Wehrmachtsausstellung/Ungvary

Thomas Schmitz ist zweifellos zuzustimmen, dass Dr. Krisztian Ungvarys Artikel im Oktoberheft der GWU methodische Maengel aufweist. Dazu kommen auch noch fragwuerdige oder schlicht falsche Aussagen. So behauptet Ungvary, dass vor allem Geheime Feldpolizei und Feldgendarmerie fuer Massenerschiessungen von Zivilisten und Kriegsgefangenen verantwortlich waren.

Andererseits kommt Dr. Ungvary das Verdienst zu nachgewiesen zu haben, dass mehrere der im Ausstellungskatalog abgebildeten Greueltaten und Kriegsverbrechen auf das Konto der ungarischen Armee und anderer nichtdeutscher Verbaende gingen. Uebrigens ist in der amerikanischen Version des Ausstellungskatalogs[1] die Massenexekution durch ungarische Militaerangehoerige in Stari Becej nicht entfernt worden. Den begleitenden Text hat man nur teilweise korrigiert, d.h., er ist immer noch fehlerhaft. Es existieren zudem weiterhin sinnentstellende und verzerrende Texte sowie falsche Bildbeschreibungen auf die ich hier im einzelnen nicht eingehen kann.

Interessanterweise verliert Herr Schmitz kein Wort ueber die undifferenzierten und fragwuerdigen Methoden und Aussagen der Autoren der Wehrmachtsausstellung. So verwundert es daher nicht, dass Dr. Walter Manoschek nur Komplimente fuer Herrn Schmitz' Beitrag hat. Derselbe Dr. Manoschek hat juengst in einem englischsprachigen Artikel das folgende geschrieben:
"It[die Wehrmachtsausstellung, JB] shows how the famed 6th Army, which was wiped out in 1942/43 in the Battle of Stalingrad, was involved in the murder of Ukrainian Jews on its way to that battle - massacring [sic!] 30,000 of them in the Babi Yar ravine near Kiev in September 1941, for instance...[2]. Hier wird also die Mithilfe (oder Beihilfe) von einzelnen Wehrmachtsangehoerigen und einer Pioniereinheit an  diesem Massaker zur Direktaeterschaft umfunktioniert.

Oder handelt es sich hierbei um einen Uebersetzungsfehler? Will sagen: Zweifelhafte Methoden und falsche Aussagen sind auf beiden Seiten der Kontroverse zu finden, und das nicht zu knapp!

Cheers,
Jorg Bottger
Independent Scholar
State College, Pennsylvania

Anmerkungen:

[1] _The German Army and Genocide: Crimes Against War Prisoners, Jews, and Other Civilians, 1939-1944_, edited by the Hamburg Institute for Social Research (New York: The New Press, 1999).

[2] Walter Manoschek, "Austrian Reaction to the Exhibition 'War of Extermination. Crimes of the Wehrmacht 1941 to 1944'", in _Contemporary Austrian Studies_ 7(1999), S. 194.


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Jorg Bottger <bottgerholstein@yahoo.com>
Subject: Artikel von Thomas Schmitz
Date: 15.12.1999


       

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