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From: Benjamin Schenk <bschenk@zedat.fu-berlin.de>
Subject: Re: Anfrage: Bund fuer Dreigliederung des sozialen Organismus
Date: Monday, April 7, 1997 18:42:57 MET


Zur Anfrage von P. Weckel: "Bund fuer Dreigliederung des sozialen Organismus"

Zur Dreigliederungsbewegung vgl.:
Albert Schmelzer: Die Dreigliederungsbewegung 1919. Rudolf Steiners Einsatz fuer den Selbstverwaltungsimpuls, Stuttgart 1991. (Alle Zitate aus diesem Werk)

Am 22.April 1919 wurde der "Bund fuer Dreigliederung des sozialen Organismus" (in einer "lockeren Organisationsform ohne Statuten oder Beitrittskarten" S.160) o.ae. im Stadtgartensaal (in Stuttgart?) gegruendet.
Alle, die dem oben genannten Aufruf zugestimmt hatten, galten als Mitglieder des Bundes. Der Bund sollte "eine freie Plattform fuer Studium und Vorbereitung der Dreigliederungsidee (ebd.)" sein. Bis September 1919 bildeten sich in ganz Deutschland rund 200 Arbeitsgruppen, die vom Bund koordiniert wurden. An diese Arbeitsgruppen gingen vermutlich auch die "Rundschreiben des Bundes fuer Dreigliederung des sozialen Organismus", die eine wichtige Quelle in Schmelzers Buch sind. Dem Bund stand ein Arbeitsausschuss vor, dem die Herren Molt, Unger, von Blume, Emil Leinhas, Theodor Binder und Max Benzinger angehoerten. Den Vorsitz fuehrte Hans Kuehn. Neben diesem Ausschuss wurde Ende April ein "Arbeiterkomitee fuer soziale Dreigliederung" ins Leben gerufen, das von "engagierten Sozialisten (S.161)" getragen wurde und das sich vor allem um Anhaenger in der Arbeiterschaft kuemmern sollte. Ende Mai wurden Arbeitsausschuss und Arbeiterkomitee organisatorisch zusammengefasst. Steiners Ideen fanden bei verschiedensten Adressaten wie dem Arbeitsminister Lindemann, bei Robert Bosch, bei der wuerttembergischen Sozialisierungskommission oder beim Arbeiterrat Gross-Stuttgart nur wenig Resonanz. Besonders der Arbeiterrat nahm Anstoss am puren Idealismus der Dreigliederungsidee und forderte von Steiner klare Antworten auf machtpolitische und strategische Fragen.

F. Benjamin Schenk
Freie Universitaet Berlin
bschenk@zedat.fu-berlin.de


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