„weiter schreiben!". Karl Valentin zum 141. Geburtstag

„weiter schreiben!". Karl Valentin zum 141. Geburtstag

Veranstalter
Technische Universität Dortmund, Fakultät Kulturwissenschaften, Professur für Neuere deutsche Literatur von 1750 bis zur Gegenwart mit einem Schwerpunkt in der kulturwissenschaftlich akzentuierten Literaturtheorie, Prof. Dr. Martin Stingelin
Veranstaltungsort
Literaturhaus Dortmund
PLZ
44137
Ort
Dortmund
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
15.09.2023 - 15.09.2023
Von
Tobias Lachmann, Fakultät Kulturwissenschaften - Institut für deutsche Sprache und Literatur, Technische Universität Dortmund

Zu Karl Valentins 141. Geburtstag möchte sich dieses Symposium der historischen Bedeutung eines deutschen Humorklassikers widmen, mit Kritik und Witz, mit einem Auge für Valentins avantgardistische Medienexperimente, mit einem anderen für die Arbeiter- und Humorkultur des Ruhrgebiets.

„weiter schreiben!". Karl Valentin zum 141. Geburtstag

„Kunst kommt von Können, nicht von Wollen,
sonst hieße es ja Wunst“
Karl Valentin

Nun ja, eigentlich hätte man Karl Valentins Geburtstag im Jahr 2022 feiern müssen, schließlich ist der Münchner Komiker und Erfinder des modernen Witzes im Jahr 1882 geboren worden, als Valentin Ludwig Fey. Aber die krumme Zahl passt zu diesem krummen Leben, das den gelernten Schreiner und berufsmäßigen Spediteur zum Kabarett und zum Film brachte. Valentin wurde zum Komiker und Sprachakrobaten, zum Künstler und Schauspieler, Filmemacher und Humorarchivisten. In den 1920er Jahren mauserte er sich gemeinsam mit Liesl Karlstadt zum Star der Berliner Theaterszene, unter den Nationalsozialisten sank sein Stern und als er 1948 starb, war er mehr oder weniger vergessen worden, mit Sicherheit aber verarmt.

Gott sei Dank, so möchte man sagen, hat man Karl Valentin wiederentdeckt: Als Vordenker und Vorturner einer sowohl ironischen wie grotesken Haltung zum Leben und zur Politik. Das macht ihn bis heute interessant, zum Beispiel für jene Arbeiterliteratur, die sich abseits der Werkbank für die komischen Seiten der proletarischen Existenz interessiert. Auch der so genannte Ruhrpottwitz hat Valentin einiges zu verdanken. Man denke nur an die Mülheimer Schule um Helge Schneider (2018 Gewinner des Karl-Valentin-Preises), an Jürgen von Manger oder Herbert Knebel. Zudem ist Valentin, bei allem Talent für Parodie und Nonsens, ein Spezialist des deutschen Bildungsbürgertums gewesen, von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Karl Kraus und Thomas Mann gleichermaßen geschätzt.

Wer heute Valentins Texte liest und Filme sieht, der bekommt das tiefenscharfe Bild einer deutschen Poesie geboten, die sich zwischen Witz und Barbarei, Unterhaltung und politischer Indienstnahme entscheiden muss. Man denke nur an die ersten Zeilen aus Valentins „Unpolitischer Rede“: „Hochgeehrte Versammlung! Es freut mich ungemein, daß Sie, wie Sie, wenn Ihnen das sozusagen irgend jemand beispielsweise, oder daß Sie gewußt hätten, widrigenfalls ohne direkt, oder besser gesagt inwiefern, nachdem naturgemäß es ganz gleichwertig erscheint, ob so oder so, im Falle es könnte oder es ist, wie erklärlicher Weise in Anbetracht oder vielmehr warum es so gekommen sein kann oder muß, so ist kurz gesagt kein Beweis vorhanden, daß es selbstverständlich erscheint, ohne jedoch darauf zurückzukommen“ usw.

Aber Valentin taugt nicht nur zum historischen Objekt. Auch die Literaturwissenschaften können einiges von ihm lernen, über die Kunst des Surrealismus, die Quellen des Absurden und die unterschätzten Formen der Literatur: Anekdote und Spruch, Sketch und Miniaturgroteske. Kurz gesagt: Zu Karl Valentins 141. Geburtstag möchte sich dieses Symposium der Bedeutung eines deutschen Humorklassikers widmen, mit Kritik und Witz, mit einem Auge für Valentins avantgardistische Medienexperimente, mit einem anderen für die Arbeiter- und Humorkultur des Ruhrgebiets.

Programm

10.30 Uhr
Begrüßung

11.00 Uhr
Klaus Gronenborn, Technische Universität Dortmund

12.00 Uhr
Hajo Diekmannshenke, Universität Koblenz-Landau

13.00 Uhr
Pause

14:00 Uhr
Martin Stingelin, Technische Universität Dortmund

15.00 Uhr
Sandra Fluhrer, Universität Erlangen-Nürnberg

16.00 Uhr
Pause

16.30 Uhr
Josef Memminger, Goethe-Universität Frankfurt am Main

17.30 Uhr
Sabine Rinberger, Valentin-Karlstadt-Musäum München

18.30 Uhr
Abschlussdiskussion

Kontakt

claas.morgenroth@tu-dortmund.de
tobias.lachmann@tu-dortmund.de

Redaktion
Veröffentlicht am
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Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung