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Quelle - email <H-Soz-u-Kult>
From: Peter Horvath <Peter_Horvath@compuserve.com> |
Klaus Graf hat in seinem Beitrag ueber die Monopolisierung von Fachinformation mehrere Themenkomplexe angesprochen.
ist. Ich moechte zunaechst nur zu dem ersten Punkt Stellung beziehen.
Mitte der 70er Jahre wurde im Rahmen der Fachinformationspolitik der Aufbau eines Fachinformationszentrums (FIZ) Geisteswissenschaften, FIZ 14, begonnen, dem auch die Geschichte zugeordnet war. In der Fachplanungsgruppe war die Geschichte durch die Arbeitsgemeinschaft ausseruniversitaerer historischer Forschungseinrichtungen (AHF) vertreten. Die historischen Institute der Universitaeten waren nicht daran beteiligt, moeglicherweise wurde hier die Notwendigkeit eines historischen Informationssystems auch noch gar nicht gesehen. Die AHF entwickelte das Konzept eines historischen Informationssystems, das aus einer Projekt-, einer Quellen- und einer Literaturdokumentation bestehen sollte und auch in Form einer Online-Datenbank zur Verfuegung gestellt werden sollte. Ende der 70er Jahre wurden die Arbeiten zum Aufbau von FIZ 14 eingestellt, weil Bund und Laender infolge von Sparmassnahmen andere Prioritaeten setzten. Der Index der Forschung, der zunaechst im Rahmen der FIP gefoerdert worden war, haette sein Erscheinen einstellen muessen, waere nicht das Bayrische Staatsministerium mit entsprechenden Zuschuessen eingesprungen. Angesichts dieser Erfahrungen mit der staatlichen Foerderung historischer Fachinformation ist es kaum realistisch zu erwarten, dass ein historisches Informationssystem von Seiten des Staates bzw. der Steuerzahler finanziert wird. Die Frage ist: welche alternative Finanzierung gib es?
Die wesentlichen historischen Bibliographien, die heute online vorliegen, wie z.B. die Historical Abstracts (HA), America: History and Life (AHL), Arts and Humanities Search, Current Content Search: Arts and Humanities, Francis und Wilson Humanites Index/Abstract, stehen nirgendwo kostenlos zur Verfuegung. Um sie nutzen zu koennen braucht es Zugaenge zu DIALOG, CompuServe, OCLC u.a. Der Gedanke von HO ist zunaechst einmal, dass diese bereits vorhandenen Datenbanken unter einer einheitlichen Oberflaeche angeboten werden sollten. Warum dadurch eine Monopolisierung von Fachinformation erfolgen sollte, ist mir nicht klar. Niemand ist gezwungen HO zu benutzen. Jeder kann ja nach wie vor die DB bei den unterschiedlichen Anbietern abfragen: HA und AHL bei DIALOG, die British Library bei Blaise-Line, die Zeitschriftendatenbank bei DBI-LINK, Article First bei OCLC, die Deutsche Bibliothek bei STN, die FAZ und Munzingers Biographisches Archiv bei GBI und die IBR/IBZ ueber das Niedersaechsische Bibliotheksrechenzentrum (um nur einige zu nennen). Welchen Vorteil es aber haben sollte, all die unterschiedlichen Retrievalsprachen zu lernen und sich mit all den unterschiedlichen Ordnungskriterien vertraut zu machen, vermag ich jedoch nicht einzusehen.
Wieso aber nun auch noch durch die Schaffung eines historischen Online Dienstes (als troianisches Pferd?) den Multis (wer auch immer das ist?) der Einmarsch in den Cyberspace (wo auch immer der ist?) ermoeglicht wird, kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber vielleicht ist Klaus Graf in der Lage, uns ueber den Feind und seine Plaene aufzuklaeren.
Peter Horvath
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