Workshop des
Zentrums fuer Vergleichende Geschichte Europas
(FU Berlin und HU Berlin) am 18. und 19. Juni 1999
Die Leitfrage dieser Tagung haette vor zehn Jahren noch rein rhetorisch geklungen. Erst in letzter Zeit sind die Instrumente der Beziehungs- und Transfergeschichte sowie des Vergleichs auch auf die Geschichtswissenschaft selbst angewandt worden. Erfreulicherweise ist eine ganze Reihe solcher Arbeiten gegenwaertig kurz vor der Fertigstellung oder bereits abgeschlossen; allerdings sind ihre Ergebnisse noch weitgehend unveroeffentlicht. Dies waren Gruende genug fuer ca. 35 Referentinnen und Referenten sowie Diskutanten, der Einladung von Christoph Conrad und Sebastian Conrad am Zentrum fuer Vergleichende Geschichte Europas zu folgen und in dessen Raeumen an der Freien Universitaet Berlin zusammen zu kommen.
Ermoeglicht wurde das Treffen durch die finanzielle Foerderung der Volkswagen-Stiftung fuer das ZVGE.
In dem Workshop sollte ueber die Chancen ebenso wie ueber die Grenzen des komparativen Ansatzes fuer die Geschichte der Geschichtswissenschaften diskutiert werden. Dabei sollte an Fragestellungen angeknuepft werden, die die Wissenschaftsgeschichte (gerade auch anderer Disziplinen) bzw. die "intellectual history" nicht-akademischer Themen aufgeworfen haben.
Praesentiert wurden Einblicke in Forschungsprojekte, die eine vergleichende und beziehungsgeschichtliche Perspektive nicht nur einfordern, sondern auch empirisch umsetzen. Ein weiteres Ziel war, die sonst uebliche Beschraenkung auf westeuropaeische Geschichtswissenschaft durch die konsequente Einbeziehung osteuropaeischer und aussereuropaeischer Historiographien zu durchbrechen. So widmeten sich einzelne Vortraege denn auch nicht nur den klassischen Referenzen Frankreich und Deutschland, sondern Nigeria, Russland oder Japan. Thematisch waren die Beitraege um drei Problematiken gruppiert:
1) Die Nation schreiben
2) Der Inhalt der Form
3) Institutionen und Innovationen
Der erste Tag stand ganz im Zeichen des nationalen Paradigmas in der Historiographiegeschichte: verhandelt wurden nationale Spezifika der Geschichtsschreibung, aber auch die entscheidende Rolle der Geschichtswissenschaft bei der Konstituierung der Nation. Stefan Berger (Cardiff) eroeffnete die Diskussion mit einem breit angelegten Ueberblick ueber die Entwicklung der Geschichtsschreibung in Westeuropa. Er konzentrierte sich auf eine Reihe von gemeinsamen Elementen, deren unterschiedliche Auspraegung erst einen internationalen Vergleich ermoegliche. Dazu zaehlten etwa der Bezug auf einen nationalen Gruendungsmythos, eine spezifische Spannung zwischen Objektivitaetspostulat und Legitimationsbeduerfnis oder der Rekurs auf nationale Charaktereigenschaften. Anhand dieses kategorischen Rasters entwickelte Berger eine Typologie von Faellen, die auch als Rahmen fuer einen europaeischen Vergleich gedacht war. In der anschliessenden Diskussion wurden dann einige grundsaetzliche Fragen aufgeworfen, denen eine solche Makroperspektive auf die Historiographiegeschichte nicht leicht ausweichen kann: dazu gehoerte die Befuerchtung, vorschnell "Nationalhistoriographien" zu konstruieren, anstatt von divergierenden Gruppen, querliegenden Diskursen und konfliktreichen Auseinandersetzungen um Hegemonie auszugehen. An die Debatte ueber nationale Traditionen der Geschichtsschreibung schloss spaeter auch die Vorstellung eines Projektes an, das in Duesseldorf von Gerd Krumeich geleitet wird "Historiker und die Nation des Anderen: Deutsche und franzoesische Nationalgeschichtsschreibung 1870-1914"). Patrick Krassnitzer gab einen Ueberblick ueber den komparativen Ansatz dieser Forschergruppe, die sich auf Historiker in ihrer Rolle als nation-builder konzentriert. Andreas Eckert (Berlin), der ueber die Historiographie Nigerias und Senegals referierte, relativierte und ergaenzte Bergers Sicht aus der europaeischen "Metropole". Dabei wurde deutlich, welch enge und kontinuierliche Beziehung die postkoloniale Geschichtsschreibung in Afrika zur europaeischen Historiographie pflegte, die eine gemeinsame Sprache, einschlaegige Themen und auch einen methodologischen Standard bereitstellte. Zugleich stellte Eckert das Konzept der nationalen Historiographie in Frage, da mittlerweile der Grossteil der Historiker 'zu' Afrika nicht mehr 'in' Afrika arbeiten, sondern in Frankreich oder den Vereinigten Staaten; auch in London oder Berlin liesse sich afrikanische Geschichte ebensogut studieren wie an den meisten afrikanischen Universitaeten. Zwischen "eigener" und "fremder" Geschichtsschreibung zu unterscheiden werde also zunehmend unmoeglich - eine Perspektive, die sich moeglicherweise auch auf die europaeische Geschichtswissenschaft mit Gewinn anwenden liesse.
