"Historicizing Everyday Life under Communism: the USSR and the GDR",

Potsdam 8. bis 10. Juni 2000

Ein Tagungsbericht von Thomas Reichel

Durch welche Spezifika war das alltägliche Leben der Menschen unter der Herrschaft der kommunistischen Regimes in Ostmitteleuropa gekennzeichnet? Kann man einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen, wenn man versucht, verschiedene Aspekte dieser Frage in vergleichender Perspektive anhand zweier (oder mehrerer) Länder des früheren Ostblocks – in diesem Fall der UdSSR und der DDR – zu analysieren? Dies auszuloten war die Intention von Christoph Conrad (Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas/Freie Universität Berlin – ZVGE), Sheila Fitzpatrick (University of Chicago) und Thomas Lindenberger (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam – ZZF), wozu sie Anfang Juni vorwiegend amerikanische und deutsche HistorikerInnen, die über die Sowjetunion bzw. die DDR forschen, nach Potsdam (ZZF) einluden. In sechs Panels mit insgesamt 19 Beiträgen wurden unterschiedlichste Facetten des Alltags unter kommunistischer Herrschaft und der methodischen Probleme ihrer Erforschung erörtert. Die Texte aller Vortragenden standen den TagungsteilnehmerInnen vorab zur Verfügung, wurden in den einzelnen Panels jeweils zusammengefaßt kommentiert, aber nicht (noch einmal) vorgetragen, um möglichst viel Zeit für intensive Diskussionen zu gewinnen. (Dieser Bericht bezieht sich folglich sowohl auf die Vortragsmanuskripte als auch auf die mündlichen Statements im Verlaufe der Panels.)

In ihrer Einführung ging Sheila Fitzpatrick vor allem auf methodische Probleme und Chancen einer vergleichenden Forschung zur Alltagsgeschichte unter den kommunistischen Regimes in der SU und der DDR ein. Grundsätzlich müßte berücksichtigt werden, daß das "sowjetische Modell" seine Ausprägung weitestgehend in der Vorkriegszeit erfahren habe, aber erst nach 1945 mehr oder weniger modifiziert auf die "Volksdemokratien" Ostmitteleuropas übertragen wurde. Daraus resultiere sowohl eine diachrone als auch eine synchrone Vergleichsperspektive. Keineswegs aus dem Blick geraten darf dabei freilich die Beziehungsgeschichte, die mit dem Stichwort "Sowjetisierung" allein nicht hinreichend zu charakterisieren ist. Notwendig sei es, überkommene Annahmen und Herangehensweisen der Forschung auf ihre Haltbarkeit zu prüfen und neue methodische Zugriffe zu erproben. Beispielsweise sehe man mittlerweile deutlich die Defizite modernisierungstheoritscher Fragestellungen, zumal diese nicht selten implizit (und all zu unreflektiert) das (idealtypische) "westliche Modell" zum Bewertungsmaßstab gesellschaftlicher Strukturen und Entwicklungsprozesse gemacht hätten. Hingegen habe die Sowjet-Historiographie in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Impulsen aus der Postmodernismus-Debatte und den sich ausbreitenden Cultural Studies bezogen. Zudem würden inzwischen wichtige Themen wie etwa die Sozialpolitik als ein wesentlicher Faktor relativer politischer Stabilität zu recht intensiver bearbeitet. Alltags- und mikrohistorische Untersuchungen, z.B. Betriebsstudien, erbrächten eine Fülle neuer Erkenntnisse nicht nur im Detail, sondern auch in Bezug auf das Gesamtsystem kommunistischer Diktaturen, ihre Legitimität und Stabilität.

Lutz Niethammer (Uni Jena) artikulierte in einem zweiten Einleitungsvortrag starke Zweifel daran, daß es heuristisch sinnvoll sei, konkrete alltags- und erfahrungsgeschichtliche Studien einer für Vergleiche notwendigen Abstraktion zu unterwerfen. Zu befürchten wäre, daß dabei entweder die ursprünglichen Vergleichsobjekte bis zur Unkenntlichkeit entstellt oder ein Abstraktionsniveau mit einer hinreichenden Zahl vergleichbarer Kriterien nicht erreicht würde. Dieses Dilemma spiegelte sich seiner Meinung nach in der Heterogenität der in den einzelnen Panels zusammengestellten Beiträge zur Sowjetunion bzw. zur DDR wider. Der Umstand, daß auf dieser Tagung ganz überwiegend amerikanische und westdeutsche WissenschaftlerInnen auf Englisch über den Alltag in der UdSSR und Ostdeutschland debattierten, diente Niethammer als Aufhänger für zwei weitere Punkte, die seine Skepsis gegenüber diesem Vorhaben nährten. Zum einen stelle die (Alltags-)Sprache, sowohl in den Quellen-Texten als auch in den historiographischen Analysen und Darstellungen, ein erhebliches Hindernis dar. Wie könne man beispielsweise "durchherrschte Gesellschaft", "Historisierung", "kommode Diktatur" oder ähnliche Termini – einschließlich ihrer diversen Konnotationen – 1:1 ins Englische übertragen? Zum anderen forderte er zu einer stärkeren Reflexion der Probleme auf, die sich aus der Tatsache ergeben, daß sowohl die ForscherInnen als auch ihre Objekte in teils sehr verschiedenen kulturellen und generationellen Kontexten beheimatet seien. Niethammers Einwände wurden zwar mit Interesse aufgenommen, stellten das Unternehmen aber nicht grundsätzlich in Frage, da es ausdrücklich nicht darauf angelegt war, konkrete Ergebnisse stringenter Vergleichsstudien zu präsentieren, sondern im Austausch mit VertreterInnen des anderen Forschungsfeldes v.a. methodische Anregungen für die eigene Arbeit zu erhalten.

