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Zur Anfrage von P. Weckel: "Bund fuer Dreigliederung des sozialen Organismus"
Zur Dreigliederungsbewegung vgl.:
Albert Schmelzer: Die Dreigliederungsbewegung 1919. Rudolf
Steiners Einsatz fuer den Selbstverwaltungsimpuls, Stuttgart 1991. (Alle
Zitate aus diesem Werk)
Am 22.April 1919 wurde der "Bund fuer Dreigliederung des sozialen Organismus"
(in einer "lockeren Organisationsform ohne Statuten oder Beitrittskarten"
S.160) o.ae. im Stadtgartensaal (in Stuttgart?) gegruendet.
Alle, die dem oben genannten Aufruf zugestimmt hatten, galten als Mitglieder
des Bundes. Der Bund sollte "eine freie Plattform fuer Studium und Vorbereitung
der Dreigliederungsidee (ebd.)" sein. Bis September 1919 bildeten sich in
ganz Deutschland rund 200 Arbeitsgruppen, die vom Bund koordiniert wurden.
An diese Arbeitsgruppen gingen vermutlich auch die "Rundschreiben des Bundes
fuer Dreigliederung des sozialen Organismus", die eine wichtige Quelle in
Schmelzers Buch sind. Dem Bund stand ein Arbeitsausschuss vor, dem die Herren
Molt, Unger, von Blume, Emil Leinhas, Theodor Binder und Max Benzinger
angehoerten. Den Vorsitz fuehrte Hans Kuehn. Neben diesem Ausschuss wurde
Ende April ein "Arbeiterkomitee fuer soziale Dreigliederung" ins Leben gerufen,
das von "engagierten Sozialisten (S.161)" getragen wurde und das sich vor
allem um Anhaenger in der Arbeiterschaft kuemmern sollte. Ende Mai wurden
Arbeitsausschuss und Arbeiterkomitee organisatorisch zusammengefasst. Steiners
Ideen fanden bei verschiedensten Adressaten wie dem Arbeitsminister Lindemann,
bei Robert Bosch, bei der wuerttembergischen Sozialisierungskommission oder
beim Arbeiterrat Gross-Stuttgart nur wenig Resonanz. Besonders der Arbeiterrat
nahm Anstoss am puren Idealismus der Dreigliederungsidee und forderte von
Steiner klare Antworten auf machtpolitische und strategische Fragen.
F. Benjamin Schenk
Freie Universitaet Berlin
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