Großstadt und Reformation: Metropolen als Innovationsräume

Großstadt und Reformation: Metropolen als Innovationsräume

Veranstalter
Stadtarchiv Magdeburg, Evangelischer Kirchenkreis Magdeburg und Historische Kommission für Sachsen-Anhalt, in Verbindung mit dem Kuratorium „Friedensforum Johanniskirche 1631–2031“
Veranstaltungsort
Johanniskirche (Johannisbergstraße 1)
Gefördert durch
Land Sachsen-Anhalt
PLZ
39104
Ort
Magdeburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
26.06.2024 - 28.06.2024
Deadline
17.06.2024
Von
Oliver Ritter, Historische Kommission für Sachsen-Anhalt

Die Reformation setzte sich zuerst in den Großstädten durch. Historikerinnen und Historiker aus fünf europäischen Ländern und den USA nehmen die Anfänge dieser Bewegung in verdichteten urbanen Kommunikationsräumen neu in den Blick. Sie vergleichen den Modellfall Magdeburg mit ausgewählten Metropolen in Mittel- und Westeuropa, in denen sich der gesellschaftlich-kulturelle Wandel um das Jahr 1524 beschleunigte. Am 500. Jahrestag von Martin Luthers Predigt wird die Tagung am historischen Schauplatz mit dem Festvortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Kaufmann (Universität Göttingen) eröffnet.

Großstadt und Reformation: Metropolen als Innovationsräume

Es ist an der Zeit, die Anfänge der Reformation in den großen Städten neu in den Blick zu nehmen. Magdeburg ist dafür ein Modellfall. Die mitteldeutsche Metropole war die erste Großstadt des Reiches, in der sich unter direkter Beteiligung Martin Luthers die neue Lehre durchsetzen konnte. Luthers Predigt in der Johanniskirche am 26. Juni 1524 gibt mit ihrer 500-jährigen Wiederkehr Anlass für die Tagung. Der zehntägige Aufenthalt des sonst wenig reisefreudigen ehemaligen Domschülers machte die Reformation in Magdeburg unumkehrbar und sicherte sie durch die Entsendung Nikolaus von Amsdorfs ab. Keine andere Stadtreformation außerhalb Wittenbergs hat Martin Luther stärker gefördert.

Über parallele Entwicklungen in Nürnberg, Bremen oder Straßburg bestens informiert, setzten die Altstädter das neue Kirchenwesen in den Pfarrgemeinden und Bettelordenskirchen konsequent durch, lange bevor sich erste Territorialstaaten zur neuen Lehre bekannten. Der Rat stellte sich nach anfänglicher Gegenwehr bald an die Spitze einer breiten religiösen Bewegung in der Großstadt und nutzte die Reformation als neuen Hebel im alten Ringen um kommunale Autonomie. Der erzbischöfliche Stadtherr, Kardinal Albrecht von Brandenburg, zögerte nicht mit Gegenmaßnahmen bis hin zur Reichsacht. Dennoch etablierte sich Magdeburg als vitale und streitbare Hochburg der Reformation mit Ausstrahlung im ganzen Reich. „Als Prototyp einer dezidiert wittenbergisch geprägten Stadtreformation“ (Thomas Kaufmann) wurde die in der kaiserlichen Belagerung von 1550/51 unbezwungene Jungfrauenstadt zu einem zentralen Erinnerungsort des Protestantismus.

Die Tagung verknüpft das bewährte Paradigma „(Reichs-)Stadt und Reformation“ mit aktuellen Ansätzen der Metropolen- und Hanseforschung. Im Schnittpunkt von Reichs-, Kultur- und Stadtgeschichte will sie die Dynamik des Umbruchs in verdichteten urbanen Kommunikationsräumen besser verstehen und dazu insbesondere vergleichend arbeiten. Ausgehend von den etablierten Forschungstypologien soll die Reformation in der Großstadt als eigenständiges Verlaufsmuster herausgearbeitet werden, das über eine intensive mediale Vermittlung für die Erneuerung der gesamten Christenheit richtungsweisend wirkte.