Das erste Panel wandte sich den Arbeitern zu ("Shop Floors, Workers and Class Values"). Es wurde von Heinz-Gerd Hofschen (Bremen) eröffnet, der einen gemeinsam mit Hanna Haack (Rostock) verfaßten Beitrag über das Arbeitermilieu der Rostocker Neptun-Werft in den 1950er Jahren vorstellte. Der auf einer interessanten Ost-West-Vergleichsstudie – mit dem Pendant einer Bremer Werft – beruhende Vortrag wurde kontrovers diskutiert, weil er zumindest einige mit der Materie vertraute TeilnehmerInnen in Erstaunen versetzte. Während der Befund, daß die ostdeutschen Werftarbeiter ein relativ hohes Maß an Autonomie im Produktionsprozeß besessen und verteidigt hätten noch nachvollziehbar war, konnte Hofschens Behauptung, eine solche Autonomie habe auch in Bezug auf politische Aktionen bestanden, nicht überzeugen. Unzureichende oder gar fehlende Begriffsbestimmungen von "Milieu" und "Autonomie" in diesem Papier waren die Basis für letztlich überzogene und kaum haltbare Interpretationen. Die Feststellung beispielsweise, daß die Tarife nicht nur in Bremen, sondern auch in Rostock während der 50er Jahre (noch immer) deutlich zwischen Un- bzw. Angelernten und Facharbeitern unterschieden, liefert noch keine hinreichende Grundlage für den von Hofschen gezogenen (Kurz-)Schluß, daß die Gewerkschaften in Ost und West sich (insgesamt) erstaunlich ähnlich gewesen seien.

Jeffrey Rossmann (University of Virginia) präsentierte Auszüge aus einer Studie über die Textilindustriearbeiterschaft in Sowjetrußland während des ersten Fünfjahrplans, womit er – wie die meisten amerikanischen TeilnehmerInnen – Anknüpfungspunkte für den in Fitzpatricks Einleitung angedeuteten diachronalen Vergleich mit der (frühen) DDR lieferte. "Why do they care so little about the well-being of the worker?" lautete die verzweifelte Frage eines russischen Textilarbeiters im Jahre 1928, mit der Rossmann seinen Vortrag überschrieben hatte. Dieser und seine Kollegen konnten nicht begreifen, daß sie immer härter und länger schuften sollten, um das ehrgeizige Industrialisierungsprogramm der KP zu realisieren, während sie gleichzeitig, infolge der verfehlten sowjetischen Landwirtschaftspolitik, Hunger leiden mußten. Daß sie ihrem Unmut darüber eher in hunderten kleinen Protesten verschiedenster Art und nur in wenigen größeren Streikaktionen Luft machten, entspricht ähnlichen Verhaltensweisen der Industriearbeiterschaft in der DDR. Sowohl die Auslöser der Proteste als auch die Formen ihrer Artikulation scheinen durchaus vergleichbar und verweisen nachdrücklich darauf, daß es unter den kommunistischen Diktaturen eben keine Gewerkschaften und Betriebsräte als legitime Interessenvertreter der Beschäftigten gab.

Interessante Überlegungen zum Gabentausch in DDR-Betrieben ("The gestures and the spirit of giving in firms of the GDR") stellte Sandrine Kott (Poitiers, Frankreich) an. Bei ihren Recherchen zu mehreren Ost-Berliner Betrieben war ihr aufgefallen, daß der Brauch des Schenkens sowohl innerhalb von Arbeitsbrigaden als auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen sowie zwischen den Betrieben und mit ihnen durch sogenannte Patenschaften verbundene Institutionen sehr verbreitet gewesen war. Die Analyse der damit verbundenen Rituale unter Verwendung sozial-anthropologischer Konzepte brachte die französische Historikerin zu dem Ergebnis, daß sich diese Gesten des Schenkens in der Kontinuität bestimmter Traditionen bewegten und dabei an tief verwurzelte Werte des Paternalismus und des Christentums anknüpften. Dies könne man auch als einen "Diskurs in Aktion" begreifen, in dem es um soziale Bindungen und Machtbeziehungen gegangen sei. So betrachtet könnten verschiedene Formen von "Undankbarkeit" oder gar die Zurückweisung von Geschenken als Anzeichen von Dissonanzen, Unzufriedenheit und Konflikten gedeutet werden.

