Das Kriegsende 1945 in Deutschland. Workshop des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) Potsdam. In Zusammenarbeit mit dem Wehrgeschichtlichen Ausbildungszentrum der Marineschule Mürwik.

Villa Ingenheim, Dienstsitz des MGFA in Potsdam, 17.- 19. November 2000

Tagungsbericht von Armin Nolzen

Vom 17. bis 19. November 2000 fand im MGFA in Potsdam der von John Zimmermann (Fürstenfeldbruck) und Jörg Hillmann (Flensburg) organisierte Workshop mit dem Titel "Das Kriegsende 1945 in Deutschland" statt. Den Anlaß dieser Zusammenkunft, an dem Vertreter aus unterschiedlichsten geisteswissenschaftlichen Disziplinen teilnahmen, bildete der Band 10 des monumentalen Reihenwerks "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" [1], den ein Forscherteam des MGFA momentan erarbeitet. Dieser Band 10, der sich mit dem inneren Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland im Jahre 1945 befaßt, wird das vor fast einem Vierteljahrhundert begonnene Projekt des MGFA zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs abschließen. Der Workshop, an dessen Organisation neben dem MGFA auch das Wehrgeschichtliche Ausbildungszentrum der Marineschule in Mürwik beteiligt war, verfolgte in diesem Zusammenhang einen doppelten Zweck. Zum einen sollte den für Band 10 des MGFA-Projekts vorgesehenen Autoren Gelegenheit gegeben werden, einem Fachpublikum erste Forschungsergebnisse zu präsentieren. Zum anderen - und das war den Organisatoren im MGFA genauso wichtig - sollten externe Referenten eigene Forschungsansätze und -perspektiven einbringen, um das Thema "Das Kriegsende 1945 in Deutschland" in seiner ganzen Bandbreite zu erschließen. In diesem zweifachen Anliegen spiegelte sich nicht nur jene in den letzten Jahren praktizierte Öffnung des MGFA nach außen wider. Vielmehr zeigte sich darin auch jene Erweiterung der traditionellen Militärgeschichte nicht nur zum Zweiten Weltkrieg, die mehr und mehr als eine Gesellschaftsgeschichte des Krieges praktiziert wird [2]. Frauen- und Geschlechtergeschichte, historische Anthropologie, Friedens- und Konfliktforschung und selbst die Geschichte der Kriegsverarbeitung und -erinnerung sind im Begriff, zu selbstverständlichen Bestandteilen einer neuen Militärgeschichte zu avancieren [3]. Die Quellen, die die Vertreter dieser neuen Militärgeschichte gemeinhin benutzen, sind vielfältig. Neben den Akten militärischer Dienststellen - der Basis der "klassischen" Militärgeschichtsschreibung - werten sie in erster Linie Tagebücher, Feldpostbriefe und Zeitzeugeninterviews aus. Mit dieser Hinwendung zu subjektiven Quellenzeugnissen einher geht ein Pluralismus der methodischen Zugänge, der in der Militärgeschichte vor wenigen Jahren noch undenkbar erschien. Sowohl Diskursanalyse als auch Oral History und "dichte Beschreibung" sind mittlerweile gebräuchliche Instrumente, mit deren Hilfe man militärgeschichtlichen Fragestellungen zu Leibe rückt. Die Methodenvielfalt der Geschichtswissenschaft schickt sich nunmehr an, auch die klassische Militärhistoriographie nachhaltig zu verändern.

Dies zeigte sich auch auf dem MGFA-Workshop zum "Kriegsende 1945 in Deutschland". In sechs Sektionen leuchteten 13 Referentinnen und Referenten auf methodisch unterschiedlichste Art und Weise dieses wichtige Thema aus. Die erste Sektion, die den Titel "Befreiung und Niederlage" trug, widmete sich der Kampfmoral der Wehrmacht in den letzten Kriegswochen und der Erinnerung an das Kriegsende 1945 im lokalen Kontext. Einleitend referierte Mitveranstalter Zimmermann über die "Kriegführung gegen die Westalliierten 1945". Er wies zurecht darauf hin, daß die Forschung bei ihrer Frage nach dem "Durchhalten" der Wehrmacht bisher in erster Linie die "Ostfront" in den Blick genommen und die umstrittenen Thesen Omer Bartovs ungeprüft auf die Situation im Westen übertragen habe [4]. Demgegenüber legte Zimmermann dar, daß die Wehrmacht an der "Westfront" in den ersten Monaten des Jahres 1945 nicht im eigentlichen Wortsinn "gekämpft", sondern versucht habe, den Krieg nach dem Motto "business as usual" zu überleben. Den Grund dafür sah er in einer vollkommenen Zersplitterung der Institution "Wehrmacht", die im Westen nur noch aus einem Konglomerat zusammengewürfelter Einheiten, Parteimilizen und ziviler Kombattanten bestand. Letztlich, so Zimmermann resümierend, sei es die Bindung an Adolf Hitler gewesen, die für das "Durchhalten" sowohl von Wehrmacht als auch ziviler Gesellschaft entscheidend war. Weder die weltanschauliche Indoktrination der Soldaten noch den von Thomas Kühne betonten Aspekt "Kameradschaft" [5] ließ Zimmermann als hinreichende Erklärung dafür gelten, warum innerhalb der Wehrmacht keinerlei Alternativen zum "Durchhalten" erwogen wurden.

Danach nahm Elisabeth Timm (Tübingen) in ihrem Vortrag über "Die vier letzten Schüsse in Reutlingen" die Erinnerung an das Kriegsende 1945 in den Blick, wie sie sich seit den 1950er Jahren in dieser süddeutschen Kleinstadt entwickelte. Im Mittelpunkt der Reutlinger Nachkriegserinnerung stand ein Ereignis, um das sich vielfältige Gerüchte und Geschichten rankten. Am 24. April 1945 hatte die französische Militärregierung vier Männer aus Reutlingen erschießen lassen, um Vergeltung für einen französischen Soldaten zu üben, der bei der Besetzung der Stadt wenige Tage zuvor unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war. Nicht jedoch diese Geiselerschießung spielte, wie Timm nachwies, im Reutlinger Erinnerungskampf die Hauptrolle, sondern die Frage, wer den Franzosen die vier Geiseln namhaft machte. Man vermutete, daß Oskar Kalbfell, der bis 1973 amtierende erste Oberbürgermeister Reutlingens nach dem Krieg, die Benennung der Geiseln zu verantworten hatte. Eindrücklich schilderte Timm, mit welchen Argumenten die Reutlinger dieses Gerücht in eine Anklage der französischen Militärorgane umfunktionierten, ohne diese für die Erschießungsaktion selbst zu verurteilen. Im außerlokalen Kontext, in dem die Reutlinger Ereignisse auch eine Rolle spielten, ging man den direkten Weg und legte der französischen Militärregierung eine unverhältnismäßige Repressivmaßnahme zur Last, um die Kriegsverbrecherprozesse der Alliierten zu diskreditieren. Die unterschiedliche erzählerische Ausgestaltung der Geiselerschießung diente, so Timm, spezifischen sozialen Gruppen dazu, ihre eigene Form des Erinnerns durchzusetzen. Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, so wird man folgern dürfen, war und ist ein dynamischer Diskurs, der zudem stark hegemoniale Züge trägt. Pointierter gesagt: Was erinnert wird und auf welche Art und Weise dies geschieht, wird in einem Prozeß permanenter Ex- und Inklusion zwischen den Erinnerungsträgern ausgekämpft. Die damnatio memoriae - also das bewußtes Ausblenden und die bewußte Zerstörung - ist ein immanenter Bestandteil dieses Prozesses. Erinnern und Vergessen sind insofern Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind [6].