In der folgenden Sektion stand die nationale Selbstvergewisserung in einer Reihe von Laendern, die nach 1945 einschneidende territoriale Veraenderungen erlebt hatten, im Vordergrund. Frank Hadler (Leipzig) beschrieb die explizite Thematisierung der Nation und die Praeokkupation mit Fragen des Territoriums in Ostmitteleuropa. Er unterschied dabei die Entwicklung in Polen und der Tschechoslowakei einerseits, wo wiedergewonnene Gebiete im Westen die Verluste im Osten kompensieren konnten, und in Ungarn andererseits, wo das Trauma der enormen Territorialverluste nach dem Ersten Weltkrieg auch nach 1945 fortwirkte (Trianontrauma) und die Historiographie massgeblich bestimmte. Sebastian Conrad (Berlin) hingegen lokalisierte in der Bundesrepublik und in Japan die nationale Komponente gewissermassen zwischen den Zeilen einer sich dezidiert uebernational gerierenden Nachkriegsgeschichtsschreibung (in der Bundesrepublik war das christliche Europa, in Japan eine marxistisch inspirierte Universalgeschichte der Fluchtpunkt der Interpretationen). Jenseits aller offen ausgetragenen Konkurrenz der Deutungsansaetze (politisch, konfessionell, regional) blieb jedoch in beiden Laendern die Geschichtsschreibung dem nationalen Paradigma verhaftet.
Um eine spezifische Form nationaler Geschichtsschreibung ging es im Vortrag von Peter Schoettler (Berlin), der die 'Volksgeschichte' der 30er Jahre mit der fruehen Annales-Historiographie verglich. Er untersuchte dazu einerseits die direkten und indirekten Kontakte, wobei die gegenseitigen Rezensionen eine besonders wichtige Quelle darstellten. Daneben beobachtete Schoettler Parallelen auf der Ebene der Ausweitung des methodischen Kanons (etwa die Verwendung von Kartographie oder die Interdisziplinaritaet).
Diese morphologischen Aehnlichkeiten stellte er schliesslich in den politischen Kontext beider Historiographien, die auf ganz unterschiedliche Vorstellungen von Gesellschaft, Totalitaet und Moderne rekurrierten. Inwiefern angesichts dieser Differenzen auch fuer die deutsche Volksgeschichte von Innovation gesprochen werden koenne, war anschliessend Gegenstand einer ausfuehrlichen Debatte. Dabei ging es nicht zuletzt um die Frage, ob die wissenschaftlichen Methoden von der politisch-weltanschaulichen Stossrichtung der Historiographie getrennt betrachtet werden koennen. Schoettler selbst resuemierte, die "Volksgeschichte" und die "Annales" seien aufgrund der grossen Differenzen im Grunde "nicht vergleichbar".