In seinem Kommentar ging Lewis Siegelbaum (Michigan State University) auf die (vermeintliche) Krise der Arbeiter-Geschichtsschreibung und ihre Hintergründe ein. Daß sie für die Erforschung der vorgeblich auf die "Diktatur des Proletariats" gestützten kommunistischen Regimes von zentraler Bedeutung ist, war allerdings unumstritten. Bezug nehmend auf Jeffry Rossmanns Vortrag hob Siegelbaum den Prozeß der "Domestizierung" der "Arbeiterklasse" als eines der interessantesten Forschungsfelder heraus.

Diese Frage läßt sich ohne weiteres auf die gesamte Gesellschaft übertragen und stand somit gleichermaßen für die zweite Sektion, in der es um die Staat-Bürger-Beziehung(en), insbesondere um Repression und Widerstand, Erziehung und Partizipation ging. Golfo Alexopoulos (University of South Florida) stellte Thesen unter dem Titel "The subversive nature of compliance" anhand einer Fallstudie aus Stalins Sowjetunion der späten 1920er und frühen 1930er Jahre zur Diskussion. Obgleich ihr Argument, sowohl Gegner und Opfer als auch Teile des Apparates hätten den stalinistischen Terror in dieser Phase durch überzogene Willfährigkeit ("excessive compliance", "overcompliance") teilweise ad absurdum geführt und damit (zunächst) zu seiner Abschwächung beigetragen, nicht völlig von der Hand zu weisen war, bewegte sie sich damit doch auf dünnem Eis. Denn einerseits dürfte schwer zu belegensein, daß es sich dabei stets um gezielte Formen subversiven, widerständigen Verhaltens handelte und andererseits ist ebenso unsicher, ob die vermeintlichen Wirkungen nicht stärker auf andere Faktoren zurückzuführen waren.

Paul Hagenloh (University of Alabama) wandte sich der Theorie und Praxis der sowjetischen Polizei in den 1930er Jahren zu, insbesondere den Bestrebungen, Teile der Bevölkerung in die Arbeit der Polizei einzubeziehen. Das fand seinen konkreten Ausdruck in der Bildung sogenannter Vereinigungen (später Brigaden) zur Unterstützung der Polizei, die ihrem Charakter nach teils Massenorganisation, teils Polizei-Hilfstruppe, teils Bürgerwehr waren. Der Referent verwies darauf, daß dieser Ansatz durchaus mit der auch in (West-)Europa und den USA immer wieder aufgegriffenen Idee des "community policing" korrespondiere, allerdings nirgendwo so weit getrieben worden sei, wie in der SU. Dies stelle insofern ein Paradoxon dar, als zwischen dieser Form der (ideologisch begründeten) Einbeziehung der Massen und der Ausübung von Staatsgewalt – zumal in der Stalin-Ära – ein deutlicher Widerspruch bestünde. Auch wenn die Polizei-Hilfsvereine nicht sonderlich effektiv wirkten, hätten sie sich doch dauerhaft etabliert und seien (modifiziert) später auch in den "Volksdemokratien" unter sowjetischer Vorherrschaft eingeführt worden.

Daß die öffentliche Ordnung auch unter kommunistischen Regimes (auf Dauer) nicht gegen die Masse der Bevölkerung durchgesetzt werden konnte, bestätigte auch Thomas Lindenberger (ZZF) in seinem Beitrag über den Paradigmenwechsel bei der Polizei in der frühen DDR. Aus der deutschen Tradition wurde zunächst das "klassische" Modell des Überwachens und Bestrafens fortgeführt, "angereichert" mit sowjetischen Einflüssen und unter veränderten politischen Vorzeichen. Lindenberger schilderte weiter, wie dann in den 50er Jahren die Utopie einer genuin "sozialistischen" Polizei Gestalt annahm, die verstärkt auf die Anwendung einer ganzen Palette erzieherischer Methoden ausgerichtet wurde. Gleichzeitig erfolgte eine systematische Entkriminalisierung nicht-politischer Starftatbestände, der eine erhebliche Intensivierung der Überwachung potentiell "gefährlicher" Teile der Bevölkerung gegenüberstand. Sehr anschaulich wurde diese eigentümliche Mischung exemplifiziert, anhand "bürgernaher", nahezu jovialer Polizeiarbeit in einem Dorf und der vergleichsweise unerbittlich harten Vorgehensweise gegenüber jugendlichen "Rowdies", die als pro-westlich eingestuft und damit zu "inneren Feinden" abgestempelt wurden. Lindenbergers Befund könnte somit als Beleg für die gelegentlich anzutreffende Charakterisierung der DDR als "Erziehungsdiktatur" dienen.

