Wehrmachtsausstellung/Ungvary

Als juengerer Beobachter der laufenden Wehrmachtsausstellungs-Debatte mag man mir eine gewisse Naivitaet unterstellen, aber die Diskussion nimmt nun, nicht zuletzt mit dem Beitrag von Thomas Schmitz in dieser Liste, Formen an, die einen ueber die Art wissenschaftlicher Diskussionen sehr ins Zweifel geraten lassen koennen. Zunaechst scheint mir Herr Schmitz ja eine inhaltlich wohl sehr sinnvolle Kritik an einer quantitativ-oberflaechlichen Analysemethodik vorzubringen, die von Dr.Ungvary in der GWU vorgestellt wurde. Von der sachlichen Kritik steigert er sich dann aber in eine Tirade gegen Ungvary hinein, die gerade hier in dieser Liste eigentlich wenig zu suchen hat. Gaenzlich ein geschmacklicher Missgriff historisch ersten Ranges ist die Metapher von der Bilder-"Selektion" zum Ende des Beitrags, die wohl den pathetischen Schlussangriff gegen die GWU emotional vorbereiten soll. Wenn das dem Frustrationsabbau des Autors dient, ist das ja schoen, und auch in der Bild-Zeitung mag das noch durchgehen, aber wieso muss dieser Tonfall unter Historikern bei "internen" Debatten in einer Mailingliste angeschlagen werden? Freilich ist eben auch der Verlauf der Diskussion ueber die Wehrmachtsausstellung schon in diesen hysterischen Bahnen verlaufen, angefangen von Reaktionen rechtskonservativer Kreise bei Ausstellungseroeffnung z.B. in Muenchen, fortgesetzt von dem Umgang des Hamburger Reemtsma-Instituts mit Bogdan Musial, das diesen Fehler immerhin nun, wenn auch sehr spaet, ausbuegeln will. Schoen waere es, wenn irgendwann einmal  wieder vorrangig um die Thematik der Ausstellung selbst und ueber ihre adaequate Darstellung in der Oeffentlichkeit debattiert wuerde, ohne immer wieder neu Rechnung um Rechnung virtuell-kriegerisch (passend zur Thematik?) zu begleichen.

Stefan Hemler, Muenchen


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: Thomas Schmitz <schmitz_thomas@yahoo.com>
Subject: Wehrmachtsausstellung/Ungvary
Date: 13.12.1999


   

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