Lutherische Traditionsbildung im Umfeld Abraham Calovs (1612-1686)

Lutherische Traditionsbildung im Umfeld Abraham Calovs (1612-1686)

Veranstalter
Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg (Dr. Matthias Meinhardt, PD Dr. Stefan Michel)
Ausrichter
Dr. Matthias Meinhardt, PD Dr. Stefan Michel
Veranstaltungsort
Leucorea, Bibliothekszimmer / Schloss Wittenberg, RFB
Gefördert durch
Evangelische Wittenbergstiftung
PLZ
06886
Ort
Lutherstadt Wittenberg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
13.03.2024 - 15.03.2024
Von
Matthias Meinhardt (Helmstedt)

Die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg veranstaltet vom 13. bis 15. März 2024 das 2. Wittenberger Arbeitsgespräch zur Lutherischen Orthodoxie. Diskutiert wird die "Lutherische Traditionsbildung im Umfeld Abraham Calovs (1612-1686)".

Lutherische Traditionsbildung im Umfeld Abraham Calovs (1612-1686)

Die Universität Wittenberg gilt nach dem Sturz der Philippisten in den 1570er Jahren bis in das 18. Jahrhundert hinein als Hochburg der Lutherischen Orthodoxie. Doch der Begriff ist unscharf und Forschungen der letzten Jahre haben zeigen können, dass hierunter unterschiedliche theologische Strömungen zusammengefasst werden, deren gemeinsamer Kern nicht immer eindeutig zu bestimmen ist. Gleichwohl lassen sich theologische und methodische Gemeinsamkeiten ausmachen, die spezifische konfessionelle Ausdrucksformen ausbildeten und von sozialen Netzwerken mit bemerkenswerter Kohärenz getragen wurden. Bei näherem Besehen erscheint das Luthertum Ende des 16. und im 17. Jahrhundert weniger als homogene Glaubensgemeinschaft denn als Verknüpfung durchaus unterscheidbarer Denkschulen, die ihre Zusammengehörigkeit erst herstellen mussten. Der konfessionelle Zusammenhalt verdichtete sich nicht zuletzt durch die Abgrenzung und Bekämpfung von Gegnern, zu denen Katholiken, insbesondere die Jesuiten, Calvinisten und als Synkretisten wahrgenommene Calixtianer sowie Sozinianer und Antitrinitarier zählten. Diese Verkordelung unterschiedlicher Denkansätze bei gleichzeitiger Auseinandersetzung mit Gegnern lassen sich als Prozess einer Traditionsbildung verstehen, die nicht lutherische Konfessionalität voraussetzte, sondern diese erst ausbildete und unter wandelnden Herausforderungen weiterentwickelte.

Abraham Calov (1612-1686) bietet sich als Ausgangspunkt für eine facettenreiche und interdisziplinäre Diskussion dieses Prozesses in besonderer Weise an. Der über Jahrzehnte in Wittenberg lehrende Theologe hat zur lutherischen Traditionsbildung durch seine breit rezipierte Bibeledition und eine Vielzahl kontroverstheologischer Schriften selbst in hohem Maße beigetragen. Eingebunden in weiträumige Netzwerke eignet er sich ausgezeichnet für Analysen akademischer und kirchenpolitischer Kommunikations- und Sozialräume. Die Zahl seiner Verwandten, Freunde und Schüler war groß, ebenso jene seiner Kontrahenten, seine Werke wirkten über Generationen nach. Noch für Johann Sebastian Bach bildeten sie Arbeitsgrundlage und Glaubensrichtschnur. Der Zuschnitt des Arbeitsgespräches ist interdisziplinär gewählt, neben theologischen Fragen werden auch kunst-, sozial-, medien- und musikgeschichtliche Zugänge gewählt. Das Arbeitsgespräch knüpft an einen ersten Workshop der RFB zur Lutherischen Orthodoxie aus dem Jahr 2019 an, kann jedoch selbstverständlich auch ohne Teilnahme an dieser vorausgegangenen Veranstaltung besucht werden.

Programm

13. März 2024

15:00 Uhr Begrüßung und Einführung in das Arbeitsgespräch

15:30 Uhr Prof. Dr. Markus Matthias (Amsterdam-Groningen): Forschungsgeschichte und Perspektiven zur Erforschung des Luthertums des 17. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Wittenberg / Kursachsen

16:30 Uhr Prof. Dr. Kęstutis Daugirdas (Emden): Theologische Hermeneutik von Balduin bis Calov

18:00 Uhr Gemeinsames Abendessen

14. März 2024

9:00 Uhr Dr. Lars Röser-Israel (Celle): Die Wittenberger Loci-Kommentierungen als Traditionsbildung der lutherischen Orthodoxie

9:45 Uhr Dr. Eleonora Travanti (Berlin): Antisozinianismus in Wittenberg als Identitätsstiftung (1604-1684)

10.30 Uhr Kaffeepause

11:00 Uhr Prof. Dr. Marcel Nieden (Duisburg): Abraham Calov und die Wittenberger Theologenausbildung

11:45 Uhr Dr. Silvia Schmitt-Maaß (Altenburg): Darstellung oder Selbstdarstellung? Abraham Calov im Bild

12:30 Uhr Mittagessen

14:00 Uhr Sedes et arx verae doctrinae catholicae. Besuch der Stadtkirche Wittenberg

15:30 Uhr Kaffeepause

16:00 Uhr Dr. Matthias Meinhardt (Helmstedt): Lutherische Bücherwelten. Die Bibliothek des Jeremias Deutschmann (mit Blick auf die Originale)

18:00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag

Dr. Christine Blanken (Leipzig): Lutherische Musikkultur im 17. Jahrhundert

19:30 Uhr Gemeinsames Abendessen

15. März 2024

9:30 Uhr Dr. Klaus vom Orde (Halle): Die Auseinandersetzungen Philipp Jakob Speners mit den Wittenberger Theologen

10.15 Uhr Dr. Jonathan Rehr (Tarmstedt): Lutherische Traditionsbildung im interkonfessionellen Austausch. Die Gnadenstuhl-Motivik in Abraham Calovs Bibelwerken

11:00 Uhr PD Dr. Stefan Michel (Dresden): Lutherrezeption im frühneuzeitlichen Luthertum. Entstehung und Programm der Bibel „nach S. Herrn D. Martini Lutheri Deutscher Dolmetschung“ (1681/82) Abraham Calovs

11:45 Uhr Abschlussdiskussion

12:30 Uhr Ende des Arbeitsgespräches

Kontakt

Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg
Sekretariat
Schloss Wittenberg
Schlossplatz 1
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel. 03491-5069200
E-Mail: sekretariat@rfb-wittenberg.de

https://www.rfb-wittenberg.de/
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