"The Making of a Stalinist Citizenry: Some Thoughts on Resistance and Subjectivity" war Lewis Siegelbaums Vortrag überschrieben, in dem er einige Ergebnisse eines gerade abgeschlossenen Projektes, das demnächst als Buch ("Stalinism as a way of life", gemeinsam mit Andrej Sokolov) erscheinen wird, zur Diskussion stellte. Diese Studie besteht im Wesentlichen aus Dokumenten (v.a. Stimmungsberichte und Briefe) die durch kontextualisierende Kommentare Einblicke in die Sozialgeschichte der Sowjetunion der 1930er Jahre ermöglichen sollen. Widerstand und Subjektivität seien zwei zentrale Komplexe, die in diesem Quellenmaterial immer wieder aufscheinen, obgleich Siegelbaum einräumte, daß darin zwar verschiedene Formen von Resistenz identifiziert werden könnten, es aber oft schwierig sei, exakt festzustellen, aus welchen Motiven heraus entsprechendes Denken und Handeln entstand und wogegen es konkret gerichtet war. Bezüglich der Subjektivität hätte ihn vor allem die Art und Weise interessiert, in der sich die Briefeschreiber im Kontext der sowjetischen Gesellschaft verorteten, welchen Niederschlag z.B. die Kollektivideologie auf der Ebene der Individuen fand.

Konrad H. Jarausch (ZZF) fragte in seinem Kommentar, inwieweit die von Siegelbaum für die SU diagnostizierten Verhaltensformen von Adaption und Resistenz mit dem von Alf Lüdtke entwickelten "Eigen-Sinn"-Konzept kompatibel wären. Weiter verfolgt werden sollten seines Erachtens die in der Sektion angeklungenen Gegenstrategien der "Schwachen", die Reichweite des Konzepts der "Bargaining-Gesellschaft" sowie der (permanente) Rollenwechsel den die einzelnen Individuen in der gesellschaftlichen Praxis vollzogen hätten.

Unter der Überschrift "Wohlfahrt – Staatssozialistischer Paternalismus und Integrationspolitik(en)" ging es im dritten Panel um den großen Komplex der Sozialpolitik. Christoph Boyer (HAIT Dresden) skizzierte zunächst die Grundlinien der Sozial- und Konsumpolitik in der DDR der 1950/60er Jahre. Er konstatierte, daß sich die DDR langfristig von einem rigiden Terrorsystem zu einer "sozialen Wohlfahrtsdiktatur" entwickelt habe. Insbesondere infolge des Volksaufstandes im Juni 1953 habe die SED mit wechselnder Intensität und Schwerpunktsetzung die Sozial- und Konsumpolitik als Pazifizierungsstrategie angewandt. Während der 60er Jahre wurde beispielsweise versucht, eine spezifisch "sozialistische" Sozialpolitik zu entwickeln, die mit den wirtschaftlichen Reformbestrebungen (NÖS) eng verknüpft, d.h. zur sozialen Abfederung derselben gedacht gewesen sei. Wenngleich Boyer die stabilisierende Wirkung der sozial- und konsumpolitischen Anstrengungen des SED-Regimes nicht gänzlich in Abrede stellte, vertrat er die Überzeugung, daß deren systemintegrierende Wirkung eher bescheiden ausfiel.

Michael Schwartz (IfZ Müchen/Berlin) richtete den Focus auf die mit der Integration der Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen in der SBZ/DDR verbundenen Probleme. In der Mangelgesellschaft des ersten Nachkriegsjahrzehnts erwies sich die Eingliederung dieser in der DDR so genannten "Umsiedler" mittels einer speziell auf sie zugeschnittenen Sozialpolitik als schwieriger politischer Balanceakt, da sie von der "einheimischen" Bevölkerung leicht als Benachteiligung verstanden werden und somit den Integrationsprozeß vor Ort gefährden konnte. Ein direkter Vergleich zu diversen Umsiedlungsaktionen in der Sowjetunion wäre nach Meinung der Tagungsteilnehmer allerdings weniger naheliegend als beispielsweise mit Polen oder Ungarn, die aufgrund von Grenzverschiebungen nach dem 2. Weltkrieg ebenfalls enorme Migrationsbewegungen zu bewältigen hatten.

Einem wichtigen Bereich der Sozialpolitik, nämlich dem Gesundheitssystem in der späten Stalin-Ära, wandte sich Chris Burton (University of Toronto) zu. Er näherte sich diesem Gegenstand über die Analyse von Briefen und Petitionen von Patienten aus den Jahren 1949 bis 1954 an. Diese zu untersuchen sei unter anderem deshalb lohnenswert, weil das Gesundheitswesen eine von drei Säulen darstellte, auf denen die Zustimmung der Bevölkerung zum Sowjetsystem beruht habe und weil gerade während dieser Zeit sich die Zahl der Petitionen auf diesem Gebiet verfünffacht habe. Anhand der Privilegierung bestimmter Kategorien von Patienten ließen sich Aussagen zur sozialen Schichtung treffen bzw. überprüfen.