Zum Abschluß der ersten Sektion des MGFA-Workshops referierte Kathrin Orth (Berlin) über "Disziplin und Kampfmoral in der Kriegsmarine 1945". Die historische Marineforschung hat diese Thematik bislang sträflich vernachlässigt und sich einseitig auf strategische Aspekte des Seekrieges konzentriert. Eine wissenschaftliche Verhaltensgeschichte der Marineangehörigen im "Dritten Reich" ist ein dringendes Desiderat der Forschung. Anhand einiger ausgewählter Fallbeispiele zu den Besatzungen der fahrenden Marineeinheiten, den U-Booten und den Schnellbooten, näherte sich Orth ihrem Thema von zwei Seiten: Zum einen analysierte sie das elitäre Selbstverständnis der fahrenden Marineangehörigen und den spezifischen Kameradschaftsgeist, der in diesem Wehrmachtteil herrschte, zum anderen schilderte sie die marineinternen Repressionsmechanismen, mit denen abweichendes Verhalten sanktioniert wurde. Grundlage ihrer Ausführungen waren die Memoirenliteratur und von ihr geführte Zeitzeugeninterviews, denn die Akten der Marinegerichte sind, zumindest für Jahr 1945, nur rudimentär erhalten. Orth konstatierte, daß die Kampfmoral in der Kriegsmarine auch in den letzten Wochen des Krieges noch in hohem Ausmaß erhalten geblieben sei, und führte das auf die immense Gruppenkohäsion zurück, die auf den U- und Schnellbooten der nationalsozialistischen Kriegsmarine herrschte. Aufschlußreich war ihre Argumentation, aus welchen Quellen sich diese Gruppenkohäsion speiste. In diesem Zusammenhang erwähnte Orth nämlich sowohl die vormilitärische Sozialisation der Marineangehörigen in Hitler-Jugend und Reichsarbeitsdienst als auch die marineinterne Ausbildung an Land, die Fürsorgeleistungen der Vorgesetzten für ihre Untergebenen, die zur Verfestigung des Mythos von der "Marinefamilie" beitrugen, und nicht zuletzt die Denunziationspraxis innerhalb der Kriegsmarine selbst. Auffällig ist, daß diese Faktoren zum größten Teil außerhalb des eigentlichen gemeinschaftlichen Kampferlebnisses angesiedelt sind, das seit der Untersuchung von Morris Janowitz und Edward Shils immer wieder als Basis des Primärgruppenzusammenhalts in kleinen soldatischen Verbänden bemüht wird [7]. Folgt man Orth, dann präfigurierte die Sozialisation der fahrenden Marineangehörigen in Friedenszeiten auch deren individuelle Verhaltensmuster in der besonderen Situation des Krieges in nicht unerheblichem Maße. Inwieweit dieser Befund auf die Kriegsmarine in ihrer Gesamtheit zutrifft, muß noch vergleichend untersucht werden. Auf Orths Dissertation, die sich mit dieser umfassenden Thematik befassen wird, darf man jedenfalls gespannt sein.

In der Diskussion, die sich an die erste Sektion des Workshops anschloß, wies Rolf-Dieter Müller (Potsdam) darauf hin, daß Zimmermanns Argument von der desolaten Lage der Wehrmacht an der "Westfront" in erster Linie die Binnenperspektive der beteiligten Generäle und Offiziere widerspiegele. Es komme darauf an, diese Hypothese anhand alliierter Quellenbestände zu verifizieren. In diesem Zusammenhang wurde Zimmermanns Hypothese, der "Führermythos" sei das ausschlaggebende Element dafür gewesen, daß die Wehrmacht 1945 an der "Westfront" weitergekämpft habe, ebenfalls kritisch diskutiert. Eva Vieth (Cardiff) gab zu bedenken, daß Hitlers Ansehen innerhalb der deutschen Gesellschaft im Laufe des Krieges mehr und mehr abgebröckelt war und bat um Präzisierung, welchen qualitativen Zuschreibungen an Hitlers Person sich das "Durchhalten" der Wehrmacht im Westen verdankte. Bernhard Chiari (Potsdam) machte darauf aufmerksam, daß sich in den letzten Kriegswochen im Deutschen Reich eine generelle Zurückgezogenheit auf elementare Bedürfnisse des eigenen Überlebens bemerkbar gemacht habe, die auch für die Soldaten der Wehrmacht relevant gewesen sei.

Armin Nolzen (Bochum / Warburg) wies auf Orths Ausführungen zur Kriegsmarine hin und betonte, daß das "Durchhalten" im Westen aus einer längerfristigen Perspektive untersucht werden müsse; eine Einschätzung, der sich Zimmermann anschloß, indem er die Sozialisation ins Spiel brachte, die die an der "Westfront" 1945 verantwortliche Wehrmachtgeneralität in der Epoche des Wilhelminismus genossen hatte. Rolf-Dieter Müller beklagte, wie unpräzise der in der historischen Forschung übliche Begriff des "Durchhaltens" sei und verwies auf Teile der Wehrmacht, die gar nicht in den "Endkampf" involviert waren, so etwa die Okkupationstruppen in Norwegen. Im weiteren Verlauf der Diskussion kristallisierte sich schließlich der Konsens heraus, daß man die mannigfachen Verhaltensweisen, die sich am Kriegsende in der Wehrmacht Bahn brachen, nicht auf einen Nenner bringen kann. Demgegenüber bedarf es zunächst einmal einer detaillierten inhaltlichen Beschreibung, welche Tätigkeiten die Wehrmacht, ihre Truppenteile und Soldaten 1944/45 überhaupt noch versahen. Daran anschließend, wäre eine Verhaltenstypologie der Wehrmachtangehörigen am Kriegsende zu erstellen, aus der dann allgemeine Rückschlüsse gezogen werden können. Diese induktive Vorgehensweise scheint am ehesten dazu geeignet zu sein, die gängigen plakativen Formeln vom "Durchhalten" oder vom "Kampf bis zur letzten Patrone" mit Inhalt zu füllen.

