Nur die Hinterländer der Weltmeere? Kontinentaleuropäischer Handel im 17. und 18. Jahrhundert

Nur die Hinterländer der Weltmeere? Kontinentaleuropäischer Handel im 17. und 18. Jahrhundert

Veranstalter
Institut für Österreichische Geschichtsforschung
Veranstaltungsort
Universität Wien, Alte Kapelle am Campus und Sky Lounge
PLZ
1090
Ort
Wien
Land
Austria
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
29.02.2024 - 02.03.2024
Von
Peter Rauscher, Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien

Das Institut für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien begeht von 29. Februar bis 2. März seine Jahrestagung. Der heurige Themenschwerpunkt liegt auf der frühneuzeitlichen Handels- und Transportgeschichte. 21 Vorträge beleuchten Verkehrsinfrastruktur und Wirtschaftspolitik, Handel und Kaufleute, Häfen und Binnenländer in einem Raum, der von Frankreich und der Schweiz im Westen bis Polen und Siebenbürgen im Osten reicht.

Nur die Hinterländer der Weltmeere? Kontinentaleuropäischer Handel im 17. und 18. Jahrhundert

Als wesentliche Phänomene der Frühen Neuzeit gelten die Ausweitung des Seehandels und die zunehmende globale Verflechtung der Wirtschaft. In Europa gewann der atlantische Küstensaum eine herausragende Bedeutung für den Fernhandel. Da sich der europäische Welthandel in relativ wenigen Hafenstädten bündelte, ist er – unter der Voraussetzung einer günstigen Quellenüberlieferung – für die historische Forschung gut zu rekonstruieren.
In den zentraleuropäischen Hinterländern der Küsten stellt sich die Situation anders dar: Hier trafen die Güter aus dem transkontinentalen Handel auf die Importe aus dem Mittelmeerraum und dem Orient, auf die Erzeugnisse zahlreicher Gewerberegionen – etwa in der Textil- oder Metallverarbeitung – sowie auf die aus Ostmittel- und Osteuropa bezogenen Grundstoffe. Umgeschlagen wurden diese Güter auf den großen Jahrmärkten oder zunehmend über direkte Geschäftsbeziehungen zwischen Kaufleuten. Eine wichtige Rolle im binneneuropäischen Handelsverkehr spielten Kaufmannsdiasporen bzw. ethnisch-religiöse Minderheiten.
Die Existenz alternativer Verkehrsverbindungen über Land oder auf Flüssen erschwert die Rekonstruktion frühneuzeitlicher Güterströme erheblich, so dass bis heute die Wege des binneneuropäischen Handels und die an ihm beteiligten Personen nicht systematisch erforscht sind.
Ziel der Tagung ist die Präsentation aktueller Forschungen zum Gütergroßhandel in Kontinentaleuropa und die Diskussion zukünftiger Forschungsstrategien. Im Mittelpunkt steht ein Raum, der sich von den Westalpen (Ostfrankreich, Schweiz) bis ins Karpatenbecken erstreckt und die zentraleuropäischen Mittelgebirge sowie das nördlich daran angrenzende Tiefland einschließt. Der zeitliche Fokus liegt auf den eineinhalb Jahrhunderten zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs und der Epoche der Koalitionskriege (ca. 1650–1800).

Programm

Donnerstag, 29. Februar

Alte Kapelle am Campus (Altes AKH, 1090 Wien)

9:00–9:10 Begrüßung durch den Direktor des IÖG CHRISTIAN LACKNER und durch PETER RAUSCHER im Namen der Organisatoren

9:10–9:30 MARK HÄBERLEIN (Bamberg), Einführung in das Tagungsthema

Sektion 1: Handel und Zoll

9:30–10:20 ANDREA SERLES (Wien), Die Obere Donau und ihre Nebenflüsse als Transportnetzwerk – Eine quantitative Analyse der Aschacher Mautprotokolle

10:20–11:10 WERNER SCHELTJENS (Bamberg), Die Zollregister der Schenkenschanz (1630–1810) als Quelle für die Messung von Güterströmen auf dem Rhein

11:10–11:30 Kaffeepause

11:30–12:20 ADAM PERŁAKOWSKI (Krakau), Die Rolle der Zollkammern in der Handelsstruktur der polnisch-litauischen Adelsrepublik im 18. Jahrhundert. Einführung in die Quellenanalyse

12:20–13:10 MÁRIA PAKUCS (Bukarest), The Transylvanian Route of Ottoman Goods into Central Europe: The Evidence of the Sibiu Customs Accounts (1672–1692)