Die Kommentatorin Julie Hessler (University of Oregon) schlug einen Bogen von dieser zur vorangegangenen Sektion, indem sie anregte – auch im Ost-West-Vergleich – das Verhältnis von politischen und Bürgerrechten einerseits und sozialen Rechten auf der anderen Seite sowie die damit eng verknüpften gegensätzlichen Konzepte von "Gleichheit" sozialhistorisch genauer zu untersuchen.

In seinen einleitenden Bemerkungen zum nächsten Panel, das dem Themenkomplex "Mangel, Konsumkultur und informelle Netzwerke" gewidmet war, verwies Arnd Bauernkämper (ZZF) auf das Spannungsverhältnis zwischen dem "sozialistischen" Gleichheitsbegriff und einer zunehmenden Differenzierung des individuellen Konsums. Bei einem Vergleich müsse auf jeden Fall beachtet werden, daß die (sehr) unterschiedlich starke Ausprägung der Politik auf diesem Feld in der UdSSR bzw. DDR durch den ungleich größeren Einfluß des Westens auf Ostdeutschland quasi determiniert gewesen sei. Festzuhalten bleibe ebenso, daß die nie gänzlich überwundenen Versorgungsprobleme, das letztendliche Scheitern der Konsumpolitik, insbesondere in der DDR immer wieder destabilisierend wirkte. Andererseits besitze auch die These, der zufolge sich die Menschen im Knüpfen und Pflegen informeller Netzwerke zur Kompensation von Versorgungsengpässen so verausgabt hätten, daß ihnen kaum mehr Energie für politische Aktionen gegen das Regime blieb und somit eine Stabilisierung des Systems eintrat, eine gewisse Plausibilität.

Unter dem Titel "Nachkriegsnormalisierung und ihre Grenzen am Beispiel des Handels" zeigte Julie Hessler, daß die europaweite Überwindung des (extremen) Mangels und eine (relative) Normalisierung der Versorgung der Bevölkerung auch in der Sowjetunion spürbar war. Dies sei u.a. daran abzulesen, daß es Anfang der fünfziger Jahre ein Programm zur Verbesserung von "Kultur" und Qualität im Einzelhandel gegeben habe sowie Produktion und Verkauf von Konsumgütern einen deutlichen Anstieg verzeichneten. Die Chancen für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung und eine ebenso anhaltende Steigerung des Lebensstandards seien u.a. dadurch verspielt worden, daß in dieser Phase beginnender Prosperität die Preise administrativ gesenkt wurden und infolgedessen ein Kaufkraftüberhang entstand der wiederum zu Engpässen in der Versorgung führte, weil die Produktion mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten konnte.

Judd Stitziel (John Hopkins University) demonstrierte am Beispiel des Textilkonsums in der DDR der 1950er Jahre, daß nach Überwindung der größten Nachkriegsnot die wachsenden Bedürfnisse der Bevölkerung nur unzureichend befriedigt werden konnten. Akzeptierten die meisten Konsumenten zunächst, daß sie eine Vielzahl "kreativer Techniken" anwenden mußten, um in den Besitz von Kleidungsstücken zu gelangen, die nicht nur elementarsten Ansprüchen genügten, sondern auch gewisse modische Akzente enthielten, vermehrte sich im Laufe des Jahrzehnts ihr Unmut, ob der Unfähigkeit von Industrie und Handel, ein in Qualität und Vielfalt ansprechendes Angebot zu erschwinglichen Preisen bereitzustellen. War insbesondere die ältere Generation weitgehend bereit, so Stitziels wenig überraschender Befund, die auch offiziell propagierte Beschränkung der Ansprüche an Textilien auf ihren Gebrauchswert zu akzeptieren, neigten die Jüngeren eher dazu, sich auch auf Umwegen – nicht selten im bzw. aus dem Westen – Kleidung zu besorgen, die ihren Vorstellungen entsprach, was aus Sicht des SED-Regimes durchaus unerwünschte politisch-ideologische Nebenwirkungen mit sich brachte.

Einen zeitlichen und thematischen Sprung in dieser Konsum-Sektion vollzog Stephen Lovell (Oxford), der sich den "Datschas in der Stalin-Ära" zuwandte und beispielhaft vorführte, zu welch interessanten Einsichten die Beschäftigung mit vermeintlich abseitigen Themen führen kann. Allein die Wandlungen im offiziellen und privaten Diskurs mit Bezug auf die "Datscha" als ein soziales Unterscheidungsmerkmal nachzuvollziehen, wirft einiges Licht auf ideologische und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse in der Sowjetunion. Nicht minder ertragreich ist es zu analysieren, wer, wann, wie schnell, wie groß, mit welcher Ausstattung (etc.) ein solches Wochenend- bzw. Sommerhaus erhielt, ob entsprechende Siedlungen sozial durchmischt oder eher homogen gestaltet wurden. Auf diesem Wege auch Erkenntnisse zur gesellschaftlichen Schichtung in der SU beisteuern zu können, scheint keine überzogene Erwartung Lovells.