In der zweiten Sektion des MGFA-Workhops "Armee und Partei - Im Gleichschritt in den Untergang?", die am Morgen des nächsten Tages begann, wurden diese Fragen dann wieder aufgegriffen. Einleitend referierte Andreas Kunz (Potsdam) über "Die Wehrmacht in der Agonie der nationalsozialistischen Herrschaft". Kunz untersuchte, welche Auswirkungen sich aus der sukzessiven Amalgamierung zwischen dem militärischen und zivilen Sektor, die sich spätestens seit dem Sommer 1944 Bahn brach, auf die innere Struktur der Wehrmacht ergaben. An Zimmermanns Hypothesen anknüpfend, machte Kunz auf zwei für die Wehrmacht entscheidende Entwicklungslinien aufmerksam. Zum einen sei die militärische Führung in den letzten Kriegsmonaten sowohl politisch als auch sozial so weitgehend entmachtet worden, daß sie die militär-strategische Prioritätensetzung kaum mehr beeinflussen konnte. Zum anderen habe das nationalsozialistische Regime nach dem 20. Juli 1944 einschneidende Strukturveränderungen im Heeresgefüge vorgenommen, wovon vor allem Heinrich Himmler und die Waffen-SS profitierten. Kunz interpretierte dies als eine bewußt kalkulierte Weichenstellung zu einer neuen nationalsozialistischen Wehrordnung unter der Herrschaft der Partei. Gleichzeitig ließ er jedoch keinen Zweifel daran, daß die Aushöhlung der Wehrmacht als Institution sie nicht von ihrer Verantwortung für einen beispiellos radikalisierten "Endkampf" an der "Heimatfront" entlaste. Trotz der schleichenden Desintegration der Wehrmacht, so stellte Kunz fest, sei die militärische Bürokratie in den letzten Kriegsmonaten noch intakt geblieben. Dies lasse sich sowohl an den Aktivitäten der Wehrmachtjustiz als auch der Zuführung von neuem Ersatzpersonal an die Front nachweisen [8]. Ob die Weiterarbeit der Wehrmachtbehörden als aktivistisches "Durchhalten" im Sinne der politischen Führung zu werten ist oder ob sich darin nur eine generelle Tendenz bürokratischer Apparate zur Selbstläufigkeit widerspiegelte, ließ Kunz offen.

Danach folgte Armin Nolzens Beitrag über "'Die Trümmer der Heimat bis zur letzten Patrone verteidigen ...' NSDAP und Wehrmacht zwischen alliierter Invasion und Kriegsende". Nolzen konstatierte, daß NSDAP und Wehrmacht seit 1942/43 im Wehrersatzwesen, bei der ideologischen Indoktrination der Soldaten und bei der Mobilisierung von Jugendlichen und Frauen für militärische Zwecke enger denn je miteinander kooperierten. Anhand der Politik der Partei-Kanzlei und des Oberkommandos der Wehrmacht arbeitete er Ziele und Inhalte dieser arbeitsteiligen Zusammenarbeit heraus. Deren gemeinsamen Nenner sah er in der totalen Mobilisierung der Bevölkerung für die Kriegführung. Im Unterschied zur bisherigen Forschung ging Nolzen davon aus, daß der "totale Krieg", den das nationalsozialistische Regime propagierte, nicht zuletzt aufgrund der Kooperation zwischen NSDAP und Wehrmacht 1944/45 grausame Realität geworden war. Fast die gesamte Bevölkerung sei entweder in die Wehrmacht überführt oder nacheinander in zeitlich befristete "Kriegshilfsdienste" wie die "Heimatflak", den "Stellungsbau" und den "Deutschen Volkssturm" hineingepreßt worden. Anders als sein Vorredner Kunz, sah Nolzen die institutionelle Autonomie der Wehrmacht aber weder durch die Ansprüche der NSDAP noch durch die Verschmelzung von zivilem und militärischen Sektor gefährdet. Vielmehr müsse man davon ausgehen, daß der Handlungsspielraum der Wehrmacht auch in den letzten Kriegsmonaten noch vergleichsweise hoch gewesen sei. Dies habe sich nicht zuletzt in ihrer wachsenden Verfügbarkeit über zivile personelle Ressourcen gezeigt.

Die Frage nach der institutionellen Autonomie der Wehrmacht, die ja auch Kunz aufgeworfen hatte, bewegte in der darauffolgenden Diskussion dann die Gemüter. Hans Umbreit (Potsdam) verwies auf die Gauleiter der NSDAP, die in Personalunion als Reichsverteidigungskommissare amtierten [9], und nahm deren Wirken als Beispiel dafür, daß die Partei die Aufgaben, die die Wehrmacht an der "Heimatfront" besaß, mehr und mehr usurpiert habe. Demgegenüber bestand Nolzen darauf, daß die Reichsverteidigungskommissare gerade keine Parteibehörde gewesen seien, sondern ein staatliches Organ, das in der Mittelinstanz die gesamte Allgemeine Verwaltung steuerte. Ihr Charakter als staatliche Sonderverwaltung habe sich vor allen Dingen darin gezeigt, daß die Regierungspräsidenten die Behörden der Reichsverteidigungskommissare lenkten. Dennoch blieb die Frage offen, inwieweit man für das Kriegsende überhaupt noch institutionelle Trennungen vornehmen sollte, um historische Entwicklungen zu erklären. Letztlich spiegelte diese Kontroverse allerdings auch eine Aporie der bisherigen Forschungen zum "Dritten Reich" wider. Einerseits waren dem nationalsozialistischen Regime als diktatorisch verfaßtem Herrschaftssystem institutionelle Amalgamierungsprozesse zweifellos seit 1933/34 inhärent, andererseits wird in historischen Darstellungen immer wieder analytisch zwischen den Institutionen unterschieden. Es ist nicht einzusehen, warum die institutionelle Trennung dann gerade für die Endphase des Zweiten Weltkrieges aufgegeben werden soll.

In der darauffolgenden Sektion des MGFA-Workshops ging es um "Krieg und Gewalterfahrung". Susanne zur Nieden (Berlin) analysierte in ihrem Beitrag "Alltag im Ausnahmezustand. Die Durchhalte-Mentalität in biographischen Zeugnissen Jugendlicher" das Tagebuch der Berliner Gymnasiastin Liselotte G., das für den Zeitraum zwischen dem Frühjahr 1942 und dem Sommer 1945 erhalten ist [10]. Liselotte, die im Jahre 1942 14 Jahre alt war und deren Vater vor 1933 dem sozialdemokratischen Lager angehört hatte, entpuppte sich in ihrem Tagebuch als begeisterte Parteigängerin ihres "Führers" und jubilierte selbst noch im Januar 1945, daß ihr Bruder zum "Deutschen Volkssturm" eingezogen wurde und dadurch die Möglichkeit erhalten habe, die Heimat gegen den "Bolschewismus" zu verteidigen. Liselottes Eintragungen, so zur Nieden, seien von einer eigentümlichen Ambivalenz gewesen: Auf der einen Seite habe sie das eigene Ich heroisiert, auf der anderen Seite diese Selbst-Heroisierungen durch die dauernde Niederschrift ihrer Ohnmachtserfahrungen gebrochen. Liselottes Ohnmacht sei vor allem zum Ausdruck gekommen, wenn sie ihre eigene Todesangst thematisierte, die aus dem alliierten Bombenkrieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung resultierte. Selbst-Heroisierung und Ohnmachtserfahrung waren insofern korrelative Phänomene, die - so argumentierte zur Nieden - in Liselotte das Bedürfnis nach einem nebulösen "Kollektiv" stärkte. Der alliierte Luftkrieg und die mit ihm verbundene Angst, Gewalt am eigenen Körper zu erleiden, scheinen also die subjektive Bereitschaft zum "Durchhalten" bei Jugendlichen gestärkt zu haben. Ob dieses Phänomen auch auf andere Alterskohorten zu übertragen ist, ließ zur Nieden offen. Ebenso interessant wäre die Frage gewesen, wie es mit der "Durchhaltebereitschaft" von Jugendlichen bestellt war, die im "Dritten Reich" tatsächlich Opfer kriegerischer Gewalt wurden. Eine Studie, die etwa die ahrnehmungshorizonte der (jugendlichen) Kriegsbeschädigten und Kriegsverletzten thematisiert, könnte ein wichtiges Korrektiv zu den von zur Nieden vermittelten Eindrücken darstellen.