Diesen Topos der "Eigengesetzlichkeit", der nationale Wissenschaftssysteme verpflichtet bleiben, hatte zuvor bereits Martin Sabrow (Potsdam) hervorgehoben. In seinen provokativen Ueberlegungen, die auf den Fall der DDR-Geschichtswissenschaft bezogen waren, formulierte Sabrow grundsaetzliche Einwaende gegen die Methode des Vergleichs: die Tendenz sei gross, die Kategorien eines Falles auf den zu vergleichenden Untersuchungsgegenstand zu uebertragen und diesen somit begrifflich zu "kolonisieren". Ohnehin liessen sich die Objekte des Vergleichs - in diesem Falle nationale Historiographien - nicht so voneinander isolieren, dass der gegenseitige Einfluss ausgeblendet werden koenne. An Sabrows Vortrag, der pikanterweise selbst eine Reihe interessanter komparativer Perspektiven eroeffnete, schloss sich eine Diskussion ueber das Verhaeltnis von Vergleich und Beziehungsgeschichte an, das bis zur Schlussdiskussion ein durchgehendes Thema des Workshops darstellte. An diese Frage knuepfte ferner das Referat von Joerg Hackmann (Luebeck) an, der die Debatte ueber die "Volksgeschichte" in einen beziehungsgeschichtlichen Kontext stellte, der bislang nur unzureichend ausgeleuchtet wurde. Denn auch in Polen gab es eine "Westforschung", die sich mit den ostmitteleuropaeischen Gebieten beschaeftigte und in vielerlei Hinsicht als Pendant zur deutschen "Ostforschung" angesehen werden kann. Hackmann berichtete dabei aber auch ueber eine Reihe von (nicht zuletzt politischen) Schwierigkeiten, die einem solchen Vergleich auch heute noch entgegenstehen.
Am zweiten Tag war der thematische Bogen nicht weniger weit gespannt, nur ging es staerker um die Praxis von Forschung und Darstellung: auf der einen Seite wurde die Narrativitaet in den Mittelpunkt gestellt - sei es als Strategie historischer Autoren, sei es als Gegenstand methodischer Selbstreflexion; auf der anderen Seite ging es um Forschungsprogramme zur institutionellen Rahmung der Geschichtswissenschaften.
Der Sektionstitel "Der Inhalt der Form" fand mit seiner Anspielung auf Hayden White sowohl Zustimmung als auch Kritik. Paul Nolte (Bielefeld/Berlin) fuehrte die explorative Anwendung der Kategorien der "Metahistory" auf die zwei grossen Synthesen der neueren deutschen Geschichte, die Werke von Thomas Nipperdey und Hans-Ulrich Wehler, vor. Die Ergebnisse waren unerwartet, denn sein Vergleich akzentuierte Nipperdeys strukturgeschichtlichen Blick und Wehlers Vorlieben fuer Akteure, dramatische Handlungsablaeufe und zeitgenoessische Stimmen. Beide treffen sich im Versuch, eine Meisterzaehlung zu gestalten, die zwei kontrastierende Fluchtpunkte vereinen muss: den "deutschen Sonderweg" zum Nationalsozialismus und die erfolgreiche Modernisierung und Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Alexandre Escudier (Genshagen), der gerade seine Dissertation zum Vergleich der Darstellungsweisen in der deutschen und franzoesischen Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert an der EHESS Paris verteidigt hatte, plaedierte fuer eine Beachtung der Selbstreflexion der Autoren ueber ihre narrativen Strategien. Nicht nur in Vorworten, sondern auch in Briefen, publizistischen Beitraegen oder mitten im Werk fand er Zeugnisse fuer das Nachdenken ueber Narrativitaet, Stilmittel, Wirkung und Ueberzeugungskraft, die bis auf Droysens Topik aus der Theoriebildung des deutschen Historismus ausgeklammert blieben. Franzoesische Historiker benutzten nicht selten autobiographische Skizzen in den Vorworten ihrer Werke, um Irrwege des Forschens nachzuzeichnen. Wie bei Descartes ging ihr Diskurs ueber die Methode vom Subjekt des Historikers aus. Die deutsche Geschichtswissenschaft hatte epistemologische Fragen viel frueher eigenstaendig behandelt und konnte sich zur Einleitung empirischer Werke darauf beschraenken, von Quellenproblemen zu berichten. Beide nationalen Historikergruppen zeigten ihre Gemeinsamkeiten aber im Interesse an den oeffentlichen Effekten ihres Tuns, an der Mitarbeit am Bau der nationalen Identitaet.