Die fünfte Sektion unter dem Titel "Making Communist Subjects – Ideological practice and dissent" eröffnete Jochen Hellbeck (Uni Gießen) mit seinem Vortrag über "Working, Struggling, Becoming: Stalin Era Authobiographical Texts". Obgleich Tagebücher, in diesem Fall aus den 30er Jahren, als Quellen einen eher schwankenden Grund darstellen, sind sie doch unverzichtbar, will man etwas darüber erfahren, wie Menschen – in diesem Fall "unter dem Kommunismus" – gelebt, was sie gefühlt und gedacht, wie sie sich selbst in ihrer gesellschaftlichen Umwelt gesehen haben. Hellbeck zufolge wird aus diesem Material ersichtlich, daß (im Westen) landläufige Vorstellungen, die Individuen hätten unter kommunistischen Regimes trotz erzwungener oberflächlicher Zustimmung in ihrem Innersten dieses System abgelehnt bzw. seien faktisch vollständig paralysiert worden und sozusagen im Kollektiv "aufgegangen", viel zu kurz greifen. Die Oktoberrevolution von 1917 und die nachfolgende gesellschaftliche Umwälzung habe auf viele der Tagebuchschreiber bezüglich ihrer Selbst-Verständigung nicht repressiv, sondern vielmehr produktiv, anregend gewirkt. Freilich werde in den Texten deutlich, wie stark die Selbst-Definition der Autoren auf die Revolution bezogen war, welche enorme Politisierung die Individuen in diesem Prozeß erfuhren, wie tief die "neue Zeit" in ihre Sprache, in ihr Denken eindrang. So wahrscheinlich es ist, daß die Verfasser der (wenigen) ausgewerteten Tagebücher bei weitem nicht die einzigen Menschen "unter kommunistischer Herrschaft" mit solchen oder ähnlichen Selbst-Erfahrungen waren, so schwierig, ja unmöglich ist es, diese zu verallgemeinern.

Auf die Suche nach der "Generation, nicht von diesem Stern" – nämlich den "neuen sowjetischen Menschen" – machte sich Anna Krylova (John Hopkins University). Dies tat sie anhand von Interviews, mit einer Reihe von (ehemaligen) Sowjetbürgern, die im Revolutionsjahr 1917 geboren wurden und somit als die erste Generation galten, die gänzlich unter sowjetischen Verhältnissen aufgewachsen ist. Ihr Anliegen war es, jenseits der Dichotomie von Totalitarismus versus Revisionismus herauszufinden, wie diese – oberflächlich – als "Gläubige" des kommunistischen Systems etikettierten Menschen scheinbar oder tatsächlich die "stalinistische Kultur" (und Mentalität?) verinnerlichten, sich mit ihr identifizierten. Dabei glaubt sie herausgefunden zu haben, daß die Sozialisierung dieser "neuen Menschen" insbesondere in den 30er Jahren und während des "Großen Vaterländischen Krieges" durch eine dauerhafte Unterminierung ihrer respektiven Identitäten gekennzeichnet war. Im Ergebnis, so Krylova, seien unsichere, unstetige Persönlichkeiten geprägt worden, die sich durch ständige Selbstunzufriedenheit, Selbstkritik und ein permanentes Streben nach Selbstüberwindung auszeichneten.

Bezogen auf die DDR fragte Dorothee Wierling (Berlin) in ihrem Beitrag, ob es gelungen sei, mit dem Konzept der "Heimat-Liebe" eine "sozialistische Art des Dazugehörens/der Verbundenheit" bei den Bewohnern des Landes zu erzeugen – zumal vor dem Hintergrund, daß das SED-Regime die "nationale Karte" angesichts der deutschen Teilung nicht ohne weiteres zur Identitätsstiftung verwenden konnte. Ähnlich wie Krylova untersuchte Wierling diese Frage insbesondere an der ersten "genuinen DDR-Generation" – also den im Gründungsjahr des ostdeutschen Teilstaates Geborenen. Das Konzept der "Heimat-Liebe", das sich in veröffentlichten Bildungsprogrammen der 1950/60er Jahre wiederfindet, strebte die Erzeugung eines Zugehörigkeitsgefühls an, das sowohl national als auch "klassenmäßig" fixiert sein sollte. Allerdings zeigen soziologische Untersuchungen des Instituts für Jugendforschung aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, daß die gewünschte Identitätsstiftung nur in geringem Maße über diese Schiene erfolgte, sondern vielmehr die gesicherte Zukunftsperspektive, gute Möglichkeiten für berufliche und wissenschaftliche Bildung sowie die Förderung des (Leistungs-)Sports an erster Stelle rangierten.