Matthias Reiß (Hamburg) näherte sich jenem Zusammenhang zwischen "Krieg und Gewalterfahrung", indem er eine andere soziale Gruppe in den Blick nahm, nämlich die über 371.000 deutschen Kriegsgefangenen, die im Mai 1945 in den USA interniert waren. Er konstatierte, daß die bedingungslose Kapitulation des "Dritten Reiches" von diesen Prisoners of War (POW) fast gleichgültig aufgenommen worden sei, weil sie sie, weitab vom eigentlichen Geschehen, quasi nur "theoretisch" erlebten. Interessanterweise habe nun die amerikanische Kriegsgefangenenverwaltung zu einem drastischen Mittel gegriffen, um den deutschen Kriegsgefangenen die Niederlage des "Dritten Reiches" vor Augen zu führen. Sofort nach dem 8. Mai 1945 wurden Quantität und Qualität der Lebensmittel herabgesetzt, um nur noch die Mindestvoraussetzungen der Genfer Konvention zu erfüllen. Diese Maßnahme habe im Zusammenhang mit dem zunehmenden Wissen über deutsche Greueltaten an alliierten Kriegsgefangenen und der Entdeckung der nationalsozialistischen Vernichtungslager gestanden. Die deutschen POWs empfanden diese Lebensmittelkürzung - das jedenfalls legen Aussagen von Zeitzeugen nahe - als willkürliche Gewaltmaßnahme, die ihre Lebensbedingungen deutlich verschlechterte. Reiß brachte diese Lebensmittelkürzungen mit dem umfassenden Reeducation-Programm für deutsche POWs in den USA in Zusammenhang, das fast zeitgleich begonnen hatte. Dieses Programm bestand aus einer Intensivierung der Schockpropaganda, indem man den deutschen POWs Bilder aus Konzentrationslagern zeigte, einer Kontrolle der bis dato in der Eigenverantwortung der deutschen Kriegsgefangenen stehenden Lagerzeitungen und einer Konzentration auf die Fächer Englisch, amerikanische Geschichte und Bürgerkunde in den Lagerschulen. Der Erfolg dieser Reeducation sei jedoch, so Reiß, durch die Überstellung von etwa 180.000 deutschen POWs an England und Frankreich partiell konterkariert worden, weil die Betroffenen dort Zwangsarbeit leisten mußten und diese "Sühnemaßnahme" den Amerikanern anlasteten. Insofern zog Reiß eine durchweg negative Bilanz der amerikanischen Kriegsgefangenenpolitik, denn sie habe es der Mehrheit der deutschen POWs ermöglicht, sich als "Opfer" der Reeducation zu fühlen und die Frage nach ihrer Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen zu verdrängen [11]. Ob Reiß' Ansicht zutrifft, daß die Reeducation deutscher POWs in den USA für deren Verhalten nach der Repatriierung in die frühe Bundesrepublik irrelevant war, müssen vergleichende Studien zur Geschichte dieser Kriegsgefangenen zeigen. Der Forschungsstand ist zu fragmentarisch, um zu gesicherten Urteilen über die mittel- und langfristigen Auswirkungen zu gelangen, die die "Umerziehung" der Alliierten generell auf deutsche Kriegsgefangene hatte.

Bei der Diskussion der beiden Beiträge zu "Krieg und Gewalterfahrung" standen quellenkritische Fragen im Vordergrund. Bernhard Chiari verwies auf die vielgestaltigen Probleme der Quellengattung Tagebuch und fragte, ob man anhand der Ausführungen der 14jährigen Lieselotte überhaupt zwischen einer aktiven Verinnerlichung nationalsozialistischer Weltanschauungsinhalte und schwärmerischen Ideen einer Jugendlichen in ihrer Adoleszenz unterscheiden könne. Rolf-Dieter Müller gab zu bedenken, daß Interviews mit Kriegsgefangenen, die Reiß neben anderen Quellengattungen herangezogen hatte, nur wenig über mittel- und längerfristige Einstellungsmuster unter den deutschen POWs in den USA aussagen, die auf deren ideologische Indoktrination im "Dritten Reich" zurückgingen. Jörg Echternkamp (Potsdam), der diese Sektion leitete, forderte eine bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurückreichende Sozialisationsgeschichte der deutschen POWs, um deren Verhalten in der Kriegsgefangenschaft zu erklären. Eine solche Perspektive könnte dazu beitragen, Reiß' negative Bilanz der amerikanischen Kriegsgefangenenpolitik 1945/46 etwas zu relativieren. Mit den vorhandenen Quellen, darauf wies Reiß hin, dürfte eine solche Untersuchung allerdings kaum zu bewerkstelligen sein. Zur Nieden unterstrich den Aussagegehalt von zeitgenössischen Tagebüchern für das Thema des Workshops und erweiterte ihren Analyserahmen darüber hinaus auf die Nachkriegszeit. In Tagebüchern und tagebuchähnlichen Aufzeichnungen, die weibliche und männliche Jugendliche in den letzten beiden Kriegsjahren verfaßt hatten, sei, so argumentierte zur Nieden überzeugend, eine Geschlechterdifferenz vorgezeichnet gewesen, die in der frühen Bundesrepublik auf breiter Front zum Durchbruch gekommen sei.

Dem Stellenwert von Schlüsselerlebnissen für das individuelle und kollektive Erinnern widmete sich teilweise auch die darauffolgende Sektion zur "Endlösung" im Kriegsende, freilich aus der Perspektive der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Zunächst berichtete Simone Erpel (Berlin) über die "Todesmärsche" aus dem Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück, die in drei Etappen im Sommer 1944, im Januar 1945 sowie im April und Mai 1945 stattfanden. Erpel interpretierte die Ravensbrücker "Todesmärsche" - entgegen der Hypothese Daniel J. Goldhagens [12] - nicht als bewußte Fortsetzung des Holocaust mit anderen Mitteln. Vielmehr habe sich die "Räumung" des KZ durch die SS auch dem utopischen Interesse verdankt, die Häftlinge später noch als Arbeitskräfte und als Faustpfand gegenüber den Alliierten einsetzen zu können. Akribisch schilderte Erpel den Ablauf der "Räumungen" und der "Todesmärsche" selbst. Sie machte deutlich, daß die Behandlung der Häftlinge in erster Linie von den Wachmannschaften abhing, der viele "Volksdeutsche" und Kriegsversehrte angehörten. Das größte Problem, dem sich die Häftlinge bei den Ravensbrücker "Todesmärschen" ausgesetzt sahen, sei die völlig unzureichende Verpflegung gewesen. Es half nur wenig, daß ihnen Bauern im Einzelfall Lebensmittel zuschanzten. Viele Häftlinge seien an körperlicher Entkräftung gestorben oder den Exzeßtaten einzelner Wachleute zum Opfer gefallen. Alles in allem, so Erpel, habe die SS in den letzten Kriegsmonaten über kein Konzept zur "Räumung" der KZ verfügt, sondern ihr Vorgehen bei den "Todesmärschen" generell an den militärischen Notwendigkeiten ausgerichtet. Die "Todesmärsche" spiegelten daher, so darf man wohl schlußfolgern, auch den Zerfall der Machtverhältnisse innerhalb des Deutschen Reiches wider, der durch den Vormarsch der Alliierten 1945 verursacht wurde.

