Quelle - email <H-Soz-u-Kult>

From: "Peter Schmidt" <SCHMIDT@hardthoehe.ub.uni-koeln.de>
Organization: USTB KOELN
Subject: deutsch oder englisch
Date: Thu, 13 Feb 1997 14:13:11


Liebe KollegInnen,

die von Mark Spoener angestossene Diskussion, und speziell die Beitraege von Timmermann, Baten und Oberwittler finde ich sehr interessant. Ich moechte gerne als Historiker & Bibliothekar etwas dazu sagen. Die wechselseitige (Nicht-)Rezeption von Forschungsergebnissen ist ein altbekanntes Problem, man muss das nicht weiter vertiefen. Bei einem i.w. europaeischen Thema wie der paepstlichen Diplomatie der Fruehen Neuzeit mit einer reichen internationalen Forschung, die ich z.Zt. bibliographisch erfasse, stelle ich auch nur fest, dass es mit der Kenntnisnahme fremdsprachiger Arbeiten sehr hapert. Eben lese ich Dieter Pohl: Die Holocaust-Forschung und Goldhagens Thesen, in:Vierteljahrshefte f.Zeitgeschichte, Januarheft 1979, S.1 ff., und dort S.6 dass die umfangreiche und substantielle osteuropaeische Forschung bis heute kaum zur Kenntnis genommen wird. Jeder wird die Situation kennen, dass er aus seiner Sicht unverzichtbare Beitraege in angloamerikanischen Arbeiten zum selben Thema nicht zitiert findet. All das hat mit Borniertheit und Sprachbarrieren zu tun und ist nicht loesbar. Klar ist allerdings auch, dass Englisch zu einer Art lingua franca geworden ist. Mein Vorschlag waere, statt auf eine Veroeffentlichung in englischer Sprache oder angloamerikanischen Zeitschriften zu setzen, darauf hin zu wirken, dass die Arbeiten, egal in welcher Sprache sie veroeffentlicht wurden, wenigstens durch die bibliographischen Datenbanken, deren wichtigste fuer unser Fach "Historical Abstracts" ist, durch einen englischen abstract publik werden. Die bibliographische Recherche verlagert sich immer mehr auf diverse Datenbanken und die Retrievalsprache ist in aller Regel Englisch. Historical Abstracts ("is a bibliographic database covering the world's scholarly literature in history from 1450 to the present")bietet abstracts von Beitraegen aus ueber 2000 journals aus mehr als 50 Sprachen und enthaelt fuer den Zeitraum 1982 bis 1996 mehr als 300 Tsd. Titel. Die Verteilung nach der Publikationssprache sieht so aus: englisch: 179.061, franzoesisch: 27.047, deutsch: 27.252, russisch: 18.593, italienisch: 11.433 usw.


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