Diese Sektion machte deutlich, daß die Frage nach den ganz konkreten Menschen, die "unter dem Kommunismus" gelebt haben, nicht nur wichtig und interessant ist, sondern trotz aller methodischen Probleme – die hier womöglich besonders sorgfältig reflektiert werden müssen – durchaus ertragreich untersucht werden kann. Freilich müssen die Befunde solcher Studien äußerst vorsichtig interpretiert, können kaum verallgemeinert oder quantifiziert werden und sollten immer mit dem Grundverständnis gelesen werden, daß sie zumeist auf der Basis gänzlich subjektiver Erfahrungen und Reflexionen Einzelner beruhen, neben denen es Millionen anderer Lebens-Geschichten "unter dem Kommunismus" gegeben hat. Um tiefer in diese Geschichten eindringen, sie genauer analysieren und interpretieren zu können, regte Greg Eghigian (Penn State University) in seinem Kommentar an, stärker auf interdisziplinäre Forschungen gemeinsam mit Psychologen/Psychoanalytikern und Anthropologen zu setzen.

Im sechsten und letzten Panel der Tagung ging es schließlich um "‘Sozialistische‘ Kultur und Volkskultur – Widerstreit und Koexistenz". Katriona Kellys (Oxford) Beitrag beschäftigte sich mit "Mass Expression and the Stengazeta (Wandzeitung) in the Early Soviet Period". Um die Bedeutung des Themas zu unterstreichen, zitierte sie einen Zeitgenossen der 1924 die Wandzeitungen als "die einzige Form von Zeitung für die Massen, die wir haben" beschrieb. Obwohl es in der KP-Führung natürlich Idealvorstellungen gab, mit welcher Intention sich die Wandzeitungen welchen Themen zuwenden sollten, gab es aus verschiedenen Gründen unter den (Kultur-)Funktionären der nachgeordneten Ebenen doch unterschiedliche Auffassungen über die praktische Umsetzung dieses Ideals und somit lange Zeit keine konkreten einheitlichen Anweisungen für die einzelnen Wandzeitungsredakteure. Dadurch entstand für diese ein gewisser Freiraum, auch Unsicherheit, mit dem Ergebnis, daß die Produkte nicht selten zu bizarren Mischungen aus ideologischen Postulaten und Versatzstücken überkommener Volkskultur gerieten. Eine verbreitete Reaktion auf die von "oben" geforderte gegenseitige "Kritik" und "Erziehung" z.B. in Arbeits- und Betriebskollektiven, die durchaus auch denunziatorisch ausfallen durfte, war eine – ganz sicher nicht intendierte – Solidarisierung in den betroffenen Gruppen, deren zunehmendes Schweigen nach außen, d.h. auch gegenüber Vorgesetzten und Parteifunktionären. Kellys Vortrag enthielt ein ganze Reihe von Aspekten, die dem Zuhörer mit Bezug auf die DDR durchaus bekannt vorkamen und weitere erhellende Studien – auch Vergleiche – anregen könnten.

Einer anderen Art von Öffentlichkeit wandte sich Sylvia Klötzer (ZZF) mit ihrem Text unter dem Titel "Attacking ‚Socialist Hollywood‘: The (Public) Sphere of Satire. East German Political Cabaret" zu. Die Verhaftung und drakonische Aburteilung der Mitglieder des Leipziger Studentenkabaretts "Rat der Spötter" im Herbst 1961 führt, so die Referentin, zu der zentralen Frage, welches Konzept von Öffentlichkeit auf Seiten des SED-Regimes hinter diesem harten Vorgehen stand und wie dieses von den Inhaftierten und anderen Beteiligten wahrgenommen, ganz oder teilweise akzeptiert bzw. satirisch zurückgewiesen wurde. Dies analysierte sie außerdem anhand weiterer Medien, nämlich Film und Presse, wodurch Klötzer differenzierte Aussagen zu treffen vermochte, über die spezifischen Praktiken mit denen öffentliche Kritik in der DDR der 1960er Jahre artikuliert, zurückgewiesen, kanalisiert und mißbraucht worden ist. Ihr Konzept wirkte nicht zuletzt deshalb überzeugend, weil es sowohl die Intentionen und Handlungen der SED-Kulturpolitiker, als auch die Akteure bei den verschiedenen Medien und die Rezipienten in Betracht zog.