Den zweiten Beitrag dieser Sektion lieferte Sabine Kittel (Berlin), die sich mit der Frage befaßte, wie jüdische Häftlinge des Frauen-KZ Ravensbrück die letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges erlebten. Grundlage ihrer Analyse waren Interviews mit Überlebenden, die sie in den letzten vier Jahren durchgeführt hat. Kittels Frage "Wie haben sie ihre Befreiung erlebt?" beantworteten ihre Interviewpartnerinnen oft mit der Erzählung eines speziellen Erlebnisses, mit dem sich für sie persönlich das Ende des Krieges verband. Dieses Erlebnis konnte, so Kittel, durchaus auch einen längeren Zeitraum umfassen, worin sich ein langsamer Übergang von der Welt des KZ in die äußere Welt gezeigt habe. Der in diesen Erzählungen hervortretende "Transit", verstanden als Übergang von einer Welt der Willkür, des Terrors und der Massentötung in eine neue, humanere Realität, sei von den überlebenden Frauen zunächst einmal nicht als "Befreiung" begriffen worden. Es habe noch Monate und Jahre gedauert, bis sie sich wirklich "frei" im Sinn von "befreit fürs Leben" fühlten. Die Erinnerung hatte sich, diese Metapher der Schriftstellerin Charlotte Delbo benutzte Kittel in diesem Zusammenhang, "wie eine zweite Haut" um ihr Leben gelegt. Damit bestätigte sie die Hypothesen des Erinnerungsforschers Lawrence Langer, wonach sich die Erinnerung an das KZ so tief in das Gedächtnis der Überlebenden eingegraben habe, daß sie ihre Häftlingszeit nicht mit den Erfahrungen ihres restlichen Lebens verbinden können [13]. Insofern sind auch bei den Ravensbrücker Überlebenden nach Langer zwei Welten der Erinnerung zu beobachten: Das "deep memory", in dem die inhumane Vergangenheit im KZ allgegenwärtig ist, und das "common memory" als Erinnerung von Erlebnissen in einer humanen Gesellschaft. Wenn man die Gleichzeitigkeit dieser beiden Erinnerungswelten erkennt, sei es nach Kittel möglich, auch durch die Erzählungen von Überlebenden einen authentischen Zugang zu den Lebensbedingungen in den KZ zu bekommen.

Die Diskussion über Erpels und Kittels Vorträge zur "Endlösung" im Kriegsende beschloß dann den zweiten Tag des MGFA-Workshops. Anschließend an Erpels Hypothese vom inneren Zerfall der Machtverhältnisse in den letzten Wochen des nationalsozialistischen Regimes wurden nun vor allen Dingen methodische Probleme einer Gesamtdarstellung des Kriegsendes in Deutschland 1944/45 erörtert, wie sie das MGFA ja beabsichtigt. Dabei wurden hauptsächlich zwei Fragebereiche angesprochen: Zum einen die analytischen Begrifflichkeiten, derer sich die Geschichts- und Sozialwissenschaften gemeinhin zur deutenden Beschreibung von historischen Sachverhalten bedienen, zum anderen die Darstellungsform einer solchen Synthese zum Kriegsende 1944/45 selbst. Andreas Kunz wollte das "Dritte Reich" in seiner agonalen Phase nicht mehr als "politisches System" im klassischen Sinne bezeichnen ist und schloß hiermit an die von Franz L. Neumann im Jahre 1944 geprägte Formel vom Nationalsozialismus als einem "non state" an, in dem sich die vormals einheitliche Staatsgewalt allmählich aufgelöst habe und in ein formloses Machtgebilde verwandelt worden sei [14]. Rolf-Dieter Müller wies auf das Problem hin, daß der exakte Zeitpunkt des Kriegsendes im "Großdeutschen Reich" nur schwer zu bestimmen sei. Waren die Kampfhandlungen westlich des Rheins Ende März 1945 beendet, so dauerte der Krieg für deutsche Soldaten, die in Dänemark, in Norwegen oder in der Tschechoslowakei stationiert waren, zwei Monate länger. Diese Ungleichzeitigkeit des Kriegsendes liefere auch eine Erklärung dafür, warum sich die individuellen Erfahrungshorizonte der beteiligten Soldaten oft so fundamental voneinander unterschieden. Armin Nolzen plädierte dafür, sich diesem Phänomen mittels der "dichten Beschreibung" zu nähern [15]. Für ihn bedeute "dichte Beschreibung" in erster Linie die möglichst exakte Rekonstruktion der Geschehnisse aus den vorhandenen Quellen, ohne dem Geschehenen nachträglich eine besondere Kohärenz zu verleihen. Daran anknüpfend, erläuterte Elisabeth Timm die Konzeption der "dichten Beschreibung" aus ethnologischer Sicht und betonte, daß diese Methode per definitionem keine Generalisierungen zulasse, wie sie eine Synthese des Kriegsendes, die das MGFA anstrebe, doch wohl leisten solle. Zwischen der Notwendigkeit von historischen Untersuchungen, allgemeingültige Aussagen zu machen, und der Methode der "dichten Beschreibung" bleibt, darin waren sich die meisten Diskutanten einig, insofern ein Spannungsverhältnis bestehen.

Am dritten und letzten Tag des MGFA-Workshops über das "Kriegsende 1945 in Deutschland" wurden die beiden bisherigen Schwerpunkte - die "harte" politische Geschichte der letzten Kriegswochen und die Frage nach den subjektiven Kriegserfahrungen - wieder aufgenommen und anhand neuer Aspekte inhaltlich vertieft. Die insgesamt fünfte Sektion des Workshops trug den Titel "Vom Ende zur Legende" und beschäftigte sich mit den 23 Tagen der Regierung unter Karl Dönitz, der am 30. April 1945 von Hitler zum Reichspräsidenten ernannt worden war und der dem "Führer", der sich am gleichen Tage in Berlin erschoß, als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches nachgefolgt war. Bernhard Chiari referierte die wichtigsten Hypothesen eines Papiers von Heinrich Schwendemann (Freiburg), der aus Krankheitsgründen leider kurzfristig absagen mußte, dessen Vortrag aber allen Anwesenden in schriftlicher Form vorlag. Darin zeichnete Schwendemann zunächst einmal die fanatische Durchhaltepropaganda nach, die Dönitz, damals noch Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, seit April 1945 praktizierte [16]. Dann nahm er Dönitz' Selbstrechtfertigung, wonach die Durchhaltepropaganda der Ausfluß einer bewußten Strategie gewesen sei, die Zivilbevölkerung vor dem "Bolschewismus" zu retten, kritisch in den Blick [17]. Anhand der von Hitler und Dönitz vorgenommenen politischen Prioritätensetzung, daß der militärische Nachschub für die "Ostfront" nicht durch die Durchführung von Flüchtlingstransporten beeinträchtigt werden dürfe, wies Schwendemann überzeugend nach, daß Dönitz - wie übrigens die gesamte Wehrmachtführung 1945 - eine "Strategie der Selbstvernichtung" praktiziert habe, der die Lebensbedürfnisse der Zivilbevölkerung völlig untergeordnet gewesen seien [18]. Nachdem Hitler Dönitz zu seinem Nachfolger ernannt habe, sei es dem neuen Reichspräsidenten nur darum gegangen, das Ostheer in den Machtbereich der Westmächte überzuführen. Dönitz' nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete Selbstrechtfertigung, er habe nur "deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschewismus" retten wollen, sei deshalb ins Reich der Legende zu verweisen.

