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Quelle - email <H-Soz-u-Kult>
From: Thomas Becker (TomBeee@aol.com) |
Mark Spoerer hat mit seiner Frage nach einer englischsprachigen Darstellung deutscher Produkte historischer Forschung eine interessante Debatte angestossen. Mir scheint jedoch, dass er sich die Antwort in seinem relativierenden letzten Satz selber schon gegeben hat: Da, wo wir fuer einen (deutschsprachigen) Markt umfangreiche Buecher verfassen, wird niemand auf den Gedanken kommen, eine andere Wissenschaftssprache zu benutzen - und wenn, wuerden es die Verleger nicht akzeptieren. Doch im gaenzlich andersgearteten Markt der wissenschaftlichen Zeitschriften ist das Festkleben an der international nicht mehr so verbreiteten deutschen Sprache eine bedauerliche und nicht mehr zeitgemaesse Haltung. Die Einwaende von Alf Luedtke und Georg Koeglmeier ueberzeugen mich nicht, denn wenn das Beharren auf der deutschen Sprache dadurch begruendet wird, dass historische Forschung auf Quellen basiert, die nun einmal in deutscher Sprache vorliegen, dann muesste die logische Konsequenz sein, dass ein Aufsatz zur Geschichte der Roemer in Deutschland nur in lateinischer Sprache, einer zur Geschichte der Juden nur in hebraeischer Sprache, einer zur Geschichte der Staufer nur in Mittelhochdeutsch zu erscheinen haette. Der Grund fuer die ablehnende Haltung zur Mehrsprachigkeit liegt wohl eher im Mangel an aktivem Sprach- bzw. Schreibvermoegen, das deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oft nicht die noetige Sicherheit im Ausdruck gibt. Ein sinnvoller Ausweg erscheint mir daher darin zu liegen, deutschsprachigen Zeitschriften englische (und/oder auch franzoesische) Zusammenfassungen beizufuegen. Das "Archiv fuer Reformationsgeschichte" tut dies schon laengst. Der "Archivar" auch.
Thomas Becker
Universitaetsarchiv Bonn
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