Dorothee Sölle und das Verhältnis von Literatur und Theologie

Dorothee Sölle und das Verhältnis von Literatur und Theologie

Veranstalter
Institute für Evangelische und Katholische Theologie der Universität zu Köln (Prof. Dr. Folkart Wittekind; Prof. Dr. Dr. Norbert Brieden; Dr. Julius Trugenberger)
Ausrichter
Prof. Dr. Folkart Wittekind; Prof. Dr. Dr. Norbert Brieden; Dr. Julius Trugenberger
Veranstaltungsort
Universität zu Köln
PLZ
50931
Ort
Köln
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
07.02.2025 - 08.02.2025
Deadline
31.10.2024
Von
Julius Trugenberger, Universität zu Köln

Gegenstand der Tagung soll Sölles Literaturtheologie in den 1960er und 1970er Jahren in ihrem Kontext sein. Zentral für das Thema bei Sölle ist ihre Habilitationsschrift ‚Realisation‘ sowie das Zeitschriftenprojekt ‚Almanach für Literatur und Theologie‘. Hier war Sölle Mitherausgeberin neben Wolfgang Fietkau, Armin Juhre und Kurt Marti.

Dorothee Sölle und das Verhältnis von Literatur und Theologie

Theologisch: In ihren eigenen literaturtheologischen Reflexionen, wie sie insbesondere in ‚Realisation‘ (1973), aber auch in kürzeren Texten, z.B. aus dem Almanach (so die 10 Thesen zur Literaturtheologie) dargelegt sind, versucht Sölle eine Verbindung von Literatur und Religion bzw. von Literatur und Theologie auf der Basis der politischen und befreiungstheologischen Aktion zu entwickeln. Wie das genau geschieht, was das bedeutet, wie dabei die verwendeten Begriffe ‚Literatur‘, ‚Religion‘, ‚Theologie‘ und ‚Politik‘ neu verstanden werden, und welche konkreten publizistischen Pläne damit verfolgt wurden, ist allerdings offen.

Literaturtheologisch: Die 1960er Jahre markieren auch im Bereich der Literaturtheologie einen Umbruch. Gegen die alten Versuche einer christlichen Besetzung und Vereinnahmung der Literatur (und Kultur) setzen sich vermehrt Interpretationen hinsichtlich ihrer Verselbständigung und Säkularisierung durch. Das nimmt auch die Theologie der Zeit auf, indem sie wiederum diese Autonomie neu theologisch zu denken und zu begründen versucht. So kann die Inkarnation als Modell für die Selbständigkeit der Welt umgedeutet werden. Sölles Theorie der Realisation muss deshalb in einem Kontext von neuer Theologie, aber auch neuer literarischer Selbstreflexion auf das Verhältnis von Literatur und Religion gelesen werden.

Publizistisch: Die Neugründung einer Zeitschrift für Literatur und Theologie ist zu sehen im Kontext der Einstellung der beiden bis dahin repräsentativen religiösen Kultur-Zeitschriften ‚Hochland‘ (kath.) und ‚Eckard‘ (ev.). In dieser Lage war der Almanach Ersatz, Neuerung und Risiko zugleich. Die jährlichen Zeitschriftenbände waren (bis zu einem Wechsel der Konzeption zu Themenheften) so aufgebaut, dass in den einzelnen Jahrgängen gegenwärtige Literaturproduktion gesellschaftskritischer und -engagierter Intention repräsentiert wurde, und zwar in der durchlaufenden Gliederung in kürzere Prosatexte, Gedichte und produktionsbezogene reflexive Texte. Zu fragen wäre, wie die Gründung der Zeitschrift und ihre Plazierung im Peter-Hammer-Verlag erfolgte, wer für die Konzeption zuständig war und ob und welche Debatten darum geführt wurden.

Literarisch: Dabei wurden schon im ersten Almanach von Sölle Texte und Gedichte zur Revolution und Befreiungstheologie aus Südamerika dargestellt und analysiert. Die Texte von Ernesto Cardenal werden über die Kirchentage und auch über die Aneignung im Sacropop (P. Janssens) zu Hits der linken (Jugend-)Bewegung in den Kirchen. Zu fragen wäre, welche Autoren und Theologen, Autorinnen und Theologinnen im Almanach berücksichtigt wurden, wie die Auswahl zustande kam und welche Auswirkung sie für die Erneuerung von Literaturrezeption und Theologie hatte. Zudem könnte gefragt werden, wie Sölle die von ihr benutzte Literatur (Moritz, Jean Paul etc.) auslegt, wie (und ob) sie an germanistische Lektüren ihrer Zeit anknüpft und wie das Verhältnis ihrer bewusst theologischen Auslegung zur Literaturwissenschaft bestimmt werden kann.

(Religions)pädagogisch: Sölle setzt Literatur für einen emanzipatorischen Bildungsprozess ein. Literatur bringt zur Sprache, was mit der alten dogmatischen und lehrhaften Ausdrucksform des Christentums nicht mehr gegenwartsangemessen vermittelt werden kann. Gefragt werden könnte, wie Sölles Benutzung der Literatur mit religionspädagogischen Reformprozessen der Zeit zusammenhängt; wie ihre Wirkung auf den Religionsunterricht und gemeindliche Bildungsprozesse zustande kommt; ab wann und warum in der Folgezeit vermehrt ihre Texte in Schulbüchern verwendet werden.

Die Tagung ist nicht auf die Texte Sölles beschränkt, sondern nimmt sie zum Anlass, um ‚Literaturtheologie‘ in den 1960er und 1970er Jahren, ihre Genese und Entwicklung im literarischen, wissenschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und pädagogischen Kontext zu untersuchen.

Bewerbung für einen 25-minütigen Vortrag mit anschließender Diskussion: Bitte senden Sie ein knappes Abstract Ihres Vortrags sowie einen kurzen CV (beides als PDF-Dokumente) bis zum 31. Oktober 2024 an: julius.trugenberger@uni-koeln.de

Kontakt

julius.trugenberger@uni-koeln.de

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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