Praxiswerkstätten für historisch-politische Bildner/innen – Bereich DDR-Geschichte, friedliche Revolution, Mauerfall, Deutsche Einheit und Nachwendezeit (Leipzig)

Praxiswerkstätten für historisch-politische Bildner/innen – Bereich DDR-Geschichte, friedliche Revolution, Mauerfall, Deutsche Einheit und Nachwendezeit (Leipzig)

Arbeitgeber
Das umstrittene Erbe von 1989. Aneignungen zwischen Politisierung, Popularisierung und historisch-politischer Geschichtsvermittlung
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.05.2020 -
Bewerbungsschluss
31.03.2020
Von
Christina Schwarz

Ab Mai 2020 sollen am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig regelmäßig Praxis-werkstätten für Bildner/innen aus dem Bereich der außerschulischen DDR-Vermittlung angeboten werden. Für dieses Vorhaben suchen wir interessierte Teilnehmer/innen aus der Bildungspraxis.

Die außerschulische Jugendbildung ist ein zu oft zu wenig beachtetes, wenngleich unverzichtbares und wichtiges Element der gegenwärtigen Bildungslandschaft. Die zentralen Prinzipien der außerschulischen Vermittlungsarbeit – Freiwilligkeit, Ergebnisoffenheit, Langfristigkeit, Teilnehmenden- und Handlungsorientierung – bieten hervorragende Möglichkeiten an die Lebenswirklichkeit junger Menschen anzuschließen und öffnen einen Raum, um politische sowie historische Fragen kontrovers auszuhandeln. Sie stellen damit ein wesentliches Komplement zur schulischen Bildung dar.

Zugleich zeigen sich für die Bildner/innen große Herausforderungen: Historische Themen sollen nach den Bildungsprinzipien des Beutelsbacher Konsens vermittelt werden. Doch gerade auf dem Feld der DDR-Geschichte, die quasi noch qualmt, zeigt sich, dass die Themen oft hochemotional verhandelt werden. Der Grad ist schmal zwischen Wertevermittlung und moralischer Vereindeutigung, zwischen der Erinnerung durch Zeitzeug/innen und der Gefahr emotionaler Überwältigung. Die strukturellen Bedingungen verschärfen die Problemlagen häufig zusätzlich: Bieten zweistündige Vermittlungsformate tatsächlich die Möglichkeit, dass sich Jugendliche öffnen und die Vermittlungsangebote an ihre Lebenswelt anknüpfen?

Diese Fragen und Herausforderungen möchten wir mit einem Format aufgreifen, das den Raum bietet, um zu diskutieren und zu reflektieren. Geplant sind Praxiswerkstätten in einem Halbjahresturnus, die sich an Praktiker/innen aus der Vermittlungsarbeit zu DDR-Geschichte, friedlicher Revolution, Mauerfall, Deutscher Einheit und Nachwendezeit richten. Die zweitägigen Workshops zielen in zwei Richtungen. Angelegt sind sie zum einen als kollegialer Austausch in einem vertrauensvollen Rahmen, in dem sich die Teilnehmer/innen über ihre Arbeit verständigen können. Thematische Schwerpunkte der Treffen werden jeweils gemeinsam erörtert und festgelegt. Zum anderen sollen durch Impulsreferate von Vertreter/innen aus Wissenschaft und Bildung Diskussionen über aktuelle Problemlagen angeregt werden. Darüber hinaus ist es uns als Vernetzungsplattform ein Anliegen, den Austausch im Feld der historisch-politischen Bildung zu DDR zu intensivieren und für neue Forschungsperspektiven zu sensibilisieren.

Die Veranstaltungen finden im Rahmen des BMBF-Verbundprojektes „Das umstrittene Erbe von 1989“ statt, einer Kooperation des Instituts für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig und des Historischen Seminars der Universität Freiburg/Breisgau. Ziel des Verbundprojektes ist es, die Forschungsergebnisse seiner Teilprojekte so aufzuarbeiten, dass sie in der historisch-politischen Bildung Anwendung finden. Beobachtungen und Befunde der wissenschaftlichen Erhebungen sollen auch in den Praxiswerkstätten diskutiert werden.

Geleitet werden die Praxiswerkstätten von Christina Schwarz und Dr. Alexander Leistner, beide mit Erfahrungen in Wissenschaft und Bildungspraxis. Alexander Leistner hat viele Jahre am Deutschen Jugendinstitut in der wissenschaftlichen Begleitung von pädagogischen Modellprojekten gearbeitet und dort eng mit Praktiker/innen der politischen Bildung kooperiert. Zuletzt hat er ein Diskussionspapier zu „Qualitätsmerkmalen, Spannungsfeldern und Kontroversen der pädagogischen Auseinandersetzung mit ‚Aktuellen Formen des Antisemitismus‘“ herausgegeben, das eine fachliche Verständigung in diesem Handlungsfeld anregen soll.

Christina Schwarz war mehrere Jahre in der Gedenkstätte Amthordurchgang in Gera tätig. Diese befindet sich auf dem ehemaligen Gelände einer Untersuchungshaftan-stalt des MfS bzw. der Gestapo. Dort hat sie viele positive Erfahrungen in der außerschulischen Bildungsarbeit mit Jugendgruppen gemacht, kennt aber auch die Probleme, Fragen, Herausforderungen der praktischen Arbeit. Seit Januar 2019 arbeitet sie im Forschungsprojekt „Das umstrittene Erbe von 1989“.

Die Auftaktveranstaltung wird voraussichtlich im Mai 2020 stattfinden. Für einen Diskussionsimpuls hat Deborah Krieg, stellvertretende Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, zugesagt. Folgende Themen könnten einen Diskussionsrahmen öffnen:
- Der außerschulische Lernort: Selbstverständnis und Erwartungen an Bildungsarbeit mit Jugendlichen außerhalb der Schule
- Die Gestaltung pädagogischer Räume für die Vermittlungsarbeit
- Authentizität oder Überwältigung? Zeitzeugen in der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Thema 1989

Von 2020 bis 2022 sollen die Praxiswerkstätten zweimal im Jahr am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig durchgeführt werden. Die Reise- und Übernachtungskosten für die zweitägigen Veranstaltungen werden durch das Projekt übernommen.

Für die Teilnahme können Sie sich mit einem kurzen Motivationsschreiben (ca. 1 Seite unter Angabe Ihrer Arbeitsfelder und bisherigen Tätigkeiten) bis zum 31. März 2020 bewerben.
Nähere Informationen zu den Praxiswerkstätten sowie zum Verbundprojekt finden Sie unter www.erbe89.de

Rückfragen und Bewerbungen richten Sie bitte an:
Christina Schwarz (christina.schwarz@uni-leipzig.de)

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