; um nur zwei Beispiele zu nennen.
Unter der Perspektive auf den Osten und spezifisch weltanschauliche Konfliktlinien sind ausgewählte Organisationen von Vertriebenengruppen, Spätaussiedlern im kirchlichen Kontext und fremdsprachlichen Missionen von besonderem Interesse.
Unter der Überschrift „Frömmigkeitspraxis“ kann z. B. Fragen zur sakralen Kunst und den entsprechenden Künstlern, den Motiven für die Ausgestaltung von Kirchen und die verschiedenen Patrozinien oder auch neuen Wallfahrten und Pilgerformen nachgegangen werden.
Wünschenswert sind zudem Vergleichsblicke: Blicke auf die Situation resp. Entwicklung in den sogenannten polnischen Westgebieten und Randgebieten Böhmens sowie auf die Situation resp. Entwicklung der evangelischen Kirche in Deutschland.

Kontakt

Wenn Sie sich mit einem Referat an der Tagung beteiligen wollen, senden Sie bitte bis spätestens zum 15. Mai 2024 eine Kurzskizze Ihres angedachten Beitrags an Prof. Dr. Rainer Bendel (ikkdos@web.de). Bei Rückfragen zur Tagung oder auch zur Abklärung eines möglichen eigenen Beitrags wenden Sie sich bitte ebenfalls an Prof. Dr. Rainer Bendel oder Dr. Thomas Scharf-Wrede (Thomas.Scharf-Wrede@bistum-hildesheim.de).

Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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