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Quelle - email <H-Soz-u-Kult>
From: Dietrich_Oberwittler@w2.maus.de (Dietrich Oberwittler) |
Liebe KollegInnen,
Ich finde wie Alf Luedtke, dass die Diskussion ueber die Sprache zu instrumentell angegangen wurde. Die Frage der Internationalitaet der historischen Forschung ist doch kein oberflaechliches Problem der Sprache. Anstatt das Kind gleich mit dem Bade auszuschuetten und nur noch englisch-sprachige Aufsaetze zu veroeffentlichen, koennte man sich ja erstmal verstaerkt um Veroeffentlichungen in englisch-sprachigen Zeitschriften bemuehen. Guckt man aber in Past and Present, Social History, Journal of Interdisciplinary History, Central European History etc.pp. hinein, dann herrscht dort eine weitgehende Abstinenz deutscher HistorikerInnen. Die Gruende dafuer liegen m.E. auch darin, dass die deutschen SozialhistorikerInnen und ihre angelsaechsischen KollegInnen, die sich mit deutschen Themen befassen, ihre Forschungsdiskussionen immernoch aneinander vorbei betreiben. Symptomatisch dafuer erscheint mir der Diskussionsbeitrag von Marc Spoerer zu sein, der behauptete - wenn ich ihn nicht falsch verstanden habe -, dass es kaum forschungsrelevante englischsprachige Monographien ueber nicht-angelsaechsische Laender gebe. Meine Erfahrung (Thema Jugenddelinquenz, Jugendwohlfahrt) ist genau gegenteilig! Fuer die Teilnahme an der internationalen Diskussion braucht man aber nicht nur eine gemeinsame Sprache, sondern auch gemeinsame Theorien und Leitfragen, und die sind in der englischsprachigen scientific community meiner Erfahrung nach erheblich mehr von den verschiedenen 'poststrukturalistischen' Ansaetzen gepraegt als in der deutschen. Solange also - etwas ueberspitzt und boesartig formuliert - 'Geschichte und Gesellschaft' ein Gewaechs der weberianischen Monokultur bleibt, wird sie auch auf englisch nicht attraktiver.
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