Die Kommentare der beiden Amsterdamer Geschichtstheoretiker Chris Lorenz und Ton Nijhuis wandten sich entschieden dagegen, der poetologischen Analyse allzu viel Erklaerungskraft zuzumessen. Zu sehr waeren diese Werke Amalgam und Collage aus einer breiten Forschung, zu viele intertextuelle Beziehungen haetten sie miteinander und mit anderen Werken als dass ueber die Praeferenzen und den Stil des vorgeblichen Erzaehlers alles erklaert werden koennte. Hayden Whites Thesen haetten wie eine Schocktherapie gewirkt, unterstrich Chris Lorenz; sie haetten die Frage der Darstellung wieder zu Bewusstsein gebracht. Aber dort faende die Nuetzlichkeit seiner Analysen auch ihre Grenze, denn sie verdeckten, dass Historiker Wahrheitsansprueche vorbringen und dass ihre Werke einen Objektbezug haben
.. Um ihn vergleichend einzuschaetzen, brauchte es den Bezug auf die Argumentationen und die "moegliche Geschichte", die den jeweiligen Hintergrund der gewaehlten Interpretation bildete. Die implizierte Vor- un d Nachgeschichte (Nijhuis) oder der Einbezug von virtuellen und "Kontrastgeschichten" (Lorenz) liessen erst die analytischen Entscheidunge n der Historiker hervortreten. Nur so liessen sich die Angemessenheit und di e Erklaerungskraft ihrer Darstellungen vergleichen und beurteilen.
In der Diskussion blieb die Spannung bestehen, die schon am ersten Tag die Beurteiler globaler Geschichtsnarrative und die Archaeologen individueller Forschungs- und Darstellungsweisen gegenueber stellte. Immerhin, so kam ma n sich naeher, muessten auch die mitgedachten Alternativen und Moeglichkeitsurteile im Text repraesentiert sein, sonst waeren sie ja nur dem Fachleser durch seinen Bezug auf die uebrige Literatur zugaenglich. Multiperspektivitaet, Intertextualitaet, Kritik und Abwaegung anderer Forschungen, internationale Vergleiche, Selektivitaet bei Themen und Erklaerungen sind solche Mittel, die sich unter dem Dach der "Narrativitaet" nur mehr schlecht als recht verbergen. Die Uebernahme literaturwissenschaftlicher Termini sei oftmals allzu voraussetzungslos erfolgt, warnte deshalb Gadi Algazi.
Matthias Middell (Leipzig) skizzierte ein umfangreiches Forschungsprogramm fuer eine Geschichte der institutionellen Formen historischen Forschens, Lehrens und Publizierens. Das Ziel eines solchen kollektiven Unternehmens waere die Verknuepfung der "Ideen- und Sozialgestalt der Disziplinen (R. vom Bruch). Dabei praesentierte Middell erste Ergebnisse aus dem seit 1996 laufenden Leipziger Projekt, das jeweils von Laenderspezialisten historische Kongresse, historische Zeitschriften und - im September 1999 - historische Seminare und Institute behandeln liess. Fragen der Zuhoerer zielten auf die konkreten Fragestellungen eines Untersuchungsrasters, das auch die Wissenschaftspolitik, die Praesentation historischen Wissens, die Verflechtung von Laien und Experten, die Organisation der Forschung sowie die "Steuerung der zentralen Narrative durch Institutionen" und den Kulturtransfer zum Inhalt hatte. In seinen Antworten unterstrich Middell den Wert von primaeren Basisinformationen, bevor weitergehende Interpretationen und Vergleiche beginnen koennten.
Hier schloss sich Gabriele Lingelbachs (Berlin) Intention an, deren Praesentation die praktischen Probleme einer quantitativen Auswertung von Dissertationen in den USA und Frankreich vorfuehrte. Ohne Kliometrie, so ihre These, schwebe Ideengeschichte allzu leicht im luftleeren Raum. Laess t sich z.B. eine mehr oder weniger nationalfixierte Ausrichtung der historischen Forschung an den Themen und Titeln der in beiden Laendern zentralen Qualifikationsarbeiten ablesen? Zumindest bei der ersten und oft einzigen Monographie vieler Historiker schien nationale Identitaetsbildung nicht an erster Stelle zu stehen: grosse Maenner wurden in den USA bis zum Ersten Weltkrieg kaum zum Gegenstand von Dissertationen; viele Arbeiten widmeten sich regionalen, oft sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Themen. Die Verteidiger des textuellen Ansatzes liessen sich nicht so rasc h von diesem Forschungsansatz ueberzeugen, sondern stellten die Aussagekraft blosser Titel und den Schluss vom spezialisiertem Arbeitsgebiet auf nationalpolitische Abstinenz in Frage.
Das Dissertationsprojekt, das Pavel KolE1r (Prag/Berlin) vorstellte, versucht den Vergleich des multiformen Objekts Geschichtswissenschaft anhand von drei ausgewaehlten Universitaeten (Berlin, Prag, Warschau) bearbeitbar zu halten. Sein Hauptproblem ist das ungleiche Gewicht der dre i Hochschulen und die Dominanz des Berliner Modells im 19. Jahrhundert. Dieses Problem hat ihn im Laufe seiner Arbeit vom blossen Vergleich zur Beziehungs- und Transfergeschichte gebracht. Thomas Bohn (Jena) stellte Teilergebnisse seiner Forschungen zur Geschichtsschreibung der Moskauer Schule vor und fragte, wieweit ein Vergleich mit der Lamprechtschule fuehren koennte. Ihm ging es um Bedingungen und Ausloeser fuer Innovation, d.h. hier den Grad und die Fruehzeitigkeit einer historisch-soziologischen Orientierung, wobei er besonders gesellschaftliche Kontexte einzubeziehen suchte.
Den Abschluss bildeten zwei kritische Bilanzen. Die erste uebernahm Michae l Werner (Paris), dessen eigene Interessen im Bereich der kulturgeschichtlichen Transfergeschichte und der Literaturwissenschaft liegen. Er hob die Beziehung zwischen der vergleichenden Betrachtung
einerseits und der fortwaehrenden Rekonstruktion der Objekte und Konzepte von Historiographiegeschichte andererseits hervor. Es staende kein archimedischer Punkt bereit, um solche Vergleichsfaelle von aussen zu betrachten. Erst wenn Binnensicht und Aussensicht, Wissenschaftsgeschichte und Selbstreflexion, Transfer und Komparatistik verschraenkt wuerden, koenne das Programm der Historisierung voll zum Tragen kommen. Ebenso wie Werner betonte Gadi Algazi (Tel Aviv/Berlin), dass Historiker von der Geschichte anderer Disziplinen lernen koennten, dass man "ins Labor gehen" muesste, um die Entstehung wissenschaftlicher Tatsachen zu beobachten. Ausserdem plaedierte Algazi fuer eine noch intensivere Nutzung des Vergleichs: sowohl auf der Makroebene, wo der Plat z der Historiker und ihrer Werke in der akademischen Welt und Sozialstruktur bestimmt werden kann, als auch auf der Mikroebene der Forschungspraxis ode r der Textsorten, wo Exzerpte, Fussnoten und Illustrationen zu Gegenstaenden werden. In der Diskussion wurde jedoch davor gewarnt, die Barrieren vor neuen Untersuchungen zum Vergleich, dem Transfer und der Aneignung intellektueller Objekte zu hoch zu bauen. Gerade juengere Forscherinnen und Forscher sollten vielmehr zu komparativen Studien ermutigt werden. Die Tagung schloss so mit dem Plaedoyer, die moeglichen Perspektivwechsel (von national zu transnational, von Vergleich zu Transfer, von Aussen- und Binnensicht, von Zentrum und Peripherie, von Modell und Rezeption) noch produktiver zu nutzen.
Das Tagungsprogramm der ist unter folgender Adresse einsehbar:
http://www.fu-berlin.de/zvge/histvergl.html
Die Veroeffentlichung eines Sammelbandes zum Thema der Tagung ist in Vorbereitung.
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Dr. Christoph Conrad (E-mail: conrad@zedat.fu-berlin.de)
Dr. des. Sebastian Conrad (E-mail: sconrad@zedat.fu-berlin.de)
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