Last not least schloß Alf Lüdtke (MPIG Göttingen/Uni Erfurt) den Bogen der verschiedenen Panels mit seinem Beitrag "The Arena of Work: Self-Regulation or Control from Above? Contested Shop Floors in East Germany (1950s and 60s) in filmic Representation", der die "sozialistische Kultur" mit der eingangs behandelten Arbeitswelt verknüpfte. Der 1965 im Kontext des kulturpolitischen "Kahlschlags" der SED auf Eis gelegte Film "Berlin um die Ecke" hatte ein zentrales Thema, um das Lüdtkes Forschungen seit Jahren kreisen: den Arbeitsethos von Industriearbeitern. "Deutsche Wertarbeit", dieser alte Slogan und die damit verbundene Mentalität waren auch in der DDR anzutreffen und entfalteten hier eine ambivalente Wirkung. Wenn Beschäftigte, z.T. trotz widriger Bedingungen, bemüht waren "gute Arbeit" zu leisten, so taten sie das nicht selten aus einem inneren Antrieb, aus ihrem Selbst-Verständnis heraus. Davon profitierten freilich auch ihre Vorgesetzten, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre, letztlich "der Staat". Andererseits schuf das Bewußtsein (unter schlechten Arbeitsbedingungen) "aus Scheiße Bonbons" zu machen insbesondere unter Facharbeitern auch wachsende Distanz zur "volkseigenen" Industrie, "dem Staat" und der "führenden" Partei, weil diese außer Stande waren, dafür zu sorgen, daß sie "richtig arbeiten" konnten. Die von Lüdtke vorgetragenen Überlegungen zu den Selbst-Bildern und Fremdzuschreibungen von Arbeitern in der DDR zeigten sehr anschaulich, wie reizvoll und fruchtbar solche quasi indirekten Zugänge, derartige Perspektivenwechsel sein können.

Sheila Fitzpatrick verwies in ihrem Kommentar auf das weite Spektrum "der Kultur", das in dieser Sektion nur in einigen Aspekten behandelt werden konnte. Als weiter zu verfolgende Forschungsfragen strich sie u.a. die Bemühungen der kommunistischen Regimes um die "Erziehung des Volkes zu einem kulturvollen Leben", die Ausprägung der Techniken des Lesens (und Schreibens und Redens) "zwischen den Zeilen" oder auch das Problem des (Alkohol-)Trinkens als eine Art "Volks-Kultur" heraus. Auf die Arbeiter-Bilder bezogen verwies sie darauf, daß es in der Sowjetunion ab den 1940er Jahren regelrechte "Arbeiter-Dynastien" gegeben habe, "Vorzeige-Proletarier-Familien", herausragende Aktivisten, die im Mittelpunkt der offiziellen Darstellungen der "führenden Klasse" standen.

In der Schlußdiskussion zeigte sich Manfred Hildermeier (Uni Göttingen/ZVGE) wenig überrascht davon, daß diverse auf der Alltagsebene angesiedelte (Vergleichs-)Studien, je detaillierter sie ausgeführt werden, viele Unterschiede zu Tage fördern. Nicht aus dem Blick verlieren dürfte man die unterschiedlichen historischen Voraussetzungen und aktuellen Kontexte der Vergleichsgegenstände, weshalb beispielsweise davon auszugehen sei, daß die Entwicklung der Arbeiterschaft in der DDR durch spezifisch deutsche Traditionen weit stärker geprägt wurde als durch die "Sowjetisierung". Schließlich wäre es angesichts der "Sonderrolle" der UdSSR als Führungsmacht des Ostblocks, die beim Aufbau des "Sozialismus" gegenüber den anderen Staaten drei Jahrzehnte "Vorsprung" gehabt und den "Entwicklungs-Pfad" für die übrigen vorgezeichnet habe, sinnvoller, Vergleiche beispielsweise zwischen DDR, CSSR und Ungarn anzustellen. Auch Sheila Fitzpatrick warnte davor, den hegemonialen Status der SU gegenüber den ostmitteleuropäischen Ländern auf die Forschung zu übertragen, zu stark fixiert auf die Befunde der Sowjetologen zu schauen und (ausschließlich) nach deren Pendants in den Satelliten-Staaten zu suchen. Angesichts einiger während der Tagung vorgestellter Beiträge mahnte Thomas Lindenberger zu Recht an, daß nicht bestimmte Teilaspekte des alltäglichen Lebens "unter dem Kommunismus" isoliert betrachtet und verglichen werden sollten, sondern stets das Herrschaftsgefüge der jeweiligen Regimes als Rahmen in die Analyse einbezogen werden müßten. Breite Zustimmung fand die abschließende Bemerkung von Christoph Conrad, daß der Verfremdungseffekt, die interdisziplinäre, interkulturelle Begegnung und Diskussion der ganz unterschiedlichen Vorträge, das eigentliche Ziel dieser "Übung" gewesen sei. Nicht zuletzt aus den lebendigen und interessanten Diskussionen zu jedem einzelnen Panel konnten die TeilnehmerInnen eine Vielzahl von Anregungen für die eigene Forschungsarbeit mitnehmen. So wird sicher nicht nur der Berichterstatter diese Tagung als eine gelungene, produktive Veranstaltung in Erinnerung behalten.


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Thomas Reichel" <reichel@zzf-pdm.de>
Subject: Tagungsbericht: "Historicizing Everyday Life under Communism..."
Date: 23.07.2000


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