Programm

MITTWOCH, 26. JUNI 2024

18.30 Uhr
Begrüßung
Prof. Dr. Christoph Volkmar
Superintendent Stephan Hoenen

Grußworte
Dr. Dr. hc. Johann Schneider, Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Simone Borris, Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Magdeburg

Öffentlicher Abendvortrag (in der Reihe „Reformationspredigt“)
Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Kaufmann (Göttingen): Magdeburg und die Reformation

Kleiner Empfang des Kirchenkreises Magdeburg

DONNERSTAG, 27. JUNI 2024

Sektion 1: Großstädte und Reformation

Moderation:
Dr. Bettina Seyderhelm (Magdeburg)
Dr. Hartmut Kühne (Wandlitz)

09.00 Uhr
Dr. Hartmut Kühne (Wandlitz): Einführung in das Tagungsthema

09.15 Uhr
Prof. Dr. Richard Rex (Cambridge): London

10.00 Uhr
Prof. Dr. Bruce Gordon (Yale): Zürich: Reformatoren sprechen über ihre Stadt

10.45 Uhr Kaffeepause

11.15 Uhr
Dr. Christine Christ-von Wedel (Basel): Basel, der Bibelhumanismus und die Reformation

12.00 Uhr
Prof. Dr. Peter Fleischmann (Nürnberg): Nürnberg. Das „Auge und Ohr Deutschlands“

12.45 Uhr Mittagspause

14.15 Uhr
PD Dr. Jan van de Kamp (Amsterdam): Umbruch oder Transformation? Eine neue Perspektive auf die Reformation in Bremen

15.00 Uhr
Dr. Dirk Schleinert (Stralsund): "Do brachen die vom Sunde die Kirchen". Die Reformation in Stralsund

15.45 Uhr Kaffeepause

16:15 Uhr
Dr. Henning Steinführer (Braunschweig): Reformation als kommunikativer Prozess. Verlauf und Akteure der Reformation in der Gruppenstadt Braunschweig

17:00 Uhr
Dr. Martin Sladeczek (Erfurt): Grundlage der Bikonfessionalität. Die frühe Erfurter Reformation zwischen Klerus, Universität und Bürgerschaft

17:45 Uhr
Dr. Thomas T. Müller (Wittenberg): Vom Import und Export der Reformation. Aktionen und Akteure in der Reichsstadt Mühlhausen

FREITAG, 28. JUNI 2024

Sektion 2: Magdeburg in der frühen Reformation

Moderation:
Prof. Dr. Joachim Schneider (Dresden)
Dr. Harald Bollbuck (Göttingen)

09.00 Uhr
Prof. Dr. Michael Scholz (Potsdam): Gegensatz und Gleichgewicht. Rat, Erzbischof und Domkapitel in der Altstadt Magdeburg am Beginn des 16. Jahrhunderts

09.45 Uhr
Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig): Die Altstädter Pfarreien als Akteure einer Gemeindereformation?

10:30 Uhr
Prof. Dr. Christoph Volkmar (Magdeburg/Leipzig): Großstadt am Kipppunkt. Wucht und Wirkung der frühen Reformation in Magdeburg

11.15 Uhr Kaffeepause

11.45 Uhr
Dr. Hartmut Kühne (Wandlitz): Einheimische und zugewanderte Akteure in der Magdeburger Reformation

12.30 Uhr
Dr. Drew B. Thomas (Dublin): Der frühe reformatorische Buchdruck in Magdeburg

13.15 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr
Prof. Dr. Eva Labouvie (Magdeburg): Frauen in der Magdeburger Reformation

15:15 Uhr
Dr. Carsten Nahrendorf (Wolfenbüttel): Reformation macht Schule. Das Altstädtische Gymnasium

16.00 Uhr Kaffeepause

16.30 Uhr
Dr. Gabriele Köster (Magdeburg): Georg Lembergers reformatorisches Bildprogramm im Magdeburger Rathaus – ein Rekonstruktionsversuch

17.15 Uhr
Prof. Dr. Matthias Pohlig (Berlin): Tagungszusammenfassung

Kontakt

Historische Kommission für Sachsen-Anhalt
- Arbeitsstelle –
Oliver Ritter / Koordinator
c/o Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1, Haus 24 / 06110 Halle (Saale)
E-Mail: kontakt@hiko-sachsen-anhalt.de

https://www.historische-kommission-fuer-sachsen-anhalt.de/veranstaltungen/tagungen/grossstadt-und-reformation
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung