Spaltungen, Erosionen und Konflikte in der israelischen Gesellschaft oder Wie alles gekommen ist

Call for Articles: Spaltungen, Erosionen und Konflikte in der israelischen Gesellschaft oder Wie alles gekommen ist

Veranstalter
diAk – Israel - Palästina - Deutschland — zusammen denken
PLZ
10961
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
Digital
Vom - Bis
30.08.2023 -
Deadline
15.10.2023
Von
Tobias Pietsch

Für das Heft 3/2023 israel & palästina – Zeitschrift für Dialog sucht der diAk – Israel - Palästina - Deutschland — zusammen denken Beiträge zum Thema "Spaltungen, Erosionen und Konflikte in der israelischen Gesellschaft oder Wie alles gekommen ist.“

Artikel mit einem Umfang von höchsten 10.000 Zeichen können bis zum 15. Oktober 2023 eingereicht werden.

Infos unter https://diak.org/2023/08/23/call-for-papers/

Call for Articles: Spaltungen, Erosionen und Konflikte in der israelischen Gesellschaft oder Wie alles gekommen ist

Israel sei ein tief gespaltenes Land, ist zur Zeit fast täglich in Medien zu lesen und zu hören. Tatsächlich gehen tiefe Risse durch Israels Gesellschaft: die einen sind für, die anderen gegen die aktuelle Regierung und deren Justizreform. In dieser Debatte werden alle Widersprüche, Spaltungen und Missstände wiederbelebt: Links gegen Rechts, Religiöse gegen Säkulare, Zentrum gegen Peripherie.

Bereits die Entstehungsgeschichte des israelischen Staates ist voller Dynamiken und Konflikte. Das Verhältnis von Religion, Ethnie und Politik bleibt seit der Staatsgründung ungelöst und führt seit mehr als 75 Jahren immer wieder zu Spannungen zwischen der Idee eines demokratischen Staates aller Bürger:innen und der einer Heimstatt (und Privilegierung) des jüdischen Volkes.

Dabei spielt die Frage des Zionismus eine zentrale Rolle: von der Nationalbewegung einer Minderheit wurde er zu einer Staatsideologie, die heute in verschiedenen Varianten vorzufinden ist. Der nationalreligiöse Zionismus, wie er sich in der jüngeren Geschichte Israels entwickelt hat, dient als Begründung für die Expansions- und Siedlungsbewegung in den besetzten Palästinensischen Gebieten. Gleichzeitig fordern Postzionisten die Überwindung der Verkoppelung von Staat und Religion und die Forderung nach einem liberalen, säkularen Staat.

Der Status der nicht-jüdischen Minderheiten wurde nie endgültig gelöst und ist in den letzten Jahren immer weiter beschnitten worden. Zuletzt entluden sich die Konflikte zwischen Palästinenser:innen mit israelischer Staatsbürgerschaft und rechten jüdischen Israelis bei den sogenannten Mai-Unruhen 2021 im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um Sheikh Jarrah, Ausschreitungen während des Ramadan auf dem Tempelberg/Haram as-Sharif und der Altstadt Jerusalems sowie des Krieges im Gazastreifen. Während der Ausschreitungen zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis in israelischen Städten kamen Siedler:innen, insbesondere die sogenannten Hilltop-Youth, vielfach ins israelische Kernland, worin einige Beobachter eine neue Dimension der Eskalation und die Gefahr eines Bürgerkrieges sahen.

Die letzte Episode der Spaltung stellt die Radikalisierung nach der letzten Wahl dar: radikalisierter, religiös begründeter Nationalismus, deren Vertreter heute die Regierung stellen, läßt die Gewalt besonders durch die Siedler auf ein bisher nicht gekanntes Maß anwachsen. Die Justizreform ist der Ausdruck einer Abkehr von den demokratischen und liberalen Elementen des Staates und seinem Kennzeichen der Gewaltenteilung. Zugleich ist dies der Katalysator des Bruches zwischen dem rechten Lager und dem liberal-säkularen Mitte-links Spektrum. Diese Spaltung geht soweit, dass mittlerweile vor der Gefahr einen Bürgerkrieges gewarnt wird.

Steht Israel also vor der endgültigen Spaltung?

Bedeutet diese Politik und ihre Auswirkungen eine Abkehr von dem historischen Kompromiss zwischen demokratischer Ordnung und jüdischem Staat? Steht Israel vor einer endgültigen Übernahme durch rechtsextreme Kräfte und was würde das für die Minderheiten in Israel/Palästina bedeuten?

Die Vertreter dieser auch als Neozionismus bezeichneten Neuinterpretation des Staates fordern u.a. die Annexion der palästinensischen Gebiete und die gewaltsame Unterdrückung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung. Diese Politik würde das Ende der völkerrechtlich legitimierten und nach UN-Mehrheitsbeschluss festgelegten Teilung und der Forderung des Aufbaus zweier Nationalstaaten bedeuten.

Themenschwerpunkte für Beiträge:
- Ursprünge und Traditionen der zionistischen Bewegung als Nationalbewegung
- Die Voraussetzungen und Bedingungen der Staatsgründung 1948
- Geschichte der Friedensbewegungen, Ansätze zur Konfliktlösung
- Aushandlung von Minderheitenrechten in der Geschichte des Landes
- Was eint bzw. trennt die Protestbewegung?
- Was ist Neozionismus?

Call for Papers

Für das Heft 3/2023 suchen wir Beiträge zu den oben genannten Themen. Artikel mit einem Umfang von höchsten 10.000 Zeichen (5 Seiten), 12, Times new roman, 1,5 Zeilen, Harvard Referencing können bis zum 15. Oktober 2023 per E-Mail an redaktion@diak.org eingereicht werden. Bitte fügen Sie auch einen Kurzlebenslauf bei.

Gerne können auch bereits erschienene, gekürzte oder überarbeitete Beiträge eingereicht werden.

Interessierte sind herzlich eingeladen, vor einer Einreichung die Redaktion zu kontaktieren, um sich über die geplante Einreichung abzustimmen. Die Redaktion behält sich vor, nach einem Review-Prozess Beiträge auszuwählen oder abzulehnen.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

israel & palästina – Zeitschrift für Dialog

israel & palästina – Zeitschrift für Dialog oder kurz i & p ist das Mitgliedermagazin des diAk – Israel - Palästina - Deutschland — zusammen denken. Jede der quartalsweise erscheinenden Zeitschrift hat ein Schwerpunkthema und informiert umfassend über neue Entwicklungen in Israel und Palästina. Die Themen reichen von Frieden und Konflikt, über Politik, Kultur, Gesellschaft bis Religion. Die Beiträge, Analysen, Rezensionen und Originaldokumente lassen verschiedene Stimmen aus der Region und Deutschland zu Wort kommen, sodass ein multiperspektivisches Bild entsteht. Damit sollen vor allem konstruktive Debattenanstöße für eine deutschsprachige Leserschaft ermöglicht werden. Ebenso sollen komplexe Themen fundiert und verständlich für ein breites Publikum vermittelt werden. Das i & p Magazin fungiert somit als Medium zwischen Fachreisen, politischer Bildung und breiter Öffentlichkeit.

Die Hefte haben einen Umfang von ca. 80 Seiten und erscheinen seit 2013 im AphorismA Verlag. Das erste Heft hat der diAk 1983 herausgegeben.

Weitere Infos: https://diak.org/2023/08/23/call-for-papers/

Call for Articles: Divisions, Erosions and Conflicts in Israeli Society or how It all came to be

Israel is a deeply divided country, is currently to be read and heard almost daily in the media. In fact, deep fissures run through Israel's society: some are for, others against the current government and its judicial reform. In this debate, all contradictions, divisions and grievances are revived: left versus right, religious versus secular, center versus periphery.

Already the history of the emergence of the Israeli state is full of dynamics and conflicts. The relationship between religion, ethnicity and politics has remained unresolved since the founding of the state and for more than 75 years has repeatedly led to tensions between the idea of a democratic state for all citizens and that of a home (and privileged status) for the Jewish people.

The question of Zionism also plays a central role: from the national movement of a minority, it became a state ideology, which can be found today in different variants. National-religious Zionism, as it has developed in Israel's recent history, serves as a justification for the expansion and settlement movement in the occupied Palestinian territories. At the same time, post-Zionists call for overcoming the coupling of state and religion and demanding a liberal, secular state.

The status of non-Jewish minorities has never been finally resolved and has been increasingly curtailed in recent years. Most recently, conflicts between Palestinians with Israeli citizenship and right-wing Jewish Israelis erupted in the so-called May 2021 riots in connection with the Sheikh Jarrah clashes, riots during Ramadan on the Temple Mount/Haram as-Sharif and the Old City of Jerusalem, and the war in Gaza. During the riots between Jewish and Palestinian Israelis in Israeli cities, settlers, especially from the so-called Hilltop Youth, often entered the Israeli heartland, which observers such as Menachem Klein saw as a new dimension of escalation and the danger of civil war.

The final episode of division is represented by the radicalization that followed the last election: radicalized, religiously based nationalism, whose representatives now form the government, is causing violence, especially by settlers, to rise to unprecedented levels. Judicial reform is the expression of a departure from the democratic and liberal elements of the state and its hallmark of separation of powers. At the same time, it is the catalyst of the rift between the right-wing camp and the liberal-secular center-left spectrum. This split has gone so far that there are now warnings of the danger of civil war.

So is Israel on the verge of a final split?

Do these policies and their effects mean a departure from the historic compromise between democratic order and Jewish state? Is Israel on the verge of a final takeover by far-right forces and what would that mean for minorities in Israel/Palestine?

The representatives of this new interpretation of the state, also known as neo-Zionism, demand, among other things, the annexation of the Palestinian territories and the violent oppression and expulsion of the Palestinian population. This policy would mean the end of the partition, legitimized by international law and established by UN majority decision, and the demand for the construction of two nation-states.

Main topics for contributions:
Origins and traditions of the Zionist movement as a national movement.
The preconditions and conditions of the founding of the state in 1948
History of peace movements, approaches to conflict resolution
Negotiation of minority rights in the history of the country
What unites or divides the protest movement?
What is neo-Zionism?

Call for Papers
For issue 3/2023 we are looking for papers on the above topics. Articles of no more than 10,000 characters (5 pages), 12, Times new roman, 1.5 lines, Harvard Referencing may be submitted by email to redaktion@diak.org by October 15, 2023. Please also include a brief curriculum vitae.
Previously published, abridged or revised contributions are also welcome.
Interested parties are welcome to contact the editors prior to submission to coordinate on the proposed submission. The editors reserve the right to select or reject submissions after a review process.
We look forward to receiving your submissions!

israel & palestine - Journal for Dialogue
israel & palästina - Zeitschrift für Dialog or i & p for short is the member magazine of diAk - thinking Israel - Palestine - Germany - together. Each of the quarterly magazines has a main topic and provides comprehensive information on new developments in Israel and Palestine. The topics range from peace and conflict, to politics, culture, society and religion. The articles, analyses, reviews and original documents allow different voices from the region and Germany to have their say, so that a multi-perspective picture emerges. The main aim is to stimulate constructive debate for a German-speaking readership. Similarly, complex topics are to be conveyed in a well-founded and comprehensible manner for a broad audience. The i & p magazine thus functions as a medium between expert travel, political education and the general public.
The issues have a length of about 80 pages and have been published by AphorismA Verlag since 2013. The first issue was published by diAk in 1983.

Further Information: https://diak.org/2023/08/23/call-for-papers/