Mitveranstalter Jörg Hillmann widmete sich im zweiten Referat dieser Sektion den Tätigkeiten der Regierung Dönitz, die vom 1. bis zum 23. Mai 1945 in Flensburg amtierte, bevor sie von den Alliierten aufgelöst wurde. Hillmann schilderte die Vorgeschichte, die zu Dönitz' Ernennung geführt hatte, und betonte, daß Hitler dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine eigentlich die Aufgabe zugedacht habe, einen "heroischen Untergang" zu inszenieren. Dönitz aber habe sich, als er am 1. Mai 1945 seine "Geschäftsführende Reichsregierung" bildete, "um das deutsche Volk vor der größten wirtschaftlichen Not zu bewahren", kurzerhand einen neuen Auftrag gegeben. Hillmann skizzierte daraufhin die Zusammensetzung des neuen, sich als "unpolitisch" definierenden Kabinetts und vermittelte einige atmosphärische Einblicke in die alltägliche Verwaltungsarbeit der Regierung Dönitz, die immer um kollegiale Konsensfindung bemüht gewesen sei. Niemals habe Dönitz Entscheidungen allein getroffen, sondern sich stets an Meinungen und Vorschlägen seiner Berater orientiert. Dieses Bild vom "schwachen Dönitz" ist sicher eine Bereicherung der bisherigen Forschung. Darüber hinaus machte Hillmann deutlich, daß die Regierung Dönitz aufgrund der aussichtslosen militärischen Situation im Grunde genommen keine Gestaltungsspielräume besessen habe. Dönitz, und mit ihm seine Mitstreiter in der "Geschäftsführenden Reichsregierung", seien von den Alliierten nur dazu benötigt worden, um die Kapitulation am 8. Mai 1945 zu unterschreiben und die militärischen Vereinbarungen des Kapitulationsvertrages durchzusetzen. Als der Mohr Dönitz seine Schuldigkeit getan hatte, habe man die "Geschäftsführende Reichsregierung" sogleich aufgelöst.

Die Diskussion der beiden Vorträge über den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und die Rolle, die er in den letzten Monaten des nationalsozialistischen Regimes spielte, drehte sich dann vor allen Dingen um die Frage, welchen Widerhall die Befehle der "Geschäftsführenden Reichsregierung" überhaupt noch auf den mittleren und unteren Ebenen von Wehrmacht und staatlicher Verwaltung fanden. Damit war ein für die übergeordnete Fragestellung des MGFA-Workshops zentrales Problem angesprochen, nämlich inwieweit die bürokratischen Apparate im Deutschen Reich in den letzten Kriegsmonaten noch, den Kriterien einer rationalen Verwaltung nach Max Weber entsprechend, funktionierten. John Zimmermann machte geltend, daß der Zusammenbruch der Kommunikationsmittel im militärischen Bereich spätestens seit Anfang 1945 eine Steuerung von Truppen und Truppenverbänden durch die Wehrmachtführung und die spätere Regierung Dönitz unmöglich gemacht habe. Dem hielt Armin Nolzen entgegen, daß sich in den Akten von regionalen und lokalen zivilen Behörden durchaus noch Befehle, Funksprüche und Tagesadressen der Regierung Dönitz nachweisen lassen, und führte dies als Beleg dafür an, daß die Kommunikationsnetze - wenn auch rudimentär - über den 1. Mai 1945 hinaus weiterarbeiteten, und dies besonders in Gebieten, die sich noch nicht in der Hand der Alliierten befanden. Bis zu welchem Grad man aus diesem Befund allerdings auf eine Umsetzung der Befehle vor Ort zurückschließen könne, müßten weitergehende Studien auf regionaler Ebene erweisen. Hans-Erich Volkmann (Potsdam) wies darauf hin, daß die Instrumentalisierung der Regierung Dönitz durch die Alliierten zufällig war und sich ohne eine Bildung der "Geschäftsführenden Reichsregierung" durch die deutsche Seite wahrscheinlich ein anderes Szenario zugetragen hätte. Er plädierte nachdrücklich dafür, das britische und amerikanische Kalkül in bezug auf die "Geschäftsführende Reichsregierung" noch einmal unter Hinzuziehung der alliierten Aktenbestände in den Blick zu nehmen. Erwähnenswert ist darüber hinaus noch, daß Herbert Kraus (Flensburg), der momentan an einer Dönitz-Biographie arbeitet, die Diskussion mit vielerlei Details zur Person und politischen Strategie des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine bereicherte. Alles in allem bleibt festzuhalten, daß die Beschäftigung mit der Regierung Dönitz trotz des guten Forschungsstandes zum Thema immer noch lohnend ist. Vor allem die regionale und lokale Perspektive des Mai 1945 scheint hierbei vielversprechend zu sein.

Die letzte Sektion des MGFA-Workshops stand dann im Zeichen kulturgeschichtlicher Fragestellungen. Eva Vieth untersuchte photographische Darstellungen in der Berliner Illustrierten Zeitung (BIZ), jener ersten und größten Massenillustrierten modernen Typs, die bereits Ende der 1920er Jahre eine Auflage von 2 Millionen Exemplaren wöchentlich besaß. Die BIZ rekrutierte ihre Leserschaft in der Hauptsache aus der bürgerlichen Mittelschicht, der es, so Vieth, primär um leichte Unterhaltung ging. Habe die BIZ in ihren Bilddarstellungen seit 1939/40 auf die verschiedenen Spielarten der Soldatenromantik gesetzt, so habe es seit dem Herbst 1944 einen Bruch gegeben, weil nun erstmals auch Leiden und Entbehrungen der Bevölkerung visuell thematisiert worden seien. Diesen Entwicklungsprozeß machte Vieth anhand der BIZ-Titelbilder deutlich, die sich mit der Darstellung von "normalen Leuten" und der Folgen des alliierten Luftkrieges befaßten. Diese Thematisierung von Leiden der Bevölkerung in der Situation eines mittlerweile an der "Heimatfront" tobenden Krieges habe dazu gedient, die "Volksgemeinschaft" für den "Abwehrkampf" zu mobilisieren, indem man einfache Leute, Mann wie Frau, zum Hauptträger dieses Kampfes stilisierte. Gleichzeitig sei durch diese Art der Darstellung eine Möglichkeit eröffnet worden, derer sich die deutsche Nachkriegsgesellschaft nur allzu gern bedient habe, nämlich die (Selbst)Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung als "Opfer" des Nationalsozialismus. Letztlich nahmen - so Vieth resümierend - die in den letzten Kriegsmonaten in der BIZ publizierten Photodarstellungen jene Idyllenphotographie vorweg, die in den 1950er Jahren gang und gäbe wurde. Die Frage nach Kontinuität oder Diskontinuität über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus wird meines Erachtens, wie auch diejenige zur Modernität des "Dritten Reiches", wohl neu zu stellen sein, wenn man kulturgeschichtliche Ansätze und Methoden stärker an das Thema Nationalsozialismus heranträgt, als dies bislang geschehen ist.

