Diskussion: Beruehmter Teppich - Adenauers Aussenpolitik

Liebe Listenmitglieder,

fuer die interessanten Antworten auf meine Anfrage bezueglich des Teppichs aus dem Hotel Petersberg bedanke ich mich herzlich. Die Faehrte, der Teppich sei in der Werner Reimers-Stiftung, hat mein Mitarbeiter Martin Seidl aufgenommen. Dies ist sein Ergebnis:

Ein Hinweis ueber den Verbleib des Teppichs fuehrte zur Werner Reimers-Stiftung in Bad Homburg. Herr Konrad von Krosigk, Vorsitzender der Stiftung, widersprach allerdings der Behauptung, dass die Stiftung im Besitz des Stuecks sei. Die Stiftung sei zwar im Besitz eines Teppichs, der bis 1955 im Sitz der AHK auf dem Petersberg gelegen habe, dieser und der gesuchte koennten aber nicht ein und derselbe sondern bestenfalls aus einer Serie sein. Der in Bad Homburg liegende Perserteppich ist nach Aussage von Krosigks noch waehrend des Zweiten Weltkrieges bestellt worden. Nach der Eroberung Berlins sei er zunaechst in den Besitz des Oberbefehlshabers der sowjetischen Truppen, Marschall Georgi Schukow, gelangt. Als Geschenk Schukows an seinen amerikanischen Kollegen, General Dwight D. Eisenhower, sei der Teppich dann in Bad Homburg im ersten Amtssitz Eisenhowers in Deutschland gelandet, der sich in der Villa Reimers befunden haette, dem heutigen Sitz der Stiftung. Mit dem Einzug der Alliierten Hohen Kommission in das Hotel auf dem Petersberg bei Bonn habe der Teppich seine Reise dorthin fortgesetzt. Als das Besatzungsstatut aufgehoben worden sei und die Hohen Kommissare abberufen worden seien, habe John McCloy, der amerikanische Hohe Kommissar, den Teppich an Werner Reimers zurueckgegeben, wodurch er spaeter dann in den Besitz der Stiftung gelangt sei.

Seine Gewissheit, dass es sich bei dem im seinem Haus befindlichen Teppich nicht um den gesuchten handeln koenne, bezieht Herr Reimers aus dem Vergleich einer Photographie des gesuchten mit dem vorhandenen Teppich. Danach koenne er sagen, dass es sich "sicher um zwei verschiedene Stuecke" handeln muss. Auf Anfrage erklaerte das jetzige Management des Hotels Petersberg, dass das gesamte alte Inventar, darunter auch besagter Teppich, im Jahre 1979 versteigert wurde. Der Seniorchef des durchfuehrenden Auktionshauses Plueckbaum in Bonn bestaetigte diese Aussage, konnte aber fuer den weiteren Verbleib keine Aussagen mehr treffen, da alle aelteren Akten derzeit vernichtet wuerden. Die Unterlagen zur Versteigerung der Gegenstaende aus dem Hotel Petersberg seien erst vor wenigen Tagen durch seine Haende in den Reisswolf gewandert. Herr Plueckbaum glaubte aber, sich erinnern zu koennen, dass der Teppich seinerzeit von "der deutschen Teppichindustrie" ersteigert worden und fuer ein Museum in Aachen bestimmt gewesen sei.

Anfragen bei allen Aachener Museen und beim ebenfalls in Aachen ansaessigen Institut fuer Teppichforschung (IFT) erbrachten allerdings keinerlei Hinweise, die diese Vermutung belegen.

Mit freundlichen Gruessen

Sabine Vogel

DHM Berlin


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From:"Sabine Vogel" <VOGEL@dhm.de>
Subject: Re: Anfrage: Beruehmter Teppich
Date: 1.4.1998


       

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