13:10–15:00 Mittagspause

Sektion 2: Güter und Händler

15:00–15:50 ANKA STEFFEN (Leipzig), Zwischen Adria und Atlantik: Das schlesische Leinwandgewerbezentrum im frühen 18. Jahrhundert

15:50–16:40 MAYA ZELLWEGER (Winterthur), Aus dem Hinterland Appenzell Ausserrhoden nach Europa. Entstehung, Entwicklung und Umfang des Handelsnetzes der Kaufleute in Leinwand, Baumwolle und Baumwollware Zellweger von Trogen (1670 bis 1820)

16:40–17:00 Kaffeepause

17:00–17:50 MICHAELA SCHMÖLZ-HÄBERLEIN (Bamberg), Juden und Juwelenhandel in Mitteleuropa (17. und 18. Jahrhundert)

17:50–18:40 MARTIN KRENN (Wien), Die Freistadt Rust als überregionaler Weinexporteur (im 17. und 18. Jahrhundert)

Freitag, 1. März

Sky Lounge (Oskar-Morgenstern-Platz 1, 12. Stock, 1090 Wien)

Sektion 3: Zwischen Häfen und Hinterländern

9:00–09:50 KLEMENS KAPS (Linz), Ein neues Vermittlungszentrum zwischen zentraleuropäischen Gewerberegionen und maritimen Märkten: Netzwerke und Geografie des Triester Handels (1750–1820)

9:50–10:40 CHRISTINE FERTIG (Münster), Transatlantischer Handel und kaufmännische Wissensproduktion – außereuropäische Heilmittel in Mitteleuropa (1670–1840). Ergebnisse und (vorläufige) Grenzen eines Digital History Projekts

10:40–11:00 Kaffeepause

11:00–11:50 MIROSLAV LACKO (Jena), Globaler Handel und Mitteleuropa: Habsburgische Kupferausfuhr und englische Subsidien in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts

11:50–12:40 MAGNUS RESSEL (Bremen), Transkontinentale Handelserleichterung als Resultat von disloziertem Hafenbesitz. Der Konvergenzeffekt der drei Habsburger Besitzungen Ostende, Livorno und Triest

12:40–14:30 Mittagspause

Sektion 4: Infrastruktur und Marktintegration

14:30–15:20 MARGARETH LANZINGER (Wien), Akteure und Infrastrukturen des transalpinen Handels im 18. Jahrhundert

15:20–16:10 GABRIELA WÜTHRICH / DANIEL STETTLER (Zürich), Vom Saumpfad zur Postkutsche. Handel und Verkehr in Graubünden 1750–1850

16:10–16:30 Kaffeepause

16:30–17:20 JULIEN VILLAIN (Paris), Fairs, Economic Areas and the Temporality of Trade: The Frankfurt Fairs and the Integration of Lorraine into the Economic Spaces of the Rhineland (1680s–1790s)

17:20–18:10 JULIETTA SCHULZE (Tübingen), Am Ende der Lieferkette. Handelsnetzwerke städtischer Einzelhändler im württembergischen Raum des 18. Jahrhunderts

Samstag, 2. März

Sky Lounge (Oskar-Morgenstern-Platz 1, 12. Stock, 1090 Wien)

Sektion 5: Kaufleute und Handelshäuser

9:00–9:50 ISTVÁN KENYERES (Budapest), Die Tätigkeit einer Pester Handelsunternehmung aus dem späten 18. Jahrhundert. Die Geschäftsbücher der Firma Natorp-Macher

09:50–10:40 REINHOLD REITH / ELIAS KNAPP (Salzburg), Verlassenschaftsinventare als Quellen der Handels- und Konsumgeschichte am Beispiel der Spezereiwarenhandlungen Azwanger und Hagenauer in Salzburg im 18. und frühen 19. Jahrhundert

10:40–11:00 Kaffeepause

11:00–11:50 PETER RAUSCHER (Wien), Importeure und Fabrikanten. Die Wiener Kaufmannschaft im Donauhandel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts

11:50–12:40 MARKUS DENZEL (Leipzig), Nur die Hinterländer der Weltmeere? Kontinentaleuropäischer Handel im 17. und 18. Jahrhundert. Resümierende Gedanken

12:40–13:00 Verabschiedung

Kontakt

peter.rauscher@univie.ac.at

https://geschichtsforschung.univie.ac.at/news-detailansicht/news/veranstaltungseinladung-jahrestagung-2024-des-ioeg-nur-die-hinterlaender-der-weltmeere-kontinentale/
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Englisch, Deutsch
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