Wie fruchtbar eine solche kulturgeschichtliche Erweiterung für die traditionelle Militärgeschichte, speziell für die Erforschung des Zweiten Weltkriegs sein kann, demonstrierte Jörg Echternkamps abschließendes Referat über den "Kampf um das kulturelle Gedächtnis der Nachkriegszeit in Ost- und Westdeutschland 1945-1960". Echternkamp untersuchte die politischen Kulturen der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften unter einer doppelten Problemstellung. Zum einen fragte er danach, welche narrativen Elemente den Kriegsdiskurs in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR strukturierten. Zum anderen interessierte ihn, wie Erinnerungen

an den Zweiten Weltkrieg in eine Sprache sowie in Handlungen übersetzt wurden, die gesamtgesellschaftliche Relevanz besaßen. Echternkamp zog drei Quellengattungen heran: Das offizielle Gedächtnis, Jubiläumsreden, Feiertagsansprachen oder Denkmäler, das populäre Gedächtnis wie Filme, Romane und Zeitschriften und die Gegenerzählungen erinnerungspolitischer Minderheiten. Das zentrale Ergebnis seiner Erinnerungsgeschichte des Zweiten Weltkrieges, die er in sieben Hypothesen faßte, war der Nachweis, daß Krieg und Kriegsende in beiden deutschen Staaten bis in die 1960er Jahre hinein in Modi nationalistischer Sinnstiftung erinnert worden seien, wobei orthodoxe marxistisch-leninistische Interpretamente den nationalistischen Erinnerungsdiskurs in der DDR überlagerten. Nicht das "kollektive Beschweigen" der Vergangenheit, das Hermann Lübbe für die Bundesrepublik konstatiert hatte, sondern die selektive, mittelfristig in nationalistische Deutungen mündende Beschäftigung mit der Vergangenheit prägten, folgt man Echternkamp, demzufolge das Selbstverständnis der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften.

Zu Vieths und Echternkamps Referaten entwickelte sich eine lebhafte Debatte, die sich vor allen Dingen um die von Echternkamp angewandte Methodik der Diskursanalyse rankte [19]. Susanne zur Nieden bemerkte, ein diskursanalytischer Ansatz stehe in der Gefahr, das Zustandekommen der "master narrative" außer Acht zu lassen und den gesellschaftspolitischen Hintergrund, auf dem sich Erinnerungspolitik in den 1950er Jahren entwickelte, zu vernachlässigen. Echternkamp replizierte, daß es ihm darum gehe, die kulturellen Codes der Erinnerungspolitik mit den politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen der beiden deutschen Staaten zu verbinden. Diese Synthese zwischen politischen Rahmenbedingungen und Erinnerungspolitik, oder, anders ausgedrückt, zwischen Sozial- und Kulturgeschichte könne durch praxeologische Modelle, wie sie von Pierre Bourdieu entwickelt worden seien, durchaus hergestellt werden [20]. Obwohl Echternkamp darin im Prinzip zuzustimmen ist, bleibt bei einer solchen Praxeologie im Sinne Bourdieus ein wesentliches Problem bestehen, nämlich die Konstruktion des Gegenstandsbereiches. Am deutlichsten zeigt sich dies in der von Echternkamp selbst gewählten, zwischen den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften vergleichenden Perspektive. Das praxeologische Modell ist zwar dazu geeignet, zwischen objektiven und subjektiven Strukturen zu vermitteln, ist in seiner Anwendung jedoch auf überschaubare Lebenszusammenhänge beschränkt. Zum Vergleich zweier verschiedener Gesellschaften beziehungsweise politischer Systeme taugt es meines Erachtens nicht unbedingt. Es blieb der Eindruck bestehen, daß Echternkamps Hypothesen zur Entwicklung der Erinnerungskulturen der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften von 1945-1960 eher auf die Bundesrepublik Deutschland zutrafen als auf die DDR. Auf weitere Forschungen zu diesem Thema darf man jedenfalls gespannt sein.

Mit einem Vortrag Rolf-Dieter Müllers, des Wissenschaftlichen Leiters der Abteilung Forschung im MGFA, wurde der Workshop "Das Kriegsende in Deutschland 1945" beschlossen. Müller faßte die aus seiner Sicht wesentlichen Ergebnisse der Debatten zusammen und plädierte für eine in erster Linie ereignisgeschichtliche Darstellung des Endes des Zweiten Weltkriegs, die durch unterschiedliche Theorien und Methoden angeleitet sein müsse, letztendlich jedoch als generalisierende Synthese angelegt sein solle. Im Mittelpunkt einer solchen Darstellung sah er die Wehrmacht als Institution. Dabei müsse man zum einen genau differenzieren, was man mit dem Begriff "Wehrmacht" meine, zum anderen analysieren, wie sich das Verhältnis zwischen Wehrmacht und ziviler Gesellschaft gestaltete. Müllers Ausführungen, die in der Tradition der "klassischen" politischen Militärgeschichtsschreibung standen, zeigten dann auch, wo das wesentliche Problem des MGFA-Workshops lag. Bei aller theoretischen und methodischen Innovation, die die neue Militärgeschichte mit sich bringt, ist es doch immer noch äußerst schwierig, sie in die traditionelle Militärhistoriographie zu integrieren. Dies gilt vor allem für ein zeitlich begrenztes Thema wie das Kriegsende 1945, das zudem eine historische Krisensituation ersten Ranges darstellte, die wissenschaftlichen Erklärungsversuchen naturgegebenermaßen gewisse Grenzen setzt. Darüber hinaus fehlte auch es an allen Ecken und Enden an einem übergeordneten Erkenntnisinteresse. Die Frage, was Historiker, Politologen, Sozialwissenschaftler oder Ethnologen am Thema "Kriegsende 1945 in Deutschland" interessieren könnte, wurde nur rudimentär erörtert. Insofern waren die Fragestellungen, mit denen die Referenten an ihre jeweiligen Themen herangingen, genauso unterschiedlich wie ihre methodischen Ansätze. Eine gesellschaftsgeschichtliche Interpretation des Kriegsendes, verstanden als Summe individueller und kollektiver Verhaltensweisen einer Gesellschaft im Zerfall, war auf diese Art und Weise nicht zu erzielen. Dazu bedarf es auch einer vergleichenden Perspektive, sowohl im synchronen als auch im diachronen Sinne.

Bei aller Kritik an der Abwesenheit eines übergeordneten Erkenntnisinteresses, an der der MGFA-Workshop zum "Kriegsende in Deutschland 1945" litt, bleiben abschließend viele positive Aspekte zu erwähnen, die das dreitägige Symposium alles in allem zu einer gelungenen Veranstaltung machten. Dazu gehörte vor allem die überaus angenehme Diskussionsatmosphäre, die völlig frei von Standesdünkel und den im wissenschaftlichen Diskurs üblichen Hahnenkämpfen zwischen Vertretern verschiedener Lehrmeinungen war. Daß sich sämtliche Referenten an das Zeitlimit von 25 Minuten hielten, ist für eine Konferenz so außergewöhnlich, daß es einer ausdrücklichen Erwähnung bedarf. Dadurch konnte jeder Vortrag ausführlich diskutiert werden. Nach jeder Sektion gab es daher mindestens zwei Diskussionsrunden, an denen sich die meisten Anwesenden beteiligten. Last but not least war auch außerhalb der eigentlichen Sektionen genügend Zeit vorhanden, um einen regen wissenschaftlichen Austausch zu pflegen. Es ist dem MGFA als Institution eindringlich dafür zu danken, daß es seine personelle und räumliche Infrastruktur für einen Workshop bereitgestellt hat, der in vielerlei Hinsicht anregend war. Es bleibt zu hoffen, daß sich die für Herbst 2001 geplante Veröffentlichung der Beiträge auch tatsächlich realisieren läßt.

