Werkvertrag "Erschließung des Heilig-Geist-Spitalarchivs" (Stadtarchiv Wasserburg am Inn)

Werkvertrag "Erschließung des Heilig-Geist-Spitalarchivs" (Stadtarchiv Wasserburg am Inn)

Arbeitgeber
Stadtarchiv Wasserburg am Inn
Ort
Wasserburg am Inn
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.09.2007 - 29.02.2008
Bewerbungsschluss
10.08.2007
Von
Matthias Haupt

Das Stadtarchiv Wasserburg am Inn bietet Werkvertrag
zur Mitarbeit an der Erschließung des Heilig-Geist-Spitalarchivs
der Stadt Wasserburg am Inn
Wir erwarten:
· Historikerinnen und Historiker im Hauptstudium Geschichte oder angehende Archivarinnen und Archivare
· Teamfähigkeit
· eine vorhergehende eigenständige Einarbeitung in das Thema
· Grundkenntnisse des Archivwesens (Idealerweise praktische Erfahrung, mindestens aber gute Paläografiekenntnisse)
· Gute Computerkenntnisse, idealerweise Erfahrung mit der Erschließungssoftware Faust
Wir bieten:
· Eine angenehme Arbeitsumgebung und neuesten technischen Standard in einem modernen Archiv
· Einen Arbeitsplatz mit modernster Ausstattung
· Kennenlernen der Aufgaben eines Stadtarchivs
· Eine pauschale Vergütung gemäß Werkvertrag in Höhe von €500 pro Monat (Dauer der Beschäftigung: maximal 6 Monate, ab September 2007, bei 38,5 Wochenarbeitsstunden) mit dem Ziel der Übernahme und der Erschließung des Archivs des Heilig-Geist-Spitals Wasserburg in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchivar
Die Möglichkeit der Auswertung: „Geschichte des Heilig-Geist-Spitals Wasserburg“ im Rahmen einer sich an den Werkvertrag anschließenden wissenschaftlichen Arbeit ist durch den Bewerber/ die Bewerberin eigenständig zu prüfen und die Betreuung einer möglichen wissenschaftlichen Arbeit durch einen Lehrstuhl zu organisieren. Bei erfolgreichem Abschluss der Arbeit kann dann jedoch ein Druckkostenzuschuss gewährt werden bzw. die Arbeit im Rahmen der Schriftenreihe des Stadtarchivs erscheinen, was eine volle Übernahme der Druckkosten bedingen kann. Eine Vergütung oder Betreuung während der wissenschaftlichen Arbeit ist darüber hinaus nicht möglich.

Aufgaben:
· Nach eingehender Anleitung durch die Archivleitung ist Ziel des Werkvertrages, die Mitarbeit an der Erschließung des Archivs des Heilig-Geist-Spitals Wasserburg. Zu der Erschließungsarbeit zählt die Sichtung des Bestandes, Reinigung und konservatorische Verpackung, Übernahme in das Stadtarchiv, Erschließungsarbeit (Datenbankerschließung), Reprografie im digitalen Reprostudio.
· Der Einsatz in weiteren Teilbereichen des Stadtarchivs ist möglich.
Wir sind sicher, dass wir Ihnen einen interessanten Werkvertrag bieten können und würden uns freuen, wenn Sie Kontakt mit uns aufnehmen.
Bewerbungen mit Lebenslauf, Foto, Zeugnissen, kurzem Überblick über den bisherigen Studienverlauf und einer „Leseprobe“ (letzte Seminararbeit o.ä.) richten Sie bitte bis 10.08.2007 an das

Stadtarchiv Wasserburg a. Inn
Kellerstraße 10
83512 Wasserburg a. Inn
Tel.: 08071/ 920369
Email: matthias.haupt@stadt.wasserburg.de Internet: www.stadtarchiv.wasserburg.de
Ihr Ansprechpartner in allen Fragen zur Projektarbeit ist Stadtarchivar Matthias Haupt. Rufen Sie mich gerne an!

Zur Information:
Ein faszinierendes Kapitel der Mittelalter- und Frühneuzeit-Forschung ist die Beschäftigung mit den frühen Sozialstrukturen und den Anfängen des Medizinalwesens. Wie funktionierte die Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege vor der Zeit unserer heutigen Versicherungen und Absicherungen des Sozialstaates. Wer kümmerte sich um Kranke und Alte, wo waren sie untergebracht und wie funktionierte die Versorgung? Spannende Fragen, die durch eine Auswertung des Archivs des Heilig-Geist-Spitals in Wasserburg am Inn, das als durchaus typisches Spital des Mittelalters angesehen werden darf, beantwortet werden könnten.
Die Geschichte des Wasserburger Spitals aufzuarbeiten, bietet sich nicht nur wegen der überaus guten Quellenlage an; auch sind die schriftlichen Zeugnisse der Vergangenheit bisher von der Forschung kaum beachtet worden. Der Historiker betritt unentdecktes Neuland und kann seiner Aufgabe gerecht werden: Ergebnisse der Geschichtsforschung beruhen auf der Auswertung der Zeugnisse der Vergangenheit. Diese Forschung kann in Wasserburg anhand des Archivs der Heiliggeist-Spitalstiftung im Stadtarchiv Wasserburg a. Inn geleistet werden.

Das Archiv der Heiliggeist-Spitalstiftung
im Stadtarchiv Wasserburg a. Inn im Überblick
A) Urkunden: Urkundenbestand zum Großteil unverzeichnet (ca. 100-200 Urkunden). Erste Erwähnung des Spitals in einer Urkunde von 1338 August 24.
B) Rechnungsbücher seit 1460 (bis heute), samt Verifikationen und einigen Duplikatsrechnungsbüchern; Stiftbücher und Protokolle seit dem 16. Jh.; Baurechnungen; Protokollbücher zu Leibgedingsverhandlungen von 1751-1800 (insg. ca. 22 lfd. Meter Archivgut).
C) Akten, 16. Jh.-18. Jh. (unverzeichnet).
Akten, ab 19. Jh.-1945, innerhalb der städtischen Kompetenzen Kirchenverwaltung, Gemeindevermögen, Gemeindeschulden und Stiftungen (bereits verzeichnet)
D) Chronik: Diverse Einträge zum Heiliggeist-Spital in der Chronik von Wasserburg, bearbeitet von Josef Kirmayer.
E) Pläne: 19 Pläne zu den Spitalgebäuden von 1848-1915 (im Städtischen Museum und im Stadtbauamt, digitalisiert im Stadtarchiv).
F) „Dingliche Quellen“ im Museum:

Inventarnummer Objekttitel Datierung

2442 Holzplastik, Madonna mit Kind um 1480
2472 a Klosterarbeit als Altaraufsatz 1742
2472 b Klosterarbeit als Altaraufsatz 1742/1762
2472 c Klosterarbeit als Altaraufsatz 1742
2472 d Klosterarbeit als Altaraufsatz 1742
2473 a Vortragskreuz 18./19. Jh.
2473 b Vortragskreuz 18. /19.
2507 Karfreitag-Ratsche
2535 Plastik, Grablegungs-Christus 18. Jh.
2607 Eingerichte (Kreuzigung Christi m. Leidenswerkzeugen)
2608 a Reliquienschrein als Altaraufsatz ( S. Joannis u. s. Victoria M.)
2608 b Reliquienschrein als Altaraufsatz ( S. Placidi)
2628 Weihwasserkessel
3850 Kerzenleuchter
3851 Kerzenleuchter
3904 Kruzifix m. schmerzhafter Muttergottes
3942 Jesus in Glasgehäuse
3943 Jesuskind in Glasgehäuse
3944 Jesuskind (nach dem "Prager Jesulein")
3945 Jesuskind (Gnadenreiches Jesulein) 19. Jh.
4183 Gemälde, Johannes d. Täufer
4184 Gemälde, Muttergottes m. Kind
4185 Gemälde, Hl. Sebastian
4187 a Gemälde, Hl. Franz v. Assisi 18. Jh.
4187 b Gemälde, Hl. Antonius v. Padua 18. Jh.
4188 Gemälde, Heilige Familie
4189 Gemälde, Hl. Antonius
6171 Gemälde, Arme Seelen im Fegefeuer 2. Hälfte 19. Jh.
6172 Gemälde, Arme Seelen im Fegefeuer 2. Hälfte 19. Jh.
6219 Heiliger Josef Mitte 18. Jh.
6221 St. Anna Selbdrittgruppe 18.Jh.
6223 a Plastik, Gottvater aus einer Dreifaltigkeitsgruppe 18.Jh.
6223 b Plastik, Christus aus einer Dreifaltigkeitsgruppe 18.Jh.
6223 c Plastik, Heilig-Geist-Taube aus einer Dreifaltigkeitsgruppe 18.Jh.
6225 Auferstehungschristus 18. Jh.
6231 Hl. Nikolaus 18. Jh., Fassung später
6242 Madonna im Ährenkleid um 1420
6637 Spanschachtel (Versandschachtel)
6638 a-c Kleid, Umhang u. Christkindlkleid d. Spitalmadonna (lila)
6639 a-c Kleid, Umhang u. Christkindlkleid d. Spitalmadonna (rosa)
6640 a-c Kleid, Umhang u. Christkindlkleid d. Spitalmadonna (violett bzw. blau)

G) Literatur: u.a:
a) Heiserer, Joseph, Topographische Geschichte der Stadt Wasserburg a. Inn, in: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 19, München 1860. S.247-344.
b) Dionys Reithofer, Franz von Paula, Kurzgefaßte Geschichte der kgl. Baier. Stadt Wasserburg, Wasserburg 1814. S.43 ff.
c) Mayer, Anton/ Westermayer, Georg, Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising, Band 3, Regensburg 1884. S.563 ff.
d) Wasserburg, Spitalkirche Hl. Geist, in: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Oberbayern, Band 2, München 1902, S.2094-2097.
e) Bericht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege [über Restaurierung der Muttergottesstatuette aus dem Spital zu Wasserburg], in: Bayerischer Heimatschutz, 28. Jg., 1932. S. 119 f. u. Abb. 100 und 101.
f) Burkard, Tertulina, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 15, Landgerichte Wasserburg und Kling, München 1965. S. 17 ff., 76 ff., 88, 125, 126, 132-137, 144, 165-182, 190, 200, 201, 210, 211, 235-238, 307, 312, 318, 322, 329, 336, 342.
g) Braun, Emanuel, Die mittelalterlichen Spitalkirchen in Altbayern, Studien zur Typologie und zum Verhältnis von Bauaufgabe und Architektur, in: Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst, Band 13, München 1983. S. 27, 32, 35, 38f., 44, 49, 67f., 74ff., 82, 87ff., 95, 104, 114, 215ff.
h) Geiger, Martin, Wasserburg am Inn, Heidelberg 1992. S. 17-19.

Das Gebäude:

Heiliggeist-Spital mit Kirche

Das Spitalgebäude wurde schon vor 1338 durch den damaligen herzoglichen Pfleger, Zacharias von Höhenrain, erbaut und zwei Jahre nach dem großen Stadtbrand 1341 als Heiliggeist-Spital wiedererrichtet und nach einem weiteren Brandunglück 1380 erneuert. Bis 1970 wurde der Stiftungszweck erfüllt: Neben den Aufgaben als Hospital wurden hilfsbedürftigen und alleinstehenden alten Menschen Unterkunft und ein angemessenes Auskommen gesichert. Fast vierzig Jahre standen die Räume des Pensionats II leer, können zukünftig, nach einer 2007 beginnenden gründlichen Sanierung, wieder teilweise den Stiftungszweck erfüllen. Barrierefreie, altengerechte Wohnungen sollen geschaffen werden.
Die gleichzeitig entstandene, in den Gebäudekomplex eingefügte Kirche birgt eines der wertvollsten Kunstwerke der Stadt: Ein holzgeschnitztes Altarbild mit der Darstellung des Pfingstwunders im Hochaltar, eine Holzplastik, die um 1500 durch einen unbekannten Meister geschaffen wurde.

Wasserburg a. Inn, den 10. Juli 2007

Matthias Haupt
Stadtarchivar