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From: delfs@zedat.fu-berlin.de (Arne Delfs) |
Vom 12. bis 14. Dezember fand am John-F.-Kennedy Institut eine Konferenz zum Thema "Self and Community" statt. Die Konferenz war organisiert von Mitgliedern des interdisziplinaeren Graduiertenkollegs "Democracy in the U.S.". Die Hauptvortraege hielten Leo Marx, Andreas Huyssen, Claus Offe, David Hollinger und James Kloppenberg. Ausserdem stellten einzelne Doktoranden die Ergebnisse ihrer bisherigen Forschungsarbeit vor.
In seinem Eroeffnungsvortrag revidierte der amerikanische Historiker James T. Kloppenberg das Verhaeltnis zwischen "self" und "community" in der amerikanischen Kultur, indem er auf die Bedeutung der republikanischen Tradition hinwies. Damit wandte sich Kloppenberg gegen die ausschliessliche Betonung der liberalen Tradition in der amerikanischen Geistesgeschichte und betonte dagegen das demokratische Ideal der deliberativen Kommunikation.
Leo Marx, einer der Gruendervaeter der "American Studies"-Bewegung in den USA, wandte sich in seinem Vortrag ebenfalls gegen die Ueberbetonung des radikalen Individualismus in der zeitgenoessischen amerikanischen Literaturkritik. So wies Marx auf den bestaendigen Wechsel zwischen Praesentationen von Selbst und Gemeinschaft in der Literatur der amerikanischen Romantik hin.
Die Vortraege von Cornelie Kunkat und Arne Delfs stammten ebenfalls aus der Abteilung Kultur. Kunkat befasste sich mit dem amerikanischen Kulturkritiker Sidney Hook im Spannungsfeld zwischen Pragmatismus und Marxismus. Delfs' Vortrag diskutierte die kulturelle Funktion amerikanischer Literaturkritik. Anhand des zeitgenoessischen Literaturhistorikers Sacvan Bercovitch wies er auf die dehierarchisierende Funktion von Literaturkritik hin als eine Form des radikalen Selbstausdrucks. Berit Bretthauer stellte ihre religionssoziologische Studie zum "Televangelism" vor. Dabei betonte sie die gemeinschaftsstiftende Funktion des Tele-Evangelismus.
Die Beitraege aus der Literatur wurden von Andreas Huyssen kommentiert. Astrid Franke untersuchte die gemeinschaftsbildende Funktion von Stereotypen in der Literatur der "Harlem Renaissance". Franka Ostertags Vortrag "The Cultural Space of Waste" beschrieb die Funktion des Muells in der postmodernen amerikanischen Kunst und Museumskultur. Gabriele Dietze verglich Repraesentationen der Vietnamerfahrung und des Feminismus in der Populaerkultur. Markus Brueckners Vortrag "A fight for Meaning: Texts of the Vietnam War" untersuchte postmoderne Erzaehlstrategien in der Vietnamliteratur.
Aus dem Fachbereich Geschichte stammten die Vortraege von Thomas Goebel, Tobias Brinkmann, Ute Schwabe und Fabian Hilfrich. Goebel beschrieb den Prozess der zunehmenden Professionalisierung amerikanischer Politik am Beispiel der "direct democracy". Brinkmann untersuchte Integrationsprozesse bei den "German Jews" in Chicago. Schwabe sprach ueber den Einfluss der Pro-Israel Lobby auf die US-Aussenpolitik. Hilfrich verglich die Patriotismus-Debatten waehrend der Zeit des "American Imperialism" und im Vietnamkrieg.
Generell war auf der Konferenz die Tendenz zu beobachten, dass die verschiedenen Disziplinen nach neuen Formen von Gemeinschaft suchen und damit gegenwaertigen Individualisierungsbestrebungen entgegenwirken.
Arne Delfs
John-F.-Kennedy Institute
Graduiertenkolleg: "Democracy in the U.S."
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