Anmerkungen:

[1] Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam (früherer Sitz: Freiburg); projektiert auf insgesamt 10 Bde. Bislang erschienen; Bd. 1: Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik, Stuttgart 1979; Bd. 2: Die Errichtung der Hegemonie auf dem europäischen Kontinent, Stuttgart 1979; Bd. 3: Der Mittelmeerraum und Südosteuropa. Von der "non belligeranza" Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten, Stuttgart 1984; Bd. 4: Der Angriff auf die Sowjetunion, Stuttgart 1984; Bd. 5: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs; Teilbd. 1: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen, 1939-1941, Stuttgart 1988; Teilbd. 2: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen, 1942-1944/45, Stuttgart 1999; Bd. 6: Der globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941-1943, Stuttgart 1990.

[2] Zur neueren Historiographie zum Zweiten Weltkrieg s. auch den grundlegenden Forschungsbericht von Thomas Kühne: Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg und die "ganz normalen Deutschen". Forschungsprobleme und Forschungstendenzen der Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Erster Teil, in: Archiv für Sozialgeschichte 39 (1999), S. 580-662, sowie ders.: Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg im kulturellen Kontinuum des Zwanzigsten Jahrhunderts. Forschungsprobleme und Forschungstendenzen der Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Zweiter Teil, in: Archiv für Sozialgeschichte 40 (2000), S. 440-486.

[3] Gerd Krumeich: Militärgeschichte für eine zivile Gesellschaft, in: Geschichtswissenschaften. Eine Einführung, hrsg. v. Christoph Cornelißen, Frankfurt am Main 2000, S. 178-193.

[4] Omer Bartov: The Eastern Front 1941-1945. German Troops and the Barbarization of Warfare, London / Basingstoke 1985, sowie ders. Hitler's Army. Nazis and War in the Third Reich, Oxford 1991.

[5] Thomas Kühne: Kameradschaft - "das Beste im Leben des Mannes". Die deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs in erfahrungs- und geschlechtergeschichtlicher Perspektive, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996), S. 504-529, sowie ders.: Gruppenkohäsion und Kameradschaftsmythos in der Wehrmacht, in: Hans-Erich-Volkmann / Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999, S. 534-549.

[6] Ute Schneider: Geschichte der Erinnerungskulturen, in: Cornelißen, Geschichtswissenschaften (wie Anmerkung 3), S. 259-270, hier: S. 267 f.

[7] Morris Janowitz / Edward A. Shils: Cohesion and Desintegration in the Wehrmacht in World War II, in: Political Science Quaterly 12 (1948), S. 280-315.

[8] Dazu auch Andreas Kunz: Die "Aktion Leuthen". Das Ende des deutschen Ersatzheeres im Frühjahr 1945, in: ZfG 48 (2000), S. 789-806.

[9] Vgl. dazu auch die Einschätzung bei Karl Teppe: Der Reichsverteidigungskommissar. Organisation und Praxis in Westfalen, in: Ders. / Dieter Rebentisch (Hrsg.): Verwaltung contra Menschenführung im Staat Hitlers. Studien zum politisch-administrativen System, Göttingen 1986, S. 278-301.

[10] Dies basierend auf Susanne zur Nieden: Alltag im Ausnahmezustand. Frauentagebücher im zerstörten Deutschland 1943 bis 1945, Berlin 1993, sowie dies.: Chronistinnen des Krieges. Frauentagebücher im Zweiten Weltkrieg, in: Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Ende des Dritten Reiches - Ende des Zweiten Weltkrieges. Eine perspektivische Rückschau, München / Zürich 1995, S. 835-860.

[11] Kühne, Forschungsprobleme. Teil I (wie Anmerkung 2), S. 440-486, hier: S. 468-475, hat diesen Sachverhalt als "Feminisierung der Kriegserfahrung" bezeichnet.

[12] Daniel J. Goldhagen: Hitler's Willing Executioners. Ordinary Germans and the Holocaust, New York / London 1996, S. 327-371.

[13] Lawrence L. Langer: Holocaust Testimonies. The Ruins of Memory, Yale University Press 1991.

[14] Franz Leopold Neumann: Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944, hrsg. u. mit einem Nachwort vers. v. Gert Schäfer, Frankfurt am Main 1984, S. 531-550, sowie die grundlegende Interpretation von Jürgen Bast: Totalitärer Pluralismus. Zu Franz L. Neumanns Analyse der politischen und rechtlichen Struktur der NS-Herrschaft, Tübingen 1999, S. 287-303.

[15] Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie von Kultur, in: Ders.: Dichte Beschreibung, Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Übersetzt von Brigitte Luchesi und Rolf Bindemann, 4. Auflage, Frankfurt am Main 1995, S. 7-43, sowie einige Beiträge in Gerhard Fröhlich (Hrsg.): Symbolische Anthropologie der Moderne. Kulturanalysen nach Clifford Geertz, Frankfurt am Main / New York 1998.

[16] Darin schloß Schwendemann an die kritische Dönitz-Forschung der letzten Jahre an; s. dazu Herbert Kraus: Karl Dönitz und das Ende des "Dritten Reiches", in: Volkmann, Ende (wie Anmerkung 10), S. 1-23, sowie Sönke Neitzel: Der Bedeutungswandel der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Das militärische und politische Gewicht im Vergleich, in: Volkmann / Müller, Wehrmacht (wie Anmerkung 5), S. 245-267.

[17] Karl Dönitz: Zehn Jahre und zwanzig Tage. Erinnerungen 1935-1945, Bonn 1958. Die ältere Dönitz-Forschung ist mit diesen Memoiren nicht immer sehr kritisch umgegangen; s. dazu auch Reimer Hansen: Das Ende des Dritten Reiches. Die deutsche Kapitulation 1945, Stuttgart 1966; Marlis G. Steinert: Die 23 Tage der Regierung Dönitz, Düsseldorf 1967, sowie - aus militärstrategischer Sicht - Michael Salewski: Die deutsche Seekriegsleitung; 2 Bde., Frankfurt am Main / München 1970-1975.

[18] Dies anschließend an seinen eigenen Beitrag Strategie der Selbstvernichtung: Die Wehrmachtführung im "Endkampf" um das "Dritte Reich", in: Volkmann / Müller, Wehrmacht (wie Anmerkung 5), S. 224-244; s. dazu jetzt auch die etwas eigenwillige Interpretation von Bernd Wegner: Hitler, der Zweite Weltkrieg und die Choreographie des Untergangs, in: Geschichte und Gesellschaft 26 (2000), S. 493-518.

[19] Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses, Frankfurt am Main 1987, sowie die Beiträge in: Hannelore Bublitz (Hrsg.): Das Wuchern der Diskurse. Perspektiven der Diskursanalyse Foucaults, Frankfurt am Main / New York 1999; allgemein Siegfried Jäger: Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung, 2., überarb. u. erw. Auflage, Duisburg 1999.

[20] Zum praxeologischen Modell Pierre Bourdieus s. auch ders.: Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft, Frankfurt am Main 1976, sowie Markus Schwingel: Pierre Bourdieu zur Einführung, 2. Auflage, Hamburg 1998, S. 35-51.


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Subject: Tagungsbericht: Das Kriegsende 1945 in Deutschland, Potsdam 17.- 19.11. 2000
Date: 22.01.2001


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