Quelle - email <H-Soz-u-Kult>

From: "Ingram Haase" <ingram=haase@RZ.HU-BERLIN.DE>
Subject: Re: Die Wehrmacht in Massada
Date: Friday, April 11, 1997 9:31:04 MET


Reaktion auf den Beitrag von Th. Schmitz: Die Wehrmacht in Massada

Mit grossem Erstaunen nehme ich immer wieder wahr, das die Kritik an polemischen Aeusserungen des jeweiligen Opponenten ihrerseits aeusserst polemisch sein kann und dies vielen Autoren offensichtlich nicht einmal auffaellt.

Vielleicht liegt es an meinem Glueck, weder in den rechtslastigen vierziger/fuenfziger Jahren noch in den linkslastigen sechzigern grossgeworden zu sein, dass ich eine solche Stellungnahme zu dem Thema "Wehrmachtsausstellung" nicht besonders wissenschaftlich und sachlich finde.

Freilich: Auch ich bin gegen die kritisierten Arten und Weisen der Berichterstattung, die Herr Schmitz bemaengelt. Der Artikel erweckt jedoch den Eindruck, in Deutschland gaebe es nur Kritiker, noch dazu unsachliche, der Muenchner Ausstellung. Dies zumal bei einem auslaendisches Publikum, das ja offensichtlich Adressat des Artikels sein sollte, warum wurde er sonst in einem Englisch verfasst, dem man obendrein sofort seine deutsche Herkunft ansieht?
Ich bin nicht der Ansicht, dass die Diskussion ueber die Ausstellung in Muenchen ueberdurchschnittlich unsachlich gefuehrt wurde. Im Gegenteil, so denke ich, hat dieser Anstoss zu einem neuen Ueberdenken des Bildes des unschuldigen, pflichterfuellenden Wehrmachtssoldaten gefuehrt, und das in breiten Teilen der Bevoelkerung. Dies finde ich sehr positiv, auch wenn, aus beiden Richtungen, bisweilen unsachliche und schaedliche Beitraege zu bemerken waren. Aber eine gute Diskussion haelt das aus.

Vielleicht waere es auch im Sinne eines noch sachlicheren Dialoges sinnvoll, sich in die jeweiligen Positionen der argumentativen Gegner hineinzuversetzen. Das heisst auch in die des ehemaligen Wehrmachtssoldaten, dessen komplette Jugend auf den Schlachtfeldern der Ostfront draufging, der sich vielleicht persoenlich wirklich nichts hat zu schulden kommen lassen und der nun gewissermassen gar nicht gegen die kritische Betrachtung der Wehrmacht rebelliert, sondern eher gegen die Erkenntnis, dass seine unwiederbringlichen "besten Jahre" sinnlos verheizt wurden und er es damals nicht gemerkt hat/nicht merken konnte/wollte...

Ingram Haase, Berlin


Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult · Humanities · Sozial- und Kulturgeschichte

Diskussionen    Diskussion